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Von ihrer Herkunft her kann man verschiedene Arten von Adverbien unterscheiden, aber natürlich gibt es jede Menge Adverbien, über deren Einordnung man streiten könnte. Zu den zweifelhaften Fällen gehören z.B. die Adverbien auf -weise. Das Wort Weise ist ein Substantiv, mit dem man noch heute adverbiale Bestimmungen (Umstandsbestimmungen) bilden kann, z.B. auf unangenehme Weise, in lustiger Weise. Manche dieser Mehrwortbenennungen wurden aber irgendwann in der deutschen Sprachgeschichte (ohne Präposition) zusammengeschrieben zu unangenehmerweise, lustigerweise, so dass aus dem Substantiv Weise das Adverbienbildungssuffix -weise wurde. Daher ergibt sich die Frage, ob ein Adverb wie lustigerweise als eine Adjektivableitung oder als eine Ableitung von einem zusammengesetzten Ausdruck einzuordnen ist. In unserer Aufzählung haben wir folgende Unterscheidung gemacht: Wenn eindeutig eine Zusammensetzung aus dekliniertem Adjektiv und Substantiv vorliegt (wie in lustigerweise), nehmen wir eine Ableitung von einem zusammengesetzten Ausdruck an. Wenn aber ein undekliniertes Substantiv (mit oder ohne Fugen-s) mit -weise verbunden ist (wie in ausnahmsweise, schluckweise), nehmen wir eine Substantivableitung an.
Der Ursprung der Adverbien hat keinen Einfluss auf ihre Funktion im Satz. Jedenfalls sind mir derzeit keine gegenteiligen Beispiele bekannt. Wenn Sie hier anderer Meinung sind, dann schreiben Sie uns doch bitte! Vielen Dank im Voraus!
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Ursprüngliche Adverbien Hierunter vestehen wir Adverbien, die in ihrer heutigen Form nicht (mehr) als Ableitung von irgendwoher zu erkennen sind. Das birgt natürlich die eher akademische Gefahr einer falschen Einordnung in sich, da eine in einem früheren Sprachstadium noch erkennbare Ableitung durch die Sprachentwicklung unkenntlich geworden sein kann. Beispiele: bald, da, dann, dort, droben, drüben, fast, gar, gern, gestern, her, herauf, herunter, heute, hier, hin, hinauf, hinunter, schon, tagsüber, überaus. |
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Von Substantiven abgeleitete Adverbien Hierunter verstehen wir Adverbien, die mit oder ohne Verwendung einer besonderen Endung oder eines besonderen Ableitungssuffixesaus einem Substantiv gebildet wurden. Beispiele: abends, ausnahmsweise, bäuchlings, leider, mittags, morgen, morgens, nächtens, nachts, rittlings, schluckweise, schlückchenweise, stilmäßig, tags(über), teilweise, versuchsweise, weg, wohl, zuschanden. |
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Von zusammengesetzten Ausdrücken abgeleitete Adverbien Hierunter verstehen wir Adverbien, die aus einer unveränderlich in ein einziges Wort gegossenen, früher aus mehreren Wörtern bestehenden Wendung bestehen. Beispiele: beinahe, demzufolge, dergestalt, derzeit, gottseidank, größtenteils, keinesfalls, möglicherweise, nichtsdestoweniger, schlechterdings, sowieso, stilmäßig, teilweise, überdies, übungshalber, unangenehmerweise, vielleicht, zuschanden. |
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Von Adjektiven abgeleitete Adverbien Hierunter verstehen wir Adverbien, die nicht einfach - wie heute üblich - aus der Grundform des entsprechenden Adjektivs bestehen, sondern eine eigene Form besitzen, die nur zum adverbialen Gebrauch dienen kann. Beispiele: bestens, frühestens, höchstens, letztens, meistens, mindestens, spätestens, unangenehmerweise, viertels, zuerst, zuletzt. |
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Zu Adjektiven gehörende Adverbien (Grundform des Adjektivs als Adverb) Hierunter verstehen wir Adverbien, die einfach aus der Grundform des entsprechenden Adjektivs bestehen, also nicht formal, sondern nur funktional als Adverbien zu erkennen sind. Die meisten Adjektive können auf diese Weise als Adverb verwendet werden. Beispiele: angenehm, äußerst, bedenklich, böse, ernsthaft, erschreckend, ganz, gerade, gut, halb, meist, schlecht, spontan, übel, unangenehm, verblüffend. |
Bedeutung der Adverbien
Man kann die Umstandswörter (Adverbien) auch nach ihrer Bedeutung einordnen, wobei Überschneidungen nicht ausgeschlossen werden können.
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Angabe einer Art und Weise (modaler Gebrauch) Die dt. Wikipedia (unter Semantische Kategorisierung) sieht hier eher die Motivation bzw. Haltung des Sprechers zum Gesagten, lässt aber die Art und Weise als abweichende Lehrmeinung gelten. Beispiele: beharrlich, fröhlich, gerne, leider, lustig, schnell, unangenehm, vielleicht. |
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Angabe eines Ortes oder einer Richtung (lokaler Gebrauch) Beispiele: dort, drüben, hinauf, hier. |
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Angabe eines Zeitpunktes, einer Dauer oder eines Zeitraums (temporaler Gebrauch) Beispiele: gestern, heute, jetzt, oft, ständig, zeitweise. |
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Angabe einer Steigerung oder Abschwächung Man kann hierin auch eine Variante des modalen Gebrauchs sehen. Beispiele: äußerst, gar, kaum, mindestens, sehr. |
Funktion der Adverbien
Umstandswörter (Adverbien) sollten gemäß ihrem Namen eigentlich beim Verb (lateinisch: ad verbum) stehen. Dies stimmte bereits im Latein nicht unbedingt, wie die berühmte Antwort eines wieder ins Leben Zurückgeholten zeigt, der die Frage, wie es denn war, drüben im Jenseits, beantwortete mit: Totaliter aliter. (Ganz anders. Näheres siehe dt. Wikipedia.) In dieser Antwort steht ein Adverb bei einem Adverb... Dennoch wurde dieser Grammatikausdruck unbesehen ins Deutsche übernommen, wo er auch nicht richtiger war und immer noch nicht ist. Adverbien werden im Deutschen nämlich - wie in vielen anderen Sprachen - entgegen ihrem zu eng gefassten lateinischen Namen in vielen verschiedenen Funktionen verwendet, wie wir weiter unten sehen werden.
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Nähere Bestimmung eines Adjektivs (Eigenschaftsworts) Ein Adverb kann ein Adjektiv an jeder beliebigen Stelle des Satzes näher ergänzen. Attributive Beispiele: - Dieses äußerst spannende Buch ist vergriffen. - Ich lese gerade ein sehr spannendes Buch. - Ich gebe dieses Buch nicht gern einem so unzuverlässigen Menschen. - Diesem leider vergriffenen Buch habe ich schon manche Träne nachgeweint. - Das Verhalten dieses wirklich schrecklichen Menschen kann man gar nicht beschreiben. Prädikative Beispiele: - Dieses Bild ist sehr schön. - Dieser Mensch ist wirklich unausstehlich. Bei Beispielen wie dem zuletzt genannten kann man sich natürlich fragen, ob da das Verb ist, das Adjektiv unausstehlich oder gar der ganze Satz näher bestimmt wird. Solche Mehrdeutigkeiten oder Unschärfen gehören zu jeder menschlichen Sprache und machen deren Schwäche und auch Stärke aus, Schwäche in dokumentarischen Texten (z.B. Gesetze, Verträge), Stärke in Alltag, Diplomatie und Dichtung. Der Frage, ob im Deutschen ein sog. prädikatives Adjektiv (Adjektiv als Prädikatsnomen) wirklich ein Adjektiv ist, sind wir an anderer Stelle nachgegangen. Siehe Wortart: Eigenschaftswort (Adjektiv). |
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Nähere Bestimmung eines Adverbs (Umstandsworts) Beispiele: Der neue Bildband kommt sehr bald heraus. Dieser Wein steigt einem ziemlich schnell zu Kopf. Der Lüfter arbeitet erfreulich leise. |
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Nähere Bestimmung eines Partizips (Mittelworts) Sowohl das aktive Partizip der Gegenwart als auch das passive Partizip der Vergangenheit kann durch ein Adverb näher bestimmt werden. Beispiele in der Gegenwart: Du siehst wirklich blendend aus. Sie kam laut weinend aus der Schule. Dieses wahnsinnig spannende Buch ist vergriffen. Beispiele in der Vergangenheit: Er saß da mit einem total zerknitterten Hemd. Dieses halb verfaulte Obst esse ich nicht. Nach der ziemlich verpfuschten Prüfung war er sauer. |
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Nähere Bestimmung eines Substantivs (Hauptworts) In dieser - nicht unumstrittenen - Funktion tritt das Adverb als Attribut auf. Beispiele: Der Mann da arbeitet gut. Geben Sie mir bitte das Buch dort! Diese Mode jetzt kannst du vergessen. |
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Nähere Bestimmung eines Verbs (Zeitworts) Dies ist die Funktion, die dem Adverb seinen lateinischen Namen gegeben hat. Beispiele: Dieser Mann arbeitet gut. Rede nicht so langatmig! Ich gehe gern einkaufen. |
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Nähere Bestimmung eines ganzen Satzes Dann geh doch einfach weg! Komm aber ja nicht zu spät nachhause! Er kommt uns vielleicht besuchen. |
Schlussfolgerung
Aus dem Gesagten geht hervor, dass der inhaltlich motivierte deutsche Begriff Umstandswort (Wort zur Angabe näherer Umstände) die Wortart besser beschreibt als der formal argumentierende und zu sehr einschränkende lateinische Lehnausdruck Adverb.
Jeder Mensch kann irren, auch der Schreiber dieser Zeilen. Sie können daher gerne durch Fragen, Wünsche und Kritiken selbst dazu beitragen, diese Seiten zu verbessern. Schreiben Sie uns Ihre Meinung! Vielen Dank im Voraus!
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Deutsche Wörterbücher und Grammatik Von Canoo.net. |
Erschöpfende Darstellung der deutschen Sprachlehre gemäß den offiziell geltenden Regeln, einschließlich Glossar der Fachbegriffe. Mit ausgezeichneter Suchfunktion für alle Grammatikbegriffe. |
In dt. Wikipedia. |
Ausführlicher, aber nicht erschöpfender Lexikonartikel zur deutschen Sprachlehre, mit vielen historischen und gegenwärtigen Buchreferenzen und Links. Die verschiedenen Satzteile werden (im November 2009) leider nur im Hinblick auf die Satzstellung erwähnt, ansonsten aber nicht erklärt. |
In deutsch.lingo4u.de. |
Einführung in die deutsche Sprachlehre (Deutsch als Fremdsprache). |
In grammatik.woxikon.de. |
Einführung in die Sprachlehre verschiedener Sprache, derzeit Deutsch, Französisch, Englisch, Italienisch, Spanisch. |
Von Schyren-Gymnasium Pfaffenhofen an der Ilm. |
Was ein Gymnasialschüler von deutscher Grammatik wissen sollte, mit vielen Buchreferenzen und externen Links zu verwandten Themen. Die Autoren behaupten unter Prädikatsnomen m.E. zu Unrecht, dass ein deutsches Prädikatsnomen auch ein flektiertes (gebeugtes, dekliniertes) Adjektiv sein kann. |
GRAMMIS - das grammatische Informationssystem des Instituts für deutsche Sprache Vom Instituts für deutsche Sprache. |
Das ist eher etwas für Studierende, Lehrer und Sprachwissenschaftler. |
In dt. Wikipedia. |
Längerer Lexikonartikel über das Adverb in der deutschen Sprache. Interessant ist, dass wichtige Aussagen zum Adverb in der Forschung und Lehre umstritten sind. Dem Artikel wird im November 2009 vorgeworfen, andere Sprachen als das Deutsche nicht zu berücksichtigen. Ich finde, die Autoren des Artikels haben gut daran getan, sich auf die deutsche Sprache zu beschränken, denn alles Andere würde den Artikel zur ewigen Baustelle machen und unendlich aufblähen. Jede Sprache hat so ihre Eigenheiten in der Bildung und im Gebrauch des Adverbs, die einen eigenen Artikel wert wären. |
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Hans-Rudolf Hower 2009
Letzte Aktualisierung: 04.04.16