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Diskussion |
Sprache kann grausam sein, und keiner merkt es... Viele französische Wendungen, vor allem in der familiären Sprache, werden nur so dahingeredet, und keiner merkt, was für Grausamkeiten er da von sich gibt. Manche Grausamkeiten ergeben sich allerdings erst in den unfranzösischen Hirnwindungen des deutschen Französischschülers. Wenn Sie weitere interessante Beispiele finden, schreiben Sie uns! Vielen Dank!
Français |
Deutsch |
Anmerkungen |
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Gemeinter Sinn |
Grausamer Sinn |
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avoir la langue bien pendue |
schlagfertig sein |
eine gut aufgehängte Zunge haben |
Lief der Erfinder dieser Redewendung gewohnheitsmäßig auf den Händen? Oder war er ein anatomisches Wunder? Bei mir jedenfalls hängt die Zunge nicht, sondern sie steht, wenn sie überhaupt etwas anderes tut als reden und lutschen. Jedenfalls würde ich nie auf den Händen gehen, um in den Ruf der Schlagfertigkeit zu kommen! |
avoir la tête qui tourne |
schwindlig werden |
einen sich drehenden Kopf haben |
Wie sieht man denn da aus, wenn der Kopf drei oder vier Runden gemacht hat! Und wann reißt der Hals ab? |
avoir les esgourdes ensablés |
nicht (zu)hören |
versandete Ohren haben |
Wie man vom Mont St-Michel weiß, drohen bei einer solchen Diagnose schlimmere Maßnahmen. Also lieber zuhören! |
avoir un il au beurre noir |
ein blaues Auge haben |
ein Auge in schwarzer Butter haben |
Und das bei den Butterpreisen! |
aus einem Glas trinken |
in einem Glas trinken |
Hoffentlich ist das Glas groß genug, damit man bequem darin sitzt! Gemütlicher ist es aber in einem Teller. Und lichtscheues Gesindel bevorzugt einen Sack. |
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casser les pieds à qn. |
jmdm. auf die Nerven gehen |
jmdm. die Füße brechen |
Obwohl die physische Folter eine ähnliche ist, darf man diesen frz. Ausdruck nicht mit dem dt. jmdm. auf die Füße treten verwechseln! |
chanter la Marseillaise en breton |
vor Schmerz heulen |
die Marseillaise auf Bretonisch singen |
Das ist die Rache des Schmerzgepeinigten! Schon der französische Text der Marseillaise ist nicht jedermanns Sache (denn blutrünstiger geht's kaum), aber das Ganze noch dazu auf Bretonisch? |
être à dormir debout |
(stock)langweilig sein |
zum im Stehen Einschlafen sein |
Das Verbot, sich hinzulegen, gilt wegen des damit verbundenen Schlafentzugs als grausame Folter und ist daher international so strikt verboten, dass es nur noch heimlich angewandt wird. Wie muss also eine Geschichte beschaffen sein, die einen dazu bringt, sogar im Stehen einzuschlafen? Frage unter Freunden: - Est-ce que tu connais l'histoire du lit vertical ? Antwort unter Freunden: - Elle est à dormir debout. Wie auch sonst?! |
être beurré |
betrunken sein |
gebuttert sein |
Nur geteert und gefedert ist schlimmer! |
être bourré |
betrunken sein |
vollgestopft sein |
Mit Stopfgänsen hat das nichts zu tun, denn dieses Stopfen nennt man gaver. Bei bourrer denkt man - sofern man in diesem Zustand noch denken kann - eher an Polstermöbel. |
être cloué au lit |
bettlägerig sein |
am Bett festgenagelt sein |
Über die Beschaffenheit der Nägel wird hier nichts gesagt. Man stelle sich folgenden Hilferuf vor: Vite, un clou, je glisse ! |
être enguirlandé |
ausgeschimpft werden |
mit Girlanden behängt werden |
Dieser Ausdruck ist eine Schönrederei für être engueulé, also eine besonders perfide Grausamkeit, denn sie versteckt sich hinter Blumengebinden und Lampions. Und wie kommt man sich denn in diesem Aufzug vor?! |
être mal ficelé |
schlecht angezogen sein |
schlecht verschnürt sein |
Eine ficelle kann zwar auch ein schlankes Brot sein (die kleinere Schwester der baguette), aber damit hat diese Redewendung wirklich nichts zu tun. |
être pendu au téléphone |
nicht vom Telefon wegkommen |
am Telefon aufgehängt sein |
Die Todesstrafe wurde in Frankreich im letzten Jahrhundert abgeschafft. Schon damals wusste man, dass zwanghaftes Telefonieren schlimmer ist. |
être vache |
nicht nett sein, übermäßig streng sein, ein Mistkerl sein |
Kuh sein |
Als Deutscher merkt man die Grausamkeit der frz. Redewendung nicht, weil im Deutschen die Kuh eher für Blödheit steht. Im Frz. geht es aber um jemanden, der einem anderen gern mal eine reinwürgt, und das kann auch ein Mann sein. Wie auch immer: Wer will gerne Kuh sein? Die frz. Redewendung ist wohl eine Verkürzung von être une peau de vache. Mein Kommentar: Das geht auf keine Kuhhaut! |
gonfler qn. |
jmdm. auf die Nerven gehen |
jmdn. aufblasen |
Was sich hier wie eine mittelalterliche Folter anhört, wird im heutigen gesellschaftlichen Leben immer noch häufig angewandt. Und die Folgen sind wie beim wirklichen Aufblasen: Irgendwann platzt das Opfer der Misshandlung. |
Il y a de quoi se taper la tête contre le mur ! |
Man könnte sich schwarzärgern! |
Man könnte seinen Kopf gegen die Wand schlagen! |
Menschenfreundlicherweise ist hier nur vom eigenen Kopf die Rede. Aber sachte! Denken wir an Georges Brassens: Mourons pour des idées, mais de mort lente ! Es gibt auch die abgeschwächte Folter in Form von Il y a de quoi s'arracher les cheveux ! Ich meine: lieber kahl als tot oder mit weichgeklopfter Birne! |
Je l'aurais bouffé(e)! |
Ich hätte ihn (sie) umbringen können!. |
Ich hätte ihn (sie gefressen!. |
Wenn ein Franzose dies sagt, will er nicht etwa ausdrücken, dass er sein Gegenüber zum Fressen gern hat. Ganz im Gegenteil! Ansonsten: Guten Appetit! |
Madame est servi. |
Das Essen ist fertig. |
Gnä Frau wird serviert. |
Man stelle sich die zierliche Küchenmamsell vor, wie sie ihre füllige Chefin serviert! |
Mitgebrachtes verzehren |
im Sack / in der Tasche essen |
Wie soll man anständig essen, wenn man im Dunkeln sitzt? Selbst in einem Teller isst man bequemer! In einem Glas hätte man zwar mehr Licht, aber (noch) weniger Platz... |
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aus einem Teller essen |
in einem Teller essen |
In einem Teller sitzt es sich schon bequemer als in einem Glas... Lichtscheues Gesindel bevorzugt aber einen Sack. |
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ne pas avoir les yeux en face des trous |
nichts sehen |
die Augen nicht vor den Löchern haben |
Diese anatomische Grausamkeit bekommt so mancher zu hören, der morgens im Halbschlaf am Frühstückstisch erscheint und die Außenwelt nur mal erst im Nebel sieht. Tu n'as pas encore les yeux en face des trous ? lautet der Schlachtruf der versammelten Familie. Mit den Löchern sind natürlich die Augenhöhlen gemeint. Ob man da die Augen vor oder hinter den naturgegebenen Löchern im Schädel sieht, ist nur eine Frage der Perspektive. Die Ausrichtung muss eben stimmen. |
prendre ses jambes à son cou |
wegrennen |
seine Beine an seinen Hals nehmen |
Anatomisch ist nicht nachzuvollziehen, wie man als normal gebauter Mensch mit bis zum Hals hochgezogenen Beinen schnell wegrennen soll. Das kann nur bei Gummimenschen funktionieren - und bei Feldhasen... |
angestrengt nachdenken |
sich den Kopf zerbrechen |
Hier ist das Französische nicht grausamer als das Deutsche. Es wurden allerdings noch keine Menschen mit vom Nachdenken zertrümmertem Schädel gefunden. Die größte Gefahr der Hirnzertrümmerung geht übrigens von Geduldsspielen aus. Und daran sind nach französischer Auffassung die Chinesen schuld. Mehr dazu bei den Nettigkeiten unter Nachbarn. Manche Franzosen bohren sich beim Nachdenken allerdings lieber Löcher ins Hirn. Siehe hierzu se creuser la tête. |
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angestrengt nachdenken |
sich im Kopf herumbohren |
Was ist grausamer, die Schädelzertrümmerung oder das Herumbohren darin? Auch in Frankreich gibt es Fans der ersteren Methode. Siehe hierzu se casser la tête. Je nach dem individuellen Geschmack des Sprechenden kann man auch hören, dass jemand in seinem Gehirn (cerveau), seinem Hirn (cervelle) oder seinen Hirnwindungen (méninges) herumbohrt. |
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se déhancher |
mit den Hüften schwingen |
sich seiner Hüften entledigen |
Das hier ist eine Grausamkeit speziell für etymologisch geschulte Sprachwissenschaftler mit quer- oder schrägdenkenden Gehirnwindungen. Denn auf sie kommt kein normaler Mensch. Da gab es 2008 allerdings einen Fernsehwerbespot, dessen Macher solche verkappten Sprachwissenschaftler gewesen sein könnten. Sie wissen schon, der Spot mit dem Metallmenschen, der sich elegant hüftschwingend in seine Einzelteile zerlegt... |
Literatur
Meine persönlichen Tipps
Autor / Titel |
Anmerkungen |
Info / Kauf |
Dictionnaire historique de la langue française, bei Le Robert, Hrsg. Alain Rey |
Ein sehr umfangreiches französisches Standardwerk. |
Näheres siehe Besprechung. |
Sandrine Serret-Praml & Klaus Praml, Da staunt der Deutsche ... und die Französin wundert sich |
CD mit amüsanten Kurzgeschichten aus dem deutsch-französischen Alltag. |
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Wolfgang Reumuth und Otto Winkelmann, Praktische Grammatik der französischen Sprache |
Meine Lieblingsgrammatik für den ständigen Gebrauch. |
Näheres siehe Besprechung. |
Hans-Rudolf Hower, Zwischen Saurierpark und Zukunftsmusik |
Meine Blütensammlung aus Denk- und Merkwürdigkeiten der französischen Sprache. |
Näheres siehe Besprechung. |
Literatursuche
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Hans-Rudolf Hower 2008
Letzte Aktualisierung: 04.04.16