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Inschriften in Edingen-Neckarhausen

Krokodilalarm in Edingen

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Ein Krokodil, das im Neckar schwimmt? Das musste ja in einer (höchst inoffiziellen) Inschrift festgehalten werden! Und was wird aus uns, wenn der Klimawandel so weitergeht, wie er begonnen hat?

Foto: Krokodilfigur auf Gartenmauer

Das Edinger Krokodil

Fotos:
Hans-Rudolf Hower 2007

Foto: Inschrift zum Edinger Krokodil

Inschrift zum Edinger Krokodil

  

Inschrift

Originaltext

Bild 28. August 2002

Alarm nach Neckarkrokodil

Ein Großeinsatz starteten Polizeikräfte nach
einem von einer Passantin gesichteten 1,50
Meter langem Krokodil am Neckar.
Mit einem Prügel in der Hand stellte sich
todesmutig Sigfrid Ullmer „ein Edinger
Bürger“ (ehemaliger Fischerkönig) der Reptil
Bestie und zog sie an Land.
Mit etwas Abstand sicherten zwei
Polizeibeamte bewaffnet mit Revolver und
Schlagstock das Ufer.
Die Zuschauer (Gaffer) konnten nur aus
größerer Entfernung den gefährlichen Einsatz
verfolgen.
Hier sieht man, dass durch das schnelle
informieren der Sicherheitskräfte Unheil von
einer friedlichen Gemeinde abgewendet werden
kann.
Wie sich im Nachhinein feststellte, war das
Krokodil glücklicherweise aus Plastik und der
Einsatz konnte beendet werden.

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Kommentar

Der Text der Inschrift erklärt eigentlich alles. Interessant ist allerdings, dass man in dieser Gegend Deutschlands anscheinend immer wieder mal auf wirkliche oder eingebildete wilde Tiere „abzufahren“ scheint. Man denke nur an die Geschichte vom Handschuhsheimer Löwen (im Dialekt heißt er „Hendeser Leeb“). Handschuhsheim (Hendese) ist der Heidelberger Stadtteil, der gegenüber der Altstadt am Fuß des Heiligenbergs liegt, etwa sieben Kilometer von Edingen entfernt, aber auf der anderen Neckarseite. In diesem Stadtteil befindet sich auch heute noch der (sehr sehenswerte) Heidelberger Zoo. Als der inzwischen legendäre Kettenschlepper - ein Dampfmaschinenungetüm, das sich an einer im Flussbett liegenden schweren Metallkette selbst flussaufwärts zog - seine erste Fahrt unternahm und mit der gewaltigen Dampfpfeife seine Ankunft in Heidelberg ankündigte, soll ein Handschuhsheimer Bürger (än Hendeser) angstvoll aufgeschrien haben: „ Hilfe, än Leeb is aus 'm Zoo ausgebroche!“ Seitdem nannte man den Kettenschlepper mit einem Augenzwinkern den Handschuhsheimer Löwen.

Meine Mutter erzählte immer, dass sie in ihrer Jugend mit ihren AltersgenossInnen zu Fuß von einer Neckarseite zur anderen ging und ein besonderer Sport darin bestand, die Schlepperkette in der Fahrrinne hochzuheben, soweit das eben möglich war. In meiner eigenen Jugend gab es keine Schlepperkette mehr, der Flusslauf war durch Buhnen (Zeilen) verengt und so tief ausgebaggert, dass große Lastschiffe mit Dieselmotoren den Fluss befahren konnten. Zu Fuß kam man nicht mehr auf die andere Seite, aber der Sport der Jugendlichen bestand darin, schwimmend die meist tief beladenen Lastkähne zu erreichen, sich daraufzuhieven und solange mitzufahren, bis sie vom Schiffspersonal verjagt wurden, was meist mit viel Geschrei verbunden war. Und dann war innerhalb weniger Jahre alles zuende: Wegen der hohen Schadstoffbelastung war Baden nicht mehr möglich, und die wunderbare Unterwasserflora samt den großen Flussmuscheln, die wir als Kinder noch in der flachen Innenkurve des Neckars vom Ruderboot aus sahen, verdreckten und verschwanden. Heute sind wir auf dem Weg zurück, aber ob wir je wieder im verlorenen Paradies ankommen, ist die große Frage. Und warum?

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Sprachliche Hinweise

Der bekannte baden-württembergische Slogan „Wir können alles außer Hochdeutsch“ bewahrheitet sich auch bei der hier beschriebenen Inschrift, denn vieles scheint darauf hinzuweisen, dass der Schreiber muttersprachlich vom örtlichen Dialekt geprägt ist. Die Fehler sind einfach zu schön, um nicht genannt zu werden. ;-)

„Ein Großeinsatz starteten Polizeikräfte“ müsste auf Hochdeutsch natürlich heißen: „Einen Großeinsatz starteten Polizeikräfte“. Der örtliche Dialekt kennt aber beim unbestimmten Artikel keinen Unterschied zwischen Wer- und Wen-Fall. Man sagt gleichermaßen „Än Mann iss reikumme.“ (Ein Mann kam herein.) wie „Isch hebb än Mann gsäje.“ (Ich sah einen Mann.).

Die Unsicherheit bei der Beugung der Eigenschaftswörter („nach einem ... gesichteten ... langem Krokodil“ statt „nach einem ... gesichteten ... langen Krokodil“) geht ebenfalls auf das Konto des Dialekts, denn die Endungen „-em“ und „-en“ ergeben im Dialekt unterschiedslos „-e“. Fachleute würden hier von „Hyperkorrektheit“ sprechen. Nicht umsonst erzählt man hier den Witz, nach dem eine normalerweise Dialekt sprechende Frau beim Fleischeinkauf in einer fernen Großstadt statt dem gewohnten „ä Pund Gnoche zum Koche“ auf Möchtegern-Hochdeutsch „ein Pfand Knachen zam Kachen“ verlangt.

Ein Prügel (än Briggl) ist im örtlichen Dialekt jede Art von dickem Holzstock oder sonstigem schweren, stockartigen Schlagwerkzeug (mit dem man „prügeln“ kann).

Mit „Reptil Bestie“ nimmt der Schreiber der Inschrift die Getrenntschreibungorgie der (vor)letzten Rechtschreibreform vorweg. (Dafür spricht, dass er „dass“ - neuerdings korrekt - mit Doppel-s schreibt.) Oder er hat einfach den Bindestrich vergessen...

Natürlich hat ein deutscher Polizei nie einen Revolver als Dienstwaffe gehabt. (Das ist das Ding mit dem Drehmagazin, das gern zum Russischen Roulette genommen wurde.) Aber der Schreiber der Inschrift hat nicht etwa zuviel Wildwestfilme gesehen, sondern das Wort „Rewolwer“ ist im örtlichen Dialekt der Standardausdruck für jeden kurzläufigen Schießprügel. Es gibt zwar auch die „Bischdool“ (Pistole), aber das sagt man meist nur in der Zusammensetzung „Schbridzbischdool“ (Wasserspritzpistole für Kinder).

Natürlich müsste „informieren“ (das schnelle Informieren) hier groß geschrieben werden. Aber Dialekt ist eine gesprochene Sprache, und da hört man die Großbuchstaben nicht so sehr heraus...

Drei Stellen dieser Inschrift hätten Bastian Sick sehr gefallen, und er hätte sie sicher in die nächste Ausgabe von Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod aufgenommen: (1) Einen Alarm kann es nur geben „wegen“ (nicht „nach“). (2) Man „stellt sich“ nur einer Aufgabe oder der Polizei; einem Tier stellt man sich jedoch entgegen. (3) Der Ausdruck „wie sich feststellte“ ist ein Zusammengewurschtel von „wie sich herausstellte“ und “wie man feststellte“, für das auch der Dialekt nichts kann (Man würde sagen: „wie sisch rausgschdelld hodd“ bzw. „wie ma feschdgschdelld hodd“.

Ein paar Kommas mehr hätten dem Text übrigens auch gut getan...

Aber über all den sprachlichen Problemen wollen wir nicht den amüsanten Inhalt der Inschrift vergessen!

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Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln

Zur Anreise nach Edingen siehe Inschriften in Edingen-Neckarhausen.

Vom OEG-Bahnhof Edingen geht man die Bahnhofstraße bis zu ihrem Ende durch und biegt in die Hauptstraße nach links ein. Gegenüber der evangelischen Kirche geht man durch ein schmales Gässchen zum Neckarufer hinunter und dann ein kurzes Stück flussabwärts. Die Inschrift findet sich - neben einigen anderen - in der Gartenmauer, die hier als Hochwasserschutz angelegt wurde.

Nebenbei gesagt: Das ganze diesseitige Neckarufer ist hier seit einiger Zeit Landschaftsschutzgebiet und ist bereits herrlich verwildert - wenn man von dem betonierten Uferweg absieht, unter dem der Abwassersammelkanal liegt.

Angaben zur Anreise entsprechen unseren persönlichen Kenntnissen oder sogar Erfahrungen, aber wir können keinerlei Verantwortung für ihre Richtigkeit übernehmen. Wenn Sie diese Seite lesen, können sich in der Wirklichkeit Veränderungen ergeben haben.

Hans-Rudolf Hower 2007

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Häufige Fragen - Webmaster

Letzte Aktualisierung: 30.07.19