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Diese Seite stellt diejenigen meiner Bücher vor, die zur italienischen Literatur gehören. Darunter verstehe ich Bücher, deren Original in italienischer Sprache geschrieben wurde. Wenn Sie Französisch verstehen, können Sie nach Klicken auf „Français” hier oben links weitere Leseerfahrungen mit italienischer Literatur lesen.

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Ammirati, Maria Pia

Maria Pia Ammirati ist seit Anfang der 1990er Jahre als Schriftstellerin und Journalistin sowie in leitender Stellung im Fernsehbereich tätig. Einen persönlichen Eindruck von ihr vermittelt die Video-Aufzeichnung eines ausführlichen Interviews bei Anteprime (auf Italienisch). Leider bietet Wikipedia, auch auf Italienisch, noch im Mai 2013 keinen Artikel über sie.

Zur Werkübersicht bei amazon.de/at: Pia Ammirati.

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Maria Pia Ammirati, Le voci intorno

Kurzroman oder Novelle (laut Klappentext romanzo, also Roman) gelesen auf Italienisch. Noch nicht auf Deutsch erschienen (Mai 2013). Originaltitel: Le voci intorno (Die Stimmen rundherum).

Eine junge Italienerin, Alice, trifft Ihren Freund und noch ein paar Bekannte in einer Kneipe, wo sich Alle mehr oder weniger betrinken und bekiffen. Auf der Heimfahrt zu dritt passiert dann das Unglück: Das Auto kommt von der Straße ab, der Freund ist tot, die Bekannte, die sich ans Steuer gedrängt hat, ist auch tot, und nur Alice überlebt. Allerdings liegt sie im Koma und kommt da auch über Jahre nicht wieder raus.

Der größte Teil des Buches ist eine Art innerer Monolog von Alice, die zwar keine Schmerzen hat, aber weder sich bewegen noch sprechen noch sehen kann, sondern nur Helligkeitsunterschiede undeutlich wahrnimmt. Ihre einzige Verbindung mit der Außenwelt sind die immer wiederkehrenden Stimmen der Familienangehörigen, Krankenschwestern und Ärzte, die sie hört, wenn sie gerade bei Bewusstsein ist, und großenteils auch versteht, auf die sie aber in keiner Weise antworten kann. Sie wird künstlich am Leben gehalten und künstlich ernährt, und sie führt einen verzweifelten Kampf um einen wie auch immer gearteten Kontakt mit der Außenwelt. Alles vergeblich, trotz der Bemühungen ihres Vaters und ihrer jüngeren Schwester Aurora (die Mutter ist tot). Heftige Krisen bringen sie trotz der lebenserhaltenden Apparaturen immer wieder an den Rand des Todes, sie altert sichtlich und wird schwächer. Alle rechnen mit ihrem Ableben. Doch dann, Jahre später, wacht sie aus ihrem Koma auf.

Was nach Alices Aufwachen weiter geschieht, wird nicht ausgeführt. Dafür wird jetzt zum Thema gemacht, was das Koma und dann das Wiedererwachen bei dem Vater und vor allem bei der Schwester Aurora unmittelbar bewirkt hat.

Fazit: Die Tatsache, dass sozusagen die Person spricht, die selbst im Koma liegt, macht das Buch thematisch erträglich, doch wäre es trotzdem keine gute Lektüre für depressive oder durch ein ähnliches Vorkommnis in ihrer Umgebung erschütterte Menschen. Ansonsten, finde ich, ist das recht schmale Buch stilistisch ansprechend in einer seinen Personen angemessenen Sprache geschrieben.

Hinweis für Italienischlernende

Meines Erachtens wäre das Buch wegen des umgangssprachlichen Stils und der Kürze als frühe Italienischlektüre geeignet, aber das Thema muss man erst einmal aushalten können.

[hrh 11.05.13]

I n f o r m a t i o n   /   K a u f
Maria Pia Ammirati, Le voci intorno

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Camilleri, Andrea

Camilleris Krimis sind gewöhnlich in einer Art süditalienischen „Regionalsprache” geschrieben. Hierunter versteht man eine zumindest regional, auf weite Strecken aber in ganz Italien verstandene italienische Sprachvariante, die zwischen dem lokalen Dialekt und der Hochsprache angesiedelt ist, aber ihre Lebensfülle und Farbigkeit aus dem Dialekt bezieht. Camilleris sprachliche Basis und Heimat ist der sizilianische Dialekt, den er ständig in seine Texte einbezieht (mal als O-Ton, mal in gemilderter Fassung für Nichtsizilianer), aber er schreckt auch nicht davor zurück, einen nach Sizilien kommenden Norditaliener mal „unverdünntes” Genuesisch sprechen zu lassen. Das ist dann selbst für manche Italiener ein Problem... Für den deutschen Übersetzer ist es aber eine mehrfache Herausforderung, denn er muss versuchen, eine ohne Italienischkenntnisse gut lesbare deutsche Fassung zu erstellen, in der die sprachlichen Regionalismen wenigstens stellenweise noch erkennbar sind.

Mehr über den Autor bietet die dt. Wikipedia unter Andrea Camilleri.

Zur Werkübersicht bei amazon.de/at: Andrea Camilleri.

Camilleri hat nicht nur Romane geschrieben. Man findet ihn auch in der Rubrik Berichte & Reportagen, und zwar mit Le pecore e il pastore und Die Farbe der Sonne.

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Andrea Camilleri, Die Form des Wassers

Roman, gelesen auf Deutsch. Originaltitel: La forma dell’acqua.

Mit diesem seinem ersten Fall stieg Commissario Albano auf zu einem der meistgelesenen Krimi-Helden. Mit Recht, denn bereits in diesem Buch zeigt Montalbano die Qualitäten, die er auch in seinen weiteren Fällen durchhält: Augenmaß sowohl für vertrackte Situationen als auch für die Kurven schöner Frauen, viel Sinn für das (allzu) Menschliche, südländische Gelassenheit, kulinarischer Kennerblick und vor allem eine tiefgehende Kenntnis seiner sizilianischen „Pappenheimer”.

Bereits dieser erste Fall bringt auch eine typisch süditalienische Mischung wirklicher, möglicher, angedachter, wieder verworfener, aber immer hochexplosiver Liebesabenteuer, Kavaliersdelikte, Mafiaverbrechen, Sozialkonflikte und Karrieristenintrigen, wobei der Leser krimigerecht bis zum unerwarteten Ende an der Nase herum bzw. der Lösung entgegen geführt wird.

Konkret geht es hier um den (tiefen) Fall eines Lokalpolitikers, der allem Anschein nach mitten auf einem bekannten Straßenstrich im eigenen Auto während der (zu) intensiven Bearbeitung durch eine Prostituierte einer Herzattacke erliegt. Aber Montalbano sieht da bald Widersprüche und Ungereimtheiten, die ihn letztlich zu einer sehr sizilianischen Lösung führen. Und um dahin zu gelangen, muss er an einem wichtigen Punkt der Ermittlungen dem Wasser die Form lassen, die es gerade hat...

Sprachliche Hinweise

Schahrzad Assemi ist m.E. bei der Übersetzung dieses Romans der bei Camilleri immer notwendige sprachliche Spagat zwischen Hochitalienisch und lokalem Dialekt bzw. Regionalsprache (s.o.) im Rahmen des Möglichen unter Zuhilfenahme einiger erkennbarer Kunstgriffe gut gelungen.

Für sprachliche Genießer: Wenn Sie es sich zutrauen, ein mit gemäßigten sizilianischen Dialektformen durchsetztes Italienisch zu lesen, sollten Sie sich unbedingt das italienische Original besorgen (am billigsten beim nächsten Italienaufenthalt). Eine erste Einführung ins Sizilianische können Sie durch folgendes Büchlein bekommen: Sizilianisch Wort für Wort.

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Andrea Camilleri, Die Form des Wassers

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Andrea Camilleri, Die Mühlen des Herrn

Roman, gelesen auf Italienisch. Originaltitel: La mossa del cavallo.

Ausgangspunkt dieses Krimis ist eine Zeitungsnachricht vom Prozess um die Ermordung eins reichen, korrupten und innig gehassten Priesters, einem Prozess, der einen höchst „sizilianischen” Verlauf nahm, den ich hier natürlich nicht verraten will...

Das Ganze wird in einer Reihe erzählender Texte spannend und lebensecht dargeboten; dazu kommen einige amtliche Berichte und Briefwechsel sowie eine kleine Sammlung passender literarischer Zitate (der – wirkliche – Prozess hat Camilleri offensichtlich sehr nachdenklich gemacht) und als Abschluss ein Kommentar des Autors, der Fiktion und Wirklichkeit verbindet.

Sprachliche Hinweise

Die Würze (und z.T. hohe Schwierigkeit) des Originals besteht darin, dass nicht nur der sizilianische Dialekt ausgiebig gebraucht wird, sondern ausgerechnet eine der Hauptpersonen aus Norditalien kommt und zunächst „ungebremst” genuesisch redet, aber im Laufe des Buches ins Sizilianische übergeht...

Das Bibelzitat des deutschen Titels drückt aus, dass der korrupte Priester zwar ein (fast) ganzes Leben lang sein Unwesen treiben konnte, aber letztlich doch von den langsam mahlenden Mühlen des Herrn zermahlen wurde. (Ob das dem unschuldigen Augenzeugen des Mordes aber etwas nützt, wenn er angeklagt wird?)

Der italienische Originaltitel nimmt das Pferd des Schachspiels als Symbol für die verwickelte Situation dieses Verbrechens, denn es ist die einzige Figur, das angreifen kann, ohne dass die angegriffene Figur es selbst angreifen kann. Daher wurde dem Buch (wneigstens in der italienischen Fassung) ein entsprechendes Zitat des Schachweltmeisters A. Karpow als Motto vorangestellt.

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Andrea Camilleri, Die Mühlen des Herrn

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Andrea Camilleri, Der zweite Kuss des Judas

Roman, gelesen auf Italienisch. Italienischer Originalitel: La scomparsa di Patò.

In der kleinen sizilianischen Stadt Vigàta wird im Jahre 1890 - wie jedes Jahr - ein Passionsspiel aufgeführt, bei dem viele Einwohner der Stadt mitspielen. Die umstrittene Rolle des Judas hat Patò übernommen, im zivilen Leben der Direktor der ortsansässigen Bankfiliale. Zu dessen Rolle gehört es, bei jeder Aufführung zur Hölle verdammt zu werden und im geeigneten Moment durch eine Falltür im Unterbau der auf dem Stadtplatz aufgebauten Bühne zu verschwinden. Das geht auch mehrere Male gut, aber eines Tages taucht der so abgetauchte Patò nicht mehr auf und bleibt endgültig verschwunden. Was ist geschehen? Es herrscht große Ratlosigkeit, und auch die Polizei tappt im Dunkeln - nicht zuletzt deswegen, weil alle an der Untersuchung beteiligten Instanzen über alle Hierarchiestufen hinweg einander ständig der Untätigkeit und der Inkompetenz bezichtigen und sich gegenseitig Klötze zwischen die Beine werfen. Und dann ist da ja auch noch die - vermutliche - Witwe mit ihrer illustren Verwandtschaft an den Schalthebeln der Provinz. Und die Bank mit ihren Neidern. Und die lokale Mafia...

Da alle Beteiligten so mit sich selbst beschäftigt sind, ist es ein reines Wunder, dass die entgegen allen Erwartungen doch noch durchgeführten Nachforschungen letztendlich ein kriminalistisch auswertbares Ergebnis bringen.

Fazit: Schon die Intrige ist spannend, aber das Beste ist ihre literarische Aufarbeitung als eine Art Briefroman, der seine Dynamik durch ein vielseitiges Ping-Pong von Berichten, Dienstanweisungen, Briefen, Zeitungsartikeln und Zetteln voller Argwohn, Schmähungen, Mutmaßungen und Rätseln erhält, hinter die der Autor völlig zurücktritt. Humorvoll wirkt der Roman durch die für die damalige sizilianische Gesellschaft entlarvende Wirkung dieser „historischen“ Dokumente. Wer gewillt ist, sich auf die auf uns Heutige oft karikaturhaft schnörkelig wirkenden Ausdrucksweisen des 19. Jahrhunderts einzulassen, der wird diesen Roman genießen.

Sprachliche Hinweise: Wer die sprachlichen Voraussetzungen mitbringt, sollte diesen Roman unbedingt auf Italienisch lesen, denn die verschiedenen Schriftstücke aus dem 19. Jahrhundert führen den Leser durch alle Höhen, Tiefen und Breiten der italienischen Sprache, vom Kanzleistil hoher Würdenträger bis zu bäuerlichen Dialekteinstreuungen, wobei selbst die Äußerungen von Personen, die korrektes Italienisch zu sprechen meinen, oft nicht ganz dialektfrei sind. Dem nicht-italienischen Leser wird da also einiges abverlangt. Immerhin werden aber die heftigsten, auch für Italiener nicht unbedingt verständlichen Dialekttexte in Klammern ins Standard-Italienische übersetzt.

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Andrea Camilleri, Der zweite Kuss des Judas

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Chiara, Giovanni

Der Biologe, Theaterautor und Literaturkritiker Giovanni Chiara ist in Mailand geboren und lebt dort heute noch.

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Giovanni Chiara, Sizilianisches Spiel

Roman, gelesen auf Deutsch. Italienischer Originaltitel: L'agghiaccio (Der Pferch).

Dies ist kein Krimi, sondern die in einen Roman gekleidete, schonungs- und illusionslose Schilderung des normalen Lebens in einem sizilianischen Dorf. Der Name der Maffia fällt kein einziges Mal, ist auch nicht nötig, denn die kleinen Leute treiben auch keine schönen Dinge miteinander. Jeder weiß, wie schlimm das Leben dort ist, aber keiner hält es freiwillig länger „auf dem Kontinent” aus. Alle kommen sie wieder zurück, obwohl sie mit dem Schlimmsten rechnen müssen.

Das Leben hängt von winzigen Kleinigkeiten ab. Ein falscher Blick, ein falsches Wort, ein Lob im falschen Moment, eine falsch gedeutete Anrede, und schon kommt das Unheil ins Rollen. Und zwar für die ganze Familie! Aussteigen geht nicht; der vergiftete Kelch muss bis zur Neige getrunken werden.

Genau dies weiß und erlebt der in „innerer Emigration” lebende Don Gaetano. Er weiß, dass ihm seine distanzierte Stellung zu der örtlichen Gesellschaft irgendwann das Genick brechen wird, obwohl er eine geachtete und umschmeichelte Amtsperson ist. Er umschifft immer wieder gefährliche gesellschaftliche Klippen, spielt das Spiel der sozialen Beziehungen erfolgreich mit. Aber schließlich packen „sie” ihn doch, denn sein Sohn zappelt schon lange in „ihren” Krallen.

Fazit

Dies ist kein Buch für Action-Liebhaber. Wie ein Mensch unter glühender Sonne geht die Handlung gemächlich, aber dafür umso bedrohlicher ihren Weg. Daher bleibt das Buch immer spannend. Durch die Gedanken des distanziert grübelnden Don Gaetano gibt Giovanni Chiara eine Innenansicht der sizilianischen Dorfgesellschaft, die weit über die gängigen Klischees hinausgeht und in ihrer Ausweglosigkeit schockiert.

Italienischer Titel

Man kann nur vermuten, dass der Autor hauptsächlich an das Bild eines Schafpferchs gedacht hat, denn die sizilianische Dorfgemeinschaft stellt ein Gefängnis dar, dem keiner entrinnen kann. Das Wort „agghiaccio” kann aber auch das Steuerruder eines Schiffes bezeichnen, was ein Hinweis auf die ebenso unsichtbaren wie kriminellen Lenker des Lebens auf Sizilien wäre. Und schließlich schwingt unweigerlich die Assoziation zum ähnlich lautenden „agghiacciamento” (Erstarren zu Eis) mit, das der Tod mit sich bringt.

Deutscher Titel

Da man im Deutschen die Mehrdeutigkeit des italienischen Titels nicht nachvollziehen kann, wählte man einen Titel, der das Hauptthema des Buches zusammenfasst: das typisch sizilianische Spiel mit Beziehungen, Andeutungen und Drohungen, von dem der gute Ruf und das Leben seiner selbst und der Mitmenschen abhängt.

Übersetzung von Monika Lustig

Liest sich gut, kommt gut mit den sizilianischen Dialektausdrücken zurecht. Über die paar kleinen Kritikpunkte kann man hinwegsehen. Einen davon muss ich doch hier bringen, weil er lustig ist (der Gleichklang mit dem Familiennamen der Übersetzerin ist Zufall): Haben Sie schon bemerkt, dass immer mehr Leute den Unterschied zwischen hin (weg vom Sprechenden) und her (zum Sprechenden) nicht mehr wissen? So auch hier. An einer Stelle wird behauptet, dass Don Gaetano „keinen Bissen herunterbekam”. Das kann nur stimmen, wenn der Sprecher (die Übersetzerin) sich in Don Gaetanos Magen befindet und darauf wartet, dass etwas Angebissenes auf sie zukommt. ;-)

[hrh 08.04.08]

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Giovanni Chiara, Sizilianisches Spiel

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Del Giudice, Daniele

Daniele Del Giudice lebt in Venedig und wurde daher neben der Fliegerei durch ein Leben am und im Meer geprägt, was in seinem Werk immer wieder einmal aufscheint.

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Daniele Del Giudice, Das Abheben des Schattens vom Boden

Lose zusammenhängende Kurzgeschichten, gelesen auf Italienisch. Italienischer Originaltitel: Staccando l'ombra da terra (gleichbedeutend mit dem deutschen Titel).

Die größtenteils in Ich-Form erzählten Geschichten (wobei das Ich mal Hauptperson, mal Beobachter ist) berichten von fundamentalen Erlebnissen von Menschen, die aus freiem Antrieb, aus Leidenschaft oder gezwungenermaßen mit ziviler oder militärischer Fliegerei zu tun hatten. Der Bogen spannt sich vom kleinen Jungen, der davon träumt, ein Fluzeug zu werden, über den Pilotenscheinanwärter, der zum ersten Mal allein, ohne seinen Fluglehrer, vom Boden abhebt, den Privatflieger, der sich zum ersten Mal im Nebel verirrt und total die Orientierung verliert, den alternden Profipiloten, der einer der wenigen Überlebenden des Absturzes seiner Passagiermaschine ist, bis zu waaghalsigen Militärpiloten im Weltkrieg.

Alles ist sachlich und doch spannend erzählt, unter Verwendung vieler Fachausdrücke aus der Fliegerei. Man bekommt nicht nur einen tiefen Einblick in die Psyche des Mannes am Steuerknüppel, sondern auch in die Prozeduren und die Sprache des Funkverkehrs zwischen Flugzeug und Bodenstationen.

[hrh Oktober 2006]

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Daniele Del Giudice, Das Abheben des Schattens vom Boden

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Eco, Umberto

Umberto Eco (geboren 1932) ist bekannt als italienischer Schriftsteller, Kolumnist, Philosoph, Medienwissenschaftler und Semiotiker.

Mehr über den Autor bietet die dt. Wikipedia unter Umberto Eco.

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Umberto Eco, Der Friedhof in Prag

Roman, gelesen auf Italienisch. Italienischer Originaltitel: Il cimitero di Praga.

Das 19. Jahrhundert war ein sehr bewegtes Jahrhundert, in dem, wenn man nur mal Deutschland, Frankreich, Italien und Russland betrachtet, Platz war für Napoléon Bonaparte, die 1830er Julirevolution, die 1848er Revolution, die italienische Einigung, den 1870/71er Krieg, die Pariser Kommune, und so üble Dinge wie die Dreyfus-Affäre mit ihrem antisemitischen Hintergrund. Und manche dieser Dinge nahmen einen so merkwürdigen Verlauf, dass ein einfaches Shit happens! zu dessen Erklärung nicht mehr auszureichen scheint. Das ist der historische Nährboden, auf dem Umberto Ecos Der Friedhof in Prag entstanden ist. Der große Unbekannte, der hinter all dem steckte, brauchte daher nur noch einen Namen, und so wurde der genialste Produzent authentisch gefälschter Originaldokumente geboren: Simonini. Sein Motto: Um erst gar keine Diskussionen über die Herkunft eines Dokumentes zuzulassen, fälscht man am besten gleich das Originaldokument.

Der Autor Eco versteckt sich aber nicht nur hinter der Kunstfigur Simonini, sondern er baut auch noch einen „Erzähler“ ein, der sein Wissen aus Simoninis angeblichen Tagebüchern hat, die wiederum als wichtige Quelle Simoninis Großvater angeben, der seinem Enkel eine heftig antisemitische Erbschaft hinterlassen hat. Und dann der Clou: Simonini zweifelt an seiner eigenen Identität. Er scheint schizophren veranlagt zu sein, denn er handelt und schreibt mal als er selbst, mal als der Geistliche della Piccola, was dem Autor die Chance zu facettenreichen Verwechslungsspielen und zur Distanzgewinnung gibt.

Die Geschichte kann losgehen, mit militärisch-politischer Aktion, Spionage, Sektiererei, Lug, Betrug, Mord und Totschlag.

Am Ende der spannenden Geschichte, in der Politiker und Militärs genauso mitmischen wie die katholische Kirche, die Freimaurer und alle möglichen Sekten samt ihren oft kuriosen Heiligen, erklärt Umberto Eco in einem persönlichen Nachwort, dass außer Simonini (in seinen zwei Ausführungen) alle genannten Personen des Buches historisch belegt seien.

Titel

Obwohl das Buch als eine Art Biografie Simoninis daherkommt, trägt es dessen Namen aus gutem Grund nicht im Titel. Denn dem Autor geht es um mehr. Die Lehren von Simoninis Großvater kommen gefährlich nahe an die sogenannten Protokolle der Weisen von Zion heran, die schlichtweg behaupten, dass die Juden sich auf die Übernahme der Weltherrschaft vorbereiten. Zwar wurden diese Papiere, die erst 1903 entstandenen waren, bereits 1921 als Fälschung entlarvt, aber das hinderte die Nazis später nicht, sie in ihrem Sinn auszuschlachten. Und der alte jüdische Friedhof von Prag, heute von den Meisten hauptsächlich als touristische Attraktion besucht, wird im Buch als fiktiver Ort der Verkündung dieses antisemitischen Pamphlets aufgebaut.

Gesellschaftspolitischer Hinweis

Bereits auf den ersten Seiten wird der Leser mit längeren rassistischen Tiraden konfrontiert, die er um Himmels willen nicht als bare Münze nehmen sollte. Eco will den Rassismus vorführen, nicht verbreiten! Dieser war auch im 19. Jahrhundert virulenter als allgemein angenommen. Man denke nur an die Dreyfus-Affäre. Nur weil er Jude war, wurde der Elsässer Artilleriehauptmann Alfred Dreyfus 1894 aufgrund von rechtswidrigen Beweisen und zweifelhaften Handschriftengutachten wegen Landesverrats zugunsten Deutschlands verurteilt und in Unehre aus der Armee entlassen. Rehabilitiert wurde er trotz eindeutiger Rechtslage erst 1906 - und nach langem Hin und Her, in dem Emile Zola seinen berühmten Zeitungsartikel mit dem Titel J'accuse... ! schrieb und zeitweise das Land verlassen musste, um nicht selbst in die Schusslinie der Strafbehörden zu kommen.

Sprachlicher Hinweis zur italienischen Ausgabe

Bei manchen Sätzen und Ausdrücken von Umberto Eco glaube ich immer wieder eine große Nähe zum Französischen zu spüren, was allerdings bei der Quellenlage gerade dieses Buchs auch kein Wunder ist, da viele Kapitel in Frankreich spielen. Aber der Nähe sind Grenzen gesetzt, und schon aus Gründen des Umfangs sollte man sich ohne gute Italienischkenntnisse nicht an die Gesamtlektüre die Originalfassung wagen. Sich einzelne Abschnitte oder Kapitel dennoch parallel zu einer Übersetzung im Original anzuschauen, kann allerdings interessant sein.

Was ich bei Eco immer wieder bewundere, ist seine spezielle Artistik in der Verwendung der grammatischen Zeiten. Im vorliegenden Buch schafft er es mit seiner komplexen Erzählsituation, dass die meisten fortlaufenden Erzählungen im Plusquamperfekt und den damit kompatiblen Nebensatzzeiten stehen.

[hrh 20.09.12]

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Umberto Eco, Der Friedhof in Prag

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Umberto Eco, Der Name der Rose

Roman, gelesen auf Französisch. Italienischer Originaltitel: Il nome della rosa.

Was soll man zu diesem in jeder Hinsicht anspruchsvollen Kultur- und Geschichtskrimi der Sonderklasse noch sagen? In kürzester Zeit verschlungen habe ich ihn, und ich rate jedem, das Gleiche zu tun.

Sprachlicher Hinweis

Dass ich den Roman auf Französisch gelesen habe, ist Zufall (die Ausgabe war eben gerade greifbar). Aber auch in dieser Übersetzung war die sprachliche Komplexität des Originals spürbar. Wer dieses lesen will, sollte einen umfangreichen Wortschatz sein eigen nennen, um nicht schnell den Mut zu verlieren. Im Zweifel würde ich ausnahmsweise eher zu einer Übersetzung raten.

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Umberto Eco, Die Bibliothek

Festvortrag zum Jubiläum der Mailänder Stadtbibliothek, gelesen auf Deutch. Italienischer Originaltitel: enthalten in Sette anni di desiderio.

Die kleine Gelegenheitsschrift spannt locker launisch plaudernd den Bogen von Borges ausführlich zitierter Erzählung Die Bibliothek von Babel über Gedanken zu Sinn und Zweck einer Bibliothek, das „Idealbild” einer ihren Zweck vollkommen verfehlenden Bibliothek und positiven Erlebnissen in zwei von Ecos Lieblingsbüchereien bis zu sozialen Überlegungen zum Bücherklau und dessen Verhältnis zur Lesefrequenz der Bibliothek. Interessanterweise wird die jubilierende Mailänder Bibliothek in Ecos Text mit keinem Wort erwähnt.

Nette Kaffeepausenlektüre zum nachdenklichen Schmunzeln - vorzugsweise in einer Bibliothek...

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Fenoglio, Beppe

Beppe Fenoglio wurde 1922 in Alba geboren und starb 1963.

Mehr über den Autor bietet die dt. Wikipedia unter Beppe Fenoglio.

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Beppe Fenoglio, Eine Privatsache, Die dreiundzwanzig Tage der Stadt Alba

Kurzgeschichten, gelesen auf Italienisch. Originaltitel: Una questione privata, I ventidue giorni di Alba.

Zweiter Weltkrieg. Das faschistische Italien ist bereits beinahe besiegt. Doch da bildet sich 1943 in Norditalien noch einmal eine faschistische Restrepublik, die „Repubblica di Salò”. Diese liegt ständig im Kampf mit italienischen Partisanen, die vor allem die Berglandschaft unter ihrer Kontrolle haben, wogegen die „Republik” hauptsächlich in den Städten stark ist, die sie leichter militärisch kontrollieren kann. Die Kleinstadt Alba in den Bergen südlich von Turin wird jedoch von den Partisanen erobert - und ganze 22 Tage lang gehalten. Dann kommen die Faschisten wieder...

Fenoglios Kurzgeschichten spielen in diesem heiklen Umfeld, erzählen die Dinge hauptsächlich von der Partisanenseite aus, aber in einer Weise, die ihm in Italien wenig Freunde gemacht hat. Er zeigt nämlich an Hand dramatischer Ereignisse vor allem das Unvermögen der italienischen Partisanen auf, ihren Dilettantismus, ihre Selbstverliebtheit, ihre mangelnde Reife (viele waren minderjährig), ihr verkapptes Pfadfindertum, ihre unangemessenen Beweggründe usw. usw. Fenoglios Anklage bekommt dadurch großes Gewicht, dass er selbst zunächst bei den kommunistischen, dann bei den monarchistischen Partisaneneinheiten rund um seine Heimatstadt Alba gekämpft hat und sie daher von innen kennen gelernt hat.

Unabhängig von der historischen Berechtigung dieser Bewertung des italienischen Partisanenkampfes in der Endphase des Zweiten Weltkrieges ist das Buch sehr lesenswert. Es zeigt auf jeden Fall in konzentrierter Form die Probleme, die ein solcher Kampf, zumal mit einer wild zusammengewürfelten, großenteils minderjährigen und kaum ausgebildeten Truppe, mit sich bringen kann.

Das Buch besteht aus zwei Teilen, einem ersten Teil, der nur aus einer alleinstehenden Kurzgeschichte mit dem Titel Una questione privata besteht, und einem zweiten, der unter dem Titel I ventidue giorni di Alba eine ganze Reihe von weiteren Kurzgeschichten zusammenfasst. Letztere handeln größtenteils ebenfalls vom Partisanenkampf, aber nach einer Geschichte, die die dramatischen Probleme des Übergangs zum bürgerlichen Leben beispielhaft aufzeigt, kommen noch einige völlig von der Gesamtthematik unabhängige Geschichten, die eigentlich in ein anderes Buch gehören. Leider ist die letzte davon m.E. auch noch die schwächste.

Das Ganze ist spannend und in ansprechendem Stil ohne Schnörkel erzählt. Jede Geschichte beleuchtet eine bestimmte Situation, ohne moralischen Zeigefinger, einfach durch Erzählen dessen, was geschieht. Viele Passagen sind Meisterstücke der psychologischen Beobachtung und der Dialogführung, z.B. der spannungsreiche Abschied eines jungen Mannes, der gegen den Willen seiner Mutter Partisan werden will, oder die letzten Minuten des älteren Partisans, der wegen Diebstahl zum Tode verurteilt werden soll und es einfach nicht glauben kann, oder der verquere Kampf des Sohnes, des ehemaligen Partisanen, gegen den Druck der Familie, die gern hätte, dass er einer bürgerlichen Arbeit nachgeht. Die erste Kurzgeschichte (Una questione privata) ist ganz nebenbei auch eine packende Liebesgeschichte.

Da die Handlungsstränge der Partisanengeschichten sich großenteils in der Schlechtwetterperiode Oberitaliens abspielen, ist das eindrücklichste Naturschauspiel die Allgegenwart von Nebel, Regen und Schlamm. Diese trägt ihren Teil zur Atmosphäre und auch zu einigen dramatischen Ereignissen bei.

Sprachliche Hinweise:

Die italienische Originalfassung ist in oberitalienisch gefärbter Umgangssprache geschrieben, doch halten sich die nicht in einem normalen Wörterbuch zu findenden Regionalismus in Grenzen. Schwer verständlicher Militärjargon wird gemieden. Es gibt ein paar umgangssprachliche Auffälligkeiten im Satzbau, doch aus dem Umtext wird in der Regel deutlich, wie die Konstruktion zu verstehen ist.

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Beppe Fenoglio, Eine Privatsache, Die dreiundzwanzig Tage der Stadt Alba
(A = Eine Privatsache, B = Die dreiundzwanzig Tage der Stadt Alba, ALLE = alle Erzählungen von Fenoglio)

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Fruttero & Lucentini

Das italienische Autorengespann Carlo Fruttero (geb. 1926 in Turin) und Franco Lucentini (geb. 1920 in Rom, gest. 2002 in Turin) ist vor allem wegen seiner vielschichtigen Gesellschafts- und Kriminalromane weltweit bekannt. Näheres siehe dt. Wikipedia unter Carlo Fruttero und Franco Lucentini. Dort auch Werkübersichten mit den italienischen und den deutschen Titeln. Über ihre Arbeitsweise beim gemeinsamen Schreiben eines Romans war den beiden Autoren übrigens nie eine plausible Erklärung zu entlocken.

Zur Werkübersicht bei amazon.de/at: Fruttero & Lucentini.

   

Fruttero & Lucentini, Wie weit ist die Nacht

Kriminalroman, gelesen auf Italienisch. Originaltitel: A che punto è la notte (quasi gleichbedeutend mit dem deutschen Titel).

Skandalöse Dinge ereignen sich in der Stadt Turin. In der Kirche S. Liberata scheint eine Ketzerei ausgebrochen zu sein, die auf die antike Gnosis zurückgreift und skurrile Formen annimmt. Ein lokaler Verleger stürzt sich darauf, denn er wittert gutes Geschäft, die katholische Kirche beginnt diskrete Ermittlungen, die Polizei tritt wegen einer Massenprügelei mit Priesterbeteiligung auf den Plan, und (aus Versehen?) erscheint auch ein Vertreter der lokalen Mafia in der Kirche. So sind alle wichtigen Instanzen vor Ort, als die Dinge („Endlich!” seufzt der Leser) aus dem Ruder laufen.

Wenn man Spannung mit Steigung gleichsetzt, dann kann man dieses Buch mit dem Weg vergleichen, den die Bahn von Ulm über die Schwäbische Alb nach Stuttgart nimmt: Die längste Strecke geht es stetig bergauf, aber so wenig, dass man es kaum bemerkt. Hat man dann den Scheitelpunkt erreicht, geht es mit Donner und Doria durch unwegsames Gelände chaotisch abwärts. Das ist der spannendste, abenteuerlichste und leider auch der kürzeste Teil der Reise. Unten angekommen, wundert man sich, wie lange der Zug sozusagen noch ausrollt bis zum Ende in Stuttgart. Was bei kürzeren Büchern eine interessante Spannungsstrategie sein kann, stellt den Leser dieses 601 Seiten starken Krimis doch auf so manche Geduldsprobe. Gewiss: Wer bis zum Scheitelpunkt durchhält, wird (kurz, aber) reichlich belohnt. Doch wer hält es aus, über 400 Seiten lang genau so im Dunkeln zu tappen wie die Polizei von Turin? Das erste größere Ereignis geschieht übrigens erst so um die Seite 200. Und die Spannung hält sich noch viel länger in Grenzen. Man ist vor allem verwirrt. Oder aufgebracht, weil die Autoren ständig mit irgendwelchen schlau oder ausschmückend gemeinten Bemerkungen den Text aufblähen, die die Handlung nicht weiterbringen und auch nicht die Spannung erhöhen. Und die genüsslich verwirrenden Ausflüge in die Untiefen der antiken Gnosis kann vielleicht auch nicht jeder nachvollziehen.

Ab und zu wird dem Leser mit den Telegrammstilauszügen aus dem Tagebuch der jungen Kriminalerin Pietrobono ein Bonbon hingeworfen, das ihn bei Laune hält. In diesen Einstreuseln lassen die Autoren (endlich!) eine ihrer Romanfiguren zu Wort kommen. Diese erfolgversprechende Technik wird auf andere Figuren leider erst im zweiten Teil des Buches in größerem Umfang angewandt, und die Autoren halten sich dann (erst dann) auch selbst mehr im Hintergrund.

Erst als das Ende schon abzusehen ist, wird es wirklich spannend. Die üblichen Verdächtigen scheinen nicht schuldig oder gar selbst Opfer zu sein. Der größte Arbeitsgeber der Stadt Turin (Fiat) kommt ins Visier der Fahnder. Eine erstaunliche Zusammenarbeit der Polizei mit der lokalen Mafia bahnt sich an. Die Ereignisse überstürzen sich, und der Erzählstil folgt ihrer Bewegung. Die besten Szenen (hier wird großes Theater gespielt!) stehen auf den letzten 100 Seiten des Romans.

Randbemerkung: Wenn ich mich recht erinnere, hat das Erscheinen dieses Romans in Turin und ganz Italien Furore gemacht, weil das Fiat-Unternehmen darin in einem äußerst zweifelhaften Licht erscheint. Wo ist die Grenze zwischen Dichtung und Wahrheit?

Fazit: Das Buch ist nichts für Fans der dauernden Hochspannung, eher etwas für Freunde barocker Burlesken. Das Motto der Autoren scheint dem horror vacui (Angst vor der Leere) des Barocks nahezustehen („Nur nicht nichts sagen!”). Wer einen langen Atem hat, kann sich an vielen geistreichen Einfällen der Autoren erfreuen. Und das theatralische „Volkstribunal” zu Unehren der Fiat-Hierarchie ist Spitze!

Hinweis für Italienischlernende: Natürlich kann man - wie immer - vieles am besten in der Originalfassung genießen. Doch stellt hier die barocke Sprachfülle des Buches ein Hindernis für Leser mit geringem Wortschatz dar.

[hrh Dezember 2008]

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Fruttero & Lucentini, Wie weit ist die Nacht

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Guicciardi, Luigi

Luigi Guicciardi wurde 1953 in Modena geboren, und seine Kriminalromane spielen in dieser ihm wohlbekannten Stadt. Wer Modena nicht kennt, wird mit den immer wieder genannten Straßennamen nicht viel anfangen können, denn Guicciardi vernachlässigt Sehenswürdigkeiten, die auch ein deutscher Tourist kennen könnte. Dadurch bleibt das Lokalkolorit letzten Endes eher blass, aber ansonsten schreibt er lesenswerte Krimis.

Etwas mehr über den Autor bietet die it. Wikipedia unter Luigi Guicciardi.

Zur Werkübersicht bei amazon.de/at: Luigi Guicciardi.

   

Luigi Guicciardi, Ein Wiegenlied für Commissario Cataldo

Kriminalroman, gelesen auf Deutsch. Originaltitel: Filastrocca di sangue per il commissario Cataldo (Blutwiegenlied für Commissario Cataldo).

Drei junge Männer, die in Modena innerhalb drei Tagen ermordet werden, stellen Commissario Cataldo vor große Probleme, denn anscheinend haben die drei überhaupt nichts miteinander zu tun. Das Einzige, was sie zu vereinen scheint, ist die „Handschrift“ ihres Mörders. Aber Cataldos Spürnase entgeht nichts, auch wenn er - wie in diesem Fall - weit in die Vergangenheit zurückgreifen muss, um die Fäden dieser grausamen Geschichte zu entwirren. Und der Mörder ist natürlich jemand, dem Keiner das zugetraut hätte.

Und dann ist da noch Cristina, die Schwester eines der Ermordeten, die den Kommissar ungewollt mit den ungelösten und vielleicht unlösbaren Beziehungsproblemen seines eigenen Lebens konfrontiert...

Titel: Wie man im letzten Teil des Romans erfährt, handelt es sich bei dem für den Roman so wichtigen Wiegenlied um ein Lied, das genauso gut als Abzählreim für Kinderspiele dienen kann. Leider musste man sich in der deutschen Fassung für eine der beiden Bedeutungen des italienischen filastrocca entscheiden.

Deutsche Übersetzung von Katharina Schmidt: Außer ein paar Kleinigkeiten, die bei einer sorgfältigen Korrekturlesung hätten behoben werden können, liest sich die Übersetzung sehr gut und zeigt nicht die Schwierigkeiten auf, die ich an einer anderen Übersetzung derselben Übersetzerin festgestellt zu haben glaube (Näheres zu Letzterem siehe Roberto Mistretta, Das falsche Spiel des Fischers).

Fazit: Flott geschriebener Krimi mit großem psychologischen Tiefgang, der auf einem der großen Probleme der Polizeiarbeit beruht (ich mag nicht zu viel verraten) und dieses absolut glaubwürdig und einfühlsam bearbeitet.

[hrh 12.08.11]

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Luigi Guicciardi, Ein Wiegenlied für Commissario Cataldo

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Mistretta, Roberto

Roberto Mistretta wurde 1963 auf Sizilien geboren. Dort lebt und arbeitet er heute noch als Journalist und Schriftsteller. Bekannt wurde er zunächst durch Kinderbücher. Jetzt schreibt er Krimis...

Zur Werkübersicht bei amazon.de/at: Roberto Mistretta.

   

Roberto Mistretta, Das falsche Spiel des Fischers

Roman, gelesen auf Deutsch. Originaltitel: Non crescere troppo (Werde nicht zu schnell groß).

Flott und flapsig legt die vermeintliche Haupthandlung des Romans los: Ein Ermordeter wird irgendwo in Sizilien an einem (vielleicht) symbolschweren Ort gefunden, die Polizei wird verständigt, und Maresciallo Bonanno macht sich mit seinen Mannen an die Aufklärungsarbeit, obwohl er gerade einen aussichtslosen Kampf gegen seine Pfunde aufgenommen hat und zuhause unter familiärem Dauerstress von Seiten seiner Mutter und seiner Tochter steht, mit denen er nach der Trennung von seiner Frau zusammenlebt.

Dieses allbekannte Krimi-Schema, bei dem erst einmal nur der gewisse belustigte Ton des Autors und die schnoddrigen Umgangsformen der Carabinieri untereinander auffallen, wird bald und immer wieder unterbrochen von düster traumhaft poetisch und fantastisch wirkenden Kapiteln, in denen es um ein heranwachsendes kleines Mädchen geht, das in irgendwelche kaum verständliche Katastrophen gerät, aus denen es schließlich in panischer Angst ausbricht - und in neue Katastrophen gerät.

Zunächst hat der Leser den Eindruck, dass da zwei Handlungsstränge völlig parallel nebeneinander herlaufen, und erst nach und nach wird klar, dass diese Handlungen sich allmählich aufeinander zubewegen. Ob und wie diese Handlungen dann aufeinandertreffen und welche kriminalistischen Folgerungen sich daraus ergeben, erfährt der Leser - genau wie der Maresciallo - erst gegen Schluss, und schließlich ist alles ganz anders, als Bonanno gedacht hatte.

Dieses interessante literarische Experiment könnte für krimi-action-verliebte Leser ein Problem sein, denn die eingestreuten Kapitel über das kleine Mädchen bremsen natürlich immer wieder den Fluss der vermeintlichen Haupthandlung. Man muss auch bereit sein, den radikalen Stimmungs- und Stilwechsel zwischen den beiden Handlungssträngen mitzuleben, um das Buch zu genießen. Wer das Wechselbad schafft, wird das Buch lieben.

Deutsche Übersetzung von Katharina Schmidt: Mit der im Roman verwendeten Sprache habe ich beim Lesen einige atmosphärische Probleme gehabt. Vieles erschien mir zu gewollt erheiternd, zu gewollt flapsig, in der Stilebene etwas verfehlt. Es könnte sein (den Nachweis muss ich zunächst schuldig bleiben), dass diese Störungen auf das Konto der deutschen Übersetzung gehen. Es ist eine bekannte Schwierigkeit beim Übergang vom Italienischen zum Deutschen, dass Ersteres - vor allem in der Umgangssprache - mit viel drastischeren Ausdrücken arbeitet als Letzteres, dass diese Ausdrücke und Redeweisen aber von den Italienern infolge des Gewöhnungseffekts gar nicht so drastisch empfunden und auch nicht so gemeint werden. Wenn man 1 : 1 ins Deutsche übersetzt, wirkt der so gewonnene Text daher auf den deutschen Leser viel heftiger als das Original. Man müsste also die Ausdrucksweise immer etwas herunterschrauben, um eine adäquate Übersetzung zu erhalten (verliert aber dabei die wörtliche Nähe zum Original). Typische Beispiele: Redet ein Italiener von „Scheiße“, dann hat das in etwa den Wert von „Mist“ im Deutschen, und wenn ein Italiener jemandem „die Eier zerschlägt“, dann „nervt“ er einfach nur. Ich nehme an, dass die Übersetzerin sehr nahe an der Stilebene des Originals geblieben ist, um dem deutschen Leser die saftige Ausdrucksweise der Italiener nahezubringen, und dass sie dadurch manche stilistische Schräglage in Kauf hat nehmen müssen.

Titel: Der deutsche Titel spielt auf das (doppelte) Falschspiel eines der Hauptverdächtigen an, während der italienische Titel vor allem auf das Schicksal des kleinen Mädchens abhebt, dessen Probleme mit wachsendem Alter ständig zunehmen.

[hrh 12.08.11]

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Roberto Mistretta, Das falsche Spiel des Fischers

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Manzoni, Alessandro

Alessandro Manzoni wurde 1785 in Mailand geboren und starb 1873 eben dort. Näheres siehe dt. Wikipedia unter Alessandro Manzoni.

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Alessandro Manzoni, Die Brautleute (frühere Übersetzungen: Die Verlobten)

Roman, gelesen auf Italienisch. Originaltitel: I promessi sposi (wie die deutschen Titel).

Der Roman erzählt die abenteuerliche Liebesgeschichte von Lorenzo und Lucia, die erst nach Überwindung vieler lebensgefährlicher Hindernisse zu ihrer Heirat führt. Anlass aller Schwierigkeiten war der Übermut eines lokalen Adligen, der gewettet hatte, dass er die Heirat der beiden jungen Leute vom Lande verhindern könne. Dies geschah unter den Bedingungen des 17. Jahrhunderts in Norditalien, in einer Zeit, in der bewaffnete Milizen rücksichtslos den Willen lokaler Adliger durchsetzten (oder es wenigstens versuchten...), ganz zu schweigen von den großen Heeren, die sich in Oberitalien einen das Land verheerenden Krieg lieferten und dadurch den Ausbruch der Pest in Mailand begünstigten.

Das ist einer der bekanntesten Romane der älteren italienischen Literatur, für den heutigen Geschmack vielleicht etwas langatmig, aber immer noch interessant und spannend zu lesen, wenn man bereit ist, sich in die Probleme der damaligen Welt zu vertiefen. Obwohl er selbst dem Adel entstammte, hatte Manzoni immer ein Auge auf die Lebensbedingungen der Landbevölkerung. Das zeigte sich auch in seinem eigenen Leben, als er, selbst hoch verschuldet, seinen Bauern sämtliche Schulden erließ.

Mancher mag aus heutiger Sicht die naiv-christliche Grundhaltung des Autors kritisieren, die Schilderung der Pest in Mailand als zu dicken Brocken für einen ländlichen Liebesroman empfinden oder den etwas holprigen Schluss des Romans lieber anders haben wollen. Doch die vielen, mal dramatischen, mal humorvollen, mal sozialkritischen Glanzlichter des Buchs machen die Lektüre zu einem lohnenden Erlebnis.

Empfehlung: Wer genügend Italienischkenntnisse hat, sollte unbedingt eine Originalversion lesen. Davon gibt es mehrere, denn Manzoni hat – seiner politischen Überzeugung gemäß – den Roman für spätere Ausgaben an die toskanische, später italienische Hochsprache angeglichen. Dieses Hochitalienisch des 18./19. Jahrhunderts ist auch für heutige Leser gut lesbar und gibt der Geschichte einen besonderen Charme. Die Beschreibung eines recht ähnlichen italienischen Sprachstandes finden Sie unter Pellicos und Maroncellis Italienisch.

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Alessandro Manzoni, Die Brautleute / Die Verlobten

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Moravia, Alberto

Alberto Moravia (Pseudonym für Alberto Pincherle) wurde 1907 in Rom geboren und starb 1990 eben dort. Näheres siehe dt. Wikipedia unter Alberto Moravia.

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Alberto Moravia, Römische Erzählungen

Erzählungen, gelesen auf Italienisch. Originaltitel: Racconti romani (Römische Erzählungen) und Nuovi racconti romani (Neue römische Erzählungen).

Alle diese Erzählungen spielen - in Einklang mit dem Titel - in der Stadt Rom oder deren unmittelbarer Umgebung. Jede Erzählung hat ihren Helden, meist ein armer Schlucker oder zumindest ein Exemplar des allbekannten „Mannes von der Straße”, der seine Geschichte als persönlichen Bericht erzählt (obwohl sie meist nicht gut ausgeht für ihn). Die unterschiedlichsten Lebenssituationen werden durchgespielt, und oft leidet man mit dem oder den Helden, die halb wissend in ihr Unglück rennen. Das „Ich” jeder Geschichte ist ein anderes, auf das man sich neu einstellen muss bzw. darf. Der Autor selbst bleibt ganz im Hintergrund.

Diese Erzählungen tragen natürlich die Patina ihrer Entstehungszeit (ab 1954). Das mag viele jüngere Leser abschrecken, denn inzwischen ist man hektischere und meist auch brutalere Kost gewöhnt. Ich selbst (64 Jahre jung) habe das ruhige und schnörkellose Dahinfließen von Moravias Meistererzählungen genossen. Auch ihre Kompaktheit, die sie als S-Bahn-Lektüre prädestinieren!

Fazit: Spannend-entspannende Zwischendurchlektüre, auf die man auch mehrmals zurückkommen kann.

Hinweis für Italienischlernende: An den Originaltext der Erzählungen kann man sich recht früh wagen, denn Moravia verwendet einen überschaubaren Wortschatz und baut schnörkellose Sätze. Außerdem beugt die Kürze der Geschichten jeder Überanstrengung vor.

[hrh Dezember 2008]

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Alberto Moravia, Römische Erzählungen

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Alberto Moravia, Neue römische Erzählungen

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Pavese, Cesare

Cesare Pavese lebte 1908 - 1950 (Tod durch Selbstmord). Seine Heimat war der Piemont. Dort spielt oft die Handlung seiner Werke.

Mehr über den Autor bietet die dt. Wikipedia unter Cesare Pavese.

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Cesare Pavese, Der schöne Sommer

Roman, gelesen auf Italienisch. Originaltitel: La bella estate.

In einer Großstadt (wohl Turin) gerät ein 16-jähriges Mädchen, das aus einfachen Verhältnissen stammt und ohne Eltern mit seinem Bruder zusammen lebt, über eine die Lebedame spielende, etwas ältere und etwas zwielichtige Freundin in Malerkreise, die ihre naive Moral und Weltanschauung langsam, aber sicher in die Krise bringen. Das Ganze dauert einen schönen Sommer lang, der so schön eigentlich nicht ist...

Wenn auch durch den zeitlichen Abstand die Geschichte auf uns Heutige sehr „brav" auf uns wirkt, fand ich dennoch, dass es für mich eine entspannende und interessante Lektüre war (mit der unten genannten Einschränkung). Für Italienischlernende kann das schmale Bändchen gut als frühe fremdsprachliche Lektüre dienen, da Paveses ungekünsteltes Italienisch gut lesbar und der Umfang des Buches überschaubar ist.

Schwer verdaulich ist leider die literaturwissenschaftliche Einführung von Furio Jesi, die der italienischen Ausgabe unter dem Titel Cesare Pavese dal mito della festa al mito del sacrificio (Cesare Pavese vom Mythos des Festes zum Mythos des Opfers) vorangestellt ist. Das gelangweilte Herumhängen und die Möchte-gern-Sexspiele der jungen Leute gegen einen antiken Mythos des Festes aufzuwiegen und die moralische Verwirrung des Mädchens in einem (ebenfalls antiken) Opfermythos enden zu lassen (wobei unter Opfer hier Schuldgefühle und Wunsch nach Bestrafung verstanden werden), geht mir einfach zu weit. Ich kann jedem nur raten, sich die Einführung, wenn überhaupt, dann nach der Lektüre des kurzen Romans zu Gemüte zu führen. Nur so kann man das Buch genießen.

[hrh Oktober 2006]

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Cesare Pavese, Der schöne Sommer

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Cesare Pavese, Junger Mond (= Der Mond und die Feuer)

Roman, gelesen auf Italienisch. Titel einer neueren deutschen Ausgabe: Der Mond und die Feuer. Originaltitel: La luna e i falò (Der Mond und die Feuer; damit können Freudenfeuer ebenso gemeint sein wie Sonnwendfeuer, Feuer zur Verbrennung des Winters oder sonstige traditionelle Feuer). Gelesen auf Italienisch. Eine ausführliche literarische Betrachtung und Würdigung dieses Romans bietet die italienische Wikipedia unter La luna e i falò.

Mit diesem seinem letzten Roman nimmt sich Pavese ein Thema vor, das für die Geschichte der italienischen Gesellschaft große Bedeutung hatten, nämlich die prekären Lebensbedingungen der landbesitzlosen Bevölkerungsschichten, die immer wieder zu Auswanderungswellen – hauptsächlich nach Amerika – führten. Dort wurden jedoch nicht alle Auswanderer reich, und selbst die es wurden, kamen oft wieder zurück, weil sie Angst hatten, ihre heimatlichen Wurzeln zu verlieren. Genau so einen Rückkehrer ins Tal des Belbo-Flusses im Piemont (der Heimat des Autors) lässt Pavese das Abenteuer seiner Rückkehr und seiner Begegnung mit der sich manchmal zu langsam, manchmal brutal schnell wandelnden Heimat erzählen. Ergänzt wird sein Bericht durch die Erzählungen eines älteren Freundes, der ein Leben lang in der Heimat geblieben ist und das persönliche Schicksal vieler Menschen des Tals unmittelbar miterlebt hat. Vor manchen Schicksalsschlägen sind nicht einmal die Großgrundbesitzer gefeit, die sich immer für eine bessere Art Menschen hielten.

Fazit: Ein nachdenkliches „Spätwerk“ (Pavese war zwar kaum mehr als 40 Jahre alt, als er es schrieb, aber kurz darauf nahm er sich das Leben), wichtig für das Verständnis der italienischen Landbevölkerung, angenehm zu lesen. Besonders empfehlenswert ist natürlich die italienische Originalausgabe. Trotz einiger (leicht aus dem Kontext zu verstehender) regionaler und umgangssprachlicher Begriffe und Redewendungen bietet diese keine besonderen sprachlichen Schwierigkeiten.

[hrh August 2016]

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Cesare Pavese, Junger Mond (= Der Mond und die Feuer)

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Sciascia, Leonardo

Leonardo Sciascia wurde 1921 auf Sizilien geboren, war dort Volksschullehrer und lebt dort seit 1957 als freier Schrifsteller. In seinen Romanen und Erzählungen befasst er sich immer wieder mit den historischen und heutigen gesellschaftlichen Problemen seiner Heimat, die er nicht nur in der Mafia, sondern auch in den mentalen Traditionen, der katholischen Kirche und der herrschenden Klasse verankert sieht. Der Übergang von der literarischen Fiktion zur investigativen Geschichtsschreibung ist bei ihm fließend.

Mehr über den Autor bietet die dt. Wikipedia unter Leonardo Sciascia.

Zur Werkübersicht bei amazon.de/at: Leonardo Sciascia.

Leonardo Sciascias Leben und Werk wird auch eingehend beschrieben in Ralph Giordano, Sizilien, Sizilien! Eine Heimkehr (Besprechung).

   

Leonardo Sciascia, Das Hexengericht, drei Erzählungen

Drei Erzählungen in einem Band, gelesen auf Deutsch. Der Titel des Bandes ist derjenige der ersten Erzählung. Alle drei „Erzählungen” sind eigentlich eher investigative Aufarbeitungen historischer Ereignisse, bei denen Gesellschaft, Justiz, Politik und Kirche versagt haben.

Das Hexengericht

Anfang 17. Jahrhundert wird eine junge Frau als Hexe verbrannt, weil sie versucht hat, ihren Dienstherren und Geliebten durch einen Liebstrank an sich zu binden, obwohl dieser sie auf keinen Fall heiraten wollte. Um zu einem (Todes-)Urteil zu kommen, bauen Justiz und Kirche Hand in Hand eine monströse „Beweiskette” auf, die über die fehlende Glaubwürdigkeit mancher Zeugenaussagen großzügig hinwegsieht. Die Frau hat von vornherein keine Chance, denn es sollte auf jeden Fall ein Exempel statuiert werden. Sie wird 1617 öffentlich erwürgt und dann verbrannt.

Die Messerstecher

In den Wirren der italienischen Vereinigung in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts werden in Palermo fast gleichzeitig an verschiedenen Stellen der Stadt dreizehn Personen durch Messerstiche schwer verletzt. Daraus entwickelt sich ein politisch-juristisches Ränkespiel sonders Gleichen, bei dem zwar durchscheint, dass irgendwer die neue Ordnung zugunsten einer Rückkehr zur bourbonischen Herrschaft stürzen wollte, aber letztlich werden nur die kleinen Handlanger (und deren Familien) brutal bestraft, während der adlige Kopf des Ganzen nicht belangt wird.

Der Titularerzbischof

Nach dem Zweiten Weltkrieg (also nicht im finsteren Mittelalter) wagt es ein sizilianischer Bischof, seine Gläubigen nicht zur Unterstützung und zur Wahl der christdemokratischen Partei aufzufordern. In einem zermürbenden Kleinkrieg versucht die katholische Kirche immer wieder, diesen Bischof zur Raison zu bringen, und schreckt auch vor groben Lügen und Verleumdungen nicht zurück. Schließlich versucht man ihn mit der Aussicht auf einen ehrenvollen Abgang und eine überdimensionale Rente zu bestechen. Als alles nicht wirkt, schickt man ihn trotz heftiger Gegenwehr „auf eigenen Antrag” in die Wüste (auf eine Titularbischofstelle in Nordafrika).

Fazit: Die drei Erzählungen haben wenig oder nichts mit literarischer Fiktion zu tun. Der Leser wird nicht zum Miterleben, sondern zum Analysieren und Kritisieren bewegt. Doch ist die (manchmal fast zu) detaillierte Aufarbeitung dieser komplizierten sizilianischen Geschichten investigativ sehr interessant, und jeder, der mehr über Sizilien erfahren will, sollte sie lesen.

[hrh 15.08.08]

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Leonardo Sciascia, Das Hexengericht, drei Erzählungen
(A = nur Das Hexengericht, B = nur Die Messerstecher, C = nur Der Titularerzbischof, ALLE = alle drei Erzählungen)

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Bild: Hundi lebt

Hans-Rudolf Hower 2002

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Häufige Fragen - Webmaster

Letzte Aktualisierung: 23.08.16