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Das hier behandelte Thema vertieft die Inhalte folgender Seiten:
Emanuil Gojdu / Gozsdu Manó - Rumänisch-orthodoxe Kirchengemeinde
In der Frage der Rückerstattung der von den Kommunisten verstaatlichten und dann von der demokratischen Regierung Ungarns an einen privaten Investor verkauften Gojdu-Höfe an die derzeit in Sibiu (Hermannstadt / Rumänien) ansässige Gojdu-Stiftung spielten und spielen mehrere Institutionen eine Rolle. Aus den mir vorliegenden Dokumenten ergibt sich für mich folgendes Bild.
Die rumänische orthodoxe Kirche wurde 1993 in Einklang mit der postkommunistischen ungarischen Gesetzeslage durch Rückgabe des zu den Gojdu-Höfen gehörenden Pfarrhauses (in dem dann eine Kapelle eingerichtet wurde) und eine mit einer finanziellen Zuwendung entschädigt. Nach langjährigen vergeblich Versuchen, die Gojdu-Höfe auf diplomatischem Weg für die private Hermannstädter Gojdu-Stiftung zurückzubekommen, setzt man verstärkt auf die Verbesserung der bilateralen Beziehungen, um das für Rumänien zu retten, was diplomatisch zu retten ist. Man erreichte durch das bilaterale Abkommen vom 20.10.2005, dass wenigstens ein Teil der Gojdu-Höfe in die neue öffentliche rumänisch-ungarischen Stiftung Gojdu eingebracht wurde und diese Stiftung dort ihren Sitz bekam. Damit wurde, losgelöst von der juristischen Frage einer möglichen Eigentumsrückgabe an die Hermannstädter Gojdu-Stiftung, die rumänische Präsenz in den Gojdu-Höfen zukunftssicher festgeschrieben, denn sie kann auch durch ein etwaiges Scheitern der Gojdu-Stiftung vor Gericht nicht mehr in Frage gestellt werden. In den Gojdu-Höfen soll so ein rumänisches Kulturzentrum entstehen, das folgendermaßen ausgestattet ist: |
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Ungarische Behörden |
Die Gojdu-Höfe wurden 1952 per Gesetz verstaatlicht und gingen in den Besitz der zuständigen Budapester Stadtverwaltung über. Das postkommunistische ungarische Restitutionsgesetz von 1991 erlaubte nur die Rückgabe verstaatlichter Kirchengüter (heiliger Stätten, wie es hieß), nicht aber von Privatbesitz. So wurden einige Teile der Höfe der rumänischen orthodoxen Kirche zurückgegeben (siehe auch Rumänische orthodoxe Kirchengemeinde). Im Dezember 2004 wurde der Rest der Höfe und einige umliegende Gebäude an einen privaten Investor verkauft, der dort ein Einkaufszentrum (oder Luxuswohnungen, lt. Deutschlandfunk) errichten wollte. Daher weigerte und weigert sich die ungarische Regierung, die Gojdu-Höfe an die jetzt in Sibiu (Hermannstadt) ansässige private Gojdu-Stiftung zurückzugeben, zumal es sich dabei um einen Besitz handelt, den die Regierung ihrer Meinung nach nie selbst besessen hat. Sie unterstützte und unterstützt allerdings die rumänischen Bemühungen, mit der Gründung der neuen öffentlichen rumänisch-ungarischen Stiftung Gojdu die Rahmenbedingungen für die guten Beziehungen zwischen beiden Ländern zu verbessern und für die in Ungarn lebenden Rumänen ein kulturelles Zentrum in den Budapester Gojdu-Höfen einzurichten (siehe oben). |
Die Stiftung sieht sich als Vollstreckerin des Gojdu-Testaments. Sie hielt sich lange mit eigenen Maßnahmen zur Wiedererlangung der Gojdu-Höfe zurück, anscheinend in der Hoffnung, dass die rumänische Regierung die Sache auf diplomatischem Wege regelt. Sie war jedoch bei mehreren Regierungsverhandlungen mit einer ihrer Vorstände und ihrem Vorstandsvorsitzenden vertreten (letzterer war auch Vertreter des Metropoliten der rumänischen orthodoxen Kirche). Aber sie hatte wohl die herausragende Rolle der Gesetze und Gerichte in einer Demokratie verkannt. Der schließlich doch unternommene Versuch, vor ungarischen Gerichten Gehör zu bekommen, scheiterte kläglich an Formfehlern, die das rumänische Außenministerium der Nachlässigkeit des beauftragten Anwalts zuschreibt und die u. U. jedes weitere juristische Vorgehen von vornherein zum Scheitern verurteilen. Die Stiftung scheint die Schuld für diese Lage jedoch beim rumänischen Außenministerium zu suchen. Die private Stiftung von Hermannstadt wird neben der neuen öffentlichen rumänisch-ungarischen Stiftung Gojdu weiterbestehen und kann nicht nur ungehindert ihrer bisherigen Tätigkeit (einschließlich juristischer Bemühungen um Rückerhalt der Gojdu-Höfe) nachgehen, sondern sie kann ihre Arbeit sogar in die neue Stiftung einbringen, da deren Vorstand immer auch ein Kleriker und ein Laie der Hermannstädter Stiftung angehören wird. |
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Die Kirche war lt. rumänischem Außenministerium mit der Rückgabe des Pfarrhauses samt Kapellenraum und der zugeteilten finanziellen Entschädigung zufrieden und hatte damals keine weiteren Ansprüche. In Sachen Gojdu-Höfe verhielt sie sich ähnlich wie die Hermannstädter Hermannstädter Gojdu-Stiftung, deren Leitung im Übrigen bei dieser Kirche liegt. Ein Vertreter des Metropoliten nahm an mehreren Verhandlungsrunden der Regierungen teil. Der Metropolit und ein Patriarch der Kirche hielten Grußreden zum Gründungssymposion der neuen öffentlichen Stiftung. Aber die Kirche hat inzwischen erklärt, dass sie mit dem Abkommen vom 20.10.2005 gar nicht einverstanden sei und will anscheinend die Schuld am Scheitern der Versuche, die Gojdu-Höfe für die Stiftung wiederzuerlangen, eher beim rumänischen Außenministerium als bei der herrschenden Rechtslage und dem Ungeschick des beauftragten Anwalts suchen. |
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Diese neue Stiftung in Budapest hat offiziell nichts mit den juristischen Querellen um die Gojdu-Höfe zu tun, obwohl klar ist, dass sie die rumänische Position in Budapest stärkt. Sie ist lt. rumänischem Außenministerium nicht die Vollstreckerin des Gojdu-Testaments, nimmt aber dessen Geist als Inspirationsquelle für ihre davon unabhängig definierten Aufgaben, als da sind: Die neue Stiftung soll ihren Sitz in den Gojdu-Höfen haben. Trotz der in seinen Internet-Seiten immer wieder betonten Absicht, die Tätigkeit der privaten Hermannstädter Gojdu-Stiftung in keiner Weise behindern zu wollen, sagt das rumänische Außenministerium klar und deutlich, dass es die auf Völkerverständigung ausgerichteten Ziele der öffentlichen rumänisch-ungarischen Stiftung Gojdu für zeitgemäßer hält als die vom Gojdu-Testament geforderte einseitige Förderung der Rumänen. Hinweis zu den englischsprachigen Texten Die öffentliche rumänisch-ungarische Stiftung wird hier vereinfachend mal mutual Foundation (von beiden Seiten getragene Stiftung), mal Gojdu Foundation (Gojdu-Stiftung) genannt. Letzteres sollte nicht mit der privaten Gojdu-Stiftung in Hermannstadt verwechselt werden. |
Weitere Einzelheiten finden Sie auf den Internet-Seiten des rumänischen Außenministeriums (Kurzvorstellung und Navigationshilfe).
Falls Sie selbst weitere Informationen haben, teilen Sie uns diese bitte mit. Vielen Dank im Voraus!
Internet
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Adresse / Eigner |
Inhalt / Themen |
Rumänisches Außenministerium |
Amtliche Seiten in mehreren Sprachen. Zu den deutschsprachigen Gojdu-Dokumenten kommen Sie am besten, indem Sie zuerst die deutsche Sprache auswählen (auf die dt. Flagge klicken) und dann mit der auf der Seite angebotenen Suchfunktion nach "Gojdu" suchen. Die Überschriften der einzelnen Texte sind selbsterklärend. Die deutsche Übersetzung ist zwar etwas holprig, aber bis auf wenige Stellen gut verständlich. Leider wurden nicht alle Texte auf Deutsch übersetzt, so dass man einige davon auf Englisch (oder in einer anderen angebotenen Sprache) lesen muss. Die Darstellung zeigt zwar, dass die rumänische Regierung alles diplomatisch und völkerrechtlich Mögliche versucht hat, die Herausgabe der Budapester Gojdu-Höfe zu erreichen, doch fallen auch die Argumente der Gegenseite nicht unter den Tisch, und die für Rumänien derzeit ungünstige juristische Situation wird klar dargestellt. So kann man sich gut ein eigenes Bild von der verzwickten Problematik und den vielfältigen Bemühungen um ihre Bewältigung machen. Insgesamt sind die angebotenen Texte keine außenpolitische Darstellung und Bekräftigung rumänischer Rechtspositionen, sondern vor allem ein Versuch, den innenpolitischen Kritikern in Sachen Gojdu-Erbe durch Darstellung der erreichten Teilerfolge, der berührungslosen Parallelität der Regierungs- und Stiftungsaktivitäten und der zumindest teilweise selbstverschuldeten Chancenlosigkeit etwaiger weiterer juristischer Maßnahmen den Wind aus den Segeln zu nehmen. |
Deutschlandfunk |
Text zu einer Sendung über den Bauboom im ehemaligen jüdischen Viertel der Elisabethenstadt. Speziell zu den Gojdu-Höfen wird hier u. a. gesagt: Gozsdu udvar, zu Deutsch Gozsdu-Höfe, heißt das größte, der alten Gebäude in der Elisabethstadt. Es ist ein historisch und architektonisch wertvoller Wohn- und Geschäftskomplex, der 1902 von der Stiftung des rumänischen Kaufmanns Manó Gozsdu errichtet wurde. Jahrelang gab es Streitereien um die Zukunft des Gebäudes mit insgesamt sechs Hinterhöfen. Sie führten sogar zu Interventionen der rumänischen Regierung, die auf einen Erhalt ihres kulturellen Erbes in Budapest pochte. Jetzt sollen die Gozsdu-Höfe saniert und renoviert werden - für viele zig Millionen Euro. Die historische Fassade steht unter Denkmalsschutz und muss erhalten bleiben. Aber innen wird alles neu: Luxuswohnungen, unter- und überirdische Geschäftspassagen, ein Parkhaus und ein Wellness-Zentrum sollen bis Ende nächsten Jahres entstehen. Derzeitige Bewohner und Ladenbesitzer in der Erzsébetvarós, die vom Bezirk vor die Tür gesetzt werden, werden sich hier allerdings keinen neuen Standort leisten können. |
Gozsdu udvar, a series of interconnected courtyards connecting Király utca and Dob utca earth-photography.com |
Die Seite zeigt ein großflächiges Foto von einem der beeindruckenden Durchgänge durch mehrere Innenhöfe der Gojdu-Höfe. |
Danke!
Viel zur Vertiefung des Themas beigetragen haben Hinweise einer aufmerksamen Leserin aus Bukarest, die nicht namentlich genannt werden will.
Hans-Rudolf Hower 2007
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Letzte Aktualisierung: 04.04.16