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Französischer Konformismus

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Lach und Lern

Wenn Sie mal über die französische Sprache gleichzeitig nachdenken und lachen wollen, dann lesen Sie doch mein Buch Zwischen Saurierpark und Zukunftsmusik!
Eine Kurzbeschreibung des Buchs finden Sie unter Meine Veröffentlichungen.

Der Mensch ist ein Herdentier, und dies stimmt auch für sein sprachliches Verhalten. Von klein auf übt sich das menschliche Gehirn unter Mithilfe der Ohren, der Augen, der Sprechwerkzeuge und später auch der schreibenden Hände darin, sprachliche Informationen aufzunehmen, zu verarbeiten und auch weiterzugeben. Die Französischsprechenden aller Art, ob in Frankreich, in der Schweiz, in Belgien oder in den überseeischen französischen Sprachgebieten, bilden da keine Ausnahme. Nur so ist eben gewährleistet, dass jedes Mitglied der Sprachgemeinschaft mit den anderen Mitgliedern Botschaften, Erfahrungen, Warnungen und Meinungen austauschen kann.

Was sich im individuellen Spracherlernungsprozess abspielt, funktioniert genau so beim kollektiven Prozess der Erfindung und Weiterentwicklung einer gemeinsamen Sprache für die Gemeinschaft. Mit der Erweiterung und Vertiefung des Denkvermögens und des angesammelten Wissens wird die Sprache immer komplexer, so dass sich mit der Zeit gewisse Strukturen herausbilden müssen, die als mnemotechnische Stützen den Menschen bei ihren Kommunikationsprozessen helfen. Typischerweise ist dieser Drang zur Vereinheitlichung, zum Konformismus, am größten bei weniger oft benutzten Teilen der Sprache, während ständig gebraucht Formen oft über Jahrtausende „unregelmäßig” bleiben können, weil die ständige Benutzung sie in den Köpfen der Sprechenden, der Hörenden und - später - der Lesenden und Schreibenden präsent hält. Daher sind z.B. die unregelmäßigsten Zeitwörtern, welche die Schüler am meisten ärgern, sehr oft gerade die ständig gebrauchten.

Da die französische Sprache eine der vielen Töchter des Lateinischen ist, können wir die Strukturen der lateinischen Sprache des Mittelalters, vor allem diejenigen der lateinischen Volkssprache, als gegebenen Ausgangspunkt einer nachvollziehbaren eigensprachlichen Entwicklung des Französischen und damit unserer Untersuchung annehmen.

Gewiss unterliegt das Französische auch anderen, vor allem germanischen und einigen keltischen Einflüssen, doch hinterlassen diese ihre Spuren hauptsächlich im Wortschatz, während die allgemeinen Sprachstrukturen (Deklination, Konjugation usw.) weitgehend lateinisch geprägt bleiben. Daraus folgt, dass auch das moderne Französisch weiterhin eine romanische Sprache bleibt, obwohl viele Sprachwissenschaftler sie als die unromanischste aller romanischen Sprachen bezeichnen.

Im Folgenden werden wir Ihnen einige besonders wichtige, interessante oder kuriose Fälle vorstellen, in denen sich der sprachliche Konformismus auf die Entwicklung der französischen Sprache ausgewirkt hat. Falls Sie weiteren interessanten Fällen begegnen sollten, tragen Sie bitte zur Weiterentwicklung dieser Seite bei, indem Sie Ihre Entdeckungen uns melden! Vielen Dank im Voraus!

Ein formaler Hinweis: Dass bei lateinischen Ursprungswörtern im Folgenden oft ein eingeklammertes m am Ende steht, rührt daher, dass die französischen Wörter, soweit sie vom Latein herkommen, sich in ihrer großen Mehrheit aus dem Akkusativ (Wen-Fall) der lateinischen Wörter entwickelt haben, dessen Schluss-m aber schon im Latein allmählich verloren ging.

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Wortarten

   

Bild: französisches Schaf

 Adjektive
(Eigenschaftswörter)

Zwischen Adjektiven und Substantiven gibt es im Französischen viele Gemeinsamkeiten. Sogar das Nebeneinander männlicher und weiblicher Formen kommt bei beiden vor, wenn es auch bei Adjektiven häufiger ist.

Bild: französisches Konformismusschaf Trotz aller Anstrengungen von Linguisaurus declinix hat die Deklination (Beugung) der französischen Adjektive zum Ausgang des Mittelalters eine ähnliche Formenvereinfachung und -angleichung erfahren wie diejenige der meisten Substantive. Nur war das Ergebnis radikaler. In Einzahl und Mehrzahl überlebten nur die Formen des altfranzösischen casus obliquus (der alle lateinischen Fälle außer dem Nominativ ersetzt hatte), so dass bei den meisten Eigenschaftswörtern die Deklination sich auf die Unterscheidung von Einzahl und Mehrzahl (letztere mit -s oder - viel seltener - mit -aux) beschränkte. Zwischen Nominativ und Akkusativ wurde fortan formal überhaupt nicht mehr unterschieden, und die anderen Fälle wurden durch Präpositionen (Vorwörter, hauptsächlich de und à) ausgedrückt, soweit dies für Adjektive überhaupt eine Rolle spielte.

Bild: kleiner französischer Dino Wie bei den Substantiven gibt es bis heute auch bei den Adjektiven die von Schülern gehassten „Ausnahmen” auf -al, von denen einige den Plural auf -aux bilden. Während diese Formen der normalen französischen Lautentwicklung entsprechen, kann man ihre Schreibweise am besten mit dem Wirken des üblen Linguisaurus orthographix erklären. Doch sind die Fronten bereits aufgeweicht: Unter dem Konformismusdruck bilden einige Adjektive die Mehrzahl bereits auf -als (z.B. banal, naval). Das wird Schule machen!

Bild: kleiner französischer Dino Auch für die doppelt gemoppelte männliche Einzahlform der Adjektive auf -eux ist Linguisaurus orthographix verantwortlich.

Bild: französisches Konformismusschaf Wie bei den französischen Substantiven hat sich auch bei den Adjektiven unter dem Konformismusdruck ein zweigeschlechtliches System durchgesetzt. Begünstigt durch die große Zahl der bereits im Latein gleichlautenden männlichen und sächlichen Formen ging das lateinische sächliche Geschlecht (Neutrum) formal vollständig im männlichen Geschlecht (Maskulinum) auf. Sogar die sächlichen Pluralformen (die nach der normalen französischen Lautentwicklung eigentlich wie die weiblichen Pluralformen, aber ohne -s aussehen müssten) wurden radikal mit den männlichen Formen gleichgesetzt. Hier hat sich der Konformismus voll durchgesetzt.

Die weiter bestehenden Reste sächlicher Bedeutung (Semantik) werden von den Franzosen nicht mehr als solche empfunden. Wie auch? Ihnen wurde in der Schule immer gesagt, es gäbe nur männlich und weiblich! Und formal werden auch diese Dinge, soweit die Adjektive betroffen sind, ausschließlich mit männlichen Formen ausgedrückt. Beispiele:

  • Il est important de... (Es ist wichtig, ... zu ...)
  • C'est normal que ... (Es ist normal, dass ...)
  • Bild: französischer Dino Etwas anders sieht die Sache bei den Pronomina (Fürwörtern) aus.

    Bild: französisches Konformismusschaf Bei den französischen Adjektiven, deren männliche Form in der Einzahl auf einen Konsonanten (Mitlaut) endet, hat sich unter dem Konformismusdruck über weite Bereiche eine einheitliche weibliche Form durchgesetzt, die auf ein sogenanntes „stummes -e” (Mehrzahl -es) endet, ein blasses Abbild des zugrunde liegenden lateinischen -a(m) (Mehrzahl -as). (Dieses stumme -e bzw. -es ist entgegen seinem Namen nicht überall in Frankreich stumm. Unter dem Einfluss des Okzitanischen wird es in weiten Teilen Südfrankreichs immer noch ausgesprochen.)

    Bild: französisches Konformismusschaf Zu dieser Gruppe gehören die adjektivisch gebrauchten Partizipien (Mittelwörter) der Gegenwart sowie die Adjektive mit präsenspartizip-ähnlicher Endung. Sie hat es am schlimmsten erwischt, denn aufgrund des Konformismusdrucks bilden sie heutzutage ausnahmslos weibliche Formen auf -e [Einzahl] und -es [Mehrzahl], obwohl dies aufgrund ihrer Herkunft her nicht zu erwarten war. Im Latein kannten diese Wörter keinen Unterschied zwischen männlich und weiblich. Beispiele:

  • Einzahl: lateinisch correspondente(m) [m/w] -> französisch correspondant [m/w] -> correspondant [m] + correspondante [w]
  • Mehrzahl: lateinisch correspondentes [m/w] -> französisch correspondants [m/w] -> correspondants [m] + correspondantes [w]
  • Einzahl: lateinisch frequente(m) [m/w] -> französisch frequent [m/w] -> fréquent [m] + fréquente [w]
  • Mehrzahl: lateinisch frequentes [m/w] -> französisch frequents [m/w] -> fréquents [m] + fréquentes [w]
  • Bild: französisches Konformismusschaf Sogar das sehr häufig gebrauchte Adjektiv grand, das im Latein ebenfalls keinen Unterschied zwischen männlich und weiblich kannte, wurde diesem System unterworfen.

  • Einzahl: lateinisch grande(m) [m/w] -> französisch grand [m/w] -> grand [m] + grande [w]
  • Mehrzahl: lateinisch grandes [m/w] -> französisch grands [m/w] -> grands [m] + grandes [w]
  • Bild: französischer Dino Nur in einigen feststehenden Ausdrücken ist die ursprüngliche weibliche Form von grand ohne -e erhalten geblieben. Linguisaurus feminix lässt grüßen!

    Bild: französisches Konformismusschaf Ebenfalls dem Konformismusdruck zur Bildung sprachhistorisch unmotivierter weiblicher Formen erlegen sind viele Eigenschaftswörter nach folgendem Muster:

  • Einzahl: lateinisch maiore(m) [m/w] -> französisch majeur [m/w] -> majeur [m] + majeure [w]
  • Mehrzahl: lateinisch maiores [m/w] -> französisch majeurs [m/w] -> majeurs [m] + majeures [w]
  • Zu dieser Gruppe gehören: antérieur, citérieur, extérieur, intérieur, majeur, meilleur, mineur, postérieur, supérieur, ultérieur.

    Bild: französisches Konformismusschaf Auf anderem Wege zu einem unhistorischen konformistischen Ergebnis kommen viele Eigenschaftswörter auf -eur, die eine Tätigkeit ausdrücken und weibliche Formen auf -euse(s) bilden. Beispiel:

  • Einzahl: aboyeur [m] + aboyeuse [w]
  • Mehrzahl: aboyeurs [m] + aboyeuses [w]
  • Es handelt sich hier um eine Zwittergruppe, deren Mitglieder oft in gleicher Bedeutung als Substantiv und als Adjektiv verwendet werden können. Viele Beispiele hierzu bietet Transformationsregel für die französische Endung „-euse” (unter „Ausnahmen”).

    Bild: französisches Konformismusschaf Heute gibt es immer noch Adjektive, die sich, was das weibliche Geschlecht angeht, dem Konformismusdruck widersetzen. Dazu gehören:

  • die Adjektive auf -eur, die weibliche Formen auf -trice bilden. Es handelt sich auch hier um eine Zwittergruppe, deren Mitglieder oft in gleicher Bedeutung als Substantiv und als Adjektiv verwendet werden können. Viele Beispiele hierzu bietet Transformationsregel für die französische Endung „-trice”.
  • Falls Ihnen Fragen, Anregungen oder Berichtigungen auf dem Herzen liegen, schreiben Sie uns bitte! Vielen Dank im Voraus!

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    Bild: französisches Schaf

     Adverbien
    (Umstandswörter)

    Bild: französisches Konformismusschaf Bei den abgeleiteten Adverbien hat sich unter dem herrschenden Konformismusdruck das Ableitungsmuster auf -mente so gut wie völlig durchgesetzt. Da lateinisch mente(m) weiblich ist, setzt die Ableitung bei der weiblichen Adjektivendung an, die ihrerseits bereits das Ergebnis eines Konformismusdrucks sein kann (siehe oben). Beispiele:

  • Adjektiv astucieux -> Adverb astucieusement
  • Adjektiv grand -> Adverb grandement
  • Adjektiv sage -> Adverb sagement
  • Adjektiv grossier -> Adverb grossièrement
  • Bild: kein französisches Konformismusschaf Auch der herrschende Konformismus konnte nicht verhindern, dass einige Adverbien hier ausscheren, indem sie so tun, als ob sie von Perfektpartizipien abgeleitet würden. Beispiele:

  • Adjektiv commun -> Adverb communément
  • Adjektiv énorme -> Adverb énormément
  • Bild: französisches Konformismusschaf Ausnahmen sind die Adverbien auf -amment oder -emment, denn sie werden nicht von der (u.U. konformismusbedingten) weiblichen Partizip- oder Adjektiv-Endung aus gebildet, sondern von der älteren, historisch gewachsenen und für Männlein und Weiblein gleichen Endung -ant bzw, -ent. Siehe hierzu auch Linguisaurus adverbialix. Beispiele:

  • Adjektiv courant -> Adverb couramment
  • Adjektiv évident -> Adverb évidemment
  • Adjektiv fréquent -> Adverb fréquemment
  • Adjektiv négligent -> Adverb négligemment
  • Adjektiv prudemment -> Adverb prudemment
  • Adjektiv savant -> Adverb savamment
  • Achtung: Nicht zu jedem Partizip Präsens oder partizip-ähnlichen Adjektiv kann ein solches Adverb gebildet werden! Sie stellen eine geschlossenen Liste dar und sind in einem Wörterbuch wie Larousse einzeln aufgeführt.

    Bild: französisches Konformismusschaf Die Ausnahmeregel, dass bei auf endenden Adjektiven (das sind meist Perfektpartizipien) das Adverb nicht von der weiblichen, sondern von der männlichen Form abzuleiten ist, hängt eng mit dem starken Lautschwund des Französischen zusammen. Von der weiblichen lateinischen Endung -ata(m) blieb bereits im Altfranzösischen nur -ee übrig. Mitten im Wort sah das komisch aus, und außerdem wurde nur einer der Selbstlaute noch ausgesprochen. Da hat man eben die Schreibung vereinfacht und auch auf andere Konjugationen ausgedehnt (Beispiele: forcément, infiniment, éperdument), was bis heute geblieben ist.

    Falls Ihnen Fragen, Anregungen oder Berichtigungen auf dem Herzen liegen, schreiben Sie uns bitte! Vielen Dank im Voraus!

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    Bild: französisches Schaf

     Kardinalzahlen
    (Grundzahlen)

    Bild: französisches Konformismusschaf Im Lateinischen konnten die Einer- und Zehnerzahlen ab der Zahl 21 auf zwei formal unterschiedliche, aber bedeutungsgleiche Weisen miteinander verbunden werden, nämlich entweder nach dem Muster viginti unu(m) oder nach dem Muster unus et viginti. Das Französische hat sich konformistisch für das erstere entschieden und letzteres vollständig fallen lassen. Vollständig? Bei den Zahlen 21, 31. 41, 51 und 61 hat sich ein neuer Konformismus ergeben, der die Wortfolge des zweiten lateinische Modells umdreht, nämlich unu(m) et viginti -> vingt-et-un.

    Bild: französisches Konformismusschaf Die lateinische Gewohnheit, die beiden letzten Zahlen einer Zehnerreihe (-8 und -9) als Abzug von der nächsten Zehnerzahl darzustellen, wurde im Französischen von 18 ab konformistisch ersetzt durch Weiterzählen bis 9. Dadurch ergaben sich für die Zahlen 21 - 69 regelmäßige Einerreihen folgender Art:

  • lat. viginti unu(m) -> frz. vingt-et-un (hierzu siehe oben)
  • lat. viginti duos -> frz. vingt-deux
  • lat. viginti tres -> frz. vingt-trois
  • lat. viginti quattuor -> frz. vingt-quatre
  • lat. viginti quinque -> frz. vingt-cinq
  • lat. viginti sex -> frz. vingt-six
  • lat. viginti septem -> frz. vingt-sept
  • lat. duodetriginta -> frz. vingt-huit
  • lat. undetriginta -> frz. vingt-neuf
  • Bild: französischer Dino Dieses wunderbar durchgängige System wird im Französischen gleich durch mehrere sprachliche Saurierhinterlassenschaften gestört, nämlich:

    Bild: kleiner französischer Dino Die Zahlen 11 - 19 folgen unterschiedlichen Modellen. 11 - 16 scheren aus, indem sie die alten lateinischen Ein-Wort-Zahlen undecim -> onze, duodecim -> douze, tredecim -> treize, quattuordecim -> quatorze, quindecim -> quinze und sedecim ->seize übernehmen, die auch im Latein schon Saurier waren. Nur die lateinischen Saurier septendecim (17), duodeviginti (18) und undeviginti (19) werden dem Konformismus des neuen Zahlensystems geopfert und durch dix-sept, dix-huit bzw. dix-neuf ersetzt.

    Bild: kleiner französischer Dino Die Zahlen 70 - 99 folgen einem alten keltischen 20er-System, verwenden innerhalb dessen allerdings einerseits die obigen lateinischen Saurier für die Zahlen 71 - 76 (soixante-et-onze usw.) und 91 - 96 (quatre-vingt-onze usw.) und andererseits die konformistischen französischen Zahlen für 77 - 79 (soixante-dix-sept usw.) und 97 - 99 (quatre-vingt-dix-sept usw.).

    Siehe auch Linguisaurus numerix.

    Bild: französisches Konformismusschaf Bei den 100er-Zahlen wurde das synthetische lateinische System, das jede dieser Zahlen durch ein einiges Wort ausdrückte (centum, ducentos, trecentos usw.), vollständig durch ein konformistisches analytisches System abgelöst, das jeden mehrfachen Hunderter mit Hilfe eines vorangestellten Multiplikationsfaktors ausdrückt (cent, deux cent[s], trois cent[s] usw.).

    Bild: französisches Konformismusschaf Die ebenfalls einheitlich analytisch ausgedrückten 1000er-Zahlen des Französischen (mille, deux mille, trois mille usw.) kommen nicht von einem französischen Konformismus, sondern sind das treue Abbild des alten, bereits seinerseits konformistischen lateinischen Systems.

    Bild: kleiner französischer Dino In der nicht von der Einzahl unterscheidbaren Mehrzahlform von mille kann man sogar ein Werk von Linguisaurus numerix sehen.

    Bild: französisches Konformismusschaf Millionen, Milliarden und mehr werden im modernen Französisch konsequent konformistisch durch Ableitungen von mille mit Hilfe der vergrößernden Wortbildungssuffixe -on und -ard ausgedrückt, z.B. million, milliard. Dennoch liegt hier kein original französischer Konformismus vor, sondern ein importierter italienischer. Die Italiener haben das Bankwesen erfunden und sich die dazu benötigten großen Zahlen geschaffen. Andere Völker - so auch die Franzosen - haben das einfach übernommen. (Hier kann man genüsslich diskutieren, ob die Italiener somit an der 2008er Banken- und Wirtschaftskrise schuld sind. Hätten sie damals nicht ...) Der schlagende Beweis der italienischen Herkunft der Millionen usw. liegt übrigens im Ableitungssuffix. Im Französischen ist -on normalerweise ein Verkleinerungssuffix (französische Tierkinder heißen typischerweise aiglon, caneton, oisillon usw.), während das italienische -one vergrößert (wie in millione, omone, risatone).

    Falls Ihnen Fragen, Anregungen oder Berichtigungen auf dem Herzen liegen, schreiben Sie uns bitte! Vielen Dank im Voraus!

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    Bild: französisches Schaf

     Ordinalzahlen

    Bild: französisches Konformismusschaf Bei den französischen Ordinalzahlen hat sich - außer bei der Zahl 1 - ein völlig konformistisches System gebildet, das die Ordnungszahl mit Hilfe des Suffixes -ième (von lateinisch -esimu(m)) aus der Grundzahl ableitet. Hierfür standen wohl die lateinischen 10er und 100er Ordnungszahlen Pate (z.B. vicesimu(m), tricesimu(m), quadragesimu(m), centesimu(m) usw.

    Bild: kleiner französischer Dino Zum Verbleib der alten lateinischen Ordnungszahlen siehe Linguisaurus numerix.

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    Bild: französisches Schaf

     Unbestimmte Zahlwörter

    Bild: französisches Konformismusschaf Manche unbestimmten Zahlwörter des Französischen wurden im Lauf der Geschichte durch andere Wortarten ersetzt, an die die zu bemessende Menge mit der Präposition de angehängt wurde. Das daraus entstandene, bei aller Diversität konformistische Modell wird auch heute noch reichlich angewandt. Beispiele:

  • beaucoup de (viel)
  • peu de (wenig)
  • (un grand) nombre de (eine große Anzahl)
  • une (grande) quantité de (eine große Menge)
  • un tas de (ein Haufen)
  • autant de (genauso viel)
  • plus de (mehr)
  • moins de (weniger)
  • Das Modell kam im Mittelalter vor allem durch seine Anwendung auf Verneinungen zu großer Blüte und Vielfalt, denn für jede Menge wurde ein möglichst gut passendes Substantiv verwendet. Näheres siehe Verneinung.

    Bild: kein französisches Konformismusschaf Nur wenige unbestimmte Zahlwörter konnten sich dem allgemeinen Konformismusduck entziehen und werden weiterhin wie attributive Adjektive verwendet. Beispiele:

  • aucun (keiner)
  • maint (mancher)
  • quelque (mancher, einige)
  • Bild: kleiner französischer Dino Das Wort plusieurs (mehrere) gehört zwar auch hierher, aber es kommt nur in der Mehrzahl vor und ist wegen der geschlechtsneutralen Endung (scheinbar) ein Fall für Linguisaurus feminix.

    Bild: kein französisches Konformismusschaf Der heute von allen Französischlernenden gefürchtete, weil „unregelmäßige” Ausdruck bien des (viele) bereitet nur deswegen Schwierigkeiten, weil er bedeutungsmäßig in die Nähe der Mengenangaben gerutscht ist, obwohl er nur ein Beispiel für die Verwendung von Adverbien (Umstandswörtern) ist. Formal gehört er immer noch zu letzteren. Der auf bien folgende Teilungsartikel des hängt überhaupt nicht von dem Adverb ab und steht daher in voller Schönheit und Größe da. Man vergleiche:

  • Il y a des gens qui ...
  • Il y a actuellement des gens qui ...
  • Il y a naturellement des gens qui ...
  • Il y a peut-être des gens qui ...
  • Il y a bien des gens qui ...
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    Bild: französisches Schaf

     Pronomina
    (Fürwörter)

    Sagen wir es gleich zu Beginn: Nicht alles, was wir Deutschen als Fürwörter bezeichnen, wird von den Franzosen heute so bezeichnet. Im Gegensatz zur deutschen Grammatik hat sich die französische bereits stark von der lateinischen abgenabelt - und das trotz des romanischen Charakters dieser Sprache. Viele Fürwörter werden von den in Frankreich entstandenen Grammatiken heute zwar als Adjektive besonderer Art, aber eben als Adjektive bezeichnet - was ihrer Stellung im Satz durchaus entspricht.

    Bild: französisches Konformismusschaf Bei den Personalpronomina (persönlichen Fürwörtern) ist vor allem ihr verändertes Rollenverständnis zu vermelden. Im Latein nur zur Betonung der Person gedacht, wurden sie im Französischen zur allgemeinen Personenunterscheidung bei Zeitwörtern und dem schleichenden Umbau des Verbalsystems von einem endungsbestimmten zu einem präfixbestimmten instrumentalisiert. Näheres siehe bei Verben.

    Bild: französisches Konformismusschaf Die „freigewordene” Funktion der Betonung der Person musste daher von besonders betonten und möglichst auch formal zu unterscheidenden Personalpronomina übernommen werden. So kam es zur Entstehung von moi, toi, lui und eux. Nur elle, nous, vous und elles blieben lautgleich mit ihren unbetonten Formen.

    Bild: französisches Konformismusschaf Ein „heftiger” Sonderfall ist das Pronomen leur, denn einerseits hat es sich für die 3. Person Plural konformistisch ausgebreitet über die Personalpronomina (persönlichen Fürwörtern) und die Possessivpronomina (besitzanzeigenden Fürwörter), aber andererseits ist es ein echter Saurier, für den Linguisaurus declinix verantwortlich zeichnet.

    Bild: französisches Konformismusschaf Bei den Relativpronomina (bezüglichen Fürwörtern) hat ständiger Konformismusdruck dazu geführt, dass das eigentlich örtliche Fragewort - das von französischen Grammatiken bereits als Relativpronomen geführt wird - immer mehr Funktionen des Relativpronomens qui übernimmt. Derzeit sind hauptsächlich präpositionale Verbindungen betroffen, doch zeichnet sich am Horizont, wenn auch noch schwach, das Bild einer zukünftigen französischen Sprache ab, in der es nur noch ein einziges Relativpronomen gibt, nämlich . Qui vivra verra...

    Bild: kleiner französischer Dino Ansonsten ist von den Relativpronomina vor allem „Saurisches” zu berichten. Siehe hierzu Linguisaurus declinix.

    Falls Ihnen Fragen, Anregungen oder Berichtigungen auf dem Herzen liegen, schreiben Sie uns bitte! Vielen Dank im Voraus!

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    Bild: französisches Schaf

     Substantive
    (Ding-, Hauptwörter)

    Zwischen Substantiven und Adjektiven gibt es im Französischen viele Gemeinsamkeiten. Sogar das Nebeneinander männlicher und weiblicher Formen kommt bei beiden vor, wenn es auch bei Adjektiven häufiger ist.

    Bild: französisches Konformismusschaf Trotz aller Anstrengungen von Linguisaurus declinix hat sich im modernen Französisch ein konformistisches Deklinationssystem durchgesetzt. In Einzahl und Mehrzahl haben nur die Formen des altfranzösischen casus obliquus überlebt (der alle lateinischen Fälle außer dem Nominativ ersetzt hatte), so dass bei den meisten Hauptwörtern die Deklination sich auf die Unterscheidung von Einzahl und Mehrzahl (letztere mit -s oder - viel seltener - mit -x) beschränkte. Zwischen Nominativ und Akkusativ wurde fortan formal überhaupt nicht mehr unterschieden, und die anderen Fälle wurden durch Präpositionen (Vorwörter, hauptsächlich de und à) ausgedrückt. Die weiter bestehenden „Ausnahmen”, die den Plural auf -x bilden, wurden von uns als Missetaten des Linguisaurus orthographix entlarvt.

    Bild: kein französisches Konformismusschaf Im Rahmen der Gleichberechtigungsdebatte kam der Gedanke auf, dass man auch für Berufe, zu deren männlicher Bezeichnung es aus historischen Gründen kein weibliches Gegenstück gab, ein solches Gegenstück erfinden müsse. Es kam so zu sprachgeschichtlich nicht nachzuvollziehenden Neubildungen wie auteure (Autorin). Daraus hätte sich ein neuer Konformismus entwickeln können. Doch inzwischen hat sich die Gleichberechtigungsdebatte um 180° gedreht, und die FrauenrechtlerInnen verfechten nun die entgegengesetzte Strategie, dass nämlich auch für Frauen die männlichen Berufsbezeichnungen genommen werden sollen, da die weibliche Bezeichnung einer Geringschätzung Vorschub leisten könnte. Vor allem könnte wie bei der vieldiskutierten boulangère der Gedanke aufkommen, es handle sich nicht um eine diesen Beruf ausübende, also qualifizierte Frau, sondern um die Ehefrau des eigentlichen Profis! Dies ist der offizielle Stand der sprachlichen Dinge. Aber wer weiß, wie lange! Näheres siehe Linguisaurus feminix.

    Bild: kleines französisches Konformismusschaf Bild: kleiner französischer Dino Soll man in den verbleibenden Resten weiblicher Berufsbezeichnungen einen andauernden Konformismus oder die Spur eines bisher nicht identifizierten Gegenspielers des Linguisaurus feminix - also eines ominösen Linguisaurus femivax - sehen? Jedenfalls wurden gewisse weibliche Berufsbezeichnungen (immer noch) nicht ausgerottet. Vielleicht wirkt hier einfach die sprachliche Beharrungskraft des häufigen Gebrauchs. Beispiele:

  • assistante (de toutes sortes), avocate, intervenante
  • caissière, conseillère, infirmière
  • coiffeuse, danseuse, repasseuse, serveuse
  • doctoresse, maîtresse
  • actrice, ambassadrice, animatrice, canatrice, impératrice, institutrice, nourrice, opératrice
  • ophtalmologue, pédiâtre
  • Vergessen wir nicht die heutige Volkssprache mit Beispielen wie la prof, la putain.
  • Bei allem Verständnis für die hier oft aufgeworfenen sozialen Fragen sollte man m.E. unterscheiden zwischen der notwendigen politischen Korrektheit einer Stellenanzeige und den praktischen Bedürfnissen des Alltags. Es ist einfach schneller und bequemer, wenn man in einem Gespräche mit einem einzigen Wort sagen kann, dass das Kind von einer Lehrerin - und nicht von einem Lehrer - unterrichtet wird oder dass man sich lieber einer Ärztin als einem Arzt anvertraut hat. Deshalb werden viele weibliche Berufsbezeichnungen wohl noch lange in Mündern und Ohren sein.

    Bild: kein französisches Konformismusschaf Bei den Bezeichnungen männlicher und weiblicher Tiere konnte sich kein konformistisches System zur Ableitung des einen aus dem andern durchsetzen. Die wenigen existierenden Ableitungsbeispiele (bei denen die Ableitung teils schon im Latein, teils erst im Französischen stattfand), sind bisher unter sich geblieben. Beispiele:

  • chat -> chatte
  • chien -> chienne
  • loup -> louve
  • Der einzige wirklich weit verbreitete Konformismus auf diesem Gebiet ist der Zusatz mâle bzw. femelle bei Tieren, von denen keine geschlechtsspezifischen Bezeichnungen existieren oder von denen einem gerade keine einfällt. Dabei kann es zu kuriosen Zusammenstößen zwischen grammatischem und natürlichem Geschlecht kommen. Beispiele:

  • une souris mâle -> une souris femelle
  • un rossignol mâle -> un rossignol femelle
  • Bild: kleiner französischer Dino Bei Wild und den meisten Nutztieren gibt es althergebrachte, meist nicht voneinander herleitbare Bezeichnungen für das männliche, das weibliche und oft auch für das junge Tier (manchmal gestaffelt nach Alter), dazu oft eine weitere Bezeichnung für das Tier als menschliche Nahrung. Doch dies ist ein Fall für Linguisaurus musaeix.

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    Bild: französisches Schaf

     Verben
    (Tun-, Zeitwörter)

    Bild: französisches Konformismusschaf Ein gewaltiger Konformismusdruck hat es so weit gebracht, dass das französische Konjugationsmodell in weiten Teilen von einem endungsbestimmten zu einem präfixbestimmten umgebaut wurde. Am weitesten ging diese sprachliche Revolution in der gesprochenen Alltagssprache. Man vergleiche:

    Gegenwart

    Vergangenheit

    Schrift

    Aussprache

    Schrift

    Aussprache

    je travaille

    tu travailles

    il travaille

    on travaille

    vous travaillez

    ils travaillent

    je travaille

    tu travaille

    il travaille

    on travaille

    vous travaillez

    ils travaille

    je travaillais

    tu travaillais

    il travaillait

    on travaillait

    vous travailliez

    ils travaillaient

    je travaillai

    tu travaillai

    il travaillai

    on travaillai

    vous travailliez

    ils travaillai

    In Gegenwart, Vergangenheit und Konditional der regelmäßigen Vollverben ist nur die 2. Person Plural noch durch ihre Endung bestimmt, während in allen anderen Personen die Endung lediglich die Zeit unterscheidet. Zugegeben, im Futur, bei den Hilfsverben avoir und être sowie bei einigen unregelmäßigen Verben ist die Lage (derzeit noch) etwas komplexer. Doch hat sich der Trend bereits so weit durchgesetzt, dass im Französischen das Personalpronomen unverzichtbarer Teil der personenbezogenen Formen des Verbs geworden ist - im Gegensatz zu anderen romanischen Sprachen.

    Bild: französisches Konformismusschaf Im Latein endeten die Partizipien (Mittelwörter) der Gegenwart je nach Konjugationstyp auf -ante(m), -ente(m), -iente(m) oder (ausnahmsweise) -unte(m). Unter dem herrschenden Konformismusdruck wurde daraus im Französischen eine einheitliche Endung -ant. Beispiele:

  • lateinisch amante(m) -> französisch aimant>
  • lateinisch volente(m) -> französisch voulant>
  • lateinisch dormiente(m) -> französisch dormant>
  • Bild: französisches Konformismusschaf Einige wenige vom Lateinischen übernommene Adjektive, die formal wie Partizipien (Mittelwörter) der Gegenwart aussehen, haben sich im Französischen der Anpassung ihrer Endung -ent an das grassierende -ant widersetzt. Beispiele:

  • lateinisch frequente(m) -> französisch fréquent
  • lateinisch vehemente(m) -> französisch véhément
  • lateinisch virulente(m) -> französisch virulent
  • Bild: französisches Konformismusschaf Vergessen wir hier nicht einen wichtigen Konformismus: Alle französischen Präsenspartizipien sind absolut undeklinierbar, anders als die von Präsenspartizipien abgeleiteten Adjektive (und im Unterschied zum lockerer damit verfahrenden Italienischen). Dasselbe Wort kann dabei fallweise als Partizip oder als Adjektiv auftreten.

    Beispiele für Partizipien:

  • Les livres intéressant ma femme sont souvent épais.
  • Les livres apartenant à ma femme sont souvent épais.
  • J'aime les livres parlant de choses sérieuses.
  • Dagegen Adjektive:

  • Les livres intéressants ne sont pas rares.
  • J'ai vu des robes intéressantes.
  • Voilà une femme intéressante !
  • Eselsbrücke: Ein Präsenspartizip tritt in der Regel in Verbindung mit einem Objekt auf, ein Adjektiv nie.

    Falls Ihnen Fragen, Anregungen oder Berichtigungen auf dem Herzen liegen, schreiben Sie uns bitte! Vielen Dank im Voraus!

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    Bild: französisches Schaf

     Negation
    (Verneinung)

    Bild: französisches Konformismusschaf Alle französischen Verneinungen bestehen heute aus der Kombination der eigentlichen Negation ne (des lateinischen non) mit einem positiven Wort, das allmählich die negative Bedeutung des ne auf sich selbst zog und schließlich auch ohne ne als Verneinung benutzt wurde. Im Mittelalter gab es eine offene Liste solcher „Verneinungsverstärker”. Heute sind davon nur noch die allgemeinen pas (Schritt) und rien (Sache), die literarischen oder regionalen point (Punkt), mot (Wort) und goutte (Tropfen) sowie das attributive aucun (irgendein) in Gebrauch.

    Später ging diese Übertragung der negativen Bedeutung noch weiter. Ausgehend von ne ... pas du tout (als Ersatz für das nur noch regionale oder literarische ne ... point) erfasste sie auch das alleinstehende du tout (überhaupt nicht).

    Bild: kleiner französischer Dino Zu der kuriosen Wortform rien siehe Linguisaurus declinix.

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    Bild: französisches Schaf

     Syntax
    (Satzbau)

    Bild: französisches Konformismusschaf Die Folgen des Zusammenbruchs des alten Deklinationssystems (siehe Substantive) waren dramatisch. Das lateinische System mit seinen sechs Fällen ermöglichte eine sehr freie Satzstellung, da über die Deklinationsform jedes einzelnen Wortes dessen Funktion im Satz immer klar war (jedenfalls den Römern; bei heutigen Lateinschülern liegt die Sache etwas anders). Schon das altfranzösische Zwei-Fälle-System brachte da Probleme mit sich, die nur durch einen gewissen Konformismus der Wortstellung im Satz zu überwinden waren. Den Wegfall der Unterscheidung zwischen Nominativ (Wer-Fall) und Akkusativ (Wen-Fall) glaubten die französischen Grammatiker dann nur durch Festlegung strikter Satzstellungsregeln kompensieren zu können.

    Randbemerkung: Verwandte Sprachen, die vor einem ähnlichen Problem standen (z.B. das Italienische), haben hier flexiblere Lösungen gefunden. Aber diese widersprachen wohl dem cartesianischen Geist der französischen Gelehrten.

    Auf jeden Fall kam es in Frankreich zu der unter Französischlernenden berühmt-berüchtigten SPO-Regel (das hat nichts mit der SPÖ zu tun, sondern heißt Subjekt-Prädikat-Objekt-Regel) und den mannigfachen Klimmzügen, die man heute machen muss, um Sonderfälle wie Fragen oder freie direkte Rede in dieses Korsett zu pressen. Beispiele:

  • Pourquoi cet appareil ne le donne-tu pas à réparer ?
  • Cet appareil pourquoi ne fonctionne-t-il pas ?
  • Cet appareil fonctionne-t-il ?
  • Où ton ami a-t-il trouvé cet appareil ?
  • De quoi les enfants ont-il le plus peur ?
  • Bild: französisches Konformismusschaf In der Alltagssprache haben die Franzosen ein (auch wieder konformistisches) Allheilmittel gegen diese Komplikationen gefunden, nämlich die Fragewörter esque, quesque und ouesque, die der Legende nach ein ausländischer Student vergeblich im Wörterbuch suchte, obwohl er sie ständig auf der Straße und in der Uni hörte. Beispiele:

  • Pourquoi est-ce que tu ne donne pas cet appareil à réparer ?
  • Est-ce que cet appareil ne fonctionne pas ?
  • Qu'est-ce que ta copine fait ce soir ?
  • Où est-ce que ton copain a trouvé cet appareil ?
  • Bild: französisches Konformismusschaf Bei der Betonung einzelner Satzglieder spielt neben dem Untergang des alten Deklinationssystems der Wegfall des Wortakzents im Französischen eine Rolle. Dadurch ist man heute gezwungen, Dinge formal auszudrücken, für die zuvor eine verstärkte oder besondere Betonung bestimmter Wörter reichte. Man muss also einem neuen Konformismus - oder Formalismus - huldigen. Zur Erleichterung Aller werden auch hier die ominösen Fragewörter im Stil von esque gern benutzt. Beispiele:

  • Cet appareil, à qui ton ami l'a-t-il donné ?
  • Est-ce que c'est toi qui lui as donné cet appareil ?
  • Est-ce que c'est à lui que tu as donné cet appareil ?
  • Est-ce que c'est cet appareil que tu lui as donné ?
  • Bild: französisches Konformismusschaf Eine angeblich der clarté de la langue française dienende Regel tut sehr vielen heutigen Franzosen ziemlich weh. Beziehungsweise nicht, denn sie ignorieren sie einfach. Es geht um den sakrosankten accord du participe passé. Die Regel hört sich zunächst einmal (relativ) einfach an:

    1. Als Attribut (Beifügung) richtet sich das Perfektpartizip in Geschlecht und Zahl nach dem Wort, dem es beigefügt wurde. Beispiele: le livre publié, les livres publiés, la robe achetée ce matin, les robes achetées ce matin.
    2. Als Attribut (Beifügung) richtet sich das Perfektpartizip in Geschlecht und Zahl nach dem Wort, dem es beigefügt wurde. Beispiele: le livre publié, les livres publiés, la robe achetée ce matin, les robes achetées ce matin.
    3. Als Prädikatsnomen (Satzaussage) richtet sich das Perfektpartizip in Geschlecht und Zahl nach dem Subjekt (Satzgegenstand). Beispiele: La robe est déchirée, les robes sont déchirées.
    4. Auch als Teil eines im Passiv konjugierten Verbs (mit Hilfszeitwort être) richtet sich das Perfektpartizip in Geschlecht und Zahl nach dem Subjekt. Beispiele: Le vase a été cassé, les vases ont été cassés, la robe a été déchirée, les robes ont été déchirées.
    5. Aber als Teil eines reflexiven Verbs (auch mit Hilfszeitwort être) richtet sich das Perfektpartizip in Geschlecht und Zahl nach dem vorausgehenden Objekt. Gibt es kein solches Objekt, bleibt das Partizip unverändert in der männlichen Einzahlform. Beispiele: La robe que je me suis achetée hier a été déchirée, les robes que je me suis achetées hier ont été déchirées.
    6. Auch als Teil eines mit dem Hilfszeitwort avoir konjugierten Verbs richtet sich das Perfektpartizip in Geschlecht und Zahl nach dem vorausgehenden Objekt. Gibt es kein solches Objekt, bleibt das Partizip unverändert in der männlichen Einzahlform. Beispiele: La robe que j'ai achetée hier a été déchirée, les robes que j'ai achetées hier ont été déchirées.
    7. Trifft keiner der genannten Fälle zu, bleibt das Partizip unverändert in der männlichen Einzahlform. Beispiele: J'ai acheté une robe, j'ai acheté deux robes.

    Das scheint erlernbar, bringt aber gewichtige Probleme mit sich:

    1. Bei den weitaus meisten französischen Verben, allen voran diejenigen der meistverwendeten Konjugation auf -er, hört man keinen Unterschied zwischen einem Partizip Perfekt in der Einzahl oder der Mehrzahl, in der männlichen oder der weiblichen Form. Nur wer viel und aufmerksam liest, bemerkt überhaupt den accord du participe passé und hat eine Chance, sich die Formen und Regeln ins Hirn und die Sprechwerkzeuge zu meißeln.
    2. Wer weiß heute noch, was ein Partizip ist? Ein Subjekt? Ein Objekt? Ein Akkusativ? Ein Hilfszeitwort? Ein Prädikatsnomen? Außer Ihnen natürlich? (Für den deutschsprechenden Leser bleibe ich bei den gewohnten lateinisch-deutschen Ausdrücken, denn die französischen sind für uns Nichtfranzosen noch gewöhnungsbedürftiger.) Die Erfahrung zeigt, dass dieses Wissen immer weniger verbreitet ist, trotz Schulpflicht, Pisa und so weiter.

    Das Ergebnis hört man täglich: Immer weniger Franzosen scheren sich einen Dreck um diese Grammatikgeschichten. Der accord du participe passé ist dabei, zum sprachlichen Saurier zu mutieren. Bitte (noch) nicht nachmachen!

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    Gerhard Rohlfs, Vom Vulgärlatein zum Altfranzösischen

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    K. Voretsch und G. Rohlfs, Einführung in das Studium der altfranzösischen Sprache

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    Larousse, Nouveau dictionnaire étymologique

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    Letzte Aktualisierung: 04.04.16