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Der Maler und Bildhauer Gustave Courbet (1819 - 1877) erfreute zu seinen Lebzeiten bei seinen Mitbürgern in seiner Heimatstadt Ornans nicht immer unumstrittener Sympathie. Viele fanden, dass einige seiner Werke schlichtweg obszön waren, andere hielten ihn für einen Vaterlandsverräter, weil er - zumindest passiv - an der 1848er Revolution teilgenommen hatte, gegen den gerade regierenden Napoleon III. eingenommen war und 1871 sogar aktiv an den Ereignissen der Pariser Kommune teilnahm, - und manche glaubten beides. Das ergab eine gefährliche Mischung, die für Courbet nicht folgenlos blieb.
Heute ist das Courbet-Museum allerdings die große Attraktion der kleinen Ortschaft. Es präsentierte sich uns 2012 neu renoviert und modernisiert und lohnte absolut den Urlaubsabstecher (vaut le détour in der Diktion des Guide vert).
Der Besuch des Museums gehörte zum zweiten Teil unseres Tagesausflugs ins Loue-Tal. Unsere Eindrücke von der Ortsbesichtigung finden Sie unter Spaziergang durch Ornans (Doubs).
Zum ersten Teil des Tagesausflugs siehe Spaziergang von Mouthier zum Rocher de Hautepierre.
Fotogalerie
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Der Eingang des Courbet-Museums Dass Sie hier die Öffnungszeiten nicht lesen können, ist kein Beinbruch, denn Sie bekommen weiter unter die Internet-Adresse des Museums, und da haben Sie dann die aktuellsten Angaben für Besucher.
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Jetzt gehen wir endlich rein in das Courbet-Museum. Es ist ausschließlich dem großen Sohn des Ortes, dem Maler Gustave Courbet (1819 - 1877), gewidmet und zeigt eine Dauerausstellung mit vielen schönen Bildern und Skulpturen von ihm. Die erklärenden Hinweisschilder sind leider alle nur auf Französisch. Ich werde daher im Folgenden versuchen, einige entsprechende Erläuterungen auf Deutsch zu geben. Da der Maler bereits über 100 Jahre tot ist, darf ich es wagen, Fotos von seinen jetzt gemeinfreien Bildern hier zu zeigen. Sie sollen Ihnen Lust machen, das äußerst sehenswerte Museum zu besuchen. |
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Die teilweise mangelhafte Qualität der Fotos von den Gemälden kommt nicht nur von der Unfähigkeit des Fotografen und seiner amateurhaften Ausrüstung, sondern auch von den beengten Verhältnissen und der schwierigen Ausleuchtung im Museum. Ich durfte ja nur ohne Blitz arbeiten. |
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Nebenstehendes Gemälde heißt Pirate prisonnier du dey d'Alger (Gefangener Pirat des Dey von Algier) und zeugt von der damals vorherrschenden romantisch-orientalischen Kunstströmung. Das Gemälde wurde 1846 beim Salon trotz unbestreitbarer Qualitäten zurückgewiesen. |
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Nebenstehende Skizze heißt Le rétameur (Der Kesselflicker). Der Mann vor dem dunklen Baumstamm ist auf diesem Foto leider kaum zu sehen. Dieser ambulante Beruf war zu Courbets Zeiten noch sehr häufig anzutreffen. Diese meine Fotogalerie zeigt längst nicht alle Courbet-Gemälde und -Skulpturen. Bei dem damals herrschenden Besucherandrang kam ich gerade bei beliebteren Objekten oft gar nicht in eine günstige Schussposition. |
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Der Titel des nebenstehenden Gemäldes ist Le réveil de Saint Jérôme (Das Erwachen des Heiligen Hieronymus). Courbet hat es im Louvre kopiert. Das Original stammt von dem italienischen Maler Le Guerchin (17. Jahrhundert). Man beachte Guerchins / Courbets Spiel mit dem Licht. |
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Wenn Sie mehr über den Maler wissen wollen, wenden Sie sich vertrauensvoll an Wikipedia. Unter Gustave Courbet gibt es einen ausführlichen Artikel sowohl in der französischen als auch in der deutschen Ausgabe. Zu Napoleon III., den Victor Hugo verächtlich le petit (den Kleinen) nannte, siehe die deutsche Wikipedia unter Napoleon III. sowie unsere Seite Victor Hugo bei den Inschriften in Besançon. Zur Pariser Kommune siehe die deutsche Wikipedia unter Pariser Kommune. |
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Auch einige Skulpturen sind im Museum zu sehen. Die Statue des kleinen Jungen heißt Le pêcheur de chavots (Der Chavot-Fischer). Anscheinend ist der chavot eine Fischart, die damals in der Loue häufig zu finden war, aber alle mir zugänglichen Wörterbücher schweigen sich über eine etwaige deutsche Übersetzung aus. Wichtiger ist sowieso die Geschichte der kleinen Statue. Courbet hatte sie nämlich seiner Heimatgemeinde Ornans zur Ausschmückung eines öffentlichen Springbrunnens geschenkt. Doch die Nacktheit des Buben gefiel nicht jedem. Es kam zu einer Petition, die die Entfernung der Statue verlangte. Das hatte zwar keinen Erfolg, aber als Courbets Teilnahme an den Ereignissen der Pariser Kommune bekannt wurde, wurde die Statue verstümmelt, vom Bürgermeister (einem Bonapartisten) abgebaut und Courbets Familie zurückgegeben. Courbet war stinksauer und zog wortgewaltig über seine Mitbürger her. |
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Gustave Courbets Werdegang wird im Museum anhand von mehreren Schrifttafeln erklärt, aber nur auf Französisch. Einiges daraus gebe ich hier interpretierend übersetzt in mehr als gedrängter Form wieder. Nebenstehendes Gemälde gilt als Courbets schönstes Frauenporträt. Das Museum betitelt es mit Portrait présumé d'une jeune fille d'Ornans (Angebliches Portrait eines Mädchens aus Ornans). Ein Jugendwerk Courbets und schon in meisterlicher Manier gemalt. |
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Nach dem Willen seines Vaters hätte Gustave Courbet Anwalt werden sollen. Mit 20 Jahren ging er nach Paris und wohnte bei einer Juristenfamilie, aber der Drang zur Malerei war stärker. Nebenstehendes Gemälde trägt den Titel Portrait du grand-père Oudot (Portrait des Großvaters Oudot). Von diesem Großvater mütterlicherseits, der ein antiklerikaler Teilnehmer an der Großen Revolution von 1789 gewesen war, soll Courbet den Spruch Crie fort et marche droit ! (Schreie laut und gehe gerade!) behalten haben. |
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Statt einer akademischen Kunstmalerausbildung zu folgen, schrieb Courbet sich in mehreren privaten Ateliers ein und kopierte Werke des Louvre von den alten Meistern bis Delacroix und Ingres. Nebenstehendes Gipsrelief heißt Portrait de Madame Max Buchon (Portrait von Frau Max Buchon). Die Frau war die Gattin eines republikanisch gesinnten Freundes von Courbet, bei dem der Maler gern verweilte. Sprachliche Anmerkung: Im Französischen ist es immer noch nicht unüblich, eine Frau nur mit dem Namen ihres Ehemanns zu benennen. Daran haben alle Revolutionen nichts geändert. |
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Seine ersten Portraits wurden von der Jury zurückgewiesen, aber 1844 wurde endlich sein Autoportrait au chien noir (Selbstportrait mit schwarzem Hund) als erstes seiner Werke angenommen. Nebenstehendes Portrait wird präsentiert als Portrait supposé de Félix Bracquemond (Vermutliches Portrait von Félix Bracquemond). Félix Bracquemond erneuerte die Kunst der Gravur in Frankreich und stellte unter anderem Gravurinterpretationen von Werken Courbets her. |
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Die Landschaft seiner Heimat liebte Courbet besonders. Er malte sie immer wieder, mal in romantischer, mal in idyllischer, mal in realistischer Manier. Nebenstehendes Gemälde betitelt das Museum mit Paysage aux environs d'Ornans (Landschaft in der Umgebung von Ornans). Menschenleere Landschaften waren im 19. Jahrhundert der Renner. Courbet bekam viele Aufträge dieser Art - wenn er nicht gerade wegen revolutionärer Umtriebe im Gefängnis saß.... |
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Courbets revolutionäre Gedanken waren stark beeinflusst von dem Philosophen Pierre-Joseph Proudhon, den er in Paris kennengelernt hatte und mit dem er längere Zeit zusammenarbeitete. Daraus entstand die (erst posthum veröffentlichte) Schrift Du principe de l'art et de sa destination sociale (Das Prinzip der Kunst und deren sozialen Bestimmung). Zu Proudhon siehe die deutsche Wikipedia unter Pierre-Joseph Proudhon. |
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Sprachliche Anmerkung zur oben genannten Schrift Du principe de l'art et de sa destination sociale. Dieser antikisierende Titel bedeutet wörtlich Vom Prinzip der Kunst und deren sozialen Bestimmung, wird aber nach den modernen Regeln übersetzt mit Das Prinzip der Kunst und deren sozialen Bestimmung. Es ist interessant zu sehen, dass auch in revolutionären Zeiten der stilistische Rückgriff auf die klassisch-römische Antike nicht tot ist. Einen Titel mit "de" (von, über) einzuleiten, statt gleich zu sagen, was Sache ist, das könnte aus dem 1. Jahrhundert vor oder nach Christus stammen. Man denke nur an Caesars De bello Gallico (Der gallische Krieg). |
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Courbets Landschaftsbilder zeichnen seinen Lebensweg nach, denn woimmer er auch war, malte er immer die Landschaft, die er gerade vor Augen hatte. |
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Im Salon von 1851 revolutionierte Courbet auch die Kunst, indem er volkstümliche Themen in sehr großem Format auf die Leinwand brachte, also in einem Format, das bisher der religiösen, mythologischen und historischen Kunst vorbehalten war. Mit solchen Formaten tut sich das Museum in Ornans aus Platzgründen schwer und zieht daher kleinere Formate vor. |
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Nebenstehendes Gemälde ist betitelt mit Le château de Chillon (Schloss Chillon). Schloss Chillon liegt auf einer Felseninsel am Ostufer des Genfersees, rund fünf Kilometer südöstlich von Montreux, in der Schweiz. Näheres siehe die deutsche Wikipedia unter Schloss Chillon. |
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Nebenstehendes Gemälde trägt den Titel Adoration des bergers (Anbetung der Hirten) und zeigt, dass Courbet sich auch mit religiösen Themen auseinandersetzt. Aber trägt einer der Hirten nicht einen Soldatenmantel des 19. Jahrhunderts? Wenn ja, was will Courbet damit sagen? |
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Wandplakat mit Foto von Gustave Courbet |
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Von mir wird man einmal sagen müssen: Dieser da hat niemals irgendeiner Schule angehört, keiner Kirche, keiner Institution, keiner Akademie, vor allem keiner Regierung außer derjenigen der Freiheit. Gustave Courbet, 3. Juni 1870, Paris In die Zeit des Deutsch-französischen Krieges von 1870/71 fiel der politische Höhepunkt von Courbets Leben. Nach dem Sturz von Napoleon III. und der Bildung der Regierung für nationale Verteidigung (gouvernement de défense nationale) unter Adolphe Thiers wurde Courbet offiziell mit dem Schutz des künstlerischen Erbes der von den Preußen belagerten Stadt Paris beauftragt. Aber dann kamen die Kommune, die Zerstörung der Colonne Vendôme, die Anklage, mehrere Prozesse, die Verurteilung, diverse Gefängnisaufenthalte, die Enteignung und schließlich das Schweizer Exil... |
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... was Courbet nicht daran gehindert hat, weiter zu malen. Zum Glück! Hier ist Ihr direkter Zugang zum Internet-Auftritt des Courbet-Museums in Ornans: www.musee-courbet.fr |
Zur Erinnerung:
Der Besuch des Museums gehörte zum zweiten Teil unseres Tagesausflugs nach Ornans. Unsere Eindrücke von der Ortsbesichtigung finden Sie unter Spaziergang durch Ornans (Doubs).
Zum ersten Teil des Tagesausflugs siehe Spaziergang von Mouthier zum Rocher de Hautepierre.
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In dt. Wikipedia. |
Ausführlicher Lexikonartikel über das Departement Doubs. |
Communauté de communes du Pays d’Ornans In dt. Wikipedia. |
Ausführlicher Lexikonartikel über den Gemeindeverband Ornans innerhalb des Departements Doubs. |
In dt. Wikipedia. |
Ausführlicher Lexikonartikel über den Fluss Doubs. |
Von der Stadt Ornans. |
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In dt. Wikipedia. |
Lexikon-Artikel über die Stadt Ornans, ihre Geschichte und Gegenwart. |
In frz. Wikipedia. |
Lexikon-Artikel über die Stadt Ornans, ihre Geschichte und Gegenwart. Wichtiger Unterschied zur dt. Wikipedia: Während diese die im August 1944 vorgefallene Affaire des 280 otages (Sache mit den 280 Geiseln) schweigend übergeht, wird sie in der frz. Wikipedia erzählt. Eine deutsche Zusammenfassung des französischen Textes finden Sie oben im Einleitungstext dieser unserer Seite. |
Auf www.maps.google.de. |
Zoombarer Stadtplan von Ornans. |
In dt. Wikipedia. |
Lexikon-Artikel über den französischen General Jean de Lattre de Tassigny. |
In frz. Wikipedia. |
Ausführlicherer Lexikon-Artikel über den französischen General Jean de Lattre de Tassigny. |
Forces françaises de l’intérieur In dt. Wikipedia. |
Ein sehr kurz geratener Lexikon-Artikel über die FFI, den eigentlich nur die Problematik der Geiselerschießungen interessiert und der dabei meines Erachtens unter dem Deckmantel der völkerrechtlichen Aufklärung fast unmerklich die Gewichte zu Gunsten der deutschen Besatzer verschiebt. |
Forces françaises de l’intérieur In frz. Wikipedia. |
Ein sehr lang geratener Lexikon-Artikel über die FFI, der sich in der Aufzählung auch noch der kleinsten Unterabteilungen der FFI verliert und das völkerrechtliche Problem des Widerstandes gegen die Besatzungsmacht völlig ignoriert. |
Anreise
Zur Anreise nach Ornans siehe Inschriften in Ornans.
Hans-Rudolf Hower 2013
Letzte Aktualisierung: 06.04.16