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Sätze ohne Satzgegenstand

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Man sollte eigentlich annehmen, dass es Sätze ohne Satzgegenstand (ohne Subjekt) gar nicht geben kann, denn der Satzgegenstand gibt ja an, wovon die Rede ist. Und ein Satz, der von nichts redet, ist sinnlos, - sollte man meinen... Aber weit gefehlt! Es gibt sie, die satzgegenstandslosen Sätze, auch im Deutschen.

Um diese Tatsache verstehen zu können, muss man sich klarmachen, dass der Satzgegenstand (das Subjekt) im Deutschen lediglich eine vom Latein beeinflusste, formal-grammatisch definierte Größe ist: Satzgegenstand (Subjekt) = Wort im Wer-Fall (Nominativ). Mit dem Sinn des Satzes ist das Subjekt nur recht locker verknüpft.

Schon die Erklärung des Subjekts als „Handlungsträger" ist nicht eindeutig. In „Der Vater schlägt den Sohn." und „Der Sohn wird vom Vater geschlagen." ist die Handlung die gleiche, und die Rollen der beiden Personen sind die gleichen. Dennoch ist einmal der Vater das Subjekt, und einmal der Sohn. Was heißt hier also „Handlungsträger"?!

Der Problematik näher bringt uns die Einführung der Begriffe „psychologisches Subjekt" und „psychologisches Objekt". Dadurch wird ausgedrückt, wie der Satz von der Psyche des Hörers oder Lesers erfasst wird: Wovon wird geredet und was wird darüber gesagt? Diese „psychologischen Satzteile" existieren immer, explizit oder implizit, und sind weitgehend unabhängig von den grammatischen Satzteilen.

Bei den folgenden Beispielen aus der deutschen Sprache können wir folgende Arten feststellen:

Auslassung des Satzgegenstands - Einschließung des Satzgegenstands - Satzgegenstandslosigkeit

Falls Sie Vorschläge zur Verbesserung oder Erweiterung dieser Seite haben, Schreiben Sie uns!

   

Auslassung des Satzgegenstands (Ellipse)

Einzelne Satzteile werden sowohl in der Umgangssprache als auch in der Literatur immer wieder weggelassen, um die Rede zu beschleunigen oder bestimmte Stileffekte zu erreichen. Der betr. Satz ist eigentlich grammatisch unvollständig, aber die weggelassenen Satzteile werden dennoch mitverstanden, wenn der Umtext klar ist.

Typ

Beispiele

Anmerkungen

Ausruf

Hunger!

Für „Ich habe Hunger!"

Verraten und verkauft!

Für „Wir sind verraten und verkauft!" o.ä.

Flapsige Rede

Hat dich wohl geärgert?

Für „Das hat dich wohl geärgert?"

Telegrammstil

Bin unterwegs.

Für „Ich bin unterwegs."

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Einschließung des Satzgegenstands

Bei Sätzen mit implizitem Subjekt ist in der Verbform ein Subjekt, d.h. ein Wer-Fall (Nominativ), implizit vorhanden. Der so genannte Handlungsträger braucht also nicht explizit genannt zu werden. Der betr. Satz ist grammatisch vollständig.

Typ

Beispiele

Anmerkungen

Exhortativ

Lasset uns beten!

 

Lasst uns aufbrechen!

 

Imperativ

Schneide mir bitte eine Scheibe Brot ab!

Die Befehlsform (Imperativ) wird gerade durch das Fehlen eines
expliziten Subjektes von der Aussageform (Indikativ) unterschieden.

Verschwindet!

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Satzgegenstandslosigkeit

Bei satzgegenstandslosen Sätzen ist in keinem Satzteil ein Subjekt, d.h. ein Wer-Fall (Nominativ), explizit oder implizit vorhanden. Formal fehlt also der so genannte Handlungsträger. Dennoch ist der betr. Satz grammatisch vollständig. Aber der Handlungsträger ist in solch einem Satz nicht relevant, unbekannt oder nur allzu bekannt.

Typ

Beispiele

Anmerkungen

dürfen + Infinitiv Passiv

Darf gelacht werden?

 

Gelächelt darf werden, aber nicht gelacht.

 

können + Infinitiv Passiv

Darauf kann gewettet werden.

 

Darüber kann gesprochen werden.

 

Darunter kann hindurchgetaucht werden.

 

Dem Manne kann geholfen werden.

 

Dem kann nur beigepflichtet werden.

 

mögen + Infinitv Passiv

Daran mag von manchen Leuten gezweifelt werden.

 

Davon mag bereits gesprochen worden sein.

 

müssen + Infinitv Passiv

Gestraft muss werden.

 

Mit ihm muss gerechnet werden.

 

sein + Dativ + Adjektiv / Adverb

Dem ist nicht so.

 

Mir ist nicht wohl dabei.

 

sein + Infinitiv Aktiv

Damit ist nicht zu spaßen.

 

Ihm ist nicht zu trauen.

 

Mit ihr ist nicht zu rechnen.

 

sein + verneinter Genitiv

Dort ist keines Verweilens.

Veraltet.

sollen + Infinitiv Passiv

Auf dem Fest soll viel getanzt worden sein.

 

Soll darüber nachgedacht werden?

 

Sollte davon bereits gesprochen worden sein?

 

werden + Dativ + Adjektiv / Adverb

Mir wird übel.

 

Mir wird ganz anders.

 

Intransitives Verb im Passiv

Der Opfer wurde in einem Gottesdienst gedacht.

 

Ihm wurde nicht geglaubt.

 

Ihr wurde lange vertraut.

 

Von ihm wurde dort nicht gesprochen.

 

Hans-Rudolf Hower 2006

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Letzte Aktualisierung: 04.04.16