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Diese Seite stellt diejenigen meiner Bücher vor, die von Religion, Theologie und verwandten Themen handeln.
Geschichte der Anfänge des Christentums von Ernest Renan
Nach so vielen Jahren erinnere ich mich noch gut, mit welchem Schrecken und welcher Verachtung meine Gymnasiallehrer mehr beiläufig von Renan sprachen (natürlich ohne den Dingen auf den Grund zu gehen), und vielleicht ist es genau das, was mich nach so vielen Jahren dazu gebracht hat, das Buch zu lesen... Und hier ist eine Zusammenfassung meiner Eindrücke.
Achtung: Ich habe die originale französische Gesamtausgabe (Histoire des origines du christianisme) gelesen und beziehe mich hier ausschließlich auf diese. Anderssprachige Ausgaben sind meist in drei Bände aufgeteilt, die den unten genannten drei Teilen der französischen Gesamtausgabe entsprechen und oft durch ein allgemeines Register als zusätzlichen Band ergänzt werden. Die unten angegebenen Kapitelüberschriften sind nur sinngemäße Übersetzungen meinerseits aus dem Französischen, und die Ausstattung der anderssprachiger Ausgaben stimmt nicht unbedingt mit derjenigen der französischen überein.
Der Kern des französischen Buches besteht aus drei Teilen (aus ursprünglich sieben Bänden), nämlich Das Leben Jesu, Die Apostel und Paulus, deren Inhalt eine chronologische Reihenfolge bildet und das erste Jahrhundert unserer Zeitrechnung bis zu den 60er Jahren abdeckt. Außer den verlegerischen Vorworten steht am Anfang jedes Buchteils eine historische, literarische und theologische Einführung, die eminent wichtig ist für den Fachmann, aber schwierig zu lesen für den Laien. Dagegen ist der Haupttext jedes Teils weitgehend auch für nicht Eingeweihte angenehm zu lesen (außer einigen Tiraden, in denen sich Renan von seinem eigenen Elan mitreißen lässt). Das Buch wird ergänzt durch eine gelehrte Einführung, eine Zeittafel mit einer Gegenüberstellung von Renans Leben und Werk und den Ereignissen seiner Epoche, ein historisches, literarisches und theologisches Wörterbuch, die Übersetzung der griechischen und lateinischen Textpassagen, Anmerkungen und Erläuterungen, ein Namensregister und eine Bibliografie. Es wird also alles geboten, was dem Leser eine möglichst breite Sicht auf die behandelten geschichtlichen und theologischen Fragen ermöglicht.
Renan geht von einem Forschungsprinzip aus, das allen ernsthaften Geschichtsforschern gemeinsam ist: In der Geschichte gibt es nichts Übernatürliches und keine Wunder. Ohne diese Grundlage wäre Geschichtsschreibung und sogar unser Leben unmöglich. Aus diesem Ansatz ergibt sich allerdings die Notwendigkeit der Entmythologisierung der biblischen Texte. Wenn Sie diesen Ausgangspunkt nicht akzeptieren können, sollten Sie dieses Buch nicht lesen, denn sonst wird es für Sie entweder unter aller Kanone sein oder in Ihnen einen Glauben erschüttern, den Sie zum Leben brauchen. Wenn Sie dagegen akzeptieren können, dass Renan auf die Bibel die gleichen historiografischen Methoden anwendet, deren Anwendung die ganze christliche Welt normal findet, wenn es sich um die heiligen Bücher anderer Religionen handelt, dann werden Sie mit dem, was Sie bei Renan lesen, sehr zufrieden sein, denn er klärt so manchen diskussionswürdigen Punkt in der Geschichte des Christentums und in der Bibel. Als ehemaliger Theologiestudent habe ich einen großen Teil von Renans Forschungsergebnissen sehr modern und immer noch gültig gefunden - und zugleich manche seiner unnötig agressiven Ausfälle bedauert, die auch noch in der gemäßigten 13. Ausgabe seinen Werkes zu lesen sind. Besonders interessant fand ich die Passionsgeschichte und die ersten paar Monate danach.
Dem Autor kann ich jedoch überhaupt nicht folgen, wenn er das Christentum als den Gipfel aller Religionen und die zukünftige Einheitsreligion der ganzen Welt erklärt. Selbst wenn man diese von Renan propagierte Art Deismus akzeptieren würde, der alle Religionen umfasst, weil deren Unterschiede sich als unnötig herausstellen, sähe ich doch keinen Weg zur Verwirklichung dieser weltweiten Harmonisierung. Man müsste erst einmal alle großen Richtungen des Christentums untereinander harmonisieren, und davon ist man weit entfernt. Und wie soll das z. B. mit dem Islam funktionieren?!
Meine Gefängnisse von Silvio Pellico
Von der Absicht des Autors her müsste dieses Buch hier, im Kapitel Religion & Theologie, besprochen werden. Pellico selbst sagt in einem der Jahre nach der Erstveröffentlichung nachgereichten Kapitel, dass er das Buch nur auf ausdrückliches Zuraten seines Beichtvaters mit dem Ziel geschrieben habe, durch sein eigenes Beispiel anderen Menschen den Weg zum Katholizismus zu zeigen, den er für die einzig richtige und auch vernunftsgemäße Religion hält.
Diese zeitgemäß sehr sentimental und devot vorgetragene und auch schon damals nicht von jedermann nachzuvollziehende religiöse Problematik schadet jedoch nicht dem persönlichen Berichts- und Erlebnischarakter des Buches, und seine historischen Folgen, nämlich die Verbesserung der damaligen Haftbedingungen, sind unleugbar.
Ich bespreche das Buch daher im Kapitel (Auto-)Biografien & Erinnerungen.
Anmerkungen zu Absicht und Rezeption des Buches
Silvio Pellico ist nicht der einzige Autor, der ein Buch in anderer Absicht geschrieben hat als das, was Kritik und Publikum letztendlich daraus machten. Eine gut gemachte Erzählung, die in den Augen des Autors eigentlich eher Nebenprodukt oder Mittel zum Zweck ist, macht sich immer wieder mal selbständig und bleibt der Nachwelt als Hauptsache des Buches erhalten. Man denke nur an Tolstois Krieg und Frieden, das eigentlich nur dazu dienen sollte, die persönliche Geschichtsphilosophie des Autors darzustellen. In vielen modernen Ausgaben werden die philosophischen Kapitel schon gar nicht mehr oder nur noch stark gekürzt gedruckt!
Verschwörung um Qumran? Jesus, die Schriftrollen und der Vatikan von Otto Betz & Rainer Riesner
Die Geschichte der Veröffentlichung der in Felshöhlen am Toten Meer bei Qumran gefundenen antiken Schriftrollen und vor allem die Geschichte ihrer deutschen Übersetzung war von einer nicht enden wollenden Reihe von Querelen, Geheimhaltungen, Rechtsstreitigkeiten und willkürlich erscheinenden Verzögerungen geprägt. Da man sich von diesen Rollen unerhörte und authentische Einblicke in die Geburtstunde des Christentums erhoffte, aber immer wieder vetröstet wurde, führte die Tatsache, dass auch katholische Geistliche und die (katholische) Ecole biblique de Jérusalem an den (Nicht-)Veröffentlichungen beteiligt waren, bald beim Publikum und sogar bei einigen prominenten Spezialisten zu der argwöhnischen Meinung, dass der Papst und die Kurie bewusst die Veröffentlichungen verschleppe und vielleicht sogar komplottmäßig zu verhindern trachte.
Schon das Fragezeichen im Titel des hier besprochenen Buches zeigt, dass die Autoren mit diesem Argwohn durch seriöse wissenschaftliche Diskussion aufräumen wollen. Mit Erfolg?
Das Buch gibt effektiv tiefe Einblicke in die Entdeckungs- und Veröffentlichungsgeschichte der Qumran-Rollen und diskutiert viele strittige Fragen rund um die Essenersiedlung Qumran und deren Beziehung zum Urchristentum, nicht ohne immer wieder schallende Ohrfeigen an prominente Zweifler zu verteilen. Das ist spannend und aufschlussreich, vor allem für den Umgang der großen Geister untereinander. Aber da die Qumran-Rollen ganz offensichtlich nichts Weltbewegendes für oder gegen das Christentum enthalten (was wir, wenn meine Erinnerungen richtig sind, an der von Prof. Karl-Georg Kuhn geleiteten Qumran-Forschungsstelle der Universität Heidelberg bereits Mitte der 1960er Jahre feststellen zu können meinten), wird natürlich jeder enttäuscht, der auf dem Gebiet besondere Erwartungen hegte. Insofern rennt das Buch offene Türen ein. Auffällig ist nur, dass die Autoren viel lieber Regierungen, Beduinen und Gelehrte wegen der Verzögerungen beschuldigen, als den geringsten Zweifel an der Haltung der römisch-katholischen Kirche zuzulassen.
Auch hat die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit historischen Fakten bei den beiden Autoren da eine Grenze, wo die Einzigartigkeit Jesu und des Christentums angetastet werden könnte. So sehen sie den Einfluss der essenischen Glaubensgemeinschaft bis ins Urchristentum und sogar die Familie Jesu vordringen, sehen aber vor allem die theologischen Unterschiede. Für sie entsteht das Christentum zwar in einem essenisch geprägten Umfeld, aber nicht aus dem Essenismus. Auch wollen sie die Frage nach der historischen Person Jesu nicht akzeptieren, denn für sie existiert nur Jesus Christus, also der Heiland und Gottessohn, und basta. Und dann endet das Buch in einem veritablen und ausführlichen Glaubensbekenntnis, das alle historischen Abhängigkeiten hinwegfegt. Das ist vielleicht erbaulich, hat aber nichts mit seriöser Wissenschaft zu tun.
Fazit: Unbedingt lesenswert, aber kritisch zu betrachten.
[hrh 25.08.11]
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Hans-Rudolf Hower 2002
Letzte Aktualisierung: 06.04.16