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Brabcová, Zuzana

Němcová, Božena

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Falls Sie beim Lesen tschechischer Literatur Probleme mit den häufig wechselnden Vornamen der Personen haben, bekommen Sie Hilfe auf unserer Seite für tschechische Kosenamen.

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Diese Seite präsentiert diejenige meiner Lektüren, deren Original in tschechischer Sprache geschrieben wurde. Dabei kann es sich um Autorinnen und Autoren aus Tschechien, aus der Slovakei oder auch aus anderen, vor allem ehemaligen Asylländern aus der Zeit des Kalten Krieges handeln.

Hinweis zur tschechischen Rechtschreibung

Das Tschechische gehört für Windows zu den Sprachen, die andere als die westeuropäisch-amerikanischen Zeichensätze (Fonts) benutzen. Was dies für diese unsere Seiten unter Umständen bedeutet, können Sie bei den Technischen Informationen unter Fremdsprachige Zeichensätze nachlesen.

   

Brabcová, Zuzana

Zuzana Brabcová wurde 1959 geboren. Als Kind eines Akademikers und Dissidenten (er hatte die Charta 77 unterschrieben) war sie - wie in den Ländern des Warschauer Paktes damals üblich - automatisch dazu verdammt, als Putzfrau zu arbeiten. Ihre ersten Bücher konnte sie daher nur privat verteilen bzw. über einen Samisdat- oder Exil-Verlag herausbringen.

Mehr über die Autorin: tschechische Wikipedia unter Zuzana Brabcová.

Zur Werkübersicht bei amazon.de/at: Zuzana Brabcová.

   

Zuzana Brabcová, Weit vom Baum

Roman, gelesen auf Deutsch. Originaltitel: Daleko od stromu (gleichbedeutend mit dem deutschen Titel). Das tschechische Originalwerk erschien 1987 in einem Kölner Verlag. Es gibt das Lebensgefühl der tschechischen Jugend nach der Niederschlagung des Prager Frühlings wieder: Zerrissenheit bis zur Schizophrenie, Angstzustände und Aufbruchfantasien, Generationenkonflikte und Suche nach Wärme, zerbrochene Denkzusammenhänge, politische Heimatlosigkeit, Mystik und Chaos.

Genau so eine Jugendliche war Věra (Vera), die in Prag lebte, litt und liebte. Ihr Los wurde dadurch erschwert, dass sie aus einer teilweise jüdischen Familie stammte, also neben den Katastrophen der Gegenwart auch noch diejenigen ihrer Vorfahren mit sich herumschleppte. Ihr Urgroßvater endete im Irrenhaus, ihr Großvater war Kommunist, ihr Vater Pastor, was war dann von Věra zu erwarten, meinte einer der Anderen, dieser nie namentlich genannten Vertreter des drohenden Molochs unter der Stadt.

Der Roman ist ein einziger Alptraum über mehrere Ebenen. Die Erzählstränge sind sehr kurz und überschneiden sich ständig in alle Richtungen. Reales, Symbolisches, Mythisches, Mystisches und reale Politik verschwimmen immer ineinander, als ob die wiederholt angekündigte, Prag vernichtende Sintflut bereits stattfände. Das Ende bringt keine Erlösung.

Titel : Im Tschechischen gibt es das Sprichwort Jablko nepadá daleko od stromu (Der Apfel fällt nicht weit vom Baum), das genau dem deutschen Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm entspricht. Der Titel dreht also das Sprichwort in sein Gegenteil, denn die in dem Buch beschriebene junge tschechische Generation ist eben „weit vom Stamm gefallen“.

Übersetzung : Man bleibt zwar manchmal beim Lesen an kleineren sprachlichen Problemen hängen, aber das größte Manko ist, dass die erläuternden Anmerkungen des Übersetzers m.E. für ein jüngeres deutsches Publikum, das den Prager Frühling und die Zeit unmittelbar danach nicht selbst erlebt hat, nicht ausreichen. Auch einige - z.T. inzwischen veränderte oder verschwundene - Begriffe und Prager Gegebenheiten hätten erklärt werden sollen (Wer weiß z.B. heute noch, was damals auf dem Letná-Gelände war? Kennt wirklich jeder den Petřin? Welcher Nicht-Österreicher weiß, was eine Pawlatsche ist?).

Fazit : Ein nicht leicht zu lesender Roman, der dem Leser viel Einfühlungsvermögen in eine chaotische Zeit der gerade noch existierenden Tschechoslowakei und ihre damaligen jungen Leute abverlangt. Wer das Prag von damals selbst erlebt hat, kann mit diesem Text wohl besser umgehen.

[hrh 20.01.10]

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Zuzana Brabcová, Weit vom Baum

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Němcová, Božena

Božena Němcová (1820 - 1863) stammt aus Wien und kam erst als 22-Jährige nach Prag. Sie gilt als Begründerin der tschechischen Prosa.

Mehr über die Autorin: deutsche Wikipedia unter Božena Němcová.

Zur Werkübersicht bei amazon.de/at: Bozena Nemcová.

   

Božena Němcová, Babitschka

Roman, gelesen in der französischen Übersetzung von Eurydice Antolin. Originaltitel: Babička (Großmutter), französischer Titel: Babitchka - Grand-mère - Tableaux de la vie campagnarde 1855 (Großmutter - Bilder vom Leben auf dem Lande 1855). Das tschechische Originalwerk erschien 1855. Es zeigt das Leben auf dem Lande im Böhmen des 19. Jahrhunderts am Beispiel einer tschechischen Familie, die in den Diensten tschechischer Adliger steht und daher zwar besondere Pflichten, aber auch - ohne dadurch wirklich reich zu sein - gewisse Privilegien besitzt. Doch das ganze Buch dreht sich eigentlich vor allem um die Hauptperson, die im selben Haus lebende Oma der Familie.

Der Roman hätte in eine triviale ländliche Idylle abgleiten können, wenn er sich auf die lokale Familiengeschichte beschränkt und nur das angeblich so schöne Landleben wiedergegeben hätte. Tut er aber nicht. Nicht nur werden alle möglichen Schicksalsschläge, Intrigen, Liebesleid, Soldatenschicksale und die bis 1848 immer noch üblichen Fronarbeiten in die Handlung einbezogen, sondern ganz nebenbei ergibt sich eine umfangreiche Sammlung von Geschichten und Legenden, die die böhmische Geschichte aus tschechischer Sicht einbeziehen.

Überhaupt ist diese konsequent tschechische Sicht der Dinge das eigentliche Wunder dieses Romans. Němcová verschweigt keineswegs die politischen Verbindungen mit der mächtigen k.u.k.-Monarchie und deren Einfluss, doch ist all dies genauso weit entfernt wie der Zar für die Russen. Vor Ort findet genuin tschechisches Leben statt, was im 19. Jahrhundert einer kulturellen Revolution gleichkam.

Die Art, wie die Personen des Romans einander anreden, ist einerseits von der slawischen Gewohnheit geprägt, statt der eigentlichen Vornamen je nach Alter und gefühlter Nähe verschiedene Kosenamen zu verwenden. Dazu kommt die Tatsache, dass bei den Familiennamen zwischen Mann und Frau unterschieden wird. So gehören in dem Roman Herr Prošek und Frau Prošková genauso zusammen wie Míla und Mílová, Tomeš und Tomšová sowie Kudrna und Kudrnová. Zugleich zeigt der Zusatz Herr bzw. Frau (nur) bei Familie Prošek, dass diese Leute durch ihre dienstliche Nähe zur adligen Domanialherrin eine Sonderstellung gegenüber dem gemeinen Landvolk innehaben. Auch der subtile Gebrauch von du und sie gibt Einblick in die damaligen sozialen Strukturen in Böhmen (und anderswo).

Die Französische Übersetzung von Eurydice Antolin verlangt dem deutschen Leser ein gutes Grundwissen der französischen Sprache ab, ist aber dann gut zu lesen. Die Übersetzerin verwendet allerdings oft spezifische Sprachelemente, die inzwischen mit der ländlichen Feudalgesellschaft des 19. Jahrhunderts weitgehend versunken und nicht in jedem modernen Wörterbuch zu finden sind. Ihre französische Syntax ahmt manchmal tschechische Konstruktionen nach, z.B. wenn der Nebensatz eines Bedingungssatzes nicht mit si eingeleitet, sondern als Frage formuliert wird (ahmt die tschechische Konstruktion des angehängten -li nach).

Fazit : Diesen Klassiker der tschechischen Literatur sollte jeder lesen, der an tschechischer Kultur und Geschichte interessiert ist - und gern historische Romane liest. Natürlich wird da eine für uns weitgehend versunkene ländliche Welt geschildert, aber als Gegenbild zu unserer hektischen Moderne wirkt sie immer noch nach.

[hrh 19.04.10]

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Božena Nemcová, Babitschka

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Hans-Rudolf Hower 2010

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Letzte Aktualisierung: 05.04.16