Pfeil: Sprung zur allgemeinen Startseite Pfeil: Sprung zur nächsthöheren Ebene

Bild: Sonderaktion ein/aus

Datenschutz

Slawische Sprachen

Vergleich slawischer Sprachen

Wer sind wir? Kontakte Zusammenarbeit Lageplan
Slawische Sprachen < Sprachen < Themenkreise < Willkommen

Diskussion

Kontakt

Den slawischen Sprachen wird oft nachgesagt, dass sie untereinander sehr ähnlich seien und daher der Übergang von einer slawischen Sprache zu einer anderen sehr leicht sei. Da andererseits jedoch gerade große Ähnlichkeiten wegen der Verwechslungsgefahr und möglichen „falschen Freunden“ dem Sprachlernenden Schwierigkeiten bereiten können, lohnt es sich vielleicht, an ein paar markanten Beispielen die Problematik aufzuzeigen. Wenn Sie mitreden wollen, dann (melden Sie sich doch einfach!

Pfeil: Sprung zum Seitenanfang

Schrift

Von den romanischen und germanischen Sprachen her sind wir an die lateinische Schrift gewöhnt, die für alle diese Sprachen einen Grundstock an Vergleichbarkeit bietet, wenn sich auch die Rechtschreibung vor allem althergebrachter Wörter oft nicht mit der Aussprache in Einklang bringen lässt und in vielen Sprachen auch Buchstabenkombinationen (sch, ch, sh, ll, lh, ggi...) sowie Sonderbuchstaben und -zeichen (Umlaute, Akzente, Cédille, Trema, Kringel, Tilde, Ligaturen...) verwendet werden.

Die slawischen Sprachen werden dagegen ziemlich lautgerecht geschrieben, doch wird dies mit von Sprache zu Sprache sehr verschiedenen Darstellungsweisen erreicht.

  • Bulgarisch, Russisch, Serbisch, Ukrainisch und Weißrussisch verwenden die kyrillische Schrift, aber jeweils mit einigen nationalen Eigenheiten (Sonderbuchstaben, unterschiedliche Behandlung der harten und weichen Konsonanten).
  • Slowakisch und Tschechisch schreibt man in einer lateinischen Schrift, in der spezielle Laute durch die Kombination des Grundbuchstabens mit darüber gestellten diakritischen Zeichen (Akut, Haček, Kringel) oder auch ein beigefügtes Apostroph ausgedrückt werden. Das ergibt in der Schrift relativ kurze Wörter, aber da zusätzlich die Längung eines Vokals mit einem Akut angezeigt wird, muss man manchmal ziemlich genau hinschauen, um die ganzen diakritischen Zeichen in einem Wort auseinanderzuhalten. Beispiele: tschechisch kříšťál (Kristall), kříž (Kreuz).
  • Kroatisch und Slowenisch schreibt man ebenfalls in lateinischer Schrift, doch drückt man dort spezielle Laute teils durch die Kombination von Grundbuchstaben aus, teils durch darüber gestellte diakritische Zeichen (Akut, Haček). Das Kroatische verwendet z.B. ije als Diphthong, das weiche d (Đ, đ) sowie die Ligaturen ij und nj.
  • Das Polnische drückt besondere Laute normalerweise durch die Kombination mit Grundbuchstaben aus. Da es sich dabei hauptsächlich um Konsonanten (oft mit i kombiniert) handelt, entstehen dadurch häufig schwer zu durchschauende Buchstabenreihen, die jeden Nicht-Polen in die Verzweiflung treiben können. Beispiele: barszcz (Rübensuppe), jeszcze (noch), Rzeszów (Stadt in Südpolen). Ein Vergleich mit dem Russischen zeigt, dass das polnische szcz einen einzigen kyrillischen Buchstaben ersetzt, nämlich щ. Die Kombination sz ersetzt ш, und rz ist das polnische Ergebnis eines ursprünglich weichen, dann aber zu einem harten Zischlaut gewordenen r (kyrillisch р).
    Kompliziert wird die Sache dadurch, dass es zu den harten Kombinationen - wie auch zu den Einzelbuchstaben - jeweils eine weiche Variante gibt, die vor Vokal auf ein nicht ausgesprochenes (oder in einem folgenden i untergehendes) i endet. Vor Konsonant und am Wortende werden aber alle diese auf stummes i endenden Buchstabenkombinationen mit Akut statt mit i geschrieben, so dass viele Schreibweisen in Mehrfachausführung zu lernen sind. Beispiel: Zum harten d gibt es die beiden weichen Varianten dzi und . Die Stadt Łódź wird deshalb nur im Nominativ so geschrieben, deutsch „in Łódź“ aber w Łodzi. In einem solchen Fall vereint sich das nicht ausgesprochene i der Darstellung des weichen Konsonanten mit dem ausgesprochenen i der Kasusendung.
    Polnische Besonderheiten sind auch der Akut auf dem wie ein u ausgesprochen dunklen ó, das wie ein englisches w ausgesprochene harte ł (das die Polen nur mit den Sorben teilen), das ż (das auch ohne Punkt, aber dann durchgestrichen geschrieben werden kann und das kyrillische ж vertritt) und die (halb-)nasalisierten Vokale ą und ę, die den Rest eines urslawischen -n- enthalten. Nicht umsonst steht das Polnische in dem Ruf, eine konservative Sprache zu sein.
  • Das Sorbische steht zwischen dem Polnischen und dem Tschechischen, kommt aber in der Schrift dem Polnischen näher.
  • Für unsere folgende Vergleichstabelle haben wir aber noch ein größeres Problem. Da die slawischen Sprachen, wie gesehen, teils die lateinische, teils die kyrillische Schrift verwenden (jeweils mit Anpassungen an die Bedürfnisse der betreffenden Sprache), brauchen wir zum Vergleich eine Umschrift aus der jeweiligen kyrillischen Variante, damit jeder Leser seine eigenen Sprachvergleiche anstellen kann. Nicht jeder kennt aber die internationale Lautumschrift, so dass ich es vorgezogen habe, eine am Deutschen und Tschechischen orientierte Umschrift ohne sprachwissenschaftlichen Anspruch anzuwenden, die für deutschsprechende Leser einigermaßen intuitiv zu verstehen ist. Hauptziel war dabei, unter Vernachlässigung einiger linguistischer Feinheiten eine leicht zu durchschauende Vergleichbarkeit der Sprachen herzustellen.

    Pfeil: Sprung zum Seitenanfang

    Ja - Nein / Bitte - Danke / Zeiträume

    Vergleichen wir einige häufig verwendete Alltagsvokabeln. Welche haben die verschiedenen slawischen Sprachen für sich ausgewählt, und wie haben sie diese lautlich vielleicht voneinander weg entwickelt?

    Sprache

    ja

    nein

    bitte

    danke

    Jahr

    Monat

    Woche

    Tag

    Stunde

    Minute

    Sekunde

    Bulgarisch

    да [da]

    не [ne]

    моля [molja]

    благодаря [blagodarja]

    година [godina]

    месец [meßez]

    седмица [ßedmiza]

    ден [den]

    час [čaß]

    минута [minuta]

    секунда [ßekunda]

    Kroatisch

    da

    ne

    molim

    hvala

    godina

    mjesec

    tjedan

    dan

    sat

    minuta

    sekunda

    Polnisch

    tak

    nie

    proszę

    dziękuję

    rok

    miesiąc

    tydzień

    dzień

    godzina

    minuta

    sekunda

    Russisch

    да [da]

    нет [nět]

    пожалуйста [požalujsta]

    спасибо [ßpaßibo]

    год [god] (Pl. лета [leta]

    месяц [měßjaz]

    неделя [nědělja]

    день [děň]

    час [čaß]

    минута [minuta]

    секунда [ßekunda]

    Serbisch

    да [da]

    не [ne]

    молим [molim]

    хвала [chvala]

    година [godina]

    месец [meßez]

    седмица [ßedmiza], недеља [nedelja]

    дан [dan]

    сат [ßat], час [čaß]

    минут [minut]

    секунда [ßekunda]

    Slowakisch

    ano

    nie

    prosím

    ďakujem

    rok

    mesiac

    týždeň

    deň

    hodina

    minúta

    sekunda

    Slowenisch

    da

    ne

    prosim

    hvala

    leto

    mesec

    teden

    dan

    ura

    minuta

    sekunda

    Sorbisch

    jo

    pšosym

    źěkujom se

    lěto

    měsac

    tydźeń (Pl. meist njedźele)

    dźeń

    hodźina, čas

    minuta, mjeńšina

    sekunda

    Tschechisch

    ano

    ne

    prosím

    děkuji

    rok (Pl. meist leta)

    měsic

    týden

    den

    hodina

    minuta

    vteřina, sekunda

    Ukrainisch

    так [tak]

    ні [ni]

    будь ласка [bud' laska]

    дякую [djakuju], спасибі [ßpaßibi]

    рік [rik]

    місяць [mißjaz']

    тиждень [tiždeň]

    день [deň]

    година [godina]

    хвилина [chvilina]

    другий [drugij]

    Weißrussisch

    так [tak], да [da]

    не [ně]

    калі ласка [kali laska], прашу [prašu]

    дзякую [dsjakuju]

    год [god], лета [leta]

    месяц [měßjaz]

    тыдзень [tydseň]

    дзень [dseň]

    гадзіна [gadsina]

    хвіліна [chvilina]

    секунда [ßekunda]

    Pfeil: Sprung zum Seitenanfang

    Auswertungsansätze

    Wir wollen uns hier nicht in linguistischen Spitzfindigkeiten verlieren, sondern einige Eigenheiten aufzeigen, die einem Sprachlernenden unter Umständen das Leben schwer machen oder auch erleichtern können, trotz oder wegen der viel beschworenen Ähnlichkeit der slawischen Sprachen untereinander.

  • Während alle Slawen sich im Nein-Sagen völlig einig sind, hat sich beim Ja-Sagen eine Tak-Fraktion der lange Zeit auch politisch vereinten Polen, Weißrussen und Ukrainer sowie eine Da-Fraktion der meisten anderen slawischen Länder herausgebildet. Doch die Tschechen und die Slowaken gehen mit ihrem gemeinsamen Ano einen gemeinsamen Sonderweg, und die seit Jahrhunderten in deutschem Umfeld lebenden Sorben sagen nicht zufällig Jo, also fast das Gleiche wie die Deutschen.
    Die verschiedenen Ja-Sage-Fraktionen trennt übrigens weniger, als es aussieht, denn das Wort tak oder tako gibt es in den meisten slawischen Sprachen im Sinn von so (ist es) oder folglich; da ist der Weg zum Ja nicht weit.
    Für die Romanisten unter unseren Lesern sei angemerkt, dass die Rumänen, obwohl sie eine romanische Sprache sprechen, das slawische da fürs Ja-Sagen übernommen haben. Dagegen hat das französische oui da (aber ja doch) überhaupt nichts mit den slawischen Sprachen zu tun. Nach Le Robert, Dictionnaire historique de la langue française (Besprechung..) entstand das darin enthaltene da durch die Zusammenziehung der starken Bejahung dis et va (über die Zwischenstufen diva > dea). Dieses neue Wort war seit dem Anfang des 17. Jahrhunderts gängig und konnte zunächst auch alleine stehen. Doch wurde es schon früh als Verstärker mit dem Wort oui verbunden und kommt heute nur noch in dieser Verbindung vor.
  • Während die Mehrheit der slawischen Sprachen für das Bitten die 1. Person Singular des Verbs prosit verwenden, haben sich die Balkansprachen auf das Verb molit geeinigt. Russisch, Ukrainisch und manchmal auch Weißrussisch gehen aber eigene Wege.
  • Beim Danken verwendet die Mehrheit der slawischen Sprachen das gleiche Verb wie die germanischen Sprachen. Der Vergleich wird dadurch erschwert, dass das slawische d- ein sogenannter weicher Konsonant war, was in manchen Sprachen Lautverschiebungen für das d- selbst und für den folgenden Vokal zur Folge hatte, und dass das im Urslawischen wie im Germanischen vorhandene -n- dieses Wortes in den neueren slawischen Sprachen verschwunden ist. Die Brücke zwischen den beiden Sprachfamilien stellen einerseits das schwedische tack und das dänische tak, beide ohne -n-, und andererseits das polnische dziękuję her, in dem die durch das Schwänzchen angezeigte Teilnasalisierung des Stammvokals den vom urslawisch-germanischen -n- verbliebenen traurigen Rest anzeigt.
    Aus dieser Gemeinschaft scheren jedoch das Russische und teilweise das Ukrainische aus, genau wie - in trauter Einigkeit - das Slowenische, Kroatische und Serbische, während das Bulgarische mit seinem Dankeswort alleine steht.
  • Beim Jahr konkurrieren gleich drei Wortstämme miteinander, nämlich rok, let und god (= westslawisch hod). Das Problem ist nur, dass das Polnische, das Slowakische, das Sorbische, das Tschechische, das Ukrainische und das Weißrussische das vom Stamm god (= westslawisch hod) abgeleitete godina (= westslawisch hodina) nicht fürs Jahr, sondern für die Stunde verwenden. Außerdem dient in manchen slawischen Sprachen der Stamm let als Plural der beiden anderen Stämme.
  • Für den Monat verwenden alle slawischen Sprachen dasselbe Wort, und dieses ist trotz nationaler Abwandlungen gut erkennbar.
  • Die Woche wird in der großen Mehrzahl der slawischen Sprachen durch dasselbe Wort ausgedrückt (Beispiel: tschechisch týden), doch ist diese Einigkeit wegen nationaler Lautverschiebungen oft schwer zu erkennen. Das Bulgarische schert aber genauso aus wie das Serbische. Letzteres bietet gleich zwei nicht mehrheitstaugliche Wörter zur Auswahl. Eines davon entspricht aber der russischen Woche, und diese wird vom Sorbischen meist als Pluralform des Mehrheitswortes gebraucht.
  • Beim Tag sind sich - trotz aller nationalen Abwandlungen - alle slawischen Sprachen einig.
  • Der Sprachenzwist geht aber bei der Stunde weiter. Das war ja auch zu erwarten, weil sechs slawische Sprachen hier das Wort verwenden, das in drei anderen für das Jahr genommen wird. Aber daneben bilden Bulgarisch, Russisch und teilweise Sorbisch eine eigene Tschas-Gruppe, der wiederum das Kroatische und teilweise das Serbische ein weiteres Wort, nämlich sat, gegenüberstellen. Und ganz aus dem Ruder läuft das Slowenische, das mit ura das italienische ora (von lateinisch hora) ausborgt.
  • Unterhalb der Stunde breitet sich der lateinische Einfluss aus, den wir vom Deutschen kennen. Neun von elf slawischen Sprachen verwenden die gut wiederzuerkennende lateinische Minute, und zehn von elf slawischen Sprachen (mit dem Tschechischen als Wackelkandidaten) die ebenso gut wiederzuerkennende lateinische Sekunde. Für die Minute nehmen das Ukrainische und das Weißrussische aber ein Wort her, das mit der deutschen Weile verwandt ist und wie eine Verkleinerungsform des tschechischen chvíle (Weile) aussieht, während im Sorbischen auch eine Lehnübersetzung der lateinischen Minute (= verminderte Stunde) in Gebrauch ist.
    Bei der Sekunde sind die Abweichler das Ukrainische und teilweise das Tschechische, die beide eine Lehnübersetzung der lateinischen Sekunde (= zweite Verminderung der Stunde) verwenden.
  • Soviel zur leichten Vergleichbarkeit des Vokabulars der slawischen Sprachen...

    Pfeil: Sprung zum Seitenanfang

    Literatur

    AutorIn, Titel

    Anmerkungen

    Info / Kauf

    Le Robert, Dictionnaire historique de la langue française

    Dickes etymologisches Wörterbuch der französischen Sprache.

    Siehe Besprechung..

    Pfeil: Sprung zum Seitenanfang

    Literatursuche

    Für die slawischen Vokabeln habe ich eine ganze Reihe von Wörterbüchern gewälzt, teils auf Papier, teils im Internet. Wörterbücher in Buchform finden Sie am besten, indem Sie von hier Ihr Lieblingsportal von amazon aufrufen, im dortigen Suchfeld die gesuchte Sprache und das Wort Wörterbuch eingeben und die RETURN-Taste drücken. Sie können das Portal auch ohne Kauf jederzeit wieder verlassen.

    A m a z o n - P o r t a l e

    amazon.at

    (Vorzugsweise für Österreich)

    amazon.ca

    (Vorzugsweise für Kanada)

    amazon.com

    (Vorzugsweise für die USA)

    amazon.co.uk

    (Vorzugsweise
    für Großbritannien)

    amazon.de

    (Vorzugsweise
    für Deutschland, Liechtenstein,
    Luxemburg und die Schweiz)

    amazon.es

    (Vorzugsweise
    für Spanien)

    amazon.fr

    (Vorzugsweise
    für Frankreich)

    amazon.it

    (Vorzugsweise
    für Italien)

    Pfeil: Sprung zum Seitenanfang

    Internet

    Online-Wörterbücher finden Sie am besten, indem Sie Google oder eine andere Suchmaschine aufrufen, ins dortige Suchfeld nacheinander ein typisches Wort, die Ausgangssprache und die Zielsprache eingeben und die RETURN-Taste drücken. Ich rate zur Eingabe eines für die Fremdsprache typischen, nicht in vielen anderen Sprachen ebenfalls gebrauchten Wortes, sonst bekommen Sie unter Umständen viele für Sie uninteressante Suchergebnisse. Bei kyrillischen Wörterbüchern führt oft auch die Suche mit lateinischen Buchstaben zum Ziel. Einige Online-Wörterbücher bieten auch spezielle Funktionen zur Eingabe kyrillischer Schriftzeichen. Sie können meist auch über deutsche Wörter suchen.

    Hans-Rudolf Hower 2014

    Pfeil: Sprung zum Seitenanfang

    Häufige Fragen - Webmaster

    Letzte Aktualisierung: 05.04.16