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Inschriften in Fürstenfeldbruck

Tod Kaiser Ludwigs des Bayern

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Wenn man von Fürstenfeldbruck bei München zum Fürstenfeldbrucker Stadteil Puch, einem isoliert rund um eine niedrige Anhöhe liegenden Weiler, wandert, kommt man kurz vor dem Ort an einem Hain vorbei, in dessen Mitte das hier beschriebene Denkmal steht.

Foto FFB-Puch: Denkmal Ludwig der Bayer

Gesamtansicht des Hains

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Fotos: Hans-Rudolf Hower 2008

Foto FFB-Puch: Denkmal Ludwig der Bayer

Gesamtansicht des Denkmals

   

Foto FFB-Puch: Denkmal Ludwig der Bayer

Deutsche Inschrift

Foto FFB-Puch: Denkmal Ludwig der Bayer

Kaiserbüste als Relief

Foto FFB-Puch: Denkmal Ludwig der Bayer/p>

Lateinische Inschrift

   

Foto FFB-Puch: Denkmal Ludwig der Bayer

Reichsadler als Relief

   

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Deutsche Inschrift

Deutscher Originaltext

Hier starb in den Armen
eines Bauerns
vom Tode überrascht
den 11ten Ocktober 1347
Ludwig der Baier
Römischer Kaiser

Moderne Umsetzung des deutschen Textes

Hier starb in den Armen
eines Bauern,
vom Tode überrascht,
am 11. Oktober 1347,
Ludwig der Bayer,
römischer Kaiser.

Kommentar zur deutschen Inschrift

Die deutsche Inschrift erzählt kurz und bündig, was an jenem 11. Oktober 1347 an diesem Ort (oder ganz in der Nähe) geschehen ist: Auf einer Bärenjagd bricht Ludwig der Bayer, der (einzige bayerische) Kaiser des Heiligen römischen Reiches deutscher Nation unversehens zusammen und stirbt in den Armen eines seiner bäuerlichen Untertanen. Der Ort heißt heute noch Kaiseranger im Angedenken an das damalige Geschehnis.

Die kaiserliche Bärenjagd zeigt uns, dass im 14. Jahrhundert (und noch lange Zeit danach) die oberbayrische Schotterebene Bärenland war. Das bezeugen auch Ortsnamen wie derjenige des heutigen Münchener Vororts Perlach (= Bärloch = Bärenlohe = Bärenwald). Erst das 20. Jahrhundert war Oberbayern völlig „bärenfrei”.

Zur Anwesenheit wildlebender Bären passt, dass das Land weitgehend von Wäldern bedeckt war, die den Tieren Deckung boten und den Menschen Angst einflößten. Auch davon zeugen viele Ortsnamen, wie eben Puch (= Buche / Buchenwald) oder Puchheim, beides bei München.

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Lateinische Inschrift

Lateinischer Originaltext

PIIS MANIBUS
DIUI LUDOUICI
BAUARI
ROMAN: IMPERAT:
LIBERTAT: GERMAN
DEFENSORIS
LEGUM BOICARUM
CONDITORIS
VIRI FORT: ET CONSTANT:
MONUMENTUM
POSUIT
MAXIMILIANUS
REX BOIARIAE
MDCCCVIII

Ausgeschriebener lateinischer Text

PIIS MANIBUS
DIUI LUDOUICI
BAUARI
ROMANI IMPERATORIS
LIBERTATIS GERMANIAE
DEFENSORIS
LEGUM BOICARUM
CONDITORIS
VIRI FORTIS ET CONSTANTIS
MONUMENTUM
POSUIT
MAXIMILIANUS
REX BOIARIAE
MDCCCVIII

Übersetzung des lateinischen Textes

Den rechtschaffenen Manen
des göttlichen Ludwigs
des Bayern,
des römischen Kaisers,
Verteidigers
der Freiheit Deutschlands,
Begründers
der bayerischen Gesetze,
eines tapferen und charakterfesten Mannes,
hat Maximilian,
König Bayerns,
1808
dieses Denkmal gesetzt.

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Sprachliche Hinweise

Gleich der Anfang der lateinischen Inschrift kann auf verschiedene Weise übersetzt werden, je nachdem, wie man ihn heute interpretieren oder welche Absicht man seinen Autoren, allen voran König Maximilian, unterstellen will. Betrachten wir das lateinische Vokabular:

  • Das Adjektiv pius (mit dem Dativ Plural piis) weist eine weite Bandbreite an Bedeutungen auf, als da wären: pflichtgemäß handelnd, rechtschaffen, tugendhaft, gewissenhaft, gottesfürchtig, fromm; rechtmäßig, gerecht, pflichtgemäß; väterlich, kindlich, pflichtgetreu; gütig, gnädig; hold, traut (nachzulesen bei Georges). Das Gemeinsame aller Bedeutungen ist, dass eine solche Person ihren Verpflichtungen gegenüber Gott (Göttern) und Welt, wozu auch die Familie zählt, gebührend nachkommt.
  • Die Form manibus kann einerseits als Dativ (und Ablativ, aber letzterer spielt hier keine Rolle) von manus (die Hände) und andererseits von manes (die abgeschiedenen Seelen, die Seelen der Verstorbenen, die Schattengeister der Toten; Leichnam, Überreste; Unterwelt als Aufenthaltsort der Toten) gesehen werden. Die Manen können nach antiker Auffassung gut oder böse sein. All dies ist nachzulesen bei Georges.
  • Wenn man bei manibus von der Bedeutung Hände ausginge, könnte es sich zusätzlich um eine Stilfigur handeln, die die Körperteile mit ihrem Handeln, also ihren Taten gleichsetzt.
  • Bei der Übersetzung muss man auch berücksichtigen, dass gewisse Mehrdeutigkeiten des Textes vom Auftraggeber der Inschrift bewusst gewählt oder wenigstens billigend hingenommen worden sein können, um verklausuliert gewisse Dinge auszusprechen, bei denen man sich die Möglichkeit eines Rückziehers offenhalten wollte. Solche Inschriften waren keine Privatangelegenheit, sondern eine hochpolitische Sache.
  • Ein kleineres Problem sind die Abkürzungen des lateinischen Textes. Manche davon könnte man auch anders auflösen. So könnte man „GERMANORUM” (der Deutschen) statt „GERMANIAE” (Deutschlands) lesen oder „VIRI FORTISSIMI ET CONSTANTISSIMI” (eines äußerst tapferen und sehr charakterfesten Mannes) statt „VIRI FORTIS ET CONSTANTIS” (eines tapferen und charakterfesten Mannes). Es ergäbe sich dadurch aber keine wichtige Bedeutungsänderung. Oder doch? Hat man sich hier so unklar ausgedrückt, weil man Gründe dafür hatte?

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    Kommentar zur lateinischen Inschrift

    Egal, wie man die lateinische Inschrift übersetzt, eines ist klar: Ludwig der Bayer soll hier als ein Mann dargestellt werden, der zu Recht deutscher Kaiser war und als rechtschaffener Mensch allen seinen Pflichten ordnungsgemäß nachgekommen ist.

    Aber hier verewigt sich auch der Stifter des Denkmals, der bayerische König Maximilian. Die Königswürde war dem bayerischen Herrscherhaus erst kurz vorher vom siegreichen Eroberer Napoleon I. für (aus dessen Sicht bislang) treue Dienste verliehen worden, und Maximilian war bestrebt, mit Hilfe seines frühen kaiserlichen Vorfahren aus Bayern sich der Reihe der römischen Kaiser wenigstens anzunähern, um etwas von ihrem Glanz abzubekommen.

    Zu den von den Bayern für Napoleon I. geleisteten Diensten siehe auch Ein Obelisk für 30.000 in Russland gefallene Bayern.

    Der Text dieser Inschrift enthält mehrere mehr oder weniger verklausulierte Anspielungen auf die bewegte Regierungs- und Lebenszeit Ludwigs des Bayern.

    PIIS MANIBUS:

    Ob man nun in der Übersetzung der Inschrift zur Wahrung ihres antikisierenden Stils von den Manen, zwecks christlicher Umdeutung von der Seele oder konkretisierend von den Händen (= Taten) des verstorbenen Kaisers redet, so ist diese Aussage immer ein Frontalangriff auf das Papsttum; denn der hier als rechtschaffen oder fromm bezeichnete Herrscher hat immerhin eine ganze Reihe Ketzerprozesse über sich ergehen lassen und die letzten 20 Jahre seines Lebens im Kirchenbann verbringen müssen, aus dem er erst fast 300 Jahre nach seinem Tod befreit wurde. Der Grund für den Zorn der Kirche lag darin, dass Ludwig IV. versuchte, die Kaisermacht in Unabhängigkeit von der römisch-katholischen Kirche zu gestalten, und dabei so weit ging, einen Gegenpapst einzusetzen und sich gegen den Willen der Kirche zum Kaiser krönen zu lassen.

    In seinem Bemühen um Ausweitung seiner nur schwachen Hausmacht scheint Ludwig der Bayer übrigens nicht nur fromme Mittel angewandt zu haben.

    göttlicher Ludwig:

    Dieser Ausdruck trägt Ludwig den Bayern in die Reihe der gottgleichen römischen Kaiser der Antike ein - ein eher unchristliches Unterfangen... Den von der heidnischen Antike überkommenen Ausdruck kann man übrigens als Einladung sehen, am Anfang der Inschrift das lateinische Wort manes (deklinationsmäßig angepasst) in den deutschen Text zu übernehmen, um den antikisierenden Charakter des Ganzen zu wahren.

    Ludwig der Bayer:

    Dass Ludwig IV. ein Bayer war, ist in den Augen der Bayern natürlich ein Qualitätsmerkmal. Man könnte das kapitalismuskonform auch ein Alleinstellungsmerkmal nennen, aber da Ludwig IV. wirklich als einziger bayrischer Herrscher in kaiserliche Gefilde vordringen konnte, ist dieses Alleinestehen eine zweischneidige Sache...

    römischer Kaiser:

    Ludwig IV. war auf doppelte Weise römischer Kaiser, einerseits quasi automatisch (wenigstens der Theorie nach), wie alle deutschen Kaiser vor dem Reichsdeputationshauptschluss von 1803, der das Heilige römische Reich deutscher Nation auflöste, und andererseits dadurch, dass er sich gegen den Willen des Papstes 1328 vom römischen Stadtvolk zum Kaiser hatte wählen lassen.

    Verteidiger der Freiheit Deutschlands:

    Natürlich kann man Ludwigs IV. Kampf für ein starkes Kaisertum und gegen die Macht der Päpste als Freiheitskampf interpretieren, aber der Hauptzweck des Ganzen war doch eher die Errichtung eines Wittelsbacher Erbkaisertums und Sicherung der persönlichen Macht des Kaisers.

    Ähnlich steht es mit Ludwigs IV. Kampf gegen den militärischen und politischen Einfluss seiner nicht immer lieben Verwandten, zu denen das Haus Habsburg und sein eigener Bruder zählten. Letzlich hat sich Ludwig hier durchgesetzt.

    Begründer der bayerischen Gesetze:

    Dieser Ausdruck könnte auf die „Schneitbacher Urkunde” anspielen, mit der Ludwig IV. (im Verein mit seinem Bruder Rudolf) den bayerischen Landständen 1302 das Privileg der Steuerbewilligung gab, oder auf den „rheinischen Landfrieden”, der das erste große Gesetz war, das Ludwig IV. 1317 als König erließ.

    tapferer und charakterfester Mann:

    Sein ganzes Leben lang war Ludwig IV. (notgedrungen) ein streitbarer Herrscher, der alles tat, um seine Herrschaft zu festigen und auszubauen. Seine schlimmsten Gegenspieler waren dabei seine habsburgischen Verwandten, sein eigener Bruder und der Papst. Ludwig IV. war der letzte deutsche Kaiser, der den Konflikt zwischen Reichsmacht und Papstmacht auf derart heftige Weise austragen musste. Und er hat bis zu seinem Tod durchgehalten, trotz Ketzerprozessen und Kirchenbann.

    Maximilian, König Bayerns:

    Hier schließt sich sozusagen der Kreis, denn auch der Auftraggeber dieser Inschrift sieht sich in einen großen Streit mit der Kirche verwickelt (wenn auch in zweiter Reihe, denn die treibende Kraft gegen die Kirche ist Napoleon Bonaparte, und die Lösung wird von Letzterem im Konkordat von 1801 erreicht): Die napoleonische Zeit ist die Epoche der Säkularisation, der Enteignung der Kirchengüter. König Max, wie er volkstümlich genannt wurde, bezieht sich also nicht ohne Grund auf seinen illustren Vorfahren, der sich letztendlich gegen die Kirche durchgesetzt hat.

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    Literatur

    AutorIn, Titel

    Anmerkungen

    Info / Kauf

    Michael F. Feldkamp, Regentenlisten und Stammtafeln zur Geschichte Europas

    Dieses Reclam-Heft gibt auch die Stammtafeln der bayerischen Herrscher wieder.

    Siehe Besprechung.

    Georges, Ausführliches lateinisch-deutsches Wörterbuch

    Dickes zweibändiges Standardwerk fürs Lateinstudium.

    Siehe Besprechung.

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    Internet

    Beachten Sie bitte unsere rechtlichen Vorbehaltefür alle Internet-Verweise.

    Adresse / Eigner

    Anmerkungen

    Stadt Fürstenfeldbruck

    Amtliche Seiten.

    Fürstenfeldbruck

    In dt. Wikipedia.

    Lexikon-Artikel über die Stadt Fürstenfeldbruck.

    Puch (Fürstenfeldbruck)

    In dt. Wikipedia.

    Kurzer Lexikon-Artikel über diesen Stadtteil von Fürstenfeldbruck.

    Ludwig IV. (HRR)

    In dt. Wikipedia.

    Längerer Lexikon-Artikel über diesen einzigen Bayern, der längere Zeit Kaiser des Römischen Reiches geworden ist.

    Maximilian I. Joseph (Bayern)

    In dt. Wikipedia.

    Längerer Lexikon-Artikel über diesen einer Seitenlinie der Wittelsbacher entstammenden ersten König Bayerns. Er hat das Denkmal für Ludwig den Bayern in Auftrag gegeben.

    Säkularisation

    In dt. Wikipedia.

    Lexikon-Artikel über die staatliche Einziehung oder Nutzung kirchlicher Besitztümer im Allgemeinen und speziell in der napoleonischen Zeit.

    Randbemerkung: Wikipedia macht einen sprachlichen Unterschied zwischen Säkularisierung (Verweltlichung als gesellschaftlichm, kulturellem oder geistigem Phänomen) und Säkularisation (Enteignung von Kirchengütern).

    Konkordat von 1801

    In dt. Wikipedia.

    Lexikon-Artikel über dieses Konkordat, mit dem sich Napoleon I. gegen die katholische Kirche durchsetzte, die Säkularisation sanktionieren ließ und in Frankreich die heute noch (außer im Elsass und in Lothringen) gültige Trennung von Staat und Kirche einleitete.

    Reichsdeputationshauptschluss

    In dt. Wikipedia.

    Ausführlicher Lexikon-Artikel über diesen Beschluss, mit dem 1803 das Heilige Römische Reich aufgelöst wurde.

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    Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln

    Zur Anreise nach Fürstenfeldbruck siehe Inschriften in Fürstenfeldbruck.

    Vom S-Bahnhof Fürstenfeldbruck geht man quer durch die Brucker Innenstadt nach Norden, dann auf asphaltiertem Feldweg geradeaus weiter in Richtung des auf einem niedrigen Hügel liegenden Stadtteils Puch. Kurz vor der Ankunft in Puch trifft man auf den schönen Hain mit dem hier beschriebenen Denkmal.

    Angaben zur Anreise entsprechen unseren persönlichen Kenntnissen oder sogar Erfahrungen, aber wir können keinerlei Verantwortung für ihre Richtigkeit übernehmen. Wenn Sie diese Seite lesen, können sich in der Wirklichkeit Veränderungen ergeben haben.

    Hans-Rudolf Hower 2009

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    doggy

    Danke!

    Für Anregungen zur Überarbeitung dieser Seite danken wir Dr. Heinrich Kraemer.

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    Häufige Fragen - Webmaster

    Letzte Aktualisierung: 31.07.19