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Unter deutschen Gebärdensprachen sind solche Gebärdensprachen zu verstehen, deren Nutzer in einem deutschsprachigen Umfeld leben, also nicht unbedingt in Deutschland. Diese gewisse Bindung an die deutsche Sprache, die nie ein 1:1-Abbild bedeutet, hat historische und geografische Gründe, zu der auch die individuelle Lebensgeschichte der Gehörlosen zählen. Die Entstehung gebärdensprachlicher Dialekte ist eine der praktischen Folgen davon.
Deutsche Gebärdensprache (DGS)
Die Deutsche Gebärdensprache wird von den rd. 80 000 Gehörlosen und rd. 120 000 Schwerhörigen und Zweitsprachlern der gesamten Bundesrepublik Deutschland benutzt. Das bedeutet jedoch leider nicht, dass eine reibungslose Verständigung über das ganze Staatsgebiet gesichert ist, denn wie bei der deutschen Lautsprache haben sich auch bei der Deutschen Gebärdensprache mehrere Dialekte herausgebildet, zwischen denen eine reibungslose Verständigung nicht immer gegeben ist. Daneben gibt es das streckenweise konkurrierende System der Lautsprachbegleitende Gebärden (LBG), das jedoch keine echte Gebärdensprache darstellt.
Obwohl die DGS in ständiger Auseinandersetzung mit dem deutschsprachigen Umfeld entstanden ist und ihre sprachwissenschaftliche Diskussion immer noch in eben dieser Auseinandersetzung stattfindet, geht die Grammatik der DGS inzwischen weitgehend eigene Wege. Wegen der speziellen Bedingungen der nicht-lautlichen Kommunikation entstand eine neue linguistische Gedankenwelt mit entsprechender Terminologie, die es nun den Nutzern der DGS und der hörenden Umwelt in Grammatikregeln zu vermitteln gilt.
Dessen ungeachtet findet der muttersprachliche Erwerb der Gebärdensprache - wie bei einer gesprochenen Sprache - beim Kleinkind intuitiv im Verkehr mit den gehörlosen Eltern, Verwandten und Freunden statt, und die schulische Auseinandersetzung mit der DGS-Grammatik festigt nur theoretisch das, was das Kind sowieso schon praktisch gelernt hat. Nur Fremdsprachler, also Hörende und wegen Unfall oder Krankheit spät Ertaubte, brauchen die DGS-Grammatik zum Einstieg.
Seit 2002 ist die Gebärdensprache in Deutschland als Sprache anerkannt. Gehörlose haben daher das Recht auf einen Dolmetscher.
Näheres siehe dt. Wikipedia.
Lautsprachbegleitende Gebärden (LBG)
Das LBG wurde ursprünglich zur Unterstützung schwerhöriger Kinder im normalen Sprachunterricht geschaffen und legt vor allem Wert auf genaue Vermittlung der deutschen Grammatik. Es enthält daher Gebärden sowohl für die Grundform der Wörter als auch für die Flexionsendungen. Wegen der Schwerfälligkeit dieses Verfahrens bei der Kommunikation von Textinhalten wurden lautsprachunterstützende Gebärden (LUG) als inhaltsbezogene Variante ohne Flexionsgebärden entwickelt. Dadurch entstand jedoch keine wirkliche Gebärdensprache, weil in diesem System jedem einzelnen deutschen Wort eine Gebärde entspricht (was der Name Lautsprachbegleitende Gebärden korrekt ausdrückt). Eine echte Gebärdensprache fasst oft größere Sinneinheiten im Satz zu einer einzigen, u.U. komplexen Gebärde zusammen und respektiert nicht unbedingt die deutsche Wortbildungs-, Formen- und Satzlehre.
Näheres siehe dt. Wikipedia.
Deutschschweizer Gebärdensprache (DSGS)
Die Deutschschweizer Gebärdensprache wird von den rund 6 000 Gehörlosen der Schweiz und Liechtensteins benutzt. Sie weist fünf verschiedene Dialekte auf (Zürcher, Berner, Luzerner, Basler, St. Galler Dialekt), deren Gebärden aber teilweise solche Gemeinsamkeiten aufweisen, dass sich Kommunikationspartner verschiedener Dialekte (mehr oder weniger gut) untereinander verständigen können. Das ist im Grunde eine ähnliche oder sogar bessere Situation als bei den gesprochenen deutschweizerischen Dialekten.
Im Schweizer Kanton Zürich - und nur in diesem - wurde die kantonale Gebärdensprache inzwischen verfassungsmäßig anerkannt und muss im Verkehr mit den Behörden auf Verlangen eingesetzt werden. Landesweit kämpfen die Gehörlosen allerdings immer noch um die staatliche Anerkennung ihrer Sprache. Der Bedarf an Gebärdensprachdolmetschern ist gerade einmal zu einem guten Viertel gedeckt.
Insgesamt steht die Schweiz vor dem ihr eigenen Problem, dass sie, abgesehen von den massiven Dialektproblemen, vier Landessprachen und drei Hauptgebärdensprachen bewältigen muss.
Ein großes Hindernis in der schweizerischen Gehörlosenpädagogik ist der immer noch nicht ausgestandenen Zwist zwischen den Verfechtern der an der gesprochenen Sprache orientierten Lehrmethoden und denen, die eine zweisprachige, d.h. parallele Erziehung in gesprochener und gebärdeter Sprache befürworten. Bereits etwa ab 1830 - mehr als ein halbes Jahrhundert vor dem fatalen Kongress von Mailand - wurde die damals ganz junge gebärdenorientierte Gehörlosenpädagogik in der Schweiz verboten und bekam erst gegen Ende des 20. Jahrhunderts wieder Auftrieb. Die Anhänger der Lautsprache haben im schweizerischen Regelschulbetrieb immer noch die Oberhand, und die Gebärdensprache trägt immer noch den Makel der angeblichen Minderwertigkeit. Ja, selbst die GSGS spiegelt diese Lage wieder, da in ihr nicht nur gebärdet, sondern immer auch - tonlos - gesprochen wird.
Besonders schlimm hat es die italienischschweizer Gehörlosen erwischt, denn im Rahmen der in den letzten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts laufenden Bemühungen um Integration der Gehörlosen in den normalen Schulbetrieb wurde die einzige regionale Gehörlosenschule geschlossen und damit der dortigen Gehörlosenpädagogik der Boden entzogen.
Näheres siehe dt. Wikipedia.
Österreichische Gebärdensprache (ÖGS)
Die Österreichische Gebärdensprache wird in ganz Österreich von rd. 9 000 Personen benutzt.
Seit 2005 ist die Gebärdensprache in Österreich zwar als eigene Sprache anerkannt, doch ist damit mangels entsprechender Gesetze kein Recht auf eigene Bildungseinrichtungen verbunden.
Näheres siehe dt. Wikipedia.
Wenn Sie Verbesserungs- oder Erweiterungsvorschläge zu unserer Darstellung der deutschen Gebärdensprachen haben, schreiben Sie uns bitte! Vielen Dank im Voraus!
Internet
Beachten Sie bitte unsere rechtlichen Vorbehalte bei allen Internet-Verweisen.
Adresse / Eigner |
Inhalt / Themen |
In dt. Wikipedia. |
Ausführlicher Lexikonartikel über die deutsche Gebärdensprache, mit Grammatik (Phonologie, Morphologie, Morphosyntax [Flexionsklassen, Aspekt, Klassifikatoren, Numerus, Modus, Negation], Syntax [Satzbau, Satzarten, Satzverbindungen]) und vielen Links. Leider bombardiert der Artikel den unbedarften Leser nicht nur mit den üblichen deutsch-lateinischen Grammatikausdrücken der deutschen Sprache, sondern noch dazu mit einem lateinisch-englischen Kauderwelsch gebärdensprachorientierter sprachwissenschaftlicher Terminologie und geizt mit nachvollziehbaren Beispielen. Dieser Artikel scheint von Spezialisten für Spezialisten geschrieben worden zu sein, und sein Inhalt sollte einmal für Normalsterbliche aufbereitet werden. |
Lautsprachbegleitendes Gebärden In dt. Wikipedia. |
Kurzer Lexikonartikel über das System des lautsprachbegleitenden Gebärdens, Vorstellung der lautsprachunterstützenden Gebärden (LUG), Abgrenzung gegenüber der Gebärdensprache, Erläuterung der Anwendung von LBG und LUG. |
Österreichische Gebärdensprache In dt. Wikipedia. |
Kurzer Lexikonartikel über diese österreichische Variante einer deutschen Gebärdensprache, Aufzeigen der amtlichen Stellung der Gebärdensprache, Links, Literaturhinweise. |
Deutschschweizer Gebärdensprache In dt. Wikipedia. |
Eingehender Lexikonartikel über diese schweizerische Variante einer deutschen Gebärdensprache, Aufzeigen der amtlichen Stellung der Gebärdensprache, örtliche Probleme, Links, Literaturhinweise. |
Institute, Organisationen, Aktionen
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Deutschen Gehörlosen-Bund e.V. Selbstdarstellung. |
Dies ist derzeit (Mai 2009) leider ein typischer schlecht gemachter Vereinsauftritt im amtlichen Gewand, bei dem nicht einmal die Seiten richtig angezeigt werden, wenn man nicht genau die gewünschte Bildschirmauflösung hat. Schrecklich anzuschauen. Schade! Die Gehörlosen hätten von Seiten ihrer Vertreter Besseres verdient. |
Selbstdarstellung. |
Ansprechend gemachtes Portal dieses Verbandes mit vielen nützlichen Informationen. |
Gehörlosenverband Hamburg e.V. Selbstdarstellung. |
Ansprechend gemachtes Portal dieses Verbandes mit vielen nützlichen Informationen. |
Gesellschaft für Gebärdensprache und Kommunikation Gehörloser e.V. |
Selbstdarstellung: Die Gesellschaft für Gebärdensprache und Kommunikation Gehörloser e.V. (GGKG) wurde 1987 auf Initiative von Prof. Dr. Siegmund Prillwitz (Universität Hamburg) gegründet. Als überregionaler und gemeinnütziger Verein fördert die GGKG die Erforschung der Gebärdensprache Gehörloser und die praktische Umsetzung der gewonnenen Erkenntnisse. Gemeinsam mit Gehörlosen- und anderen Fachverbänden setzt sich die GGKG für die Durchsetzung der Gebärdensprache als Minderheitensprache ein. Im Weiteren werden folgende Tätigkeitsschwerpunkte genannt: Kultur und Geschichte Gehörloser, Erforschung und Lehre der Deutschen Gebärdensprache, bilinguale Erziehung und Bildung Gehörloser in Gebärden-, Laut- und Schriftsprache, akademische Ausbildung Gehörloser, Gebärdensprachdolmetschen, Öffentlichkeitsarbeit zur Situation Gehörloser als sprachlicher Minderheit, Herausgabe der Fachzeitschrift DAS ZEICHEN in Zusammenarbeit mit dem Institut für Deutsche Gebärdensprache (Universität Hamburg). |
Institut für Deutsche Gebärdensprache und Kommunikation Gehörloser Von Uni Hamburg. |
Ausführliche Materialien zur DGS und allgemein rund um die Gebärdensprache (auf deutsch), mit einer internationalen Bibliographie der Gebärdensprachlinguistik (International Bibliography of Sign Language). |
Kultur und Geschichte Gehörloser e.V." (KuGG) Selbstdarstellung. |
Portal des KuGG mit vielen wichtigen und interessanten Informationen für Gehörlose. Unter der Rubrik Gehörlose Führer im Deutschen Historischen Museum werden Führungen in deutscher, internationaler und polnischer Gebärdensprache angekündigt, einschließlich Anmeldebedingungen und -formular. |
Selbstdarstellung: Der Taubenschlag ist eine Website für Taube und Schwerhörige, aber auch für Hörende. Der Taubenschlag bietet Informationen und Einblicke in die Welt der Hörgeschädigten, die Sie nirgendwo sonst finden, aber auch eine Vielzahl von Querverbindungen (links) zu anderen Websites für Hörgeschädigte. Unsere Absicht ist es, Informationen für Hörgeschädigte zugänglicher zu machen. Außerdem wollen die Macher des Taubenschlags, dass die Gehörlosen nicht als bedauernswerte Schicksalsgemeinschaft von Hör-Sprach-Behinderten, sondern als selbstbewusste sprachliche Minderheit gesehen werden. Unter MILAN - es kehrt zurück! finden sich Hinweise zu dem für die Entwicklung des Gebärdensprachunterrichts so schlimmen Kongresses der Taubstummenlehrer 1880 in Mailand. |
Glossare, Wörterbücher, Kurse
Glossare, Wörterbücher und Kurse werden von vielen Gehörlosen- und Gebärdensprachschulen sowie von Universitäten angeboten. In die folgende Liste können wir daher nicht alle entsprechenden Internet-Seiten aufnehmen. Aber wenn Sie einen Eintrag hier vermissen, schreiben Sie uns bitte! Vielen Dank im Voraus!
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Inhalt / Themen |
Glossar linguistischer Fachbegriffe Von Uni Hamburg. |
Umfassendes Glossar zu allem, was mit Gebärdensprache zu tun hat. |
Langue:Signes du Monde > Allemagne Von Wiksign. |
Dieser hauptsächlich französischsprachige Auftritt (mit englischen Verständnishilfen) bietet neben anderen Sprachen auch einen Zugang zu mehreren deutschen Fachgebärdenlexika (Gesundheit und Pflege, Sozialarbeit/Sozialpädagogik, Hauswirtschaft, Tischler/Schreiner, Psychologie, Berufsbildung und andere). Auch ein viersprachiges Gebärdensprachenlexikon wird angeboten unter Dictionnaire quadrilingue (LS Britannique, Allemande, Espagnole, Suèdoise). |
Schnupperkurs Deutsche Gebärdensprache Von Visuelles Denken. |
Ausführliche und unterhaltsame Einführung in die DGS anhand typischer Gesprächssituationen. Alle Gebärden werden textlich und bildlich (Fotos) dargestellt und erläutert. Auch die Besonderheiten des Gebärdensatzbaus werden behandelt. Sehr ansprechende Präsentation. |
Wörterbuch Deutsche Gebärdensprache Von bildungsklick.de. |
Vorstellung dieses Wörterbuchprojektes. |
Literatur
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Autor / Titel |
Anmerkungen |
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Deutsche Gebärdensprache |
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Deutschschweizer Gebärdensprache |
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Hans-Rudolf Hower 2009
Letzte Aktualisierung: 04.04.16