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Inschriften in Piombino (Toskana)

Alle Gefallenen des 20. Jahrhunderts

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Das kleine italienische Dorf Riotorto, das heute zur Stadtgemeinde Piombino gehört, liegt am Rand der Küstenebene zwischen den Bergen von Piombino und den Erzhügeln (Colline metallifere) und schmiegt sich an den Hang dieser Inlandsberge, gut 20 km von der Muttergemeinde entfernt. Und im Zentrum des Ortes steht ein Kriegerdenkmal, das in mehrfacher Weise bemerkenswert ist.

Foto Riotorto: Obere Inschrift

Obere Inschrift

Anreise
Internet

   

Fotos: Hans-Rudolf Hower 2005

Foto Riotorto: Kriegerdenkmal

Foto Riotorto: Untere Inschrift

Untere Inschrift

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Obere Inschrift

Originaltext (auf Italienisch)

e le stelle
dal
cielo ci guidino
sulla via della
pace

Übersetzung 1

und die Sterne
mögen uns
vom Himmel aus
auf der/die Straße
des Friedens führen

Übersetzung 2

und die Sterne
mögen uns
vom Himmel
auf die Straße
des Friedens führen

Sprachliche Hinweise

Wie oben gezeigt, sind m.E. verschiedene übersetzungen möglich (wenn Sie anderer Meinung sind, schreiben Sie uns bitte). übersetzung 1 spricht von den Sternen im Himmel, die von dort aus unsere Geschicke leiten sollen, hin zur Straße des Friedens (auf der wir noch nicht sind) bzw. auf der Straße des Friedens (auf der wir uns bereits befinden). Dagegen besagt übersetzung 2, dass uns die Sterne vom Himmel (wo wir uns als Gefallene befinden) auf die Straße des Friedens führen sollen; dies wäre ein Widerhall der christlichen Auferstehungshoffnung. Sprachlich erscheinen mir alle diese Varianten möglich, und es ist unschön, einen poetischen Text seiner Vielschichtigkeit zu berauben. Aber im Deutschen muss man sich leider für eine Version entscheiden. Der folgende Kommentar geht von übersetzung 1 (mit "auf die Straße des Friedens") aus.

Kommentar

Diese Inschrift ist - wenn man ihn nicht als rein religiöse Hoffnung für das Jenseits auffasst - ein wahrer Lichtblick, wenn man an die vielen Kriegerdenkmäler dieser Welt denkt, die nur den Heldenmut der Gefallenen preisen und den vergangenen Krieg als notwendiges patriotisches Opfer darstellen, ohne den Frieden als Ziel für die Zukunft aufzuzeigen. Beklemmend ist allerdings, dass der Frieden laut Inschrift nur mit Hilfe der „Sterne“ (wohl ein poetisch-verschämter Ausdruck für Gott) erreicht werden kann. Dadurch erscheint der Krieg als ein schicksalhaftes, unvermeidbar wiederkommendes Ereignis, gegen das man nichts anderes tun kann als zu hoffen und ggf. heldenhaft zu sterben. Doch Kriege werden von Menschen zur Durchsetzung ihrer Ziele gemacht und können mit menschlichen Mitteln verhindert werden. Zumindest sollte man es versuchen...

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Untere Inschrift

Originaltext (auf Italienisch)

AI CADUTI
DI TUTTE LE
GUERRE
DEL
XXO SECOLO

2 Giugno 2001

Übersetzung

Für die Gefallenen
aller
Kriege
des
20. Jahrhunderts

2. Juni 2001

Kommentar

Im 20. Jahrhundert war man daran gewöhnt, in den meisten Dörfern und Städten Europas ausschließlich ein Kriegerdenkmal für den Ersten Weltkrieg und ein weiteres für den Zweiten Weltkrieg zu finden. Manchmal wurden beide auch in einem einzigen Denkmal vereint. Und in aller Regel ehrte man nur seine eigenen Gefallenen, d.h. die Gefallenen des Landes, in dem die Denkmäler standen. Doch das Denkmal in Riotorto ist bei aller Ähnlichkeit anders:

– 

Das Denkmal nimmt in der Rückschau 2001 die Tatsache zur Kenntnis, dass es im 20. Jahrhundert bedeutend mehr als nur zwei Kriege gegeben hat. Eigentlich war ja ständig irgendwo Krieg, und Gefallene gab es noch und noch.

Das Denkmal ehrt - jedenfalls dem Wortlaut nach - nicht nur die italienischen Gefallenen, sondern alle Gefallenen. Dies könnte als allgemeine Verbeugung vor allen Soldaten dieser Welt gemeint sein, die ja sozusagen per Definition immer nur ihr eigenes Land gegen böse Feinde von außen verteidigen. Leider entsprachen – und entsprechen – jedoch nicht alle Soldaten dieser Welt dieser gutmeinenden Definition. Man denke im Fall Italiens z.B. an die deutschen und österreichischen Angriffs- und Besatzungstruppen im Zweiten Weltkrieg, deren Ziel erklärtermaßen nicht die Verteidigung des deutschen Vaterlandes war, sondern die massive Ausweitung des deutschen „Lebensraums“ auf Kosten anderer Völker. Auch angesichts der sogar 2016 immer noch anstehenden, oft verschleppten Prozesse wegen der von deutschen Truppen in Italien begangenen Kriegsverbrechen erscheint die Interpretation des Denkmals als Ehrung des „unbekannten Soldaten“ aller Länder zumindest als unwahrscheinlich. Obwohl: Die im Folgetext genannten Kriege des 20. Jahrhunderts werden nicht auf solche mit italienischer Beteiligung eingeschränkt.

Auch wenn man die - wahrscheinliche - implizite Beschränkung des Denkmals auf die italienischen Gefallenen annimmt, bleibt die Besonderheit der Einbeziehung aller Kriege des 20. Jahrhunderts. Auf diese Weise werden die beiden Weltkriege, die militärische Unterstützung Nazi-Deutschlands, die soldatischen Opfer des italienischen Faschismus, die italienischen Eroberungs- und Kolonialkriege und spätere Einsätze im Rahmen von UNO oder NATO in einen Topf geworfen. Diese wohl vom nationalen Ehrgefühl, der Trauer der Hinterbliebenen und vielleicht auch wahltaktischem Kalkül geprägte Kompromissformel dürfte auch innerhalb der italienischen Bevölkerung nicht unumstritten und das Ergebnis langer politischer Auseinandersetzungen sein (wenn Sie mehr darüber wissen, schreiben Sie uns bitte).

Die gezielte „Vermischung der Opfer“ kann man gewiss bedauern. Aber vielleicht sind ja die Leute von Riotorto damit bereits einen Schritt weiter gekommen als wir Deutsche, deren Kriegerdenkmäler für den zweiten Weltkrieg immer noch alle deutschen Soldaten aller Dienstgrade meist völlig undifferenziert als reine Helden und Opfer sehen.

Nicht zu vergessen ist aber die Friedensperspektive, die diesem Text in der oberen Inschrift vorangestellt wird.

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Internet

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Adresse / Eigner

Anmerkungen

Piombino

In dt. Wikipedia.

Lexikonartikel zur Gemeinde Stadt Piombino.

Piombino

In it. Wikipedia.

Ausführlicher Lexikonartikel zur Stadt Piombino.

Città di Piombino

Stadt Piombino.

Amtliche Seiten der Stadt Piombino.

Stadtplan Piombino

Auf google.de.

Verschiebbarer und zoombarer Stadtplan von Piombino.

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Urlaub in Riotorto?   Toll!   Aber wo wohnen?

Ob Zimmer, Appartment, Ferienwohnung, Ferienanlage (Resort), Pension, Hotel oder sonst eine Unterkunft,
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Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln

Zur Anreise nach Piombino siehe Inschriften in Piombino.

Im Gegensatz zu seiner Muttergemeinde Piombino liegt Riotorto an der Bahnlinie Livorno - Rom. Es hat einen eigenen Bahnhof (Vignale-Riotorto), der allerdings fast 2 km außerhalb des Ortes liegt und nur von Regionalzügen bedient wird. Es ist durch Busse nur locker mit der Umgebung verbunden. Für einen touristischen Aufenthalt wären daher zumindest Fahrräder angesagt (was bei dem ebenen Küstengelände kein Problem wäre), wenn nicht ein Mietwagen vor Ort.

In Riotorto steht das Denkmal an der wichtigsten Straßenkreuzung mitten in dem kleinen Ort.

Angaben zur Anreise entsprechen unseren persönlichen Kenntnissen oder sogar Erfahrungen, aber wir können keinerlei Verantwortung für ihre Richtigkeit übernehmen. Wenn Sie diese Seite lesen, können sich in der Wirklichkeit Veränderungen ergeben haben.

Näheres zu Bahnverbindungen siehe die Online-Auskunft ihrer Eisenbahngesellschaft, z.B. Deutschen Bahn oder von Trenitalia (auf Chinesich, Deutsch, Englisch, Französisch und Italienisch).

Bus- und Zugverbindungen findet man auf oraribus.com.

Hans-Rudolf Hower 2005

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Häufige Fragen - Webmaster

Letzte Aktualisierung: 18.04.16