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In der Nähe des Pester Brückenkopfs der Elisabethenbrücke befindet sich die folgende Statue:
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Foto: |
Inschrift
Originaltext |
Petőfi |
Kommentar
Mit Endre Ady und Mór Jókai, mit dem er anscheinend eng befreundet war, ist der Dichter Sándor Petőfi (oder Alexander Petöfi, Petőfi Sándor auf Ungarisch, 1823-49) eine der nationalen literarischen Größen, die in Ungarn jedes Kind aus der Schule kennt. Dies erklärt, warum die bloße Nennung des Familiennamens, sogar ohne Vornamen und ohne jeden Kommentar, auf der jeweiligen Statue für das ungarische Publikum eine völlig ausreichende Information darstellt.
Das Sterbedatum wird manchmal mit einem Fragezeichen versehen. Sicher ist, dass er 1849 in Transsylvanien (Siebenbürgen, heute Rumänien) mit den ungarischen Revolutionären gegen die Truppen des Zarenreiches kämpfte (siehe hierzu auch Zum 200. Geburtstag von Lajos Kossuth). Es gibt allerdings auch die Aussage, dass er unbewaffnet auf dem Schlachtfeld war. Da Petőfis Leichnam in Transsylvanien nie gefunden wurde, gibt es auch die Meinung, er sei erst als Gefangener in Sibirien (und damit wahrscheinlich nicht mehr im selben Jahr) ums Leben gekommen. Aber auch dort wurde der tote Dichter nicht gefunden.
Eine eingehende und eindringliche Würdigung von Petőfis Leben und Werk bietet der Nachruf von László F. Földényi zum 150. Todestag. Und darin stehen folgende ehrliche und illusionslose Worte:
Am 15. März 1848, dem Tag der ungarischen Revolution, deklamierte das ganze Volk sein Gedicht, und dieses Gedicht, das Nationallied, [...] wurde mit einem Schlag das bekannteste Gedicht der ganzen ungarischen Literatur. Petőfis Radikalität konnten jedoch auch seine engsten Gesinnungsgenossen nicht folgen, und schon einen Monat später, im Mai 1848, begannen sie ihn zu ächten. Die Unerbittlichkeit, die aus seiner Dichtung strömte, ließ sich in der Welt der Politik in der Tat nicht lange aufrechterhalten. Sein an Saint-Just und Marat gemahnender Republikanismus war auch in der damaligen europäischen Literatur unbekannt; selbst Heine, der Petőfi so hochgeschätzt hat, war resignierter, bitterer, ironischer als er. Kein Wunder, daß das Gedächtnis der Nachwelt bemüht war, Petőfi die Tiefe zu nehmen, seine Gestalt ins Klischeehafte, ja Kitschige umzustilisieren.
Die späteren Generationen feierten ihn als den Dichter von Volksliedern, verheimlichten jedoch seine Radikalität; priesen seine Liebesdichtung, nahmen jedoch nicht zur Kenntnis, daß viele seiner Gedichte nicht salonfähig sind; sangen seine gemütvollen Weinlieder und verschwiegen seine anarchistischen, auch Haß verströmenden Gedanken.
Das konnte auch nicht anders sein in einem Land, das kaum zwei Jahrzehnte nach der Niederschlagung des Freiheitskampfes von 1848 mit seinen Bezwingern, den Österreichern, handelseinig wurde. Petôfi hat nie mit jemandem gehandelt. [...]
Oder später:
Niemals hat jemand Petőfis Begabung und Größe in Frage gestellt. Und dennoch müssen wir, wenn wir ehrlich sind, zugeben, daß Petőfi tot ist. Am Ende des zwanzigsten Jahrhunderts ist eine so umfassende Verflechtung der privaten und der gemeinschaftlichen Sphäre wie sie seine Dichtung charakterisierte, nicht mehr nachvollziehbar. Wir preisen ihn, wir feiern ihn, doch insgeheim hüten wir uns vor ihm. Vielleicht entstanden nach seinem Tod deshalb so viele Legenden über ihn - mit einer in der Ferne heimatlos umherirrenden, im Nebel entschwindenden Legende ist es leichter zusammenzuleben als mit dem lebenden Dichter, der seinen Zeitgenossen so viele Unannehmlichkeiten verursacht hat. Wäre er wirklich auferstanden oder tatsächlich aus einem sibirischen Bleibergwerk heimgekehrt, wäre es ihm gewiß so ergangen wie Dostojewskis Christus in der Geschichte mit dem Großinquisitor: nach seiner Auferstehung erschrak das Volk sosehr vor ihm, daß es ihn gleich wieder kreuzigte.
Sándor Petőfis Standbild in Pest wurde von Miklós Izsó begonnen und wegen dessen Tod von Adolf Huszár vollendet. Die beschwörende Haltung soll den in seinem Nationalgedicht ausgesprochenen Schwur Stehe auf, Ungarn! versinnbildlichen.
Internet
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Adresse / Eigner |
Inhalt / Themen |
Sehr kurze Vorstellung von Petöfi auf Englisch, kurioserweise unter Literature Slav |
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László F. Földényi, Ein Nachruf zum 150. Todestag von Sándor Petöfi Oppis World (Klaus Oppermann) |
Nachruf zum 150. Todestag von Sándor Petöfi (auf Deutsch), veröffentlicht mit freundlicher Genehmigung des Neuen Pester Lloyd |
Ungarischer Originaltext des Gedichts Láttál-e a róna felett... |
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Ungarischer Originaltext des Gedichts Nehéz, nehéz a szivem... (Schwer, schwer ist mein Herz...) |
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Girodivite - Italienische Site als Gemeinschaftsarbeit (Nutzungsbedingungen beachten!) |
Kurzporträt von Petöfi auf Italienisch mit italienischen Titeln |
Ausführliche Präsentation und Diskussion des Werks von Mór Jókai auf Ungarisch im Rahmen der Seiten des Gymnasiums; darin wird Jókais Freundschaft mit Petőfi genannt. |
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Kurze Entstehungsgeschichte der Petőfi-Statue Gemeinsamer Auftritt von fünf Instituten der Ungarischen Wissenschaftsakademie in Budapest |
Kurze Entstehungsgeschichte der Petőfi-Statue auf Englisch |
Ausführliche Vorstellung von Petöfis Leben und Werk, mit deutschen, englischen, ungarischen und finnischen Links, Liste ausgewählter Werke (ungarisch) |
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Auf Rumänien spezialisiertes Reisebüro |
Bei der Vorstellung Transsylvaniens (Siebenbürgens) (auf Englisch) wird das Dorf Albesti als möglicher Sterbeort von Sándor Petőfi genannt (kleines Denkmal und Museum vor Ort) |
Soproni iskolák városi internetes találkozója (Städtischer Internet-Treff der Schulen von Sopron) |
Ungarischer Originaltext des Nationalliedes NEMZETI DAL |
Aus: Jörg Buschmann, Sándor Petõfi - Gedichte Ungarn-Info: von Ungarnfreunden für Ungarnfreunde |
Petöfis Lebensweg (auf Deutsch) |
Sprachlicher Hinweis
Wenn Bartleby den Ungarn Sándor Petőfi (übrigens genau wie dessen Landsmann Georg Lukacs [ungarisch: Lukács György] und den Rumänen Mihail Eminescu) in die slawische Literatur einordnet, dann ist das in meinen Augen mehr als nur ein Versehen, sondern die Folge einer durch den Kalten Krieg geprägten Mentalität, die alles, was sich hinter dem Eisernen Vorhang befand, als slawisch, ja womöglich russisch einordnete (was damals in vieler Augen einer Deklassierung gleich kam).
Um alle Unklarheiten zu beseitigen:
Ungarisch gehört zu den finno-ugrischen Sprachen. Diese haben sprachwissenschaftlich absolut nichts mit den slawischen Sprachen zu tun; sie gehören nicht einmal zu den indogermanischen Sprachen.
Rumänisch zu den romanischen Sprachen; diese stammen alle vom Latein ab und sind mit den slawischen Sprachen nur über den sehr weit zurück liegenden gemeinsamen indogermanischen Ursprung verwandt.
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Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln
Zur Anreise nach Budapest siehe Inschriften in Budapest.
Die nächstgelegene U-Bahn-Station ist Ferenciek tere. Von dort geht man auf dem rechten Gehsteig durch die Kossuth Lajos út Richtung Elisabethenbrücke (Erzsébet híd). Statt auf die Brücke zu gehen, hält man sich rechts daneben und gelangt zu einem kleinen Platz, in dessen Mitte die hier besprochene Statue steht.
Angaben zu öffentlichen Verkehrsverbindungen entsprechen unseren persönlichen Kenntnissen oder sogar Erfahrungen, aber wir können keinerlei Verantwortung für ihre Richtigkeit übernehmen. Wenn Sie diese Seite lesen, können sich in der Wirklichkeit Veränderungen ergeben haben.
Hans-Rudolf Hower 2003
Letzte Aktualisierung: 04.04.16