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Wenn man am Südende des Englischen Gartens den Weg hochgeht Richtung Hofgarten, sieht man links vor sich die Bayerische Staatskannzlei (ehemals Armeemuseum und ganz nah am Weg einen Baum, unter dem eine Skulptur mit zwei Inschriften steht, nämlich der berühmte Harmlos.
Staatskanzlei |
Harmlos-Statue |
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Fotos: Hans-Rudolf Hower 2014 |
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Erste Inschrift
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Kommentar
Wenn der Münchener Volksmund von der hier vorgestellten Statue als dem Harmlos spricht (in den süddeutschen Dialekten bekommt jeder Vorname einen bestimmten Artikel), dann begeht er willentlich oder unwillentlich, vielleicht auch mit einem Augenzwinkern eine Fehlinterpretation des diese Inschrift bildenden Satzes, indem er das in dichterischer Sprache vorangestellte Adjektiv oder Adverb harmlos als Eigennamen deutet. Die originale Großschreibung scheint diese Interpretation zu ermöglichen. So entstand wohl die fiktive Figur des Harmlos, der gemäß dem Folgetext erst spazierengeht und dann gestärkt zurückkehrt, um wieder seinen Pflichten nachzugehen. In dieser volkstümlichen Interpretation werden also alle Verben der Inschrift als 3. Person Singular Indikativ Präsens gedeutet, was rein formenmäßig möglich, aber inhaltlich nicht ganz einleuchtend ist.
Meine Übersetzung ins Neuhochdeutsche deutet alle Verbformen der Inschrift als Imperative, als Aufforderung an die Bevölkerung zum Spaziergehen. Das ist weit plausibler, vor allem wenn man den in der zweiten Inschrift ausgesprochenen Wunsch des Stifters berücksichtigt.
Die Fehldeutung der Inschrift ist umso kurioser, als der schöne Jüngling, der nach dem Volksmunf Harmlos heißen soll, nach heutigen Moralbegriffen überhaupt nicht harmlos war. Als Vorbild diente nämlich das viel kopierte Standbild des schönen antiken Jünglings Antinoos, der allem Anschein nach der Geliebte des römischen Kaisers Hadrian gewesen war, bevor er aus vielleicht heiklen Gründen vor den Augen des Kaisers im Nil ertrank. Da die Päderastie (Knabenliebe) zwar in der Antike allgemein verbreitet war und sogar als die höchste Form der Liebe galt, aber heute als Kinderschänderei gebrandmarkt und verboten ist, kann man sich schon darüber wundern, dass der oberbayrische Volksmund mit seinem erzkatholischen Umfeld zu einer solchen Verharmlosung fähig war und immer noch ist.
Man beachte übrigens den erhobenen moralischen Zeigefinger, der darauf hinweist, dass Spazierengehen und Ausruhen nur der Vorbereitung auf neue Pflichten dienen soll.
Zweite Inschrift
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Kommentar
Die zweite Inschrift sagt nichts mehr zur Sache, sondern gibt als Stifterplakette nur noch die an der Erschaffung und Aufstellung der Statue beteiligten Personen an. Heute würde man da von Sponsoring reden.
Das Harmlos-Standbild wurde 1803 anlässlich des 10-jährigen Jubiläums des Englischen Gartens vom bayerischen Minister Theodor Heinrich Graf Morawitzky von Topor (1735–1810) gestiftet. Mit der Ausführung wurde Franz Jakob Schwanthaler (1760 - 1820) beauftragt. Die Inschrift zeigt, dass man damals den Englischen Garten der ursprünglich zu einer militärischen Nutzung bestimmt war bereits als öffentlich zugänglichen Volkspark ansah.
Kunsthistorisch geht Schwanthalers in gräzisierendem Stil geschaffenes Werk, wie schon gesagt, auf das viel kopierte Standbild des schönen antiken Jünglings Antinoos zurück. Die Römer nannten ihn latinisierend Antinous. Die Wortbedeutung seines griechischen Namens, den man mit Widerspruchsgeist übersetzen könnte, scheint bei der nach seinem Tod einsetzenden massiven Verehrung als Heroe und Gott keine Rolle gespielt zu haben. Man setzte Antinoos oft mit Dionysios und Osiris gleich und benannte ein Sternbild nach ihm. Eine erstaunliche wenn auch posthume Karriere für einen Lustknaben.
Der genannte Stifter des Standbildes, Theodor Heinrich Graf Morawitzky von Topor, stammte aus dem ursprünglich polnischen Adelsgeschlecht der Morawitzky.
Zur Schreibung von Schwanthalers Familiennamen mit Doppel-l ist zu sagen, dass eine Konsonantenverdopplung früher die Längung des davor stehenden Vokals signalisierte, im Gegensatz zur heute üblichen emphatischen Kürzung.
Wenn man von der Innenstadt durch den Hofgarten zum Englischen Garten geht, kommt man unweigerlich an dem Harmlos-Standbild vorbei, ein Grund mehr, sich mit seiner komplexen Geschichte auseinanderzusetzen.
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In dt. Wikipedia. |
Kurzer Lexikonartikel über die Münchener Harmlos-Statue. |
In dt. Wikipedia. |
Lexikonartikel über den schönen Jüngling Antinoos (geboren zwischen 110 und 115, gestorben 130), wohl Geliebter des Kaisers Hadrian (76 - 138),den die Münchener Harmlos-Statue im Gefolge antiker Vorbilder darstellen soll. |
In dt. Wikipedia. |
Lexikonartikel über den Schöpfer der Münchener Harmlos-Statue. |
In dt. Wikipedia. |
Lexikonartikel über das Adelsgeschlecht der Morawitzky, zu dem der Stifter der Münchener Harmlos-Statue gehörte. |
In dt. Wikipedia. |
Ausführlicher Lexikonartikel über den Münchener Englischen Garten. |
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Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln
Zur Ankunft in München siehe Inschriften in München.
Fahren oder gehen Sie bis zur U-Bahn-Station Odeonsplatz, nehmen Sie den Ausgang Residenzgarten, und durchqueren Sie diesen in französischem Stil gehaltenen Park diagonal. Zwischen den links stehenden Arkaden und dem Denkmal für die Widerstandsgruppe Weiße Rose gehen Sie am Zaun eines kleinen Parks entlang in Richtung Englischer Garten. Gleich am Anfang dieses Wegs sehen Sie rechts die Harmlos-Statue.
Angaben zu öffentlichen Verkehrsverbindungen entsprechen unseren persönlichen Kenntnissen oder sogar Erfahrungen, aber wir können keinerlei Verantwortung für ihre Richtigkeit übernehmen. Wenn Sie diese Seite lesen, können sich in der Wirklichkeit Veränderungen ergeben haben.
Hans-Rudolf Hower 2014
Letzte Aktualisierung: 04.04.16