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Edingen-Neckarhausen & Reisen

Edinger Kuhgasse und Pferdeschwemme

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Foto: Das Traumhaus am Neckarufer

Das Traumhaus am Neckarufer. Früher stand ein riesiger Baum auf dem Platz davor.

In diesem majestätischen Haus am Ende der Kuhgasse und hoch über dem Neckarufer habe ich mit meiner Familie in meiner Kindheit bis in die ersten Grundschulklassen gewohnt. Die Aussicht über den Neckar (Negger) Richtung Ladenburg (Laadeberjg), Schriesheim (Schriese) und Heidelberg (Heidlberjg) war großartig, die Wetterleuchten monumental, die Blitzeinschläge in den nahen Fluss markerschütternd, die Hochwasser wegen der eingerissenen Stützmauer angsterregend und die Wohnsituation wegen des Flüchtlingsansturms eher beengt. Für mich kleinen Knirps war das ein Traumhaus. Es war für mich Nest, Burg, Aussichtsplattform, Hotel und Kantine zugleich. Außerdem begann der schönste Spielplatz der Welt gleich vor dem Haus, nämlich das Flussufer mit den vielen Nussbäumen, der Strandwiese, den Buhnen (Zeilen), den Wasserpflanzen und Fischen.

Dann zogen wir weg, in die Ortsmitte, in die Schulstraße (heute Anna-Bender-Straße). Und aus war der Traum vom Traumhaus...

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Foto: Linde am Uferhang vor dem Traumhaus

Linde am Uferhang vor dem Traumhaus

Als ich das nächste Mal zu diesem Haus kam, war aus dem Traumhaus das Traum-Haus geworden. Der Dorfarzt Dr. Traum hatte es nämlich gekauft. Ich war in einem Verkehrsunfall verletzt worden, und Dr. Traum nähte in diesem Haus mein Bein wieder zusammen. Der Arzt hatte übrigens eine Eigenheit, die nicht von allen Leuten geliebt wurde: Er duzte grundsätzlich alle seine Patienten, ob alt oder jung, ob arm oder reich. Doch er verstand seine Kunst.

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Foto: Pferdeschwemme (Gaulsneckar)

Pferdeschwemme (Gaulsneckar) mit Anfang der Buhnen (Zeilen)
und den Inseln auf der anderen Neckarseite

Unmittelbar vor dem Traum-Haus ging ein Wiesenweg sanft zu unserem Badestrand hinunter, den wir allerdings am Wochenende oft den Pferden überlassen mussten. Von meiner Aussichtsplattform im ersten Obergeschoss (zweider Schdogg) schaute ich immer fasziniert zu, wie die Bauern ihre prächtigen Pferde hier zum Baden führten. Daher kommt der Name „Pferdeneckar“ (Gaulsnegger) für diese Stelle am Fluss. Einige Pferde waren so hitzig, dass sie kaum gebändigt werden konnten. Aber schließlich landeten sie alle im Wasser und wurden gesäubert. Die jungen Burschen saßen oft im Wasser auf und ritten ein Stück ins tiefe Wasser hinein, wo die Pferde mit ihnen auf dem Rücken schwimmen mussten.

Der Umgang mit Pferden war nicht ungefährlich. So manches Pferd ging vor oder nach dem Baden durch und musste mühsam wieder eingefangen werden. Auch lebensgefährliche Huftritte sind vorgekommen, aber meines Wissens nicht am Gaulsnegger. (Und dass Traktoren auch nicht ungefährlich sind, weiß man in Edingen inzwischen auch.)

Natürlich badeten wir Kinder hier auch einige Jahre lang, denn das Neckarwasser war sauber. Aber dann ist der Fluss gekippt. Verkündete man vorher als Einheimischer stolz, dass man „mit Neckarwasser gewaschen“ (mid Neggerwasser gewesche) war, so musste man jetzt vorsichtiger mit diesem Ausdruck (und dem Wasser) umgehen...

Durch die Verbreiterung des Uferwegs und das Nagen des Wassers ist unser damaliger Strand inzwischen völlig verschwunden. Es führt zwar immer noch der Wiesenweg dort hinunter, aber unten steht man jetzt direkt vor dem Wasser.

Die Buhnen (Zeile) gibt es immer noch, denn sie sind für die Erhöhung des Wasserstandes durch Verengen des Flussbetts notwendig, um die Flussschifffahrt zu ermöglichen. Für uns Buben waren sie ein Kletterparadies mit vielen Stellen, die sich als Mutprobe eigneten.

Ein besonderes Fest war es immer, wenn „der Neckar abgelassen“ (abgelosst) wurde. Diese künstliche Absenkung des Wasserspiegels brachte ganz neue Spiel- und Fischgründe zu Tage. Aber ich erinnere mich heute noch mit Schrecken an den Tag, an dem ich, barfuß knietief in einem stehengebliebenen kleinen Tümpel stehend, mit einem ausgewachsenen Aal konfrontiert wurde. Ein in der Nähe stehender Erwachsener hat daraus aber schnell seinen nächsten Sonntagsbraten gemacht.

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Foto: Kuhgasse, von oben gesehen

Die Kuhgasse, von der Hauptstraße aus gesehen

Sprachliche Hinweise für Nichteinheimische

Im Hochdeutschen gibt es zwar eine Art Pferdehierarchie, in der das Ross ganz oben steht, gefolgt vom (normalen) Pferd, darunter (wenn überhaupt) der (schäbige) Gaul und die (noch schäbigere) Mähre. Diese Hierarchie stimmt in den regionalen Mundarten so nicht. Während die heute eher literarische Mähre außer Konkurrenz läuft, teilen sich Ross, Pferd und Gaul das deutsche Territorium, das Pferd eher im Norden (und allerdings auch in der Hochsprache), der Gaul im Südwesten und das Ross im Süden und Südosten (bis in die Schweiz und nach Österreich). In den Gaul- und Ross-Gegenden haben diese Wörter nicht den von der Hochsprache nahegelegten schäbigen bzw. hehren Sinn, da sie dort das normale Wort für dieses Tier sind. Edingen liegt mitten im Gaul-Land, und das Wort Pferd habe ich als Einheimischer erst in der Schule gelernt (igitt, mit diesem für uns unaussprechlichen „Pf“!).

Natürlich war „Kuhgasse“ nicht der offizielle Name dieser Gasse (sie hatte keinen), aber jeder nannte sie so. Als Karnevalsscherz wurde auch einmal das Schild „Cow Street“ am Gassenanfang angebracht. Es gab zwei Arten der Adressenangabe: Unsere Wohnung in meinem Traumhaus war z.B. amtlich die Adresse Hauptstr. 102, aber unter Edingern war das Kuhgasse 8.

Für uns Kinder gab es in dieser Gasse drei Besonderheiten: eines der wenigen großen Mietshäuser des Ortes mit vielen Spielkameraden, die Reihe der kleinen Fischerhäuschen mit einem Invaliden namens Valentin (Valdin), vor dem wir alle Angst hatten (warum?) und das kleine Haus am unteren Ende der Gasse, das von einer alten Frau bewohnt und daher „das Hexenhäuschen“ (s Hexehaisl) genannt wurde.

Weitere Informationen, Fotos, Anregungen und Hinweise auf Fehler sind jederzeit willkommen. E-Mail genügt.

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Gestaltung, Text und Fotos: Hans-Rudolf Hower 2007 / 2019

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Letzte Aktualisierung: 22.11.19