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Am nördlichen Ende des Hauptplatzes (Fő tér) von Óbuda steht das Óbudaer (Alt-Ofener) Rathaus mit mehreren Gedenktafeln.
Inschrift zu Verschleppungen in die UdSSR |
Rathaus (városháza) von Óbuda |
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Baujahr des Óbudaer Rathauses (linker Teil) |
Fotos: Hans-Rudolf Hower 2008 |
Baujahr des Óbudaer Rathauses (rechter Teil) |
Ungarische Inschrift zu Verschleppungen in die UdSSR
Dies ist der obere Teil der Gedenktafel in der linken Hälfte der Rathausfassade.
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Kommentar
Nach Josef Fehérvári begann die Verschleppung der ortsansässigen männlichen Deutschen von 15 bis 50 Jahren zur Zwangsarbeit in die Sowjetunion bereits in den letzten Dezembertagen 1944. Nur etwa ein Drittel der Verschleppten überlebte und kehrte nach mehreren Jahren Zwangsarbeit gesundheitlich ruiniert nach Ungarn zurück. Die beiden anderen Drittel starben entweder auf dem langen Marsch in die Sowjetunion oder bei der Arbeit in den dortigen Lagern.
Verständlicherweise wurde diese Gedenktafel erst nach dem Zusammenbruch des europäischen, von der UdSSR beherrschten Kommunismus angebracht. Sie gehört zu der seit Öffnung des Eisernen Vorhangs andauernden Auseinandersetzung der Ungarn mit ihrer langjährigen Abhängigkeit von der Sowjetunion.
Der 1993 gegründete Braunhaxler-Verein erinnert mit seinem Namen an die ersten deutschen Einwanderer, die oft mit hochgekrempelten Hosen als Hacker auf dem Feld ihren Lebensunterhalt verdienten und daher wegen ihrer ständig braungebrannten Beine (Haxen) bekannt waren.
Die Selbstverwaltung der (wenigen verbliebenen, meist assimilierten) Deutschen wurde 1994 eingerichtet. Die Óbudaer Inschriften gehören also zu den ersten Maßnahmen, die von ihr ausgingen.
Deutsche Inschrift zu Verschleppungen in die UdSSR
Dies ist der untere Teil der Gedenktafel in der linken Hälfte der Rathausfassade.
Deutscher Originaltext |
Zur Erinnerung an die Opfer der Braunhaxler-Verein 1995 |
Kommentar
Man kann diese Inschrift als freie deutsche Übersetzung der obigen ungarischen Inschrift sehen. Doch bringt sie auch eine neue Information, die in der anderen Inschrift fehlt, nämlich Malenkij Robot als Ziel der Verschleppung. Was hier wie ein russischer Ortsname oder der Name eines Gefangenenlagers aussieht, ist in Wirklichkeit die m. E. nicht ganz richtige Wiedergabe einer russischen Wendung, die von den Ungarn beim Abtransport zur Zwangsarbeit immer wieder gehört wurde. Wenn man die Rotarmisten fragte, wozu die Männer abtransportiert wurden, sagten diese beschwichtigend immer etwas, was als Malenkij Robot im Gedächtnis der Betroffenen blieb und von Josef Fehérvári mit kleine Arbeit übersetzt wird. Grammatisch ergibt dieser Ausdruck keinen Sinn, denn die Deklinationsform des Adjektivs (malenkij) passt in der anzunehmenden Bedeutung nicht zum Substantiv (robot). So wie es da steht, hieße es kleiner Roboter, und Roboter gab es 1944 wohl noch keine. Wahrscheinlicher scheint mir, dass die Rotarmisten verlegen nuschelnd dlja malenkich rabot (für kleine Arbeiten) sagten. Außer der Verlegenheit hat beim Verhören sicher auch eine Rolle gespielt, dass im Russischen die Endung -ich unbetont weich und ein vortoniges o wie a ausgesprochen wird.
Inschrift zu Verschleppungen ins KZ
Dies ist die Inschrift in der rechten Hälfte der Rathausfassade.
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Kommentar
Hier geht es um die von den deutschen Nazis und ihren ungarischen Helfershelfern in die Konzentrations- und Vernichtungslager verschleppten Juden, Kommunisten und sonstige Regimegegner. Alle diese Verschleppten und Getöteten waren ungarische Staatsbürger, doch der ungarische Staat konnte oder wollte sie nicht schützen, da er selbst in der Hand der Mörder war.
Nicht genannt werden Behinderte, Homosexuelle, Roma und Sinti.
Baujahr des Óbudaer Rathauses
Wenn man die beiden Inschriften links und rechts des Rathaustors zusammennimmt, ergibt sich die folgende Gesamtinschrift.
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Kommentar
Da laut dt. Wikipedia Óbuda (Alt-Ofen) bereits Anfang 1873 mit Buda und Pest zur Landeshauptstadt Budapest vereint wurde, fällt der Bau des Alt-Ofener Rathauses in eine Zeit, in der Óbuda bereits seine Eigenständigkeit verloren hatte.
Internet
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Adresse / Eigner |
Themen |
In dt. Wikipedia. |
Kurzer Lexikonartikel über die Geschichte von Óbuda (Alt-Ofen). Hier steht u. a.: Bis zum 1. Januar 1873, als Buda und Pest mit Óbuda zu Budapest vereinigt wurden, war Óbuda eine selbständige Stadt. |
In ungar. Wikipedia. |
Ausführlicher Lexikon-Artikel über Óbuda (auf Ungarisch). Mit vielen Fotos. |
Deutsch-ungarisches Portal der Selbstverwaltung der deutschen Minderheit und des Braunhaxler-Vereins, des gemeinnützigen Vereins zur Pflege deutscher Traditionen in Óbuda (Alt-Ofen). |
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Die Geschichte von Óbuda im 20. Jahrhundert Von Josef Fehérvári |
Ausführlicher Artikel zur Geschichte der deutschsprachigen Mehrheit, dann Minderheit, von Óbuda (Alt-Ofen) und dem heutigen Stand der Dinge. Großes Gewicht wird dabei auf die örtliche Wirtschafts- und Sozialgeschichte gelegt (auf Deutsch). |
Dieser Bericht über die gemeinsamen Tätigkeiten der Deutschen Selbstverwaltung und des Braunhaxler-Vereins in den ersten Jahren ihres Bestehens beleuchtet die Lage der heutigen Ungarndeutschen, die nur noch 3-4% der Óbudaer Bevölkerung stellen, sich jedoch nicht mehr mehrheitlich zu ihrer Herkunft bekennen (auf Deutsch). |
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Recht ausführliche Darstellung der deutschen Einwanderungsgeschichte in Ungarn und der heutigen Lage (auf Deutsch). |
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Sprachen, Religionen und Minderheiten in Ungarn Von Werbegemeinschaft Bad Lippspringe e.V. |
Kurze Übersicht über die genannten drei Themen. |
Verteibung der Ungarndeutschen (1) Von Emil Magvas |
Kurze Geschichte der Vertreibung der Ungarndeutschen und Erläuterung der statistischen Grundlagen der nachstehenden Vertreibungstabellen. |
Verteibung der Ungarndeutschen (2) Von Emil Magvas |
Vertreibungstabellen nach einzelnen Orten. Leider enthalten sie keine Angaben zu Óbuda. |
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Ob Zimmer, Appartment, Ferienwohnung, Ferienanlage (Resort),
Pension, Hotel oder sonst eine Unterkunft, HINWEIS: Bei booking.com angekommen, können Sie nach Klicken auf Suche alle voreingestellten Suchfilter nach Belieben ändern. |
Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln
Zur Anreise nach Budapest siehe Inschriften in Budapest.
Vom zentralen U-Bahn-Knoten Deák tér fährt man mit der U-Bahn bis Battyány tér auf der anderen Donauseite und dann weiter mit dem HEV-Zug vom unterirdischen Bahnhof bis Óbuda. Dort überquert man die Gleise und geht weiter von der Donau weg. Zwischen den ersten Häusern trifft man auf den Óbudaer Hauptplatz (Fő tér), wo gleich rechts das hier beschriebene Denkmal steht.
Alternative: Von Deák tér fährt man mit der U-Bahn nach Norden bis zur Station Árpád híd. Von dort kann man zu Fuß über die gleichnamige Brücke nach Óbuda hinübergehen. Das kann bei klarem Wetter wegen der Aussicht von der Brücke interessant sein, aber man geht auf fast der ganzen Strecke neben einem höllischen Autoverkehr her, und das auf einem Gehweg, den man mit nicht immer gut gelaunten Fahrradfahrern teilen muss. Wem die Aussicht das nicht wert ist, nimmt die Straßenbahn oder eine der vielen Buslinien bis zur ersten Haltestelle nach der Brückenüberquerung. Der Óbudaer Hauptplatz (Fő tér) liegt nur wenige Meter nördlich vom Brückenende.
Angaben zur Anreise entsprechen unseren persönlichen Kenntnissen oder sogar Erfahrungen, aber wir können keinerlei Verantwortung für ihre Richtigkeit übernehmen. Wenn Sie diese Seite lesen, können sich in der Wirklichkeit Veränderungen ergeben haben.
Hans-Rudolf Hower 2008
Letzte Aktualisierung: 04.04.16