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Französische Sprache

Sprachliche Schlächtereien

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Lach und Lern

Wenn Sie mal über die französische Sprache gleichzeitig nachdenken und lachen wollen, dann lesen Sie doch mein Buch Zwischen Saurierpark und Zukunftsmusik!
Eine Kurzbeschreibung des Buchs finden Sie unter Meine Veröffentlichungen.

In der Sprachgeschichte findet – wie in der Weltgeschichte – ein ständiges Hauen und Stechen statt. Das kann man beklagen, aber das ändert wenig an den Tatsachen. Auf dieser Seite wollen wir französische Wörter betrachten, die entweder Opfer einer sprachlichen Schlächterei geworden sind oder diese selbst veranstaltet haben. Eigentlich waren die Täter allerdings eher die Menschen, die diese Wörter benutzten...

 

Opfer

Unter Opfern verstehen wir hier solche Wörter, denen man im Laufe ihrer Geschichte Körperteile – meist den Kopf – abgehackt hat. Übrigens: Wer ist „man“?

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Orange

Dieses Wort stammt aus dem Persischen und ist über das Arabische mit der Bedeutung Bitterorange ins Italienische, Provenzalische, Spanische und Französische gelangt. Allerdings stand am Anfang des Wortes ursprünglich ein n, das nur im spanischen naranja (Orange) noch vorhanden ist. Für den französischen Ausdruck waren wahrscheinlich zwei Dinge ausschlaggebend. Erstens rechnete man das Anfangs-n fälschlicherweise zum unbestimmten Artikel, zweitens führte man das altitalienische melarancia (wörtlich: Orangenapfel) durch Lehnübersetzung als pomme d'orenge ein (woraus das deutsche Pomeranze für die Bitterorange entstand) und missverstand den zweiten Teil des Ausdrucks als Herkunftsbezeichnung (von der Stadt Orange, die damals Orenge geschrieben wurde). In ähnlicher Manier gaben orenge de Chine und in dessen Gefolge auch die deutsche Apfelsine (auch hier das Bild des Apfels!) an, dass die Orange aus China kam. Schließlich ließ man den Apfel ganz fallen und nahm die angebliche Herkunftsbezeichnung orange allein als Bezeichnung für die Frucht. Bleibt festzuhalten, dass man der Orange im Laufe der Geschichte – rein sprachlich – den Kopf abgeschlagen hat.

Die Bitterorange nennt man im heutigen Französisch bigarade (f.) und deren Baum einen bigaradier (m.).

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Anderswo behandelt

Das folgende Wort wurde bereits in Französisch für Besserwisser, Zwischen Saurierpark und Zukunftsmusik (Besprechung) behandelt:

  • boutique (im Kapitel „Anleihen“)
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    Täter

    Unter Tätern verstehen wir hier solche Wörter, die im Laufe ihrer Geschichte Teile ihrer Umgebung – meist ein vorangehendes Wort – verschluckt haben. Die reinsten Kannibalen also, denn sie verschlucken ihresgleichen...

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    Alambic

    Mit dem Wort alambic (m.) bezeichnet man einen Destillierkolben oder in neueren Zeiten auch eine Retorte. Es kommt ursprünglich vom spätgriechischen ambix (Vase, Gefäß), kam aber auf dem Weg über das Arabische (anbiq) ins Italienische (lambisco), das Spanische (alambique) und auch das Französische (alambic. In all diesen Sprachen wurde jedoch der arabische Artikel al teilweise oder vollständig mit ins Wort gezogen, denn für Nicht-Araber war es nicht klar, dass am Anfang von alanbiq ein Artikel stand und wo er aufhörte und das Wort anfing.

    Das Wort alambic hat folgenden Ableger hervorgebracht:

  • alambiqué (kompliziert, geschraubt, gestelzt [Rede])
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    Alcazar

    Das lateinische Wort castru(m) (befestigtes Lager), das von den Mauren als qasr – mit Artikel: alqasr – ins Arabische übernommen worden war, wurde von den Spaniern fälschlicherweise mit dem Artikel zusammengeklebt, was alcazar (befestigter Palast) ergab. Dieses „neue“ Wort wurde dann als alcazar m. ins Französische übernommen.

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    Alchimie

    Möglicherweise hat dieses Wort griechische Wurzeln, bedeutete „schwarze Magie“ und hatte kein al am Anfang. Sicher ist nur, dass es von den Arabern mit dem Sinn „Stein des Weisen“ übernommen wurde, was mit Artikel alkimija ergab. Da Nicht-Araber den arabischen Artikel als Teil des Wortes missverstanden, wurde er in mehreren Sprachen ins Wort hineingezogen, was im Französischen letztlich alchimie (f.) (Alchemie) ergab.

    Das Wort alchimie hat folgenden Ableger hervorgebracht:

  • alchimiste m./f. (Alchemist)
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    Alcool

    Auch das arabische Wort kuhl (Antimonpulver) wurde im 16. Jahrhundert mit dem arabischen Artikel al zusammen ins Spätlatein und weitere Sprachen übernommen. Im Französischen ließ man dann bald das dort nicht ausgesprochene „h“ auch in der Schrift weg, so dass alcool (m.) (Alkohol; hochprozentiges alkoholisches Getränk) entstand.

    Das Wort alcool hat mehrere Ableger hervorgebracht:

  • alcoolémie f. (Blutalkohol[spiegel])
  • alcoolique adj./s. (alkoholisch; Alkoholiker)
  • alcoolisé adj. (alkoholisch, Alkohol enthaltend, mit Alkohol versetzt)
  • alcooliser v. (alkoholisieren, mit Alkohol versetzen)
  • alcoolisme m. (Alkoholismus, Alkoholabhängigkeit)
  • alcootest m. (Alkoholtest[röhrchen])
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    Alcôve

    Am Anfang stand das arabische Wort qubba, das mit Artikel alqubba lautete und (unter anderem) eine Nische bezeichnete, in die man ein Bett stellte. In dieser Bedeutung kam das Wort ins Französische, wo allerdings der arabische Artikel ins Wort hineingezogen wurde, was letztlich alcôve m. ergab.

    Dem Wort – beziehungsweise der damit bezeichneten Sache – hing immer ein gewisser Ruch des Geheimnisvollen an, was zu dem folgenden Ausdruck führte:

  • histoires d'alcôve m. (Bettgeschichten, Bettgeheimnisse)
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    Alerte

    Das Substantiv und Adjektiv alerte (Alarm bzw. schwungvoll, rüstig, rege) wurde im 16. Jahrhundert vom Italienischen ausgeliehen. Dabei wurden allerdings – ähnlich wie bei alarme – die Präposition a, der bestimmte Artikel l' und das Substantiv erta vom einzigen Wort alerte verschlungen.

    Das Wort alerte hat folgende Redeweisen hervorgebracht:

  • alerte à la bombe (Bombenalarm)
  • alerte aérienne (Fliegeralarm)
  • alerter v. (alarmieren, in Alarm versetzen)
  • être en état d'alerte (in Alarmbereitschaft sein)
  • exercice d'alerte (Probealarm)
  • fausse alerte (falscher Alarm)
  • ---

  • esprit alerte (reger Geist)
  • style alerte (lebendiger Stil)
  • vieillard alerte (rüstiger, geistig reger Senior)
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    Algèbre, algorithme

    Auch diese Wörter kommen aus dem Arabischen. Ersteres war aber zunächst kein mathematischer, sondern ein medizinischer Begriff. Unter gebr – mit Artikel: algebr – verstand man die Wiederherstellung zerstückelter oder abgetrennter Gliedmaßen. Erst der arabische Mathematiker Huwarizmi (oder Khawarizmi, 9. Jahrhundert) übertrug die Grundbedeutung „Reduktion“ oder „Reduzierung“ auf die Behandlung mathematischer Formeln. In dieser Bedeutung kam das Wort – in dem man die Anwesenheit des arabischen Artikels vergessen hatte – ins Französische und andere Sprachen.

    Das Wort algorithme entstand aus dem Namen des gerade genannten Mathematikers. Diesen hatte man im Arabischen für die Bezeichnung eines Algorithmusses mit dem Artikel al versehen und mit dem Artikel ins Französische (und andere Sprachen) übernommen.

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    Almanach

    Dieses Wort kam aus dem Arabischen über das Spätlatein ins Französische und andere Sprachen. Klar ist, dass hier die Verbindung des arabischen Artikels al mit dem spanisch-arabischen Wort manah (Kalender) vorliegt. Aber über die Herkunft von manah ist nichts bekannt.

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    Amalgame

    Man nimmt an, dass dieses im 15. Jahrhundert aus dem spätlateinischen amalgama entstandene Wort gleich zwei arabische Wörter und dazu noch den arabischen Artikel verschluckt hat, denn es soll aus dem Ausdruck amal algam (Vereinigungswerk) entstanden sein. Heute ist es immer noch als Wort, aber zum Glück immer seltener als Zahnfüllung in aller Munde, wird aber im weiteren Sinn für viele Arten von Mischung verwendet.

    Das Wort amalgame hat als Ableger die folgende Redewendung hervorgebracht:

  • pratiquer / faire l'amalgame (alle / alles über einen Kamm scheren / in denselben Sack stecken)
  • Im Zusammenhang mit dem islamistischen Attentat auf die Redaktion der Satire-Zeitschrift Charlie Hebdo (7. Januar 2015, 12 Tote) hörte und las man überall in Frankreich den Slogan Pas d'amalgame !, mit dem gefordert wurde, nicht alle Muslime in den islamistisch-terroristischen Sack zu stecken.

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    Luth

    Dieses Wort, das es in der heutigen französischen Form bereits seit dem 14. Jahrhundert gibt, kommt auf jeden Fall vom arabischen 'ud (gezupftes Saiteninstrument). Die Gelehrten streiten sich nur noch darum, auf welchem Weg es nach Frankreich gekommen ist. Über das altspanische alod, alaut oder laut? Über das altprovenzalische lautz? Nur der Weg über Italien scheint keinen der üblichen Verdächtigen zu überzeugen, denn sie gehen im Gegenteil davon aus, dass eher das altfranzösische luth als Vorbild für das italienische liuto gedient hat.

    Im Laufe seiner Geschichte wurde die Bedeutung des Wortes auf alle Arten von Saiteninstrumenten ausgedehnt. Zur Zeit der Pléiade im 16. Jahrhundert wurde es gar zum Symbol der dichterischen Inspiration.

    Aber woher kommt das „l“ am Anfang des Wortes? Im Arabischen war da keines!

    Man braucht sich nur das arabische Wort mit dem bestimmten Artikel anzuschauen, um die Antwort auf die Frage zu bekommen. Mit dem Artikel lautet das Wort nämlich al'ud, und in alten lateinischen Umschriften fiel der damals typografisch nicht wirklich verfügbare (und auch heute nur annähernd durch Apostroph oder andere Sonderzeichen wiedergebbare) arabische Konsonant 'en (ein gepresster Kehllaut) sicher oft aus, so dass die Leute alud lasen, dann den nicht mehr verstandenen arabischen Artikel wegfallen ließen und schließlich einen romanischen Artikel davorstellten. Das heutige Wort hat also die Hälfte des arabischen Artikels verschluckt und kommt mit einem zusätzlichen französischen Artikel daher.

    Das Wort luth hat einige Ableger hervorgebracht:

  • luthier (Geigenbauer, Instrumentenbauer)
  • luthiste (Lautenbauer)
  • lutherie (Geigenbau, Instrumentenbau)
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    Nounours

    Wer sich heute in französischsprachigen Ländern mit einem kleinen Kind über seinen netten, plauschigen Teddybär unterhält, kommt ohne das Wort nounours (Bärchen) nicht aus. Entstanden ist es daraus, dass es das Französische den Kindern – und nicht nur diesen – nicht leicht macht, die Wortgrenzen zu erkennen. Immer wieder hört man von seiten eines Kindes den Ausdruck le nours (der Bär), was eine zwar logisch erscheinende, aber falsche Ableitung von un ours (ein Bär) darstellt. Hier verschluckt der Bär also die Hälfte des französischen unbestimmten Artikels. Und die Erwachsenen, in ihrem Hang zur Verkindlichung, legen noch eins drauf, indem sie zu dem angeblichen Wort nours die Koseform nounours bilden.

    ACHTUNG: Dieses Wort ist sehr familienfreundlich, aber absolut nicht schul-, studien- und berufstauglich!

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    Anderswo behandelt

    Die folgenden Wörter wurden bereits in Französisch für Besserwisser, Zwischen Saurierpark und Zukunftsmusik (Besprechung) behandelt:

  • alarme (im Kapitel „Anleihen“)
  • lierre (im Kapitel „Verwachsen oder verschlimmbessert“)
  • belle lurette (im Kapitel „Verwachsen oder verschlimmbessert“)
  • lendemain (im Kapitel „Verwachsen oder verschlimmbessert“)
  • Hans-Rudolf Hower 2015

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    Häufige Fragen - Webmaster

    Letzte Aktualisierung: 05.04.16