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Begriffswelt der deutschen Sprachlehre

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Bei der Begriffswelt, die im Deutschen die Möglichkeiten der Veränderung von Wörtern je nach ihrer Funktion oder Rolle im Satz beschreibt, herrscht ein heilloses Durcheinander von deutschen und lateinischen Ausdrücken, auf das wir im Folgenden einen kritischen Blick werfen wollen. Da die deutschen bzw. lateinischen Ausdrücke oft auch auf andere Sprachen angewandt werden, deren Grammatik nicht unbedingt den gleichen Regeln gehorcht, ergibt sich die Notwendigkeit, auch andere Sprachen angemessen zu berücksichtigen. Vollständigkeit kann dabei allerdings nicht angestrebt werden.

Achtung: Gleiche oder ähnliche Begriffe können in der Grammatik anderer Sprachen eine andere Bedeutung als im Deutschen haben!

Jeder Mensch hat einen begrenzten Wissenshorizont und kann kann Dinge übersehen oder irren, so auch der Schreiber dieser Zeilen. Sie können daher gerne durch Fragen, Wünsche und Kritiken selbst dazu beitragen, diese Seiten zu verbessern. Schreiben Sie uns Ihre Meinung, entweder per E-Mail oder im Blog (s.u.). Vielen Dank im Voraus!

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Beugungsarten (Flexionsarten)

Das deutsche Wort Beugung ist eine Lehnübersetzung aus dem lateinischen flexio und hat die gleiche Bedeutung wie sein Ursprungswort, nämlich das Biegen, Beugen, Krümmen oder Verbiegen. In der Grammatik wird der Begriff im übertragenen Sinne verwendet. Zweck der Beugung ist es, die Rolle eines Wortes im Satz festzulegen und es einem Satzteil zuzuordnen. In dieser Funktion wird die Beugung unterstützt von der Satzstellung und gelegentlich auch von der Betonung. Man unterscheidet gewöhnlich zwei grundverschiedene Arten von Beugung, nämlich Deklination und Konjugation. Für beide Beugungsarten gibt es keinen geläufigen anderen deutschen Begriff.

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Deklination

Konjugation

Wahrig nennt diese Beugungsart „Beugung der Substantive, Adjektive, Pronomen und Numeralien“. Was Wahrig hier an Wortarten - unvollständig - aufzählt, fasst man oft unter dem lateinischen Begriff Nomen (Mehrzahl Nomina) zusammen. Näheres zum Begriff des Nomens siehe Wortarten.

In Anlehnung an das Lateinische versteht man im Deutschen unter Deklination die Beugung nach Fall (Kasus), Geschlecht (Genus) und Zahl (Numerus) - soweit die betreffende Wortart dies zulässt. Deutsche Substantive lassen z.B. nur in besonderen Fällen eine Geschlechtsunterscheidung zu (nur wenn man akzeptiert, dass es sich z.B. bei Lehrer und Lehrerin um geschlechtsverschiedene Formen desselben Wortes handelt), und in der Mehrzahl (im Plural) unterscheidet das Deutsche überhaupt keine Geschlechter.

Wahrig nennt diese Beugungsart die „Beugung (des Verbums)“, und die deutsche Wikipedia sagt: „Als Konjugation bezeichnet man die Flexion (Beugung) von Verben“. Damit machen es sich beide etwas zu einfach, denn zum Zeitwort (Verb) gehören auch der Infinitiv (der im Deutschen nicht konjugiert, sondern höchstens - beim Gebrauch als Hauptwort (Substantiv) - dekliniert wird, und die Mittelwörter (Partizipien), die ebenfalls nicht konjugiert, sondern dekliniert werden.

Bei der Konjugation handelt es sich im Deutschen laut Grammatik um die Beugung nach Person, Zeit (Tempus) und Aussageweise (Modus). Verbalaspekte spielen in der deutschen Konjugation keine Rolle.

Die Unterscheidung von Deklination und Konjugation ist zwar über weite Strecken sehr hilfreich, aber manchmal eben doch nur eine Krücke, wie wir bei der Besprechung der Beugung der einzelnen Wortarten noch sehen werden.

Andere Sprachen

Bei der Betrachtung anderer Sprachen, z.B. der romanischen mit Ausnahme des Rumänischen, ergibt sich auch die Frage, inwiefern man dort überhaupt von Beugung sprechen kann. Denn in diesen - und wahrscheinlich auch noch anderen - Sprachen werden Namenwörter (Nomina) zwar meist nach Zahl (Numerus) und manchmal auch nach dem Geschlecht (Genus) gebeugt, doch die Fälle (wenn man denn dann von Fällen reden kann) werden oft durch Voranstellen von Geschlechtswörtern (Artikeln) in Verbindung mit Verhältniswörtern (Präpositionen) ausgedrückt. Kann man von der Beugung eines Wortes reden, wenn die Beugung gar nicht an diesem Wort selbst, sondern an vorangestellten anderen Wörtern stattfindet? Die Ungarn sind da konsequent, denn sie betrachten nur diejenigen nachgestellten Wörter (Postpositionen) als fallbildende Zeichen, die direkt an das Namenwort angehängt werden. Dies sind prinzipiell nur die betonungslos (enklitisch) gewordenen einsilbigen Postpositionen, während mehrsilbige Postpositionen ihren Wortakzent behalten und als eigenes Wort hinter das Namenwort gestellt werden - und damit aus dem Beugungsschema herausfallen (zum Glück für den Ungarischschüler, denn die gewöhnlich gelehrten rd. 20 ungarische Fälle sind genug, Näheres siehe Wieviel Fälle braucht der Mensch?)!

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Beugung der Eigenschaftswörter (Adjektive)

Näheres zur Wortart siehe Eigenschaftswort (Adjektiv).

Die Beugung dieser Wortart entspricht genau der obigen Definition der Deklination, - wenn man das von seinem Eigenschaftswort abgeleitete Umstandswort nicht als gebeugte Form des Eigenschaftsworts, sondern als unabhängige Wortart ansieht. Auch das substantivierte Eigenschaftswort behält seine typische Adjektivdeklination. Eine deutsche Besonderheit ist, dass das als Satzaussage (Prädikatsnomen) gebrauchte Eigenschaftswort unveränderlich und formgleich mit dem entsprechenden Umstandswort (Adverb) ist.

Als Beifügung (attributiv) gebrauchte deutsche Eigenschaftswörter werden je nach Vorhandensein oder Fehlen eines bestimmten oder unbestimmten Geschlechtswortes (Artikels) und je nach voranstehendem Fürwort (Pronomen) anders gebeugt. Beispiel: der junge Mann - ein junger Mann - jener junge Mann, die jungen Männer - junge Männer, viele junge Männer - manche jungen Männer - jene jungen Männer.

Als Satzaussage (prädikativ) gebrauchte deutsche Eigenschaftswörter werden nicht dekliniert, und ihre Form entspricht genau derjenigen des von dem Eigenschaftswort abgeleiteten Umstandswortes (Adverbs). Oder soll man sagen, dass das Deutsche keinen prädikativen Gebrauch des Eigenschaftswortes kennt und stattdessen das Umstandswort einsetzt? Warum eigentlich nicht?

Die (Nicht-)Beugungsregeln der Eigenschaftswörter gelten für alle drei Steigerungsstufen.

Fast eine deutsche Spezialität ist die Wechselwirkung zwischen Vorhandensein, Art und Deklination des Artikels und der Deklination beigefügter Eigenschaftswörter. (So etwas Ähnliches gibt es auch im Dänischen, Norwegischen und Schwedischen.) Beispiel:

Bestimmter Artikel

Unbestimmter Artikel

Ohne Artikel

der hohe Berg

des hohen Berges

dem hohen Berg

den hohen Berg

 

die hohen Berge

der hohen Berge

den hohen Bergen

die hohen Berge

ein hoher Berg

eines hohen Berges

einem hohen Berg

einen hohen Berg

hoher Berg

hohen Berges

hohem Berg

hohen Berg

 

hohe Berge

hoher Berge

hohen Bergen

hohe Berge

Eigentlich gehört in diese Liste auch noch der im Deutschen offiziell nicht (mehr) existierende Anrufungsfall (Vokativ): Oh hoher Berg! Er ist formgleich mit dem Wer-Fall (Nominativ) ohne Geschlechtswort (Artikel).

Man muss im Deutschen also die Beugung des Eigenschaftswortes (Adjektivs) immer im Zusammenhang mit der Beugung der Geschlechtswörter (Artikel) sehen.

Wenn ein Eigenschaftswort (Adjektiv) substantiviert wird, also als Hauptwort verwendet wird, behält es dennoch seine adjektivische Deklination bei. Beispiele: Angestellter, Beamter, Verwandter.

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Andere Sprachen

Englische Eigenschaftswörter (Adjektive) sind unveränderlich.

In vielen Sprachen, in denen Eigenschaftswörter anders als Hauptwörter (Substantive) dekliniert werden, behalten sie diese besondere Deklination auch dann, wenn sie als Hauptwort (Substantiv) gebraucht werden.

In vielen Sprachen wird das als Satzausgabe (prädikativ) gebrauchte Eigenschaftswort nach Geschlecht (Genus) und Zahl (Numerus) dekliniert, steht allerdings wegen seines Rückbezugs auf den Satzgegenstand (Subjekt) immer im Nominativ (Wer-Fall) und manchmal in einer verkürzten Form (Letzteres z.B. im Russischen). Dazu gehört - mit Ausnahme der Verkürzung - auch das Ungarische, in dem allerdings das als Beifügung (Attribut) gebrauchte Eigenschaftswort nicht dekliniert wird.

Im Französischen sind in einigen Wendungen alte lateinische Umstandswörter (Adverbien) in Gebrauch, die heute formgleich mit den entsprechenden Eigenschaftswörtern sind. Beispiele: travailler dur (hart arbeiten), sentir bon (gut riechen). Als versteckte Adverbien bleiben diese unverändert. Vielleicht unter dem Einfluss dieses Musters oder wegen der ähnlich klingenden Wendungen, in denen ein in der Satzaussage (im Prädikat) stehendes Adjektiv sich auf den Satzgegenstand zurückbezieht (z.B. il peut dormir tranquille) werden in neuerer Zeit (vor allem in der Sprache der Jugendlichen und Studenten) immer häufiger undeklinierte Eigenschaftswörter anstelle von Umstandswörtern verwendet. Beispiel: plaire énorme (außerordentlich gefallen). Auch der Ersatz des Umstandsworts (Adverbs) durch ein prädikativ gebrauchtes, nach Geschlecht (Genus) und Zahl (Numerus) dekliniertes Eigenschaftswort ist im Vormarsch. Diese im Französischen (noch) als familiär, volkstümlich oder falsch eingestufte Konstruktion ist im Italienischen bereits literaturfähig geworden. Man braucht nur Alberto Moravias Racconti romani zu lesen (Besprechung...), um sich davon zu überzeugen.

Im Ungarischen entfällt jede Beugung nach dem Geschlecht (Genus), denn diese Sprache kennt kein grammatisches Geschlecht (siehe Wieviel Geschlechter braucht der Mensch?). Außerdem werden ungarische Eigenschaftswörter in attributiver Stellung (Stellung als Beifügung) überhaupt nicht dekliniert. Bei manchen sog. dunklen Stämmen, die auf einen Mitlaut (Konsonanten) enden, wechselt bei der Substantivierung der Bindevokal (zwischen Stamm und Deklinationszeichen) von a zu o.

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Beugung der Fürwörter (Pronomina)

Näheres zur Wortart siehe Fürwort (Pronomen).

Die Beugung der Fürwörter (Pronomina) gleicht im Deutschen der Beugung des bestimmten Artikels, ist also eine Deklination im oben definierten Sinn; siehe hierzu Beugung der Geschlechtswörter (Artikel).

Beispiel: der / welcher / mancher / dieser / jener große Mann.

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Andere Sprachen

In vielen anderen Sprachen gleicht die Beugung oder auch Nichtbeugung der Fürwörter (Pronomina) der Beugung des Eigenschaftswortes; siehe hierzu Beugung der Eigenschaftswörter (Adjektive). Die Beugung der Fürwörter (Pronomina) - wenn vorhanden - entspricht der Deklination im oben definierten Sinn.

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Beugung der Geschlechtswörter (Artikel)

Näheres zur Wortart siehe Geschlechtswort (Artikel).

Das Deutsche kennt einen bestimmten und einen unbestimmten Artikel. Beide werden ähnlich wie Eigenschaftswörter dekliniert. Ihre Beugung entspricht also der Deklination im oben definierten Sinn. Fast eine deutsche Spezialität ist aber die Wechselwirkung zwischen der Deklination des Artikels und beigefügter Eigenschaftswörter (Ähnliches gibt es in Skandinavien). Siehe hierzu die Tabelle bei der Beugung der Eigenschaftswörter (Adjektive).

Die Deklination des als Beifügung (attributiv) verwendeten unbestimmten Artikels ist im Deutschen identisch mit derjenigen des attributiven Zahlwort (Numerale) 1 (eins), das lediglich stärker betont wird. Zu den anderen Verwendungen des Zahlwortes siehe Beugung der Zahlwörter.

Wie die oben genannte Tabelle zeigt, glänzt der deutsche unbestimmte Artikel in der Mehrzahl durch Abwesenheit. Diese Tatsache wird je nach Autor in verschiedener Weise interpretiert und ausgedrückt. Mal spricht man in diesem Zusammenhang von Nullartikel, mal von Entfallen des Artikels, dann wieder von fehlenden Pluralformen (oft ausgedrückt durch ein Gedankenstrich) oder auch als Warnung: Den unbestimmten Artikel gibt es nur im Singular!. Letzteres Zitat (aus deutschakademie.de) spricht mir aus der Seele, denn es trägt dazu bei, die bisher kopfstehende Welt auf die Füße zu stellen: Nicht das Fehlen der unbestimmten Artikelformen in der Mehrzahl ist das Ungewöhnliche, sondern das Existieren solcher Formen in der Einzahl! Viele andere Sprachen haben so etwas nicht! Ich möchte daher das Zitat weiterentwickeln zu Im Singular gibt es im Deutschen einen unbestimmten Artikel!

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Andere Sprachen

Viele Sprachen, in Europa z.B. die slawischen, kennen weder einen bestimmten noch einen unbestimmten Artikel, so dass für diese das hier angeschnittene Thema entfällt. Das gilt auch für die semitischen Sprachen, wenn man nach einem Artikel als eigener Wortart sucht. Denn dort gibt es zwar einen bestimmten Artikel, aber nur als Vorsilbe (Präfix) des betreffenden Hauptwortes (Substantivs). Er könnte dort als genau so gut als Deklinationselement des Hauptwortes gelten und seine Eigenschaft als eigene Wortart verlieren.

In anderen Sprachen, z.B. im Englischen, gibt es wie im Deutschen einen bestimmten Artikel in Ein- und Mehrzahl, aber einen unbestimmten Artikel nur in der Einzahl. Das gilt mutatis mutandis auch für das Schwedische und Dänische, aber der bestimmte Artikel tritt dort nicht immer als eigene Wortart, sondern als Endung des Hauptwortes (Substantivs) auf. Im Rumänischen wird der bestimmte Artikel nur ausnahmsweise (bei manchen Eigennamen) als eigenes Wort angegeben, während er normalerweise nur eine Endung des betreffenden Hauptwortes (Substantivs) ist; siehe hierzu auch Beugung der Hauptwörter (Substantive).

Das Französische geht insofern eigene Wege, als es zwar einen bestimmten und einen unbestimmten Artikel kennt, aber für letzteren auch Mehrzahlformen anbietet, die identisch mit denen des Teilungsartikels (article partitif) sind, der wiederum in der Einzahl vom unbestimmten Artikel verschiedene Formen aufweist. Dies trifft - bei etwas anderen Benutzungsbedingenen - auch auf das Italienische zu.

Im Ungarischen entfällt jede Beugung nach dem Geschlecht (Genus), denn diese Sprache kennt kein grammatisches Geschlecht (siehe Wieviel Geschlechter braucht der Mensch?). Der bestimmte Artikel (a vor Mitlaut bzw. az vor Selbstlaut) macht zusätzlich keine Unterscheidung von Einzahl, Mehrzahl oder Fällen, während der unbestimmte Artikel (egy) zwar nur in der Einzahl vorkommt, aber nach Fällen gebeugt (dekliniert) werden kann.

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Beugung der Hauptwörter / Substantive

Näheres zur Wortart siehe Hauptwort (Substantiv).

Die Beugung der deutschen Hauptwörter (Substantive) entspricht genau der obigen Definition der Deklination. Man unterscheidet zwei Zahlen (Numeri), nämlich Einzahl (Singular) und Mehrzahl (Plural), und vier Fälle, nämlich:

  • Wer-Fall (Nominativ)
  • Wes-Fall (Genitiv)
  • Wem-Fall (Dativ)
  • Wen-Fall (Akkusativ)
  • Die Anrede - der lateinische Vokativ - fällt beim Hauptwort formal mit dem Wer-Fall (Nominativ) zusammen und wird in der deutschen Grammatik gewöhnlich nicht mitbetrachtet, obwohl seine Existenz manchmal nahezuliegen scheint, denn in Beispielen wie Oh hehrer Gedanke! oder auch Lieber Gott! verändert die Anrede die Form des als Beifügung gebrauchten Eigenschaftswortes. Siehe hierzu auch Beugung der Eigenschaftswörter (Adjektive).

    Geschlechtsunterscheidungen werden bei deutschen Hauptwörtern (Substantiven) nur in begrenztem Maße gemacht, etwa bei Müller ./. Müllerin, Lehrer ./. Lehrerin, Schüler ./. Schülerin.

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    Andere Sprachen

    Andere Sprachen, andere Fälle, nicht immer in gleicher Anzahl und nicht immer in der gleichen Funktion. Siehe hierzu Wieviel Fälle braucht der Mensch?

    In Sprachen, die - wie das Altgriechische zumindest teilweise - neben Einzahl und Mehrzahl auch den Dual (die Zweizahl) kennen, kommen die in dieser Sprache üblichen Fälle natürlich auch im Dual vor.

    Im Ungarischen entfällt jede Beugung nach dem Geschlecht (Genus), denn diese Sprache kennt kein grammatisches Geschlecht (siehe Wieviel Geschlechter braucht der Mensch?).

    In den slawischen Sprachen ist eine Geschlechtsunterscheidung auch bei vielen Substantiven und Eigennamen gang und gäbe. Im Französischen (wo sich die Möglichkeiten Geschlechtsunterscheidung hauptsächlich auf Berufsbezeichnungen u.ä. konzentrieren und selbst da begrenzt sind) gibt es immer wieder politisch und sozial begründete und manchmal erfolgreiche Vorstöße, die als diskriminierend empfundenen weiblichen Formen zu verbieten. So wird oft darauf verwiesen, dass z.B. la boulangère keine Bäckerin bezeichne, sondern die Frau des Bäckers, und dass die weibliche Form sowieso eine Abwertung der Person in ihrer beruflichen Qualifikation enthalten könne.

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    Beugung der Umstandswörter / Adverbien

    Näheres zur Wortart siehe Umstandswort (Adverb).

    Im Deutschen sind Umstandswörter (Adverbien) unveränderlich, also weder deklinierbar noch konjugierbar.

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    Andere Sprachen

    Wie soll das gehen, dass man ein Umstandswort (Adverb) beugt? fragt der Deutsche, genau wie die Mitglieder vieler anderer Sprachgemeinschaften. Warum nicht? fragt der Pole zurück, hängt die Personalendung der Zeitwortform der Vergangenheit an das meist weiter vorn stehende Umstandswort und belässt dem Zeitwort nur die Form seines vergangenheitsbildenden Mittelworts (Partizips). Geht doch!

    Aber ist das jetzt die Konjugation eines Umstandsworts (Adverbs), oder was?

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    Beugung der Bindewörter / Konjunktionen

    Näheres zur Wortart siehe Bindewort (Konjunktion).

    Im Deutschen sind Bindewörter (Konjunktionen) unveränderlich, also weder deklinierbar noch konjugierbar.

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    Andere Sprachen

    Wie soll das gehen, dass man ein Bindewort (eine Konjunktion) beugt? fragt der Deutsche, genau wie die Mitglieder vieler anderer Sprachgemeinschaften. Warum nicht? fragt der Pole zurück, hängt die Personalendung der Zeitwortform der Vergangenheit an das den Satz einleitende Bindewort und belässt dem Zeitwort nur die Form seines vergangenheitsbildenden Mittelworts (Partizips). Geht doch!

    Aber ist das jetzt die Konjugation eines Bindeworts (einer Konjunktion), oder was?

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    Beugung der Verhältniswörter / Präpositionen

    Näheres zur Wortart siehe Verhältniswort (Präposition).

    Im Deutschen sind Verhältniswörter (Präpositionen) unveränderlich, also weder deklinierbar noch konjugierbar. Sie bestimmen allerdings den Fall, in dem ein von ihnen abhängiges Wort zu stehen hat.

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    Andere Sprachen

    Im Ungarischen gibt es keine vorangestellten Verhältniswörter (Präpositionen), sondern nur hinten angehängte oder nachgestellte (fallbildende Zeichen bzw. Postpositionen). Siehe hierzu z.B. Wieviel Fälle hat das Ungarische? und Umstandsbestimmungen im Ungarischen.

    Wie soll das gehen, dass man ein Bindewort (eine Konjunktion) beugt? fragt der Deutsche, genau wie die Mitglieder vieler anderer Sprachgemeinschaften. Warum nicht? fragt der Ungar zurück und hängt eine Person als „Besitzer“ an das Verhältniswort, das in dieser Form allerdings weder Präposition noch Postposition ist, weil es alleinsteht. Aber geht doch! Beispiel: Ortsangaben für geschlossene Räume werden im Ungarischen angegeben mit -ba / -be (in ... hinein), -ban / -ben (in ... drin) und -ból / -ből (aus ... heraus), während der Wem-Fall (Dativ) mit -nak / -nek ausgedrückt wird. Diese Endungen (Zeichen) werden in Übereinstimmung mit der Klangfarbe an das betr. Hauptwort (Substantiv) angehängt. Wenn jedoch kein Hauptwort, sondern ein persönliches Fürwort (Personalpronomen) vorliegt wird die ortsangebende Endung zum - manchmal etwas abgewandelten - Wort, an das die Personalendung angehängt wird, formal in Form einer Art Besitzanzeige. Nehmen wir einen hellen Stamm, z.B. kert (Garten), dann kommen wir zu der folgenden Tabelle.

     

    Wohin?

    Wo?

    Woher?

    Wem?

    Beispiel mit Hauptwort

  • a kertbe (in den Garten)
  • a kertben (im Garten)
  • a kertből (aus dem Garten)
  • a kertnek (dem Garten)
  • Einzahl (Singular)

  • belém (in mich)
  • bennem (in mir)
  • belőlem (aus mir)
  • nekem (mir)
  • beléd (in dich)
  • benned (in dir)
  • belőled (aus dir)
  • neked (dir)
  • belé (in ihn / sie)
  • benne (in ihm / ihr)
  • belőle (aus ihm / ihr)
  • neki (ihm / ihr)
  • Mehrzahl (Plural)

  • belénk (in uns)
  • bennünk (in uns)
  • belőlünk (aus uns)
  • nekünk (uns)
  • belétek (in euch)
  • bennetek (in euch)
  • belőletek (aus euch)
  • nektek (euch)
  • beléjük (in sie)
  • bennük (in ihnen)
  • belőlük (aus ihnen)
  • nekik (ihnen)
  • Ist das jetzt die Deklination oder die Konjugation eines Verhältniswortes, einer Endung, eines Zeichens? Oder eine Besitzanzeige, oder was? Den Ungarn ist das ziemlich egal, denn ihre Sprache ist aufgebaut wie ein Baukasten, dessen Bauklötze (Elemente, Endungen, Zeichen) man - mit oder ohne formale Abwandlungen - für vielseitigste Verwendungen immer wieder hernehmen und kombinieren kann, natürlich unter Beachtung einiger Regeln. Die Ersparnis an Formen ist enorm, aber für den Ausländer ist es ein mnemotechnisch problematisches Kreuzworträtsel. Man könnte ein ganzes Buch füllen mit dem Aufzeigen der Wiederverwendbarkeit ungarischer Endungen (Zeichen) und Postpositionen in verschiedensten Wortarten!

    Diese etwas besondere Art der „Beugung“ einer Endung (eines Zeichens) durch eine andere Endung (ein anderes Zeichen) gibt es für sehr viele ungarische Postpositionen und fallanzeigende Endungen (Zeichen). Mir fällt eigentlich auf Anhieb nur das Wen-Fall-Zeichen (Akkusativzeichen) -t ein, bei dem sie - im Gegensatz zum Wem-Fall-Zeichen (Dativzeichen) -nek absolut nicht möglich ist.

    Dass die Höflichkeitsformen (Ön / Önök) in der obigen Liste fehlt, ist übrigens kein Versehen. Diese wird nämlich wie ein Substantiv behandelt und würde daher hier aus dem Rahmen fallen.

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    Beugung der Zahlwörter / Numeralia

    Näheres zur Wortart siehe Zahlwort (Numerale).

    In vielen Sprachen muss man, wie im Deutschen, zwischen Grundzahlen (Kardinalzahlen) und Ordnungszahlen (Ordinalzahlen) unterscheiden. Im Deutschen hat diese Unterscheidung sogar Einfluss auf die Beugung (Deklination) des Zahlwortes.

    Grundzahlen (Kardinalzahlen)

    Die Grundzahlen (Kardinalzahlen) können dekliniert werden, doch ist die Deklination der verschiedenen Zahlen recht uneinheitlich, wie die folgende Tabelle zeigt.

  • Die Zahl 1 ist als Beifügung (Attribut) formgleich mit dem unbestimmten Artikel der Einzahl (des Singulars) und wird wie dieser unter Berücksichtigung des Geschlechts (Genus) und des Falls (Kasus) dekliniert. Alleinstehend und als Satzaussage (Prädikatsnomen) nimmt der Wer-Fall (Nominativ) jedoch die Formen des bestimmten Artikels oder eines hinweisenden Fürworts (Demonstrativpronomens) an, also einer, eine, eines statt ein, eine, ein.
  • Die Zahlen von 2 bis 999 999 kennen keine geschlechtsspezifischen Formen. Als Beifügung (attributiv) mit oder ohne bestimmten Artikel gebraucht, sind sie unveränderlich, außer den Zahlen 2 und 3, deren Genitiv (Wes-Fall) bei Gebrauch ohne bestimmten Artikel eine eigene Form besitzt. Beispiele:
  • Wer? Zwei / drei / vier / fünf Schüler spielen im Hof.
  • Wessen? Ich kenne die Eltern zweier / dreier Schüler. (aber Ich kenne die Eltern von vier / fünf / sechs Schülern.)
  • Wem? Ich gab zwei / drei / vier / fünf Schülern schlechte Noten.
  • Wen? Ich sah zwei / drei / vier / fünf Schüler spielen.
  • Die Zahlen Million, Milliarde, Billion, Billiarde usw. sind Hauptwörter (Substantive) und werden als solche dekliniert.
  • Ordnungszahlen (Ordinalzahlen)

    Alle Alle deutschen Ordnungszahlen (Ordinalzahlen) werden wie normale Eigenschaftswörter (Adjektive) nach Fall (Kasus), Geschlecht (Genus) und Zahl (Numerus) dekliniert.

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    Andere Sprachen

    Englische Zahlwörter - sowohl Grundzahlen (Kardinalzahlen) als auch Ordnungszahlen (Ordinalzahlen) - sind unveränderlich.

    Bei den französischen Grundzahlen (Kardinalzahlen) ist die Zahl 1 formgleich mit dem unbestimmten Artikel der Einzahl (des Singulars) und wird wie dieser unter Berücksichtigung des Geschlechts (Genus) dekliniert, sofern man im Französischen überhaupt von Deklination sprechen kann. Die sonstigen Grundzahlen, abgesehen von quatre-vingt und cent, die beide nur in bestimmten Umtexten in der Mehrzahl auftauchen, und den als Zahlwörter verwendeten Hauptwörtern (Substantiven) million, milliard, billion, billiard usw., sind unveränderlich, erzwingen aber die Mehrzahlform (Pluralform) des gezählten Begriffs. Näheres siehe Französische Grundzahlen. Die französischen Ordnungszahlen (Ordinalzahlen) werden wie Eigenschaftswörter (Adjektive) behandelt.

    Ähnliches gilt - mutatis mutandis - für die italienischen, spanischen und portugiesischen Zahlwörter - mit der Ausnahme, dass die mehrfachen Hunderter im Portugiesischen deklinierbare Mehrzahlbenennungen sind (200 = duzentos / -as, 300 = trezentos / -as usw.).

    Im Ungarischen entfällt die Beugung nach dem Geschlecht (Genus), denn diese Sprache kennt kein grammatisches Geschlecht (siehe Wieviel Geschlechter braucht der Mensch?). Die Grundzahlen (Kardinalzahlen) können nur nach Fällen (Kasus) dekliniert werden, und auch nur wenn sie nicht attributiv (als Beifügung) gebraucht sind. Eine Mehrzahl (Plural) gibt es nicht, und auch der gezählte Begriff muss in der Einzahl (im Singular) stehen. Die Ordnungszahlen (Ordinalzahlen) werden dagegen wie Eigenschaftswörter (Adjektive) dekliniert.

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    Beugung der Zeitwörter / Verben

    Näheres zur Wortart siehe Zeitwort (Verb).

    Die Unterscheidung von Deklination und Konjugation ist zwar über weite Strecken sehr hilfreich, aber gerade beim Zeitwort gibt es komplexe Probleme, die die gängige Terminologie in Frage stellen. Denn nur die finiten Formen der nicht zusammengesetzten Zeiten des betreffenden Zeitworts werden konjugiert. Die sog. zusammengesetzten Zeiten (Tempora) und Aussageweisen (Modi) sowie alle passivischen Formen (Leideformen) werden üblicherweise mit Hilfe der Hilfszeitwörter haben, sein und werden in Verbindung mit dem Mittelwort der Vergangenheit (Partizip Perfekt) oder der Grundform (dem Infinitiv) gebildet, z.B. ich habe gerufen, ich werde rufen, ich würde rufen; ich werde gerufen, ich wurde gerufen, ich werde gerufen werden. Wirklich konjugiert wird da nur das Hilfszeitwort, während das (deklinierbare) Mittelwort der Vergangenheit sowie die (ebenfalls, allerdings nur als Hauptwort, deklinierbare) Grundform (der Infinitiv) in der zusammengesetzten Zeitwortform weder dekliniert noch konjugiert werden. Was bedeutet dies für die Beugungsart des ganzen Ausdrucks? Die Antwort der gängigen Grammatik ist: Hier wird, um bei unseren Beispielen zu bleiben, unter Zuhilfenahme eines Hilfszeitworts das Zeitwort (Vollverb) essen konjugiert. Das ist zwar nur eine Konvention, aber eine, mit der man wenigstens streckenweise leben kann.

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    Andere Sprachen

    Beim Passiv (Leideform) sind sich die germanischen, romanischen und slawischen Sprachen relativ einig, denn sie verwenden - soweit sie nicht reflexive (rückbezügliche) Formen vorziehen - ihr Pendant zum Hilfszeitwort sein mit einem prädikativ (als Satzergänzung) gebrauchten Mittelwort (Partizip), welches je nach Sprache entweder unveränderlich ist oder dekliniert wird. Im Russischen werden dabei Kurzformen des Mittelworts verwendet, und das Hilfszeitwort (die Kopula) entfällt in der Gegenwart. Letzteres führt zu Zeitwortformen, die nur aus deklinierbaren Elementen bestehen, was unsere ganze schöne Unterscheidung zwischen den Beugungsformen über den Haufen wirft.

    Die anderen germanischen Sprachen und die romanischen Sprachen verwenden ein ähnlich gemischtes Modell aus deklinierbaren und konjugierbaren Elementen zusammengesetzter Zeitwortformen wie das Deutsche, wenn auch deren Gebrauch oft anders geregelt ist. Im Französischen und Italienischen werden auch die in den zusammengesetzten Zeiten des Aktivs verwendeten Mittelwörter unter bestimmten Umständen dekliniert.

    Im Russischen werden alle Vergangenheitsformen mit Hilfe eines ehemaligen, nicht mehr als solches empfundenen Mittelwortes (Partizips) gebildet, das zwar immer im Nominativ (Wer-Fall) steht, aber eine Geschlechts- und Zahlunterscheidung zulässt und nur durch ein dazugestelltes persönliches Fürwort (Personalpronomen) oder Namenwort (Nomen) einer bestimmten Person zuzuordnen ist, doch andererseits Verbalaspekte ausdrücken kann. Ist das nun Deklination oder Konjugation? Oder beides?

    Das Tschechische nähert sich bei der aktivischen Vergangenheit dem germanischen Modell, weil es das uns aus dem Russischen bekannte Mittelwort mit einem Hilfszeitwort verbindet, aber im Gegensatz zum Deutschen nur mit den Formen des tschechischen Pendants von sein (být).

    Im Polnischen ähnelt die aktivische Vergangenheit zwar dem tschechischen Modell, aber das uns aus dem Russischen bekannte Mittelwort wird mit aus Kurzformen des Hilfszeitwort sein entstandenen Endungen verbunden, die aber - oh Schreck! - sich selbständig machen können und sich unter Zurücklassung des seines Personenbezugs beraubten Mittelwortes an andere Wörter desselben Satzes (v.a. Umstandswörter und Bindewörter) hängen können. Im Polnischen gibt es also (eigentlich unbeugbare) Bindewörter und Umstandswörter, die manchmal mit einer Konjugationsendung auftauchen! - Sinngemäß gehören diese Endungen natürlich zu dem verwaisten Mittelwort, aber wie soll man die Tatsache, dass die Endung eines Wortes eigentlich zu einem ganz anderen Wort gehört, in eine andere Regel fassen als in das berühmt-berüchtigte „Das ist eben so“?!

    Im Ungarischen wie in anderen agglutinierenden Sprachen gibt es weitere Formelemente (Zeichen), die je nach Betrachtungsweise und Lebendigkeit der Wortbildungslehre oder der Konjugation zugeordnet werden können. Manche davon schieben sich zwischen Zeitwortstamm und Endung. Beispiele aus dem Ungarischen:

  • Verbalaspekt (unvollendet / vollendet): fordítottam (ich übersetzte) ./. lefordítottam (ich habe fertigübersetzt)
  • Möglichkeit: pihenek (ich ruhe mich aus) ./. pihenhetek (ich kann mich ausruhen)
  • Faktitivität: építek (ich baue) ./. építtetek (ich lasse bauen)
  • Abschwächung oder Wiederholung: beszélek (ich spreche) ./. beszélgetek (ich unterhalte mich)
  • Die hier beschriebenen Zeichen können auch kombiniert verwendet werden. Ungarische Beispiele:

  • beszélek (ich spreche) > beszélgetek (ich unterhalte mich) > beszélgethetek (ich kann mich unterhalten)
  • építek (ich baue) > építtetek (ich lasse bauen) > építtethetek (ich kann bauen lassen)
  • pihenek (ich ruhe mich aus) > pihengetek (ich ruhe mich etwas aus) > pihengethetek (ich kann mich etwas ausruhen)
  • Die Angabe der Möglichkeit ist nicht zu verwechseln mit der Bedingungsform (Konditional), denn Letztere kann zusätzlich angewandt werden: pihenhetek (ich kann mich ausruhen) ./. pihenhetnék (ich könnte mich ausruhen)

    Das Neuhebräische hat das alte, weitgehend zeitenlose semitische Konjugationsmuster verlassen und sich an das dreistufige indoeuropäische Zeitmuster (Gegenwart, Vergangenheit, Zukunft) angenähert. Die neu gebildete Zeit der Gegenwart wird nun mit einem Partizip ausgedrückt, das Geschlecht (Genus) und Zahl (Numerus) angibt, aber nur durch ein dazugestelltes persönliches Fürwort (Personalpronomen) oder Namenwort (Nomen) einer Person zugeordnet werden kann. Da kein Hilfszeitwort (Kopula) verwendet wird, besteht auch hier eine Zeitwortform - also eigentlich eine Konjugationsform - nur aus deklinierbaren Elementen.

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    Beugung der Zeitwortgrundform / des Infinitivs

    Näheres zur Wortart siehe Grundform der Zeitwörter (Infinitiv). Wie dort angesprochen, ist die Grundform des Zeitwortes (der Infinitiv) ein Zwitterwesen, und das hat Auswirkungen auf seine Beugung.

    Als Zeitwortform ist die deutsche Grundform unveränderlich und hat immer den - wirklichen oder nur gedachten - Satzgegenstand (das Subjekt) oder die Allgemeinheit als Handlungsträger. Beispiele:

  • Ich kann schwimmen.
  • Ich kann es nicht ausstehen, in dieser warmen Brühe zu schwimmen.
  • Es ist verboten, in diesem See zu schwimmen.
  • Die deutsche Grundform kann jedoch substantiviert (als Hauptwort gebraucht) werden und wird dann wie ein Hauptwort dekliniert (zu dieser Beugungsart siehe Deklination). Beispiel: das Schwimmen, des Schwimmens usw.

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    Andere Sprachen

    Im Deutschen gilt die Zeitwortgrundform (der Infinitiv) - wie sein Name sagt - als infinite, d.h. nicht personengebundene Form. Wie unter Grundform der Zeitwörter (Infinitiv) erläutert, ist dies in manchen anderen Sprachen nicht unbedingt der Fall. Die Möglichkeiten der Verwendung als Hauptwort (Substantivierung) sind von Sprache zu Sprache verschieden und mehr oder weniger begrenzt. In beugenden Sprache kommt es wie im Deutschen oft zum Wechsel der Beugungsart (Deklination oder Konjugation) gemäß der verwendeten Wortart.

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    Beugung der Mittelwörter / Partizipien

    Näheres zur Wortart siehe Mittelwort (Partizip).

    Gewöhnlich gesteht man dem Deutschen ein aktives Mittelwort der Gegenwart (Partizip Präsens) und ein passives Mittelwort der Vergangenheit (Partizip Perfekt) zu.

    Die Begriffe Mittelwort und Partizip sind für den heutigen Sprecher gleichermaßen undurchsichtig und damit eigentlich untauglich. Um vielleicht einen besseren Begriff zu finden, muss man sich die Funktion dieser Wortart im Satz anhand von Beispielen vor Augen führen. Dies wird uns dazu führen, dass auch die Begriffe Präsens und Perfekt sowie aktiv und passiv in diesem Zusammenhang zu hinterfragen sind.

    Formal: sog. Partizip Präsens Aktiv

    Beispiel: der hämmernde Heimwerker

  • Angabe einer gleichzeitigen Handlung
  • Beispiel: der strömende Regen

  • Angabe eines gleichzeitigen Ablaufs
  • Beispiel: das zu bekämpfende Ungeziefer

  • Angabe einer gleichzeitig zu fordernden Handlung
  • Formal: sog. Partizip Perfekt Passiv

    Beispiel: die verpasste Gelegenheit

  • Angabe eines vorherigen Erleidens
  • Beispiel: der ausgebrochene Vulkan

  • Angabe eines vorherigen Ablaufs
  • Beispiel: der gerettete Junge

  • Angabe eines gleichzeitigen Zustands aufgrund eines vorherigen Erleidens
  • Beispiel: das gehasste Schulfach

  • Angabe eines gleichzeitigen Erleidens
  • Sog. Partizip Perfekt Passiv in zusammengesetzten Zeiten

    Beispiel: er hat gesprochen

  • Angabe einer vergangenen Handlung in einer zusammengesetzten Zeit
  • Beispiel: es hat geregnet

  • Angabe eines vergangenen Ablaufs in einer zusammengesetzten Zeit
  • Beispiel: er ist gelaufen

  • Angabe einer vergangenen Bewegung in einer zusammengesetzten Zeit
  • Klar ist, dass Mittelwörter keine absolute, sondern eine relative Zeitstufe angeben. Sie geben also nicht - wie uns ihre latinisierten Namen vorgaukeln - eine bestimmte Zeit, wie Gegenwart (Präsens) oder Vergangenheit (Perfekt) an, sondern eine Zeitbeziehung zur übergeordneten Handlung oder zum Textzusammenhang. Zur Auswahl stehen theoretisch Vorzeitigkeit, Gleichzeitigkeit und Nachzeitigkeit, doch ist letztere im Deutschen nicht ausgeprägt vorhanden.

    Mit dem Gegensatzpaar aktiv / passiv ist es so eine Sache. Sie funktioniert nur, wenn man - wie im Deutschen üblich - Abläufe als Handlungen darstellt und das Paradox akzeptiert, dass vergangene aktive Handlungen mit Hilfe eines passivischen Mittelworts (des Partizips Perfekt Passiv) ausgedrückt werden (siehe obige Beispiele sowie die Beugung der Zeitwörter).

    Als funktionsgerechtere Begrifflichkeit böten sich daher z.B. die folgenden Ausdrücke an:

    Partizip Präsens Aktiv

     > aktives Mittelwort (Partizip) der Gleichzeitigkeit

    Partizip Perfekt Passiv

     > passives Mittelwort (Partizip) der Vorzeitigkeit

    Mittelwortformen (Partizipformen) wie zu begründend, zu bearbeitend usw. erinnern stark an das lateinische Gerundivum (das dort eine eigene Zeitwortform darstellt). Möglicherweise haben die alten Germanen da den Römern nachgeeifert. Die Beugungsart (Deklination) steht außer Frage, aber sollte man diese Formen etwa als eigene Wortart auffassen müssen?

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    Andere Sprachen

    In vielen anderen Sprachen gibt es ähnliche Mittelwörter wie im Deutschen, aber oft mit anderen Verwendungsmöglichkeiten und Beugungsregeln. Während z.B. im Französischen das Mittelwort der Gegenwart (Partizip Präsens), wenn es nicht als bloßes Eigenschaftswort gebraucht wird, unveränderlich ist, kann es im Italienischen nach Geschlecht (Genus) und Zahl (Numerus) verändert werden. Auch beim Mittelwort der Vergangenheit (Partizip Perfekt Passiv) haben beide Sprachen bei den zusammengesetzten Zeiten unterschiedliche Beugungsregeln, die selbst von Einheimischen nicht immer durchschaut werden. Während es hier aber immer um Fragen der Deklination geht, kommt im Russischen dadurch ein Konjugationselement hinzu, dass man eine rückbezügliche (reflexive) Bedeutung hervorrufen kann, indem man -ся [-sja] nach Mitlaut bzw. -сь [-sj] nach Selbstlaut an die deklinierte Form des Mittelwortes anhängt. Diese Wortart wird im Russischen also gleichzeitig dekliniert und konjugiert.

    Im Ungarischen entfällt jede Beugung nach dem Geschlecht (Genus), denn diese Sprache kennt kein grammatisches Geschlecht (siehe Wieviel Geschlechter braucht der Mensch?), und die Bedeutung der Mittelwörter schwankt oft zwischen aktiv und passiv. Auch kann sich durch Gebrauch als Hauptwort (Substantivierung) die Handlungsrichtung ändern. Beispiel: Zum Zeitwort (Verb) elad (verkaufen) gibt es das Mittelwort eladó. Dieses ist zwar formal aktivisch, hat jedoch meist den passivischen Sinn von „zu verkaufen“ oder „soll verkauft werden“; substantiviert man es aber, so bezeichnet es einen Verkäufer, hat also aktivische Bedeutung.

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    Diethelm Michel, Tempora und Satzstellung in den Psalmen

    Dies ist meines Wissens die erste wissenschaftliche Abhandlung, die sich mit den hebräischen „Zeiten“ abseits der lateinischen Begriffswelt beschäftigt und dabei festgestellt hat, dass diese meist keine Zeit, sondern ganz andere Dinge ausdrücken, z.B. Aktiv / Passiv, Bedingtheit / Unbedingtheit, Reihenfolge, eigene Ausführung / Fremdausführung (Faktitivität).

    Den Versuch einer Anwendung der von Diethelm Michel aufgestellten Thesen findet sich in meiner Auseinandersetzung mit Erri de Lucas Übersetzungen aus dem Althebräischen. Siehe hierzu Il libro di Giona secondo Erri de Luca (auf Italienisch).

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    Letzte Aktualisierung: 04.04.16