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Diese Seite besteht aus zwei Teilen; der eine enthält historische und literarische Beispiele, und der andere bringt die praktische Entscheidung, die ich für meine eigene Bibliothek getroffen habe.
Aufbau meiner Bibliothek
Trotz aller Probleme theoretischer Art (siehe Andere Bibliothekspläne) musste ich für meine Bibliothek eine praktische Lösung finden. Was mir die Sache sehr erleichtert hat, ist die Tatsache, dass es im Hyperspace keinerlei Probleme gibt, Wände zu versetzen, Räume zu vergrößern, Loggien anzubauen, Perspektiven durchzustoßen oder ein Stockwerk drauf zu setzen... Man kann daher einfach mit einer ersten Arbeitshypothese darauf los gehen - auf die Gefahr hin, später einiges umbauen zu müssen.
Für Sachbücher, also alle Bücher, bei denen vor allem der Inhalt wichtig ist (Führer, Handbücher, Dokumentarisches, Berichte, Reportagen usw.) ergeben sich die thematischen Gliederungskriterien von alleine.
Doch wegen der Unterteilungen der schönen Literatur, bei der ja die Sprache eine genau so wichtige oder eine noch wichtigere Rolle spielt als der Inhalt, habe ich mir das Hirn zermartert. Letzten Endes bin ich bei der Gliederung nach der - wirklichen oder angenommenen - Ausgangssprache hängen geblieben, obwohl diese auch nicht immer klar ist. Vergessen wir nicht, dass es mit Zweifeln behaftete berühmte und sogar klassische Beispiele gibt, z.B. Flavius Josephus, der behauptet, seinen (auf Latein bekannten) Jüdischen Krieg zuerst auf Griechisch geschrieben zu haben. Diese griechische Fassung wurde aber nie gefunden und nie von jemandem anderen als ihrem angeblichen Verfasser auch nur zitiert... Oder näher an unserer Zeit: Ist Jorge Semprun ein französischer oder ein spanischer Autor? Er ist wohl etwas von beiden... Oder wie soll man einen russischen Roman einordnen, wenn sein Autor zwar, obwohl er den größeren Teil seines Lebens in Paris oder den Vereinigten Staaten verbracht hat, weiter in seiner Muttersprache schreibt, aber seine Bücher vom Ambiente seines (freiwilligen oder erzwungenen) Exils nur so getränkt sind?
Meine Methode ist also leicht in Frage zu stellen, aber sie ist nicht schlechter als andere. Willkürlichkeiten wird man nie ganz vermeiden können, aber ich habe vor, gemäß meiner Sicht der Dinge eine offene Willkür ohne Tücke walten zu lassen...
Für jedes Buch gebe ich an, in welcher Sprache ich es gelesen habe, denn die Sprache hat oft eine große Bedeutung für die Bewertung des Buches. Auch wenn der Übersetzer oder die Übersetzerin gut gearbeitet hat, so kann die Übersetzung doch das Original durchscheinen lassen oder sogar schief liegen, und zwar aus mehreren Gründen:
Nicht alle Sprachen sind völlig miteinander kompatibel. Jede Sprache unterteilt die Wirklichkeit in einer ihr eigentümlichen Weise. Wenn zwei Sprachen miteinander verwandt sind, wie Englisch und Deutsch, bemerkt man die Unterschiede kaum. Doch wenn es sich z.B. um Französisch und eine slawische Sprache handelt, dann kann die Übersetzung ein Geduldspiel werden. Um nur ein harmloses Beispiel zu nennen: Das Französische, die deklarative Sprache par excellence, kennt in keiner Weise die tausend und eine Art und Weise, wie slawische Sprachen üblicherwesie komplexe Bewegungen ausdrücken und ihnen zusätzlich einen Aspekt verleihen (beginnende, andauernde, plötzliche, unvollendete, vollendete, gewohnheitsmäßige, wiederholte Handlung usw.).
In jedem Land gibt es Dinge, die in bestimmte Fremdsprachen nicht übersetzt werden können, weil sie in den anderen Ländern nicht existieren: Bräuche und Lebensarten, Gegenstände, Einrichtungen, Stellungen und Dienstgrade, historische und zeitgenössische Fakten, intellektuelle und andere Traditionen. Daher bewirken die gleichen Ausdrücke nicht das Gleiche beim Leser, je nachdem, in welcher Sprache er sie gelesen hat. Es handelt sich da um die viel besprochenen Assoziationen, die man hat oder eben nicht hat.
Die Rechtschreibung der Eigennamen erweist sich bei einer Übersetzung oft als schwierig, wenn es sich um Sprachen handelt, die nicht das gleiche Alphabet benutzen. Das kann bis zur Unleserlichkeit gehen, und je enger sich die Schreibung an das Original hält, desto mehr läuft das Buch Gefahr, unleserlich zu sein, weil es zu viele Buchstaben gibt, die nur mit Verlust zu übertragen sind. Dieses Problem besteht natürlich vor allem bei (für uns) exotischen Sprachen wie Japanisch, Chinesisch oder Arabisch, aber auch schon für in kyrillischer Schrift geschriebene Sprachen (Russich, Bulgarisch, Serbisch, Mazedonisch).
Übersetzer, die mit slawischen Sprachen oder auch mit dem Italienischen zu tun haben, stehen oft vor heiklen oder sogar unlösbaren Problemen, weil es in diesen Sprachen gang und gäbe ist, bei Vornamen Verkleinerungs- und Koseformen zu benutzen, um menschliche Beziehungen auszudrücken. Wenn man vom Russischen ins Italienische übersetzt, gibt es also kaum Probleme dieser Art, aber vom Russischen ins Französische oder auch ins Deutsche wirds ein Heiden-Spaß! Entweder läßt der Übersetzer die Diminutive fallen, was der Handlung einen Teil ihres menschlichen Tiefgangs entzieht, oder er behält sie - und Sie können ihm dankbar sein, wenn er in den Fußnoten erklärt, dass z.B. Jura und Jurka Koseformen sind von Juri (Georg) wie Sascha von Aleksandr (Alexander) usw.
Andere Bibliothekspläne
In diesem Kapitel habe ich vor, nach und nach interessante historische und literarische Beispiele für den Aufbau einer Bibliothek zu sammeln. Dabei zähle ich stark auf die Mitarbeit unserer LeserInnen; schicken Sie uns bitte Ihre Gedanken und Fundstücke. Vielen Dank im Voraus!
Erste zaghafte Ansätze:
Die totale Bibliothek - Friedhof der vergessenen Bücher - Umberto Ecos Bibliothek
Die totale Bibliothek
Die Geschichte der Gedankenspiele um eine totale Bibliothek, die vorzugsweise automatisch aus dem vorhandenen Wortmaterial einer Sprache generiert wird, ist über 2000 Jahre alt. Immer wieder kommt der Gedanke hoch, und immer wieder wird er wegen der praktischen Undurchführbarkeit aus Mengengründen verworfen.Ein kurzer Abriss dieser Ideengeschichte mit vielen Quellenangaben findet sich in einem Text von Jorge Luis Borges, der im spanischen Original im Netz steht (in den argentinischen Literaturseiten von Achával, Resnik & Tabacman.
Friedhof der vergessenen Bücher
Normalerweise ist eine Bibliothek so aufgebaut, dass man möglichst leicht das gewünschte Buch unter den tausenden dort ausgestellten findet. Einen umgekehrten Sonderfall stellt jedoch Carlos Ruiz Zafón in seinem Buch Der Schatten des Windes vor (siehe v.a. S. 91 f.). Diese Friedhof der vergessenen Bücher" genannte Bibliothek ist so aufgebaut, dass ungebetene Besucher auf spiralförmig zum Ausgangspunkt zurückkehrenden Wegen völlig in die Irre geführt werden. Auch folgt die Aufstellung der Bücher einem Zufallsprinzip, das es nur Eingeweihten ermöglicht, ein abgelegtes Buch jemals wiederzufinden. Der Zweck der Bibliothek ist nämlich, die Bücher vor übel gesinnten Individuen zu schützen.
Dass der Schutz der Bücher notwendig und aufs Engste mit dem Leben und Überleben ihrer LeserInnen verknüpft ist, erfahren die Hauptpersonen von Zafóns Roman übrigens im Laufe einer mysteriösen Kriminalgeschichte, die sie erst nach und nach und für manchen zu spät als solche erkennen.
Umberto Ecos Bibliothek
Umberto Ecos komplexe Vorstellungen von einer Bibliothek fanden Eingang in den Roman Der Name der Rose, in dem die Klosterbibliothek eine ganz zentrale Rolle für die kriminalistische Handlung spielt.
Einige seiner Gedanken über Sinn und Unsinn einer Bibliothek findet sich in der kleinen Gelegenheitsschrift (Jubiläumsrede) mit dem Titel Die Bibliothek.
Hans-Rudolf Hower 2002
Letzte Aktualisierung: 05.04.16