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Hier werden diejenigen meiner Bücher vorgestellt, die der englischsprachigen Literatur angehören. Dazu gehören neben Werken von Briten und Amerikanern auch solche von AutorInnen, die das Englische - aus welchen Gründen auch immer - für die Erstausgabe ihres Buches gewählt haben, obwohl es vielleicht nicht ihre Muttersprache ist.
Grisham, John
John Grisham wurde 1955 geboren und träumte bald davon, Baseball-Profi zu werden. Als daraus nichts wurde, absolvierte er ein ungeliebtes Jurastudium und begann eine ebenso ungeliebte Anwaltskarriere. Doch bald fing er nebenbei an zu schreiben, und zwar über Dinge, die er als Anwalt erlebt hatte. Und dann - 1991 - geschah das, wovon lt. Grisham alle Anwälte träumen: Durch einen riesigen Bucherfolg finanziell unabhängig geworden, konnte er den Anwaltsberuf an den Nagel hängen und sich nur noch dem Romanschreiben widmen. Ein Bestsellerroman je Jahr - meist aus dem Berufsfeld der Anwaltstätigkeit - wurde sein Lebensrhythmus. Nur einmal noch - 1996 - kehrte er zu seinem erlernten Beruf zurück, um - wie ein King of Torts (s.u.) - eine Sammelklage zu führen, die ihn endgültig zu einem reichen Mann machte...
Näheres zum Autor bietet die dt. Wikipedia unter John Grisham.
Zur Werkübersicht bei amazon.de/at: John Grisham.
John Grisham, Der Anwalt
Justizthriller, gelesen auf Englisch. Originaltitel: The Associate (etwa: Der Beisitzer oder Der Geschäftspartner).
Kyle McAvoy glaubt in seinem Leben alles richtig gemacht zu haben, er ist jung, fleißig und begabt, und eine glänzende Karriere als Anwalt scheint ihm sicher. Doch alles ist plötzlich in Frage gestellt, als ein Unbekannter ihn an eine feucht-fröhliche Party aus seiner Studentenzeit erinnern, auf der er gemeinsam mit ein paar Kommilitonen eine Studentin vergewaltigt haben soll, die jetzt, nach Jahren, mit der Angelegenheit angeblich vors Gericht gehen will. Es ist ihm klar, dass ein Prozess wegen Vergewaltigung das Ende seiner Karriere wäre, selbst wenn er letztendlich seine Unschuld beweisen könnte. Er fühlt sich gezwungen, auf die Erpressung durch den Fremden einzugehen, die darauf hinausläuft, dass er sich in einer der größten Anwaltskanzleien des Landes anheuern lassen und nach einer gewissen Einarbeitungszeit vertrauliches Material an den Erpresser liefern muss.
Es entwickelt sich eine Art Katze-und-Maus-Spiel, ein kaum verdeckter Machtkampf zwischen dem Erpresser und dem Erpressten, bei dem Kyle McAvoy immer wieder bis an die Grenzen des ohne Gefahr des Auffliegens Möglichen geht. Auch versucht er, seine Kommilitonen, die auf der besagten Party dabei waren, vorsichtig ins Boot zu holen, mit mehr oder weniger Erfolg. Und dann kommt er auf die Idee, den Erpresser mit seinen eigenen Mitteln zu schlagen. Aber dazu braucht er einen guten Anwalt...
Fazit: Spannender Krimi aus der amerikanischen Anwaltsbranche, der ganz großen, wo Millionen gescheffelt werden. Grisham weiß, wovon er redet, und er bringt neben einer spannenden Intrige auch tolle Dialoge zustande. Lesen!
Sprachliche Anmerkung zur englischen Ausgabe: Wer die Originalausgabe lesen will, muss sich auf viel amerikanischen Alltags-, Studenten- und Anwalts-Slang gefasst machen. Andererseits sind gerade die Dialogteile des Romans auf Englisch einfach flüssiger und dichter.
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John Grisham, Die Schuld
Justizthriller, gelesen auf Englisch. Originaltitel: The King of Torts (etwa: Der König der Produkthaftung).
Was geschieht, wenn in den USA ein armer Pflichtverteidiger, umweltbewusster Sohn eines gescheiterten, aus dem bürgerlichen Leben weitgehend ausgestiegenen Anwalts und selbst Verlobter einer bildschönen Frau aus der Familie eines skrupellosen Baulöwen, von einem Pharma-Konzern das mit einer kleinen Erpressung garnierte und deshalb nicht ausschlagbare Angebot bekommt, eine eigene Kanzlei zu gründen und den Konzern durch eine Sammelklage mit vorprogrammiertem außergerichtlichem Vergleich vor einem Skandal sowie riesigen Schadensersatzforderungen und Gerichtsstrafen zu retten? Natürlich wird der Anwalt annehmen. So auch der Held dieses Romans.
Und alles läuft ja auch lange wie am Schnürchen. Die Kanzlei wächst und wächst. Gigantische Gewinne werden eingefahren. Man kann dm Vater sowie Freunden und Bekannten sehr viel Gutes tun. Vielleicht ein bisschen zum zusätzlichen Schaden der pharma-geschädigten Patienten, aber so sehr doch auch wieder nicht... Glaubt man zu meinen.
Aber irgendwann knistert es im Gebälk des Kartenhauses, der Dachstuhl steht in Flammen und bricht bald zu den oberen Stockwerken durch. Das Erdgeschoss gerät in Gefahr. Die Vernichtung droht. Was tun?
Wenn Sie vor dem Kaufen oder Lesen mehr über die Handlung wissen wollen, benutzen Sie einfach einen der unten stehenden Links, denn bei amazon gibt es - neben der Kaufmöglichkeit - auch eine detailliertere Beschreibung der Handlung. Aber dann ist halt ein Teil der Spannung weg...
Fazit: Dieser Roman ist nicht nur ein spannender Krimi mit ungewöhnlichen, weil nicht zur Polizei gehörenden Detektiven, sondern er bietet auch tiefe Einblicke in die Schattenseiten des US-Rechtssystems, das in Haftpflichtfällen - hier: Produkthaftung von Pharma-Unternehmen - Sammelklagen zulässt, die auf dem Weg über gezielte außergerichtliche Vergleiche oft zu einer Geldmaschine zum Nutzen der sie steuernden Anwälte verkommen. Bevor wir diese Art Sammelklagen - wie oft gefordert - ins deutsche Rechtssystem übernehmen, sollten wir uns unbedingt mit deren im Roman drastisch vorgeführten Nachteilen auseinandersetzen!
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Hemon, Aleksandar
Aleksandar Hemon wurde 1964 in Bosnien geboren, war zu Beginn der Belagerung Sarajewos 1992 in den USA und ist bis heute dort geblieben.
Näheres zum Autor bietet die dt. Wikipedia unter Aleksandar Hemon.
Zur Werkübersicht bei amazon.de/at: Aleksandar Hemon.
Aleksandar Hemon, Die Sache mit Bruno
Erzählungen, gelesen auf Deutsch. Originaltitel: The Question of Bruno, mehrfach publiziert, u.a. in den Best American Short Stories 1999.
Um es gleich vorweg zu sagen: Die Sache mit Bruno wird eigentlich nur in einer einzigen Geschichte eher am Rande erwähnt, aber sie gibt dem ganzen Buch und den darin geschilderten Ereignissen seine historische Dimension, indem sie - sehr diskret, aber unüberlesbar - den Faden spannt vom Bürgerkrieg in Bosnien zum Holocaust.
Die Sache mit Bruno ist nicht der einzige literarische Kunstgriff dieses Buches, das ganz harmlos wie eine Sammlung autobiografischer Geschichten beginnt, aber den Leser bald und unversehens in ein experimentelles literarisches Magma einführt, wo voneinander unabhängige, aber auf symbolischer Ebene miteinander verbundene Handlungsstränge innerhalb derselben Geschichte nur mit einem ständigen geistigen Spagat zu verfolgen sind und verschiedenste Erzählstile einander abwechseln.
Eine kleine, aber feine Familiensaga der Hemons mit ihren angeblichen und wirklichen geschichtlichen und mythischen Gründervätern sowie den aus vielfältigen Fluchtbewegungen hervorgegangenen Seitenzweigen gipfelt pantagruelisch in einer Hemoniade, die alle noch lebenden Familienmitglieder vereint.
Traditioneller geht es beim folgenden amerikanischen Teil des Buches zu, der in mehreren Episoden die Karriere eines intellektuellen Bosnienflüchtlings in den USA erzählt - natürlich mit viel gut verpackter Realsatire zum American way of life.
In zahllosen Rückblenden und Überblendungen wird einem eine illusionslos drastische Einsicht in den Belagerungsalltag in Sarajewo nahe gebracht, die im Buch nur deshalb manchmal kafkeske Formen annimmt, weil sie von den Einwohnern Sarajewos genau so empfunden wurde.
Die letzte Geschichte nimmt nicht nur den autobiografischen Stil des Beginns wieder auf, sondern erinnert in schillernder Weise ein letztes Mal an die Sache mit Bruno, ohne diesen zu nennen...
Selbst wenn man die experimentellen Teile des Buches nicht alle mit reiner Freude lesen sollte, entschädigen einen die flüssig, spannend und trotz der oft grausamen Thematik mit hintergründigem Humor geschriebenen Erzählteile für die Mühe des Weiterlesens. Und inhaltlich ist die literarische Sicht eines Exilbosniaken in den USA auf die Ereignisse in seinem Heimatland auf jeden Fall lesenswert.
Sprachliche Hinweise
Durch den autobiografisch klingenden Stil des Buches und gelegentliche Anspielungen auf einen Jungen geleitet, ergänzte ich innerlich bis Seite 151 arglos jedes ich zu ich, Aleksandar Hemon. Und dann der Schock in Form des Satzes: Ich arbeite als Verbindungsfrau für den Pool ausländischer Fernsehgesellschaften. Daraufhin habe ich das Buch natürlich sofort rückwärts gelesen, um meine autobiografischen Eindrücke zu revidieren. Aber wie konnte ich nur den Übergang vom einen Geschlecht zum anderen übersehen haben?
Eine zweite Lektüre im Schnellgang zeigte mir, dass in den verschiedenen Geschichten tatsächlich meist nur spärlich und spät ein Hinweis auf das Geschlecht des Ich-Erzählers gegeben wird - und bis Seite 151 scheint es sich immer um einen Jungen bzw. Mann zu handeln. Da zudem vieles sehr autobiografisch klingt, geht man leicht in die Irre.
Ein weiterer Kunstgriff zur Konditionierung des Lesers? Möglich. Vielleicht gab es aber auch (zumindest im Kopf des Autors) eine serbokroatische Urfassung des Buches. Die meisten Geschichten spielen in der Vergangenheit, und da im Serbokroatischen in allen Verbformen der Vergangenheit das Geschlecht der betreffenden Person zu erkennen ist, verrät der Ich-Erzähler automatisch meist schon im ersten Satz, ob er ein Männlein oder ein Weiblein ist (oder zu sein vorgibt). Das Dilemma des Autors im fremdsprachigen Exil wird in einer der Geschichten thematisiert: Ich bin in der falschen Sprache eingeschlossen. (Seite 153).
Die deutsche Übersetzung liest sich insgesamt flüssig, wenn auch einige unschöne Amerikanismen stehen geblieben sind (aber wen stört das heute noch!). Auch die Wiedergabe slawischer Namen folgt mal dem amerikanischen, mal dem deutsch/serbokroatischen Muster.
Einige unflätige oder unnötig drastische Ausdrücke klingen sehr amerikanisch. Einfluss des amerikanischen Lektorats? Anpassungsverhalten des Autors? Übersetzungsproblem?
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Kearsley, Susanna
Susanna Kearsley wurde 1966 geboren und lebt in Kanada. Näheres siehe literaturschock.de.
Zur Werkübersicht bei amazon.de/at: Susanna Kearsley.
Susanna Kearsley, Haus der Stürme
Roman, gelesen auf Englisch. Originaltitel: Season of Storms (Sturmzeit oder Stürmische Zeit).
Der italienische Schriftsteller Gabriele d'Annunzio (1863 - 1938, Näheres siehe dt. Wikipedia unter Gabriele d'Annunzio) besaß ein malerisch oberhalb des Gardasees gelegenes Landgut namens Il Vittoriale. Dieses Gut und seine labyrinthartige Parklandschaft gibt unter dem Namen Il Piacere den hauptsächlichen Handlungsort für Susanna Kearsleys Roman ab. Darin hatte es ursprünglich einem Galeazzo d'Ascanio (gleiche Anfangsbuchstaben wie Gabriele d'Annunzio!) gehört, der dort eine stürmische Liebesgeschichte mit der englischen Schauspielerin Celia Sand erlebte. Mit dieser lebte er im Haupthaus und baute ihr im Park ein eigenes Theater, wo sie die Hauptrolle in einem eigens für sie geschriebenen romantischen Stück mit dem Titel Season of Storms (Näheres siehe unten) spielen sollte. Währenddessen wohnte seine Ehefrau im nahen Nebengebäude Villa delle Tempeste (Haus der Stürme). Die Schauspielerin Celia Sand verschwand spurlos am Vorabend der Premiere ihres Theaterstückes.
Die Hauptfigur des Romans ist eine junge englische Schauspielerin namens Celia Sand, die - zwei Generationen später - lediglich aufgrund ihrer Namensgleichheit mit der damals verschwundenen Geliebten die Hauptrolle in dem Stück Season of Storms im Theater von Il Piacere spielen soll. Sie erzählt die sich daraus entwickelnde dramatische Liebes- und Kriminalgeschichte in Ich-Form in Kearsleys Roman, der natürlich auch wieder Season of Storms heißt. Ich will nicht zuviel verraten, aber das ist nur der Anfang der im Laufe des Romans immer enger werdenden persönlichen und namentlichen Verflechtungen zwischen den agierenden Personen. Das Labyrinth des Parks von Il Piacere bildet gut das undurchdringbare Beziehungsgeflecht des Romans ab.
Natürlich entsteht eine Liebesgeschichte mit der zweiten Celia Sand, natürlich gibt es wieder eine Rivalin mit älteren Rechten (im Haus der Stürme, wo sonst?), natürlich gerät auch das Leben der zweiten Celia Sand in höchste Gefahr - und das ist noch lange nicht alles an fast zu gut passenden Zufällen... Das könnte für einen Roman tödlich sein, - aber ist Kearsleys Buch ein Roman?
Eindeutig jain! Dieser nach Galeazzo d'Ascanios Theaterstück betitelte Roman ist nicht nur wie ein Theaterstück in Akte statt Kapitel unterteilt, sondern man hat auch ständig das Gefühl, dass alles sich auf einer Bühne abspielt. Und genau da ist die Stärke dieses Werkes. Ein großes Gewicht liegt auf den Dialogen. Diese sind von einer erstaunlichen Lebendigkeit und physischen wie intellektuellen und psychischen Konsequenz, wie man sie in guten Theaterstücken findet. Da das Gleiche auch für die Akte (Kapitel) gilt, vergisst man - wie im Zuschauerraum - die Konventionen und Kunstgriffe der Darstellung und lebt einfach mit. Und das führt zur Frage: Wird die zweite Celia Sand die Uraufführung des Stückes überleben? Aber das werden Sie erst am Ende des Buches erfahren...
Fazit: Ich habe diesen Theaterroman genossen.
Der deutsche Titel bezieht sich auf den Namen eines der Gebäude des Landguts, auf dem sich die Romanhandlung abspielt. Es heißt im Original Villa delle Tempeste (Haus der Stürme) und sorgt für so manchen emotionalen Sturm. Der englische Originaltitel umfasst dagegen das gesamte stürmische Geschehen des Romans (und dasjenige der wieder zum Leben erweckten Zeit Galeazzo d'Ascanios bzw. Gabriele d'Annunzios).
Der Titel der englischen Ausgabe ist außerdem gleichlautend mit demjenigen des Stückes von Galeazzo d'Ascanio, dessen Einstudierung für das Theater des Landguts Il Piacere im Roman erzählt wird. Logischerweise müsste man diesen Titel in der deutschen Ausgabe entsprechend verändert haben. Spätestens hier stimmt dann etwas nicht mehr, denn die Villa delle Tempeste ist im Roman nur eine Art Nebenkriegsschauplatz.
Sprache
Die englische Sprache ist gerade in Dialogen von einer unübertrefflichen Eleganz und Knappheit. Wer genug Kenntnisse in dieser Sprache hat, sollte unbedingt die Originalfassung lesen.
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Kellerman, Jonathan
Der 1949 geborene US-Amerikaner Jonathan Kellerman ist Kinderpsychologe und schreibt Romane. Seine bekannteste Krimi-Figur ist Dr. Delaware, der psychologische Berater der Mordkommission von Los Angeles, der seine Fälle selbst erzählt.
Zur Werkübersicht bei amazon.de/at: Jonathan Kellerman.
Näheres zum Autor siehe dt. Wikipedia unter Jonathan Kellerman.
Jonathan Kellerman, Gnadentod
Kriminalroman, gelesen auf Deutsch. Originaltitel: Dr. Death (Dr. Tod).
Wenn ein Arzt, der dafür bekannt ist, dass er vor allem aktive Sterbehilfe praktiziert, in seinem eigenen, speziell für die Sterbehilfe hergerichteten Wagen als bestialisch verstümmelte Leiche aufgefunden wird, denkt natürlich jeder sofort, dass das die Rache einer Person war, die mit der Sterbehilfe für eines seiner Familienmitglieder nicht einverstanden war. Auch Milo Sturgis von der Mordkommission von Los Angeles war zunächst versucht, dieser auf der Hand liegenden Interpretation zu folgen, denn es gab da eine Familie, in welcher der Mann absolut nicht mit der aktiven Sterbehilfe einverstanden war, die Dr. Mate (= Dr. Death) seiner schwerkranken Frau hatte angedeihen lassen. Verdächtig war auch das Verhalten des erwachsenen Sohnes, und bei einer befreundeten Familie schien es ebenfalls einigen Aufklärungsbedarf zu geben. Vorsichtshalber zog Milo Sturgis daher Dr. Delaware als psychologischen Experten hinzu. Und er tat gut daran, denn der Fall war viel komplizierter als gedacht, und auf dem Weg zu seiner Aufklärung sollten noch einige Morde zu Tage kommen, die alle auf den Todesdoktor hinwiesen - und auch wieder nicht. Irgendjemand schien da in Konkurrenz zu Dr. Death getreten zu sein - oder doch nicht? Sind Angehörige von Opfern zu solch brutalen Hinrichtungen fähig?
Dieser Krimi ist - wie alle Fans des Dr. Delaware wissen - zwar mit Spannung und Action geladen, aber sein Hauptaugenmerk ist die Psychologie der Täter und der Opfer - mit ihren oft schwer zu ergründenden Übergängen. Milo Sturgis ist der Typ des nachdenklichen Cops, der gern und immer wieder mit Dr. Delaware zusammenarbeitet, um über seinen eigenen Tellerrand zu schauen. Beide zusammen sind ein starkes Team. Der Umfang des Romans (743 Seiten) geht zu einem großen Teil auf das Konto psychologischer Diskussionen, die jedoch geschickt in die Handlung und vor allem in packende Dialoge gegossen wurden.
Fazit: Eine tolle Lektüre für Leute, die sich weder von makabren Todesarten noch von der Diskussion psychologischer und rechtlicher Feinheiten rund um die aktive Sterbehilfe und ihre Auswirkungen abschrecken lassen. Bei den rechtlichen Fragen ist natürlich zu berücksichtigen, dass der Roman sich innerhalb des US-amerikanischen Rechtssystems abspielt.
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Leon, Donna
Donna Leon lebt seit vielen Jahren in Italien und lehrt englischsprachige Literatur an einer Universität unweit Venedig.
Alle Krimis von Donna Leon sind eine ständig wiederholte Liebeserklärung an ihre Wahlheimat Italien, an die ItalienerInnen und ganz besonders an die wunderbare Stadt Venedig, wo alle beschriebenen Verbrechen stattfinden. Ihre Bücher sind ein Beweis dafür, dass Liebe nicht unbedingt blind macht, denn sie lassen keines der großen der venezianischen und italienischen Gesellschaft aus.
Commissario Guido Brunetti hätte seinen fast aussichtslosen Kampf gegen das Verbrechen wahrscheinlich schon längst aufgegeben, wenn er nicht die unbedingte Unterstützung seiner ebenso charmanten wie klugen Frau Paola und die Verantwortung für seine halbwüchsigen Kinder Raffaele und Chiara hätte...
Aber auch die Familie bietet immer wieder Konfliktstoff. Brunetti stammt aus einfachen Verhältnissen, wohingegen seine Frau einer der reichsten (und mächtigsten) Familien Venedigs entstammt. Er ist der Pragmatiker, sie die Linksintellektuelle, die Kinder ein ständiges Rebellionspotenzial. Aber gutes Essen und ihre wunderschöne und problemgebeutelte Stadt mögen sie alle...
Zur Werkübersicht bei amazon.de/at: Donna Leon.
Als langjähriger Venedig-Fahrer und Krimi-Freund habe ich alle Krimis von Donna Leon mit viel Vergnügen und auf Englisch gelesen. (Wer genug Englischkenntnisse hat, sollte unbedingt die englischen Originaltexte lesen, denn das Spiel der Autorin mit ihrer Muttersprache hat seinen ganz besonderen Reiz.) Wahrscheinlich werde ich nie die Zeit haben, alle diese Bücher einzeln zu kommentieren. Um allen LeserInnen wenigstens eine Übersicht zu bieten, stelle ich in der folgenden Liste den deutschen Titeln die englischen Originaltitel gegenüber. Über die amazon-Links können Sie erfahren, was dieser Online-Buchhändler zu den betr. Büchern / Versionen zu sagen und zu bieten hat. Dort können Sie auch, müssen aber nicht, einkaufen. Soweit eine eigene Besprechung von mir vorliegt, wird aus der rechten Listenspalte auf diese verwiesen.
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Donna Leon, Blutige Steine. Commissario Brunettis vierzehnter Fall
Kriminalroman, gelesen auf Englisch. Originaltitel: Blood From a Stone
Diesmal geht es um das Schicksal der illegal eingewanderten Straßenverkäufer in Venedig und das zwiespältige Verhältnis der venezianischen Gesellschaft zu diesen armen Schluckern. Commissario Brunetti stößt bei der Aufklärung des Mordes an so einem dunkelhäutigen vu-cumprà" (Sie kaufen?) nicht nur auf zunächst unerklärliche Widerstände im Polizeiapparat (vermittelt durch seinen ebenso eitlen wie unfähigen Chef Patta), sondern auch auf Abgründe in der eigenen Familie. Und während letztere von seiner Frau Paola intuitiv gemeistert werden, lassen erstere den Commissario schier verzweifeln. Denn für manche staatlichen Instanzen ist die Gerechtigkeit leider nur das zweithöchste Gut (und das ist noch optimistisch betrachtet)...
[hrh Juli 2006]
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Walters, Minette
Die englische Schriftstellerin Minette Walters wurde 1949 geboren. Noch vor ihrem College-Abschluss in Französisch arbeitete sie eine Zeitlang in Jerusalem als eine Art Sozialarbeiterin. Aus ihrer Ehe mit Alec Walters gingen zwei Söhne hervor. Ihr erster Roman wurde 1992 veröffentlicht. Nach schwierigen Anfängen erhielt sie mehrere literarische Preise.
Näheres zur Autorin bietet die dt. Wikipedia unter Minette Walters.
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Minette Walters, Des Teufels Werk
Roman, gelesen auf Deutsch. Originaltitel: The Devil's Feather (Die Teufelsfeder).
Die erfolgreiche Kriegsberichterstatterin Connie Burns trifft bei mehreren ihrer Einsätze immer wieder auf einen Mann, der unter verschiedenen Namen und in verschiedenen Verkleidungen besonders brutal gegen Frauen vorgeht und diese schließlich umbringt. Als Connie in Bagdad versucht, die Identität des sadistischen Massenmörders an die Öffentlichkeit zu bringen, wird sie von diesem entführt, aber nach kurzer Zeit äußerlich unverletzt wieder freigelassen, ohne dass ein Grund dafür erkennbar wäre. Ihre Glaubwürdigkeit ist erschüttert, zumal sie sich weigert, über das Erlebte in den Medien zu sprechen. Burns flieht in ihre englische Heimat und taucht in einem einsamen Gehöft auf dem Lande unter.
Damit ist jedoch nichts gewonnen, denn der Mörder wird ihr nachsetzen, da ist sie sicher. Sie bereitet sich auf ihren letzten Kampf vor.
Bei der Bewältigung ihrer Probleme hilft ihr ausgerechnet Jess, die Gutsverwalterin, eine eigenbrödlerische Frau, die Connie gegenüber ganz allmälig ihre harte Schale öffnet. Sie bleibt störrisch und eigen, aber sie hilft.
Und dann kommt die grausame Schlussabrechnung mit dem Mörder, aber erstens anders und zweitens als man denkt...
Dass ganz nebenbei auch noch die Tragödie einer verarmten britischen Familie hohen Geblüts aufgearbeitet wird, wie es im Pilcher-Land wohl unumgänglich ist, tut dem Gesamteindruck des Buches keinen Abbruch.
Titel: Der englische Titel wird im Buch erklärt als Ableitung aus dem Türkischen für eine Frau, die unabsichtlich das sexuelle Interesse eines Mannes erweckt. Damit wäre also die weibliche Hauptperson des Romans gemeint, die ungewollt gewisse Handlungen des Mannes provoziert hat. Das Opfer als Täter? Der deutsche Titel geht darüber hinaus, da er auch den ruchlosen männlichen Gegenspieler und seine Untaten meinen kann.
Übersetzung von Mechthild Sandberg-Ciletti: Nichts zu bekritteln.
Fazit: Spannend geschriebener Krimi, wenn nicht sogar Thriller, mit viel weiblicher Psychologie. Habe das Buch auch als Mann genossen.
[hrh 02.10.12]
Hans-Rudolf Hower 2002
Letzte Aktualisierung: 21.11.17