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Inschriften in Regenstauf (Bayern)

Thomas Manns Zugunglück

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Wenn man beim Bahnhof Regenstauf von der Ortsseite aus die Bahnlinie unterquert, kann man rechts an der Brückenwand das hier beschriebene Schild sehen.

   

Foto: Regenstauf Schild wg. Thomas Mann in Zugunglück

   

Foto: Hans-Rudolf Hower 2008

   

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Inschrift

Originaltext

Gedenktafel

Am 1. Mai 1906 ereignete sich im Bahnhof in Regenstauf ein Eisenbahnunglück.

In einem der Züge saß der Dichter und Nobelpreisträger Thomas Mann (1875 - 1955) auf der Fahrt nach Hof.

--- [Bild] ---

Die Novelle von Thomas Mann: „Das Eisenbahnunglück” basiert auf diesem Zugunglück in Regenstauf.

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Kommentar

Das Bild der Gedenktafel vermittelt den Eindruck, dass das von Thomas Mann literarisch verarbeitete Zugunglück einen riesigen Berg von zerstörten Eisenbahnwagen hervorgebracht hat. Nach der dt. Wikipedia die Sache jedoch eher glimpflich ausgegangen zu sein. Zwar ist da ein Personenzug wegen einer falschen Weichenstellung mit einem Güterzug zusammengestoßen, aber ernsthafte Personenschäden hat es anscheinend nicht gegeben, einerseits dank der Notbrensung des Lokomotivführers und andererseits wohl auch dank der damals noch üblichen niedrigeren Geschwindigkeiten. Wenn Sie mehr Einzelheiten über dieses Zugunglück wissen, schreiben Sie uns doch! Vielen Dank im Voraus!

Interessant an Thomas Manns Novelle ist die Schilderung des skeptisch beäugten Verhaltens der „Amtspersonen” und des momentanen Schwankens der Achtung vor dem möchte-gern-allmächtigen Staat. Selbstredend wird diese Achtung am Ende wieder hergestellt...

Und dank Thomas Mann wurde die Eisenbahnnebenstrecke zu einer literarischen Hauptsache.

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Historische Quellen

Den folgenden Artikel aus der Augsburger Abendzeitung Nr. 121 von Donnerstag, 3. Mai 1906, hat Walter Langenmeier in der Augsburger Staatsbibliothek aufgestöbert und uns dankenswerterweise zugesandt.

 

Der Zugsunfall bei Regenstauf

Regensburg, 2. Mai. Zu dem Unfall, der gestern nachts den München=Berliner D=Zug bei Einfahrt in den Bahnhof Regenstauf betroffen hat, wir[d] noch mitgeteilt: Der D=Zug war 30 Achsen stark, hatte ein Gewicht von 240 Tonnen und wurde ab Regensburg von einer schweren C V=Lokomotive gefahren; hinter derselben lief zuerst der vom Zugführer Krauß aus Hof und einem Gepäckschaffner besetzte Dienstwagen, dann ein italienischer Durchgangswagen 1. und 2. Klasse Rom = Berlin, der nicht stark besetzt war, hierauf folgte der stärker besetzte bayerische Durchgangswagen Meran = Berlin, dann kam ein preußischer vierachsiger Personenwagen 3. Klasse München = Berlin, hierauf ein vierachsiger Schlafwagen München = Berlin, ihm folgte wieder ein vierachsiger Schlafwagen München = Dresden, dann kam ein vierachsiger Personenwagen mit 1. 2. und 3. Klasse Reisenden un[d] dann der vierachsige Postwagen. Mit einer Geschwindigkeit von mehr als 80 Kilometer in der Stunde, näherte sich der D=Zug dem Bahnhofe Regenstauf, dessen weiße Signallichter dem Lokomotivführer anzeigten, daß er im ersten Gleis durchfahren könne. Im zweiten Gleis stand um diese Zeit kein Zug, im Ueberholungsgleis der Güterzug 2413 hinterstellt. Plötzlich beim Befahren der Weiche Nr. 1 merkte der Lokomotivführer, daß sein Zug nach links abgelenkt wurde, in diesem Augenblick sah er auch schon die Schlußlichter des Güterzugs vor sich, er gab Notbremsung und Kontredampf, und sprang im letzten Augenblick mit dem Heizer ab, die schwere Lokomotive aber fuhr mit einer Geschwindigkeit von noch 50 Kilom. auf den Güterzug auf; infolge des Anpralls entgleisten etwa 20 Wagen des Güterzugs, 10 wurden total demoliert, 7 leichter beschädigt, die Lokomotive des Güterzugs und die des Schnellzugs entgleisten gleichfalls, letztere wurde sehr stark beschädigt. Der Dienstwagen, der Rom=Berliner und der Meran= Berliner Personenwagen wurden defekt, blieben aber im Gleis, die folgenden Wagen des Schnellzugs nahmen keinen Schaden; auch die Schnellzugsreisenden und das Personal des Güterzugs blieben unverletzt, dagegen erlitten Zugführer Krauß von Hof, dann ein Münchner Postbediensteter und der preuß. Schlafwagenschaffner Verletzungen, die nicht lebensgefährlich sind, Zugführer Krauß wurde vom Bremssitze herabgeschleudert. Es folgte nun eine Szene großer Verwirrung. Von Regenstauf kam der Arzt und die Feuerwehr, von Regensburg und von Schwandorf trafen nach einer Stunde Hilfszüge mit Requisitenwagen und Aerzten sowie höheren Betriebsbeamten ein; es begannen, nachdem für die Verletzten schon vorher gesorgt worden war, die sehr schwierigen Aufräumungsarbeiten; drei Gleise waren gesperrt, kein Zug konnte passieren. Die Schnellzugsreisenden mußten warten, bis ein Gleis frei gemacht war und dann auf den Eilzug München = Schwandorf übersteigen. Von dort konnten sie mit dreistündiger Verspätung mit einem eingelegten Schnellzug nach Berlin weiterfahren; der Expreßzug Verona = Berlin mußte über Ingolstadt=Nürnberg geleitet werden. Das amtlich erwähnte Nichtfunktionieren der Einfahrtsweiche ist darauf zurückzuführen, daß sich die Zugstange dieser Weiche vom Spitzenverschluß gelöst hatte und hierdurch die Weichenzunge frei beweglich war.

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Durch diesen Artikel kann man mehrere Einblicke in die Zeit kurz nach der Wende zum 20. Jahrhundert gewinnen, nämlich:

  • Das etwas andere rollende Material der damaligen Bahn, von der Dampflokomotive bis zum Bremserhäuschen auf dem letzten Wagon. Dass die Vierachsigkeit aller Personenwagons extra genannt wird, zeigt, dass damals noch viele oder sogar überwiegend drei- und vor allem zweiachsige Wagons in Dienst waren, - was den Reisekomfort eher gering hielt...
  • Die Namen der damaliger Zuggattungen.
  • Die Drei-Klassen-Aufteilung der Personenabteile bei der Bahnfahrt.
  • Der Beamtenstatus der Bahnbediensteten.
  • Das Chaos der Hilfsmaßnahmen.
  • Das damalige Eisenbahner- und Journalistendeutsch. Heute würde ein ähnlicher Artikel ganz anders abgefasst.
  • Die nach heutigem Empfinden fehlende Rücksicht bei der Nennung der Namen von Privatpersonen.
  • Die alte deutsche Rechtschreibung.
  • Einiges von all dem haben wir Älteren nach dem Zweiten Weltkrieg noch selbst erlebt.

    Weitere Eisenbahn-Infos

    Walter Langenmeier hat als passionierter Erforscher und Dokumentierer der Eisenbahnhistorie nicht nur verbaliter.de zu diesem historischen Text verholfen, sondern auch das Länderbahn-Forum mit vielerlei historischen Bahninformationen versorgt. Schauen Sie nur einmal in die Rubrik Allgemein des Gästebuchs des Forums!

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    Den folgenden Artikel aus Augsburger Neueste Nachrichten vom Freitag, 4. Mai 1906, Nr. 104, Seite 4, hat Walter Langenmeier ebenfalls in der Augsburger Staatsbibliothek aufgestöbert und uns dankenswerterweise zugesandt. Man beachte den gesunden Schlaf des Reisenden, der das ganze Unglück verschlafen hat.

     

    Zum Eisenbahnunglück bei Regenstauf

    Die kgl. Eisenbahnbetriebsdirektion Weiden teilt folgendes mit: "D=Zug 21 ist in der Nacht des ersten Mai um 9.30 Uhr in Regenstauf auf den dort fahrplanmäßig zu überholenden Güterzug 2413 infolge Ablenkung aufgestoßen. Der Zugführer des D=Zuges (Kraus von Hof) hat durch Glassplitter nicht unbedeutende Verletzungen am Kopfe und an der linken Hand davongetragen; nachträglich wurden noch als unerheblich verletzt gemeldet: Der Postkondukteur und der Schlafwagenschaffner. Sonst wurde niemand verletzt. Die Lokomotive, der Gepäck= und zwei Durchgangswagen des D=Zuges, sowie zehn Güterwagen des Güterzuges und die Geleise wurden stark beschädigt. Die Ein= und Ausfahrt von Zügen war hierdurch in Regenstauf unmöglich gemacht. Von Regensburg und Schwandorf wurden alsbald Hilfszüge mit Kommissären der Betriebsdirektion Regensburg und Weiden an die Unfallstelle geleitet. Gegen 1 Uhr 30 Minuten war die Fahrbahn für eingleisigen Betrieb freigemacht und konnten die Reisende des D=Zuges nach Umsteigen mit dem verspäteten Eilzug 97 weiterbefördert werden. Die um diese Zeit fälligen Personenzüge 1020, 1030 und 1015 haben größere Versäumnisse erfahren. Einzelne Güterzüge konnten teils nicht abgefertigt, teils mit erheblichen Versäumnissen durchgeführt werden. Süd=Nord=Expreß 23 wurde über Nürnberg = Bayreuth und Hof umgeleitet. Im Laufe des heutigen Tages kann doppelbahnmäßiger Betrieb wieder aufgenommen werden. Die Ursache der Zugsablenkung (mutmaßlich ein plötzlich eingetretener Defekt an der Einfahrtsweiche wird durch die sofort eingeleitete Untersuchung wohl festgestellt werden können."

    Der "A. Abdzt." wird noch geschrieben: Die Veranlassung zu dem Unfall ist noch nicht festgestellt, doch trifft weder das Stationspersonal noch die Zugbeamten eine Schuld. Signale und Weichen standen richtig, doch vermutet man, daß durch einen kleinen plötzlich auftretenden Defekt an der Zentralisierung die Weiche aufgeschnitten wurde, und so der D=Zug auf das gleiche Geleise einlief, in dem der Güterzug stand. Zum Glücke fuhr der D=Zug nur mit etwa 70 Kilometer Geschwindigkeit durch die Station, und wurde dadurch unabsehbares Unglück verhütet. Als der Führer des D=Zuges den falschen Lauf des Zuges bemerkte, und die roten Schlußlichter des Güterzuges vor seiner Fahrbahn erschienen, riß er sofort die Steuerung zurück, ließ die Notbremse wirken und gab Kontredampf. Durch diesen Rückschlag stürzte der Heizer und auf ihn der Führer, so daß beide in eine Eicke der Lokomotive zu liegen kamen und nicht abspringen konnten. Doch gerade dieser Umstand wurde ihre Rettung. Denn im gleichen Moment hagelten Eisentrümmer, Räder und Kisten zur Erde und wären beide zweifellos erschlagen worden. So aber neigte sich die entgleiste Maschine, nachdem sie auf den Güterzug aufgefahren war, langsam auf die Seite und die beiden Männer konnten unbeschädigt herauskriechen. Die Maschine hat sich tief in den Sand eingegraben, ebenso der Tender, welcher bis zu den Federn im Sande steckt. Auf den Aufstoß erfolgte zuerst eine lautlose Stille, dann aber ertönten von seiten der zum Tode erschrockenen Passagiere laute Jammer= und Schreckensrufe. Doch waren außer einem Herrn Dr. Groß aus Rastenberg in Thüringen alle Reisende mit dem Schrecken davongekommen. Dr. Groß war ein Koffer auf den Kopf gefallen, war einen Nervenchok veranlaßte; er mußte seine Reise unterbrechen und sich in ärztliche Behandlung begeben. Der Zugführer des D=Zuges, Krauß von Hof, erlitt durch den heftigen Stoß - er befand sich während der Katastrophe in dem Packwagen - eine Erschütterung des ganzen Körpers und eine heftig blutende Fleischwunde am Kopfe. Der Postkondukteur erlitt eine leichte Verletzung des Knies und der Schlafwagenschaffner eine solche am Rücken. Alle drei konnten sich, nachdem sie verbunden waren, mit einem späteren Zuge nach Hause begeben. Vom Personal des Güterzuges wurde niemand verletzt. Die Leute waren kurz vorher abgestiegen und entgingen so dem sicheren Tode. Das Bremshäuschen, welches der Schlußbremser vor einigen Minuten verlassen, hing kurz darauf vollständig zertrümmert am Kamine der D=Zugmaschine. Der Inhalt der Güterwagen ist über den ganzen Bahnhof zerstreut, da es meistens Stückgutladungen waren. Drei Güterwagen sind förmlich ineinander verbissen und bilden einen haushohen Trümmerhaufen; andere Wagen sind von ihrem Untergestell glatt abrasiert, wieder andere liegen als Riesenkisten ohne Deckel, umgekehrt zwischen den Schienen. Ein Chaos von Puffern, Eisenteilen und Splittern bildet einen mächtigen Haufen. Es ist geradezu staunenswert, wie die stärksten Eisenteile, als Puffer, Träger, Unterteile, Wagenachsen, gebogen sind wie Spiralen und gebrochen wie Zündhölzer. Das Geleise und die Zentralanlagen sind teilweise zerstört. Der Unglücksfall entbehrte auch nicht der unfreiwilligen Komik. So fand man heute früh 6 Uhr bei nochmaliger Durchsicht der Wagen in einem Abteil des Schlafwagens, einen in tiefem Schlummer liegenden Reisenden. Der nervenstarke Herr kam aus Spanien und war schon fünf Tage unterwegs; er erfreute sich eines so gesunden Schlafes, daß er von dem ganzen Unfall nichts gemerkt. Beim Wecken meinte er in Berlin zu sein und war höchst verwundert, als er sich in solcher Umgebung erblickte. Er öffnete in aller Seelenruhe seinen Koffer, entnahm demselben einen Kodak mit der launigen Bemerkung, daß er nun seine Lagerstätte photographieren wolle, und versprach, den Stationsbeamten einen Abzug als Andenken zu senden.

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    Anmerkungen

    regenstauf.de

    Amtliche Seiten.

    Regenstauf

    In dt. Wikipedia.

    Ausführlicher Lexikon-Artikel über den Markt Regenstauf und seine Geschichte. Darin kurze Erwähnung des Zugunglücks und der Mannschen Novelle. Ebenfalls hingewiesen wird auf Johann Wolfgang von Goethe, dessen Italienische Reise von Karlsbad aus über Regenstauf führt, sowie auf David Lindsay, der den Aussichtsturm auf dem Gipfel des Schlossberges in seinen Roman A Voyage To Arcturus aufgenommen hat.

    Das Eisenbahnunglück

    In dt. Wikipedia

    Ausführlicher Lexikon-Artikel über Thomas Manns gleichnamige Novelle und ihren Anlass, das Zugunglück in Regenstauf.

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    Urlaub in Regenstauf?   Toll!   Aber wo wohnen?

    Ob Zimmer, Appartment, Ferienwohnung, Ferienanlage (Resort), Pension, Hotel oder sonst eine Unterkunft,
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    Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln

    Regenstauf liegt an der Bahnlinie Regensburg - Schwandorf, nur einen Halt von Regensburg entfernt.

    Von Regensburg kommend geht man auf den Bahnhofsvorplatz und dann links die Straße zur Unterführung hinunter. Die Gedenktafel befindet sich direkt an der Brücke auf der rechten Straßenseite.

    Von Schwandorf kommend geht man über den Parkplatz rechts die Straße zur Unterführung hinunter und unterquert die Bahnlinie. Die Gedenktafel befindet sich auf der anderen Seite direkt an der Brücke auf der linken Straßenseite.

    Angaben zur Anreise entsprechen unseren persönlichen Kenntnissen oder sogar Erfahrungen, aber wir können keinerlei Verantwortung für ihre Richtigkeit übernehmen. Wenn Sie diese Seite lesen, können sich in der Wirklichkeit Veränderungen ergeben haben.

    Hans-Rudolf Hower 2008

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    Häufige Fragen - Webmaster

    Letzte Aktualisierung: 04.04.16