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Inschriften auf Brünn-Spielberg

Italienische Opfer

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Italienische Opfer - Polnische Opfer - Tschechische Opfer - Ungarische Opfer - Friedensbaum - Louis Raduit de Souches

Für die italienischen Opfer der Festung auf dem Spilberk (Spielberg) bei Brno (Brünn) wurden zwei Mahnmale errichtet, zum einen ein Standbild im umgebenden Park und zum anderen eine Tafel an der Festungsmauer bei den Mahnmalen der anderen Nationalitäten.

Italienisches Mahnmal an der Festungsmauer - Italienisches Mahnmal im Park - Literatur.

Italienisches Mahnmal an der Festungsmauer

In die Festungsmauer wurde, wie auch für andere Nationalitäten, eine Tafel eingelassenen.

   

Gedenktafel für die italienischen Opfer

Gedenktafel für die italienischen Opfer

Foto:
Hans-Rudolf Hower 2002

Originaltext (in italienischer Sprache)

Italienischer Text

Übersetzung

Aus diesen „finsteren Höhlen“,
geheiligt durch das Martyrium,
kam siegreich hervor
die Erlösung Italiens
1822 – 1922

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Kommentar

Es geht hier um den italienischen Widerstand gegen die Einverleibung Oberitaliens durch Österreich im Gefolge der napoleonischen Kriege. Die „finsteren Höhlen“ sind ein Zitat aus Le mie prigioni von Silvio Pellico, der als „Carbonaro“, wie man die italienischen Aufständischen damals nannte, hier acht Jahre lang (1822 - 1830) eingekerkert war.

Pellico war durch Pietro Maroncelli (s.u.) bei den Carbonari eingeführt worden und wie dieser 1820 verhaftet und zum Tode verurteilt worden. Nach zwei Jahren Haft in Mailand und Venedig (letzteres in den berüchtigten „Bleikammern“ des Dogenpalastes) sowie der Umwandlung der Todesstrafe in strenge Kerkerhaft (20 Jahre für Maroncelli, 15 Jahre für Pellico) kamen beide im Jahre 1822 auf den Spielberg. Nach langer Einzelhaft kamen sie nur aufgrund ihres katastrophalen Gesundheitszustandes schließlich in dieselbe Zelle, um sich gegenseitig beistehen zu können. Pellico und Maroncelli wurden 1830 aufgrund einer Begnadigung entlassen.

Geschichtliches Umfeld zur Zeit der Erstellung des Denkmals

Leider ist vor Ort kein Datum angegeben. Wir wären für jeden Hinweis (mit Quellenangabe) dankbar. Zur Kontaktaufnahme bitte hier klicken. Danke!

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Italienisches Mahnmal im Park

Auf das zweite italienische Mahnmal stößt man bereits beim Aufgang zur Festung oder später beim Abgang Richtung Innenstadt.

Klicken Sie bei Bedarf auf das Bild, um es größer zu sehen.

Gedenkstein für die italienischen Opfer

Gedenkstein für die italienischen Opfer

Foto: Hans-Rudolf Hower 2002

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Originaltext der obersten Inschrift (in italienischer Sprache)

Italienischer Text

[Es folgen fünf Namen mit Todesdatum.]

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Übersetzung

Gestorben
für die Erlösung Italiens
in den Kerkern des Spielbergs
wurden hier begraben

[Es folgen fünf Namen mit Todesdatum.]

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Originaltext der zweiten oberen Inschrift (in italienischer Sprache)

Italienischer Text

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Übersetzung

... Söhne italischer Erde,
von geheimen, außergesetzlichen
österreichischen Staatskommissionen
auf italienischem Boden
als Carbonari
zum Tode verurteilt...

Maroncelli
“Zusätzliche Bemerkungen”

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Kommentar

Der Titel „Addizioni“ verweist auf die italienische Übersetzung der „Zusätzlichen Bemerkungen“, die Pietro Maroncelli zu der von ihm selbst erstellten französischen Ausgabe von Silvio Pellicos Le mie prigioni (Meine Gefängnisse) geschrieben hat. Später wurden diese Zusätze sowie ein Vorwort Maroncellis auch in die italienische Ausgabe übernommen.

Das Zitat ist etwas ungenau. In seinen Bemerkungen zu Kap. 76, das hauptsächlich vom Tod des Häftlings Antonio Oroboni handelt, gibt Maroncelli die Texte wieder, die er für ein künftiges Denkmal mit Pellico vereinbart hatte.

Maroncellis Plan für die erste von vier Seiten

Abweichungen des Zitats

ANTONIO OROBONI
D'ITALIA TERRA
UNICO FIGLIO GIOVINETTO DI PADRE OTTAGENARIO
NEL 1821 IN VENEZIA
DA COMMISSIONE DI STATO
- SECRETA -
- FUOR DI LEGGE -
- AUSTRIACA IN SUOLO ITALIANO -
CONDANNATO A MORTE
COME
CARBONARO
E PER GRAZIA DI FRANCESCO PRIMO IMPERATORE
A SOLI QUINDICI ANNI DI CARCERE DURO
SULLO SPIELBERG
IN BRUNN DI MORAVIA

- Statt eines einzelnen Mannes wird aller Opfer gedacht.

- Der dem Risorgimento des 19.Jh. als Aufruf zur Vereinigung Italiens wichtige Begriff „Italia terra“ wird durch das mythischere „itala terra“ des aufkommenden Faschismus ersetzt.

- Die harte Gegenüberstellung „österreichisch auf italienischem Boden“ für die Staatskommission wird durch den Zeilenwechsel verwässert.

- Aus der Kommission werden mehrere Kommissionen.

- Der sarkastische Zusatz „durch die Gnade Kaiser Franz I. zu nur 15 Jahren strenger Kerkerhaft [verurteilt]“ entfällt. Wen will man da warum schonen?

- Die Ortsangabe entfällt, da vor Ort selbstverständlich.

Das auch nach der Kerkerhaft ungebrochene freundschaftliche Verhältnis zwischen Pellico und Maroncelli ist mehr als erstaunlich, denn Pellico (genau wie mehrere andere Carbonari) hat seine Verurteilung hauptsächlich der bodenlosen Naivität und der Redseligkeit Maroncellis zu verdanken, wie Pellico gleich zu Beginn seines Buches anklingen lässt. Maroncelli hatte sich nicht nur mit einer ausführlichen Liste der in der Carboneria Verschworenen auf Reisen gemacht und abfangen lassen, sondern hatte sich in den Verhören unter ausdrücklicher namentlicher Einbeziehung seiner Mitverschwörer mit der wenig glaubhaften Konstruktion eines pro-österreichischen Komplotts verteidigen wollen. Und um das Maß voll zu machen, hat er in einem (ebenfalls abgefangenen) Kassiber Pellico Vorhaltungen gemacht, warum er nicht zu diesem (angeblich) abgesprochenen Komplott stehe.

Diese Vorgeschichte erklärt vielleicht teilweise den mehr als einschmeichelnden Ton von Maroncellis Vorwort und Zusätzen, seine Flucht ins ferne amerikanische Exil und vielleicht sogar seine Flucht in den Wahnsinn, der seine letzte Lebenszeit verdunkelte. Vielleicht war Pellicos ungebrochene Freundschaft für ihn unbewusst die größtmögliche Bestrafung...

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Originaltext der oberen Sockelinschrift (in italienischer Sprache)

Oberer Sockeltext

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Übersetzung

Errichtet von der - Dante Alighieri -
Komitee Brünn
am 25 Oktober 1925

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Originaltext der unteren Sockelinschrift (in tschechischer Sprache)

Unterer Sockeltext

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Übersetzung

Söhne Italiens verurteilt durch österreichische
geheime Staatskommissionen außerhalb des Gesetzes
auf italienischem Grund zum Tode als Karbonari

Maroncelli

Kommentar

Die tschechische Übersetzung bleibt also eng am Originaltext, aber die mythische “italische Erde” wurde durch den modernen Begriff “Italien” ersetzt. Zur Rolle Maroncellis siehe oben.

Geschichtliches Umfeld 1925

Italien war zu dieser Zeit ein Königreich unter Vittore Emmanuele III aus dem Haus Savoyen.

Die damalige Tschechoslowakei war ein junge Republik, an deren Spitze ihr Gründer und erster Staatspräsident Tomas Garrigue Masaryk stand.

Wenn Sie hierzu weitere Informationen haben, bitte hier anklicken, um sie uns zu schicken. Danke!

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Literatur

Titel / AutorIn

Anmerkungen

Info / Kauf

Baedeker Allianz Reiseführer Tschechische Republik, Slowakische Republik

Geht im Artikel “Brno - Brünn” (Seite 142) auf Silvio Pellico ein und bezeichnet ihn als “italienische[n] Dichter und Carbonari-Führer”. Pietro Maroncelli wird nicht erwähnt.

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Mähren von Lilian Schacherl

Wertvolle touristische und historische Hinweise (v.a. Seiten 42-45: „Spaziergang über Kerkern: der Spielberg“).

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Meine Gefängnisse von Silvio Pellico

Deutsche Übersetzung von Le mie prigioni (für weitere Info siehe Meine Bibliothek, (Auto-)Biografien & Erinnerungen).

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My Ten Years' Imprisonment von Silvio Pellico

Englische Übersetzung von Le mie prigioni (für weitere Info siehe Meine Bibliothek, (Auto-)Biografien & Erinnerungen).

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Interessant ist auch das Verhalten enzyklopädischer Literatur, die von ihrem Erscheinungsdatum her noch nah an den Ereignissen ist:

Der 17-bändige Brockhaus von 1885

Dieses Lexikon (es erschien nur 65 Jahre nach Pellicos Begnadigung, und das deutsche Kaiserreich ist gerade mal 14 Jahre alt!) spendiert Silvio Pellico in Band 12, Seite 784 f., einen längeren Artikel, an dem ich folgende Aussagen interessant finde:

Pellico wird als „ital. Dichter“ und Autor von Werken vorgestellt, „welche sich durch Innigkeit des Gefühls auszeichnen und in denen eine melancholische Stimmung vorherrscht“. Verhaftet wurde Pellico „als des Carbonarismus verdächtig“. Das ist interpretierbar...

Über die Beziehung zu Maroncelli wird nicht ein einziges Wort verloren. Es gibt auch keinen Artikel „Maroncelli“ in Band 11, wo er eigentlich hin gehört.

Zu Le mie prigioni sagt diese Brockhaus-Ausgabe: „Die Geschichte seiner zehnjährigen Gefangenschaft, die seine Gesundheit untergrub und ihn dem Mystizismus zuführte, hat er in dem anziehenden, vielgedruckten und viel übersetzten Buch 'Le mie prigioni' (zuerst Par. 1833; deutsch von Becker, Lpz. 1833) selbst erzählt.“

(Die zehn Jahre Gefangenschaft umfassen zwei Jahre Gefängnis in Mailand und Venedig, dann acht Jahre strenge Kerkerhaft auf dem Spielberg.)

Weitere Literatur

Weitere Literatur in den Sprachen Englisch, Französisch oder Italienisch wird von der entsprechenden Benutzeroberfläche angeboten. Klicken Sie einfach auf die entsprechende Sprache am Anfang dieser Seite.

Hans-Rudolf Hower 2002

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Letzte Aktualisierung: 02.04.16