Inschriften in Budapest (zwischen Buda und Pest)

Ruinen des Dominikanerklosters

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Bei einem Spaziergang auf der Margaretheninsel (Margit sziget) in Budapest stießen wir auf die umfangreichen, teilweise erneuerten Ruinen eines ehemaligen Dominikanerklosters mit dem folgenden Hinweisschild.

Inschrift

Übersetzung

Die roten Stellen geben die Unterschiede zwischen dem ungarischen und dem englischen Original an.

Kommentar

Margarethe die Heilige (ungarisch: Szent Margit) wurde 1242 als Tochter König Béla IV. von Ungarn geboren, eben des Béla, dem (oder dessen unbekanntem Sekretär) man die erste ungarische Geschichtsschreibung zuschreibt (Näheres hierzu siehe Anonymus notarius). Sie gehörte damit zum rumreichen Herrscherhaus der Arpaden, das Ungarn von seiner Gründung an beherrschte (aber noch im selben Jahrhundert von der Bühne abtreten sollte). Margarethe trat zunächst in das Dominikanerkloster Veszprém ein, kam später aber ins hier beschriebene Kloster auf der Donauinsel, die heute ihren Namen trägt. Dort starb sie 1271 (nach der Inschrift vor Ort) bzw. 1270 (nach dem in der ungarischen Wikipedia ihr gewidmeten Artikel).

Etwa drei Monate nach Margarethes Geburt fielen die Mongolen (Goldene Horde) in das Donau-Theiß-Becken ein und schlugen die Ungarn vernichtend. König Béla hatte alle Hände voll zu tun, seinem Land wenigstens eine Art Koexistenz mit den Mongolen zu sichern und die entstandenen Verwüstungen wieder zu beseitigen. Zu Letzterem holte er übrigens viele deutschsprachige Siedler ins Land. Margarethes Leben fiel also in eine außerhalb der Klöster sehr harte Zeit.

Bereits 1276 wurde Margarethe für selig erklärt, musste dann aber jahrhundertelang auf ihre Heiligsprechung warten, wie die ungarische Wikipedia so nett sagt („szentté avatására azonban évszázadokat kellett várni“). Papst Pius XII. sprach sie schließlich 1943 heilig. Warum? Warum gerade dann? Ungarn war da gerade in den Zweiten Weltkrieg eingetreten, was innerhalb kurzer Zeit in Diktatur, Judenvernichtung, totaler Niederlage und neuer Diktatur enden sollte. Siehe hierzu Gegen Ungarns Kriegseintritt und Nur noch Schuhe.

Übrigens: Warum man in der englischen Inschrift darauf verzichtet hat, Margarethes Abstammung von den Arpaden zu nennen, weiß ich nicht. Wollte man die Geschichtskenntnisse der Angelsachsen nicht überfordern? Oder wusste der Übersetzer nicht, wie man die Arpaden auf Englisch nennt? Oder kennt man Margarethe in angelsächsischen Gefilden ganz einfach nur unter dem hier gewählten Namen?

Von der in der Inschrift genannten Kirche sind nur noch unscheinbare Grundmauern vorhanden. Über das Anlegen von Blumenbeeten in historischen Ruinen kann man geteilter Meinung sein. Im Dominikanerkloster der Margaretheninsel haben wir diese Farbtupfer als Zeichen neuen Lebens gern entgegengenommen.

Als Margarethe in den Dominikanerorden eintrat, war dieser noch ein recht junger Orden. Erst Anfang des 13. Jahrhunderts wurden die ersten Konvente gegründet. Die neue strenge Ordensregel, in der zum ersten Mal - entgegen bisheriger kirchlicher Lehre - das Betteln als Lebensunterhalt anerkannt und sogar gefördert wurde, brachte frischen Wind in die römisch-katholische Klosterlandschaft. Zugleich aber wurden die Dominikaner von Anfang an in die innere Missionierung Europas eingebunden. Dies verschaffte ihnen zuerst einmal die Rolle, die wenigen, traumatisierten Überlebenden des mörderischen Kreuzzugs gegen die Albigenser (Katharer) zurück in den Schoß der Kirche zu führen (mit den Mitteln der damaligen Zeit), und sollte später zu ihrem brutalen Einsatz für die Inquisition führen (was ihnen statt ihres lateinischen Namens Dominicani den Schimpfnamen Domini canes (Hunde des Herrn) einbrachte.

Zur politischen Bedeutung der römisch-katholischen Religion für die Árpáden und Ungarn siehe Geschichtlicher Hintergrund in Ungarische Tausendjahrfeier.

Literatur

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Zum Ungarischen siehe Ungarische Sprache.

Internet

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Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln

Zur Anreise nach Budapest siehe Inschriften in Budapest. Zur Anreise auf die Margaretheninsel (Margit sziget) siehe Hundert Jahre Budapest.

Wenn Sie zu Fuß von der Südspitze der Insel kommen, halten Sie sich auf dem rechten Weg, von der Nordspitze aus auf dem linken Weg. Etwas nördlich von der Mitte der Insel treffen Sie dann auf die hier beschriebenen Ruinen. Auf der die Insel von Norden nach Süden und umgekehrt durchfahrenden Buslinie gibt es auch eine Haltestelle nicht weit von den Ruinen.

Angaben zur Anreise entsprechen unseren persönlichen Kenntnissen oder sogar Erfahrungen, aber wir können keinerlei Verantwortung für ihre Richtigkeit übernehmen. Wenn Sie diese Seite lesen, können sich in der Wirklichkeit Veränderungen ergeben haben.

Hans-Rudolf Hower 2008

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Letzte Aktualisierung: 04.04.16