Inschriften in Kecskemét

Reformierte Gáspár-Károli-Universität

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Unweit links vom Rathaus von Kecskemét steht das imposante Gebäude der Reformierten Universität mit mehreren Inschriften, die wir im Folgenden dokumentieren, übersetzen und kommentieren.

Inschrift 1

Sprachliche Anmerkungen

In vielen deutschsprachigen Dokumenten wird diese Universität nicht Gáspár-Károli-Universität genannt (was die vollständige Übertragung ins Deutsche wäre), sondern - halb ungarisch, halb deutsch - Károli-Gáspár-Universität.

Kommentar

Gáspár Károli (ungarisch: Károli Gáspár) lebte von ungefähr 1529, 1526 oder 1530 (hier sind sich die Quellen nicht einig) bis 1591. Laut ungarischer Wikipedia (unter Károli Gáspár) hieß er ursprünglich Radics Gáspár oder Radicsics Gáspár. Der Familienname lässt m.E. auf eine serbische Herkunft seiner Familie schließen. Er nannte sich später jedoch nach seiner Geburtsstadt Nagykároly in latinisierender Schreibung Caroli oder Carolius, was dann zu Károli magyarisiert wurde.

Gáspár Károli war serbisch-orthodox getauft, studierte aber an der Universität Wittenberg - wo er im Übrigen latinisierend als Caspar Carolus Pannonius erscheint - und wurde nach seiner Rückkehr protestantischer Pfarrer. Er hat als Erster eine vollständige ungarische Bibelübersetzung angefertigt (gedruckt 1590). Als Propst engagierte er sich gegen die Unitarier (szentháromságtagadók).

Im 16./17. Jahrhundert entstanden Bibelübersetzungen in unzählige Sprachen. Dahinter stand einerseits der Wunsch, die heiligen Bücher dem Volk zugänglich zu machen, und andererseits das Bedürfnis, zu den Wurzeln des christlichen Glaubens zurückzukehren, die man von der römisch-katholischen Kirche verraten glaubte. Zugleich entsprach dies der allgemeinen wissenschaftlichen Tendenz, sich der Antike zuzuwenden. Wozu wiederum der Niedergang des Oströmischen Reiches und die Rettung vieler antiker Dokumente vor der Eroberung von Konstantinopel durch die Türken (1453) beitrug.

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Inschrift 2

Sprachliche Anmerkungen

Man kann es nicht oft genug sagen: Manche ungarischen Sätze (wie in unserer Inschrift) kann man im Deutschen nur passivisch (in der Leideform) einigermaßen elegant ausdrücken. Das zeigt im Umkehrschluss, wie gut die Ungarn mit dem weitgehenden Fehlen passiver Formen in ihrer Sprache leben können. Es geht auch ohne!

Zum grammatischen Verständnis: Ohne den davor stehenden Text wäre für den gehobenen Stil einer Inschrift die Passage a kecskeméti református jogakadémia alapításának 175 éves évfordulóján (zum 175-jährigen Jubiläum der Kecskeméter Rechtsakademie) korrekt, wenn man auch im Ungarischkurs meist das eher umgangssprachliche a kecskeméti református jogakadémia alapításának a 175 éves évfordulóján lernt; denn es wäre eine nur einfach geschachtelt Besitzerkonstruktion. Mit dem vorgeschalteten Kecskemét város első felsőfokú oktatási intézménye (der ersten akademischen Bildungsanstalt der Stadt Kecskemét) wird jedoch eine weitere Schachtelung in die Besitzerkonstruktion eingebaut, die nach der „reinen Lehre“ der ungarischen Grammatik eigentlich verboten ist. Nur durch die gewählte Reihenfolge der beiden ersten Textzeilen (die dem Sinn nach genauso umgekehrt sein könnte) fällt der Grammatikverstoß nicht gleich auf. Siehe hierzu Besitzerkonstruktion - Birtokos szerkezet).

Kommentar

In einfachen Worten ausgedrückt, sagt uns diese Inschrift Folgendes: Die erste akademische Bildungsanstalt der Stadt Kecskemét war die Kecskeméter reformierte Rechtsakademie, also keine Universität, sondern nur eine einzelne Fakultät. Sie wurde 1831 von der Kecskeméter Reformierten Kirche gegründet. Die Rechtsnachfolgerin dieser alleinstehenden Fakultät ist die politik- und rechtswissenschaftliche Fakultät der Reformierten Gáspár-Károli-Universität. Man hat also um die bestehende juristische Fakultät eine ganze Universität herumgebaut. Und die Gedenktafel wurde 2006 von der Gründerin und von der Rechtsnachfolgerin der Rechtsakademie gemeinsam zum 175-jährigen Gründungsjubiläum angebracht.

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Inschrift 3

Sprachliche Anmerkungen

Im Ungarischen hat Mór Jókai seine zwei schönsten Studienjahre nicht in, sondern zwischen den Mauern dieser Schule verbracht. Aber das kann man wohl unter der Rubrik Idiomatik verbuchen.

Im Ungarischkurs lernt man als hinweisendes Fürwort (Demonstrativpronomen) meist das deklinierbare ez a bzw. az a. In unserer Inschrift müsste es also ez az iskola falai heißen. Doch trifft man in Inschriften oft die nicht deklinierbare Kurzform e (ez vor Selbstlaut) ohne folgenden Artikel. Die Nichtdeklinierbarkeit dieser Kurzform sieht man z.B. in der Inschrift Gegen Ungarns Kriegseintritt, wo e házban statt ebben a házban steht.

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Kommentar

Da Mór Jókai in Ungarn eine wichtige literarische Größe darstellt, darf sein zeitweitiger Aufenthalt in diesen heiligen Hallen der akademischen Bildung natürlich nicht unerwähnt bleiben. In Deutschland ist er leider immer noch ziemlich unbekannt, und die extreme Kürze des ihn betreffenden Artikels der deutschen Wikipedia (siehe unten) dürfte daran kaum etwas ändern.

Ausgehend von seinem Standbild in Budapest haben wir diesem Schriftsteller bereits an anderer Stelle eine Seite gewidmet (siehe Mór Jókai).

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Inschrift 4

Sprachliche Anmerkungen

Dies ist eine der Inschriften, die passivische und aktivische Ausdrucksweise mischen. Ersteres sieht man in épült (müsste aktivisch épülte lauten), Letzteres in tervezte (was man im Deutschen wegen des nicht genannten, aber in der Verbform steckenden Akkusativobjekts kaum anders als passivisch wiedergeben kann).

Zur Abkürzung vb. (oder v.b.) siehe Ungarische Abkürzungen - Magyar rövidítések.

Zur passivischen Übersetzung des Textes der Inschrift siehe auch oben.

Kommentar

Die deutsche Wikipedia kennt diesen Architekten überhaupt nicht; die ungarische Wikipedia führt ihn in ihrem Artikel über die Geschichte der ungarischen Architektur (Magyarország építészete, siehe unten) immerhin unter den bedeutendsten der kleineren Meister aus Pest auf: „A kisebb mesterek közül ifj. Zitterbarth Mátyás (1803-1867), Kasselik Ferenc (1795-1884), Hofrichter József (1779-1835) pesti építkezései jelentősebbek.“

Zum Klassizismus in Architektur, Malerei und Bildhauerei findet man viele Informationen in der deutschen und der ungarischen Wikipedia, mit Schwerpunkt jeweils im eigenen Land. Allerdings taucht Hofrichter in diesen Artikeln nicht auf.

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Zum Ungarischen siehe Ungarische Sprache.

Internet

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Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln

Zur Anreise nach Kecskemét siehe Inschriften in Kecskemét.

Vom Bahnhof Kecskemét geht man erst halblinks durch einen kleinen Park und dann, nach der Überquerung der Ringstraße (körút), immer nur geradeaus Richtung Rathaus (am besten über die Rákoczi út oder auch Nagykörösi utca). Man überquert die nächste Ringstraße und hält sich in den jenseits beginnenden Anlagen des Freiheitsplatzes (Szabagság tér) links, um nach links in die Kalvin-Platz (Kálvin tér) genannte Straße einzubiegen, wo sich das hier beschriebene Universitätsgebäude befindet.

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Hans-Rudolf Hower 2010

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Letzte Aktualisierung: 04.04.16