Inschriften in Nürnberg

Rätselhafte Hasen

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Auf dem Platz vor der Kaiserburg in der Nürnberger Innenstadt steht die hier beschriebene übergroße Bronzeplastik eines Hasen mit einem winzigen Hasen davor.

Inschrift

Kommentar

ZEIT ONLINE - REISEN schreibt unter dem Titel Dandy vor Fachwerk kritisch über den Tiergärtnertorplatz, wo Jürgen Goertz' Skulptur „Der Hase“ aufgestellt ist: „Der Hase ist eine riesige Häsin aus Bronze, die gerade eine Unmenge Jungtiere wirft, ein Werk des Bildhauers Jürgen Goertz, der damit ziemlich wüst auf Albrecht Dürers Aquarell Feldhase und dessen uferlose Vervielfältigung anspielt. Tatsächlich hat einen der Hase im Dürer-Hotel gleich um die Ecke bereits x-fach von den Frühstücksservietten begrüßt. Hier am Tiergärtner Tor ist man geradezu umzingelt von AD-Atmosphäre und AD-Klischees [...].“ Folgt man dieser – durchaus verständlichen – Interpretation der Lage, dann steht Jürgen Goertz' Skulptur genau an der richtigen Stelle, und zwar als kritischer Gegenpol, der mit seinen nachdrängenden Junghasen und dem alles zermalmenden Riesenmaul der Häsin das Überhandnehmen der Albrecht-Dürer-Werbung geißelt. Die unter der Pranke der Häsin (anders kann man es kaum nennen) begrabene menschliche Hand, an der ja vermutlich ein Mensch hängt, könnte in die gleiche Richtung zeigen. Das kleine Häschen vor der Riesenskulptur würde dann auf die bescheidenen Anfänge des AD-Booms hinweisen.

Die Gießener Zeitung (unter Was verbinden wir mit der fränkischen Stadt Nürnberg? sieht den grimmigen Blick der Häsin etwas oberflächlich nur durch die auf ihrem Rücken herumrutschenden Kinder hervorgerufen. Wobei das mit den Kindern schon wahr ist.

Das Nürnberger Hotel Victoria verfolgt unter Künstlerisches Nürnberg - Skulptur im öffentlichen Raum einen anderen Gedanken: „Am Tiergärtnertorplatz finden wir Der Hase – Hommage an Dürer von Jürgen Goertz (1984). Mehr als lebensgroß liegt das Tier vor uns, quillt aus einer viel zu kleinen Kiste, aus seiner Flanke ergießen sich kleine Häschen, er verspeist Nägel und unter seiner monströsen Pfote lugt ein Stück menschlicher Fuß hervor. Persifliert der Künstler Dürers Original oder stellt er Renaissance und Moderne selbstbewusst gegenüber?“ Über den Fuß kann man sicher streiten. Ich sehe da eher eine Hand. Aber eines bleibt: Die Häsin überwältigt alles Menschliche. Eine Hommage, die zugleich ein Gegenbild darstellt, geht das?

Ganz abseitig kommt das Portal Travel and Leisure daher, das Jürgen Goertz' Hasen zu den hässlichsten Kunstwerken im öffentlichen Raum (World's Ugliest Public Art) zählt und dazu folgenden Kommentar abgibt: „This dazed or possibly dead rabbit seems unaware of the swarm of mice that shares its busted-up crate. Positioned outside of Albert Dürer’s house in Nuremberg, the nightmarish sculpture by Jürgen Goertz is a satiric take on a much more pleasingly proportioned bunny — the one immortalized in Dürer’s watercolor Der Feldhase. (Dieser betäubte oder möglicherweise tote Hase scheint den Schwarm von Mäusen nicht zu bemerken, mit dem er seinen geborstenen Holzverschlag teilt. Vor Dürers Haus in Nürnberg platziert, ist diese albtraumartige Skulptur von Jürgen Goertz eine satirische Auseinandersetzung mit einem viel gefälliger proportionierten Häschen - demjenigen, das in Albrecht Dürers Aquarell Der Feldhase verewigt wurde.)

Doch, ja, der Blick der Häsin könnte ein gebrochener sein, vielleicht aber auch ein grimmiger. Doch eines ist sicher: Was Travel and Leisure für Mäuse hält, sind kleine Häschen. Mäuse mit so langen Hasenohren gibt es nicht. Das wirft schon mal ein anderes Licht auf die gestellte Geschmacksfrage, bringt aber keine allgemeingültige Entscheidung für den Rest. Auf jeden Fall ist es interessant zu sehen, wieviele Interpretationsmöglichkeiten Jürgen Goertz' Hase bietet. Und das scheint mir typisch für ein gelungenes Kunstwerk.

Literatur

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Anreise mit öffentlichen Verkehrmitteln

Zur Anreise nach Nürnberg siehe Inschriften in Nürnberg.

Verlassen Sie den Nürnberger Hauptbahnhof stadtseitig (also nördlich, zur Stadtmauer hin) durch die Fußgängerunterführung, und gehen Sie weiter zur Königstraße. Dieser folgen Sie bis über die Pegnitz hinaus. Den Hauptmakt (mit der Frauenkirche am rechten Rand) überqueren Sie diagonal nach links, gehen am Schönen Brunnen vorbei, nehmen oberhalb der Sankt-Sebaldus-Kirche die Füll nach links und biegen dann nach rechts in die Albrecht-Dürer-Straße ein. Diese Straße bringt Sie direkt zum Dürer-Haus und dem Tiergärtnertor, vor dem die Hasenskulptur von Jürgen Goertz steht (oder liegt).

Angaben zur Anreise entsprechen unseren persönlichen Kenntnissen oder sogar Erfahrungen, aber wir können keinerlei Verantwortung für ihre Richtigkeit übernehmen. Wenn Sie diese Seite lesen, können sich in der Wirklichkeit Veränderungen ergeben haben.

Für Näheres zum öffentlichen Personennahverkehr in Nürnberg und Umgebung siehe die Online-Auskunft des Verkehrsverbunds Großraum Nürnberg (VGN).

Hans-Rudolf Hower 2014

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Letzte Aktualisierung: 04.04.16