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Diese Seite stellt diejenigen unter meinen Büchern vor, die in Europa zur französischsprachigen Literatur gehören. Für die Einordnung spielt hier also weniger die politische Zugehörigkeit als die verwendete Sprache eine Rolle, wie fragwürdig diese Vorgehensweise auch sein mag.
Für außereuropäische französischsprachige Literaturen gibt es eigene Seiten, da sie kulturell und sprachlich eigene Wege gehen. Siehe hierzu Meine persönliche Bibliothek.
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Boissard, Janine
Janine Boissard ist 1937 in Paris geboren und hat eine große Anzahl von Romanen sowie einige Fernseh- und Kinodrehbücher geschrieben.
Mehr Info zur Autorin bietet die frz. Wikipédia unter Janine Boissard
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Janine Boissard, Allez, France !
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Roman, gelesen auf Französisch. Deutscher Titel: Meines Wissens gibt es (noch) keine deutsche Übersetzung dieses Romans.
Dieser aus einer Reihe von Episoden aus dem Leben der kleinen France bestehende Roman ist eine Art modernes weibliches Gegenstück zu René Goscinnys Erzählungen vom kleinen Nick (Le petit Nicolas). Während der kleine Nick in einer noch einigermaßen heilen, sehr französischen Welt auf dem Land lebte, schlägt sich France mit ihren Klassenkameraden in einer großstädtischen Welt durchs Leben, in der viele Kinder in zerrütteten Elternhäusern leben, mal nur einen einzigen Elternteil (enfants monoprentaux), mal zwei einander bekriegende gleichgeschlechtliche, mal drei verschiedengeschlechtliche (Dreiecksverhältnis) Elternteile haben oder auch einen islamischen Vater mit bis zu drei Ehefrauen haben, ständig vor lüsternen Männern (prédateurs = Raubtiere) gewarnt werden, in ausufernden Patchwork-Familien (familles recomposées) hin- und hergeschoben werden, von den Lehrern zur Rettung der Welt gegen den Willen der Eltern aufgerufen werden (sauver la planète) und vieles mehr.
Auch France selbst lebt bei einer alleinerziehenden Mutter, die sich gerade frisch verliebt, aber France und einige Klassenkameraden schlagen den neuen Liebhaber erst mal in die Flucht. France würde gerne mit ihren beiden Eltern unter einem Dach wohnen, aber da stört natürlich die neue Frau des Vater (l'autre traînée = diese Schlampe) und vor allem der aus dieser Verbindung hervorgegangene Halbbruder (ce bâtard = dieser Bastard)
Sprachlich hat die Autorin nach ihren eigenen Worten viel von ihren eigenen Enkeln gelernt. Weg ist die naive Kindersprache des kleinen Nick, an deren Stelle der zwischen Kindlichkeit und brutaler Derbheit schwankende großstädtische Schülerjargon getreten ist.
Fazit: Hart am modernen Familien- und Schulchaos entlanggehender Roman, der sich trotz aller Widrigkeiten eine gewisse Unberührtheit bewahrt, was vor allem daran liegt, dass die ganze Erzählung der netten kleinen France in den Mund gelegt werden.
Titel: Janine Boissard hätte der Versuchung erliegen können, ihr Buch La petite France zu nennen, um den Vergleich mit Le petit Nicolas extra herauszufordern. Aber abgesehen von der Titelschutzproblematik hätte dieser Titel bei Buchinteressenten falsche Assoziationen hervorgerufen, da La Petite France ein bekanntes Stadtviertel von Straßburg ist. Ein anderer Mädchenname wäre also nötig gewesen. Über die Gründe, warum es unbedingt France sein musste, kann man nur spekulieren. Eine Assoziation stellt sich aber spontan ein: Der Titel Allez, France ! (Auf geht's, France!) liegt auf der gleichen Schiene wie der vom Fußball bekannte Ruf Allez, les bleus ! (Auf geht's, ihr Blauen!), mit dem die französischen Fans ihre - gewöhnlich in blauem Trikot spielende - Nationalmannschaft anfeuern.
[hrh 09.12.11]
Clavel, Bernard
Bernard Clavel (1923 - 2010) stammte aus einfachen Verhältnissen, genoss nur eine kurze Schulzeit, schlug sich zunächst mit Gelegenheitsarbeiten aller Art durch und fing schließlich an zu schreiben und zu malen. Literaturgeschichtlich bedeutsam war er dadurch, dass er den roman du terroir auf ein literarisches Niveau brachte.
Mehr zum Autor bringt die französische Wikipedia unter Bernard Clavel.
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Bernard Clavel, Malataverne
Erzählung, gelesen auf Französisch. Deutscher Titel: Malataverne.
In einem Dorf in der Gegend von Lyon, über dem das verfallene Gehöft Malataverne (Üble Taverne) wie eine Drohung emporragt, leben drei junge Burschen, Christophe, Serge und Robert. Eines Tages kommen sie auf die Idee, einen Raubzug auf das Käselager eines der weit verstreut in der Hügellandschaft um das Dorf herum liegenden Gehöfte zu unternehmen. Der Coup gelingt, wenn man davon absieht, dass ihm eine Kuh des bestohlenen Bauern aus Versehen zum Opfer fällt, was allerdings die ganze Bauernschaft der Gegend alarmiert. Des ungeachtet macht der Rädelsführer Christophe große Pläne für die nahe Zukunft. Der nächste Einbruch soll eine alleinlebende alte Bäuerin um ihr Geld bringen. Ziel ist es, genug Geld für den Kauf von drei Motorrädern zusammen zu bekommen, um bei weiteren Raubzügen mobiler zu sein. Christophe lässt auch durchblicken, dass er in der Wahl seiner Mittel nicht zimperlich zu sein vorhat und den Tod eines menschlichen Opfers in Kauf zu nehmen bereit ist.
Als Robert dies erkennt, bekommt er Gewissensbisse und vertraut nach langem Zögern sein Schwanken zwischen Schadensbegrenzung und Loyalität gegenüber seinen Freunden seiner liebsten Freundin an. Gemeinsam beschließen sie, das Schlimmste zu verhindern. Die Zeit drängt, denn noch in dieser Nacht wollen Christophe und Serge bei der alten Bäuerin einbrechen und haben bereits deren Hund getötet, um nicht durch dessen Gebell verraten zu werden. Mitten in der Nacht brechen Robert und seine Freundin auf zu dem Gehöft, wo der Einruch stattfinden soll, und es entspinnt sich ein verzweifelter Kampf gegen die Zeit, mit ungewissem Ausgang...
Fazit: Die dörfliche Intrige ist spannend geschrieben und könnte einfach ein Jugendbuch abgeben, doch Clavel will mehr. Er verbindet die Handlung mit einer genauen Beobachtung der Menschen und der Natur und nutzt jede Bewegung der Menschen, der Sonne, des Mondes, der Sterne, der Nebel, der Bäume und Büsche zur Beschreibung immer neuer Perspektiven. Damit hebt er die Erzählung auf ein ganz anderes literarisches Niveau. Lesenswert!
[hrh 13.05.15]
Diwo, Jean
Jean Diwo (1914 - 2011) war zunächst Journalist und begann erst später damit, Romane zu schreiben. Er gilt in Frankreich heute als einer der Meister des historischen Romans.
Mehr zum Autor bringt die französische Wikipedia unter Jean Diwo.
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Jean Diwo, La Fontainière du Roy
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Roman, gelesen auf Französisch. Deutscher Titel: Meines Wissens gibt es (noch) keine deutsche Übersetzung dieses Romans.
Anhand des Schicksals der jungen Clémence de Francine, Tochter des Wasserbauers, der für die gesamten Kanal- und Springbrunnenanlagen des Schlossparks von Versailles verantwortlich ist, zeichnet Diwo ein beeindruckendes Bild vom Leben am Hof des absolutesten aller Könige samt seinen vielfältigen Familien- und Liebesgeschichten und gibt einen tiefen Einblick in die Entstehungsgeschichte des Schlosses von Versailles und seiner Parkanlagen. Zugleich ist es der Lebensroman einer jungen Frau, die aus einer italienischen Einwandererfamilie stammt und nach und nach in das höfische Leben hineinwächst, mit allen guten und schlechten Folgen, die sich daraus für sie ergeben.
Diwos Roman berichtet völlig unaufgeregt über eine Zeit, in der die Willkür des Königs das Maß aller Dinge war, keine schöne Frau dem sexuellen Anspruch Ludwigs XIV. entkommen konnte und der Adel zu einem hündisch ergebenen Klüngel von Schmarotzern verkommen war. Beeindruckend ist auch, wieviele berühmte Geister ständig wie Satelliten um den König schwirrten: Boileau, La Fontaine, Molière, Racine usw., jeder mit einem anderen Grad der Abhängigkeit. Und nicht jeder schaffte es wie Molière, sich bei aller Dienstbarkeit eine gewisse persönliche Unabhängigkeit zu bewahren. Wes Brot ich esse, des Lied ich singe...
Titel: Clémence de Francine nutzt in ihrer Jugend ausgiebig die Park- und Brunnenanlagen des ständig in Umbau begriffenen Schlosses von Versailles als ihren persönlichen Abenteuerspielplatz und hilft ihrem Vater oft bei der Inbetriebnahme der Springbrunnen. Das bringt ihr den eher scherzhaft gemeinten Titel der fontainière (Springbrunnenbauerin), während ihr Vater ganz offiziell den Titel fontainier du Roy (Springbrunnenbauer) trägt.
Fazit: Wer auf angenehme Weise mehr über die Regierungszeit Ludwigs XIV. erfahren will, sollte diesen Roman unbedingt lesen. Einziger Wehmutstropfen: Französisch muss man können...
[hrh Januar 2010]
Jean Diwo, Au temps où la Joconde parlait
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Roman, gelesen auf Französisch. Deutscher Titel: Meines Wissens gibt es (noch) keine deutsche Übersetzung dieses Romans.
Zum Autor siehe oben.
Auf einen einzigen Satz zusammengedrängt, erzählt dieser Roman anhand vieler Einzelschicksale, wie die italienische Malerei im 16. Jahrhundert durch die abenteuerlich verlaufene Übernahme flämischer Farbtechniken zu einer neuen Blüte gelangt. Was Inhalt einer strohtrockenen historischen Abhandlung sein könnte, bringt Diwo wie einen spannenden Kunstthriller, in dem man am Leben und Schaffen vieler damaliger Künstler hautnah teilnimmt.
Der Titel ist natürlich eine Anspielung auf das Bild der Mona Lisa (die im Französischen oft la Joconde genannt wird).
Fazit: Ich habe das Buch in kürzester Zeit verschlungen, weil ich einfach mit dem Lesen nicht aufhören konnte, und denke, so kann es auch anderen Lesern gehen. Einziger Wehmutstropfen: Französisch muss man können...
[hrh Januar 2010]
Foenkinos, David
Der französische Romanschriftsteller und Drehbuchautor David Foenkinos ist 1974 geboren und ist bekannt für seine Fähigkeit zum Spintisieren und seinen oft etwas schrägen Humor.
Mehr Info zum Autor bieten die dt. Wikipedia unter David Foenkinos sowie ein wenig ausführlicher die frz. Wikipédia, ebenfalls unter David Foenkinos.
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David Foenkinos, Nathalie küsst
Roman, gelesen auf Französisch. Originaltitel: La délicatesse (Die Empfindsamkeit oder Das Feingefühl).
Die Geschichte ist schnell erzählt: Die junge Nathalie schwelgt so sehr im Glück, dass es ihr schon unheimlich wird. Sie ist glücklich verheiratet und hat einen Bombenjob als eine Art leitende Angestellte in einer schwedischen Firma in Frankreich. Und wirklich: Ihr Ehemann geht eines Tages zum Joggen und kommt nicht wieder, denn er wurde von einem Auto überfahren und getötet. Alles bricht für Nathalie zusammen, und sie lebt nur noch für ihre Arbeit. Doch bald muss sie sich der ausdauernden Annäherungsversuche ihres (verheirateten) schwedischen Chefs erwehren. Aus dieser immer heikleren Situation erlöst sie schließlich ein Kuss, den sie völlig unvermittelt Markus, einem ebenfalls schwedischen, aber sonst in jeder Beziehung unbedeutenden Kollegen gibt. Denn dieser Kuss hat ungeahnte Folgen, durch die Nathalie und Markus allmählich in einer zarter Liebesgeschichte einander verbunden werden.
Die besondere Qualität dieses Romans liegt jedoch weniger in der Handlung als in der Art, wie sie erzählt wird, nämlich mit dem gleichen Feingefühl, das auch Nathalie und Markus auszeichnet. Der Autor folgt den Wegen und Irrungen der Gefühle seiner Hauptpersonen mit einer ungewöhnlichen Einfühlsamkeit (wie man den französischen Titel auch übersetzen könnte), entreißt aber seine Leserinnen und Leser immer wieder der Gefahr einlullender romantischer Gefühle durch zitatreife Lebensweisheiten und vor allem ebenso lakonische wie bewusst nichtssagende Einstreusel, die jede übergroße Gefühlswallung humorvoll, manchmal gar ironisch platzen lassen.
Nach der Katastrophe, die ihren mit ihr gleichgestimmten französischen Ehemann zu Tode brachte, beschäftigt sich Nathalies Gefühlsleben nur noch mit ihren schwedischen Kollegen, ihrem Chef und eben Markus. Diese sind aber nicht umsonst Schweden, denn mit ihrer typischen, kompliziert unterkühlten bis depressiven Psyche geben sie dem Roman einen heilsamen Kontrapunkt. (Wenn man Delia Kübeck glauben kann, deren Fettnäpfchenführer Schweden ich unmittelbar vor Nathalies Kuss gelesen habe, sind David Foenkinos' schwedische Charaktere und seine eingestreuten Zwischenbemerkungen über die Schweden als solche durchaus realistisch. Mehr als einmal unterlag ich - wohl fälschlich - dem Gefühl, dass Foenkinos diesen Schwedenknigge auch gelesen hatte.)
Fazit: Meine Bilanz fällt gemischt aus. Nach anfänglicher Skepsis ( Ach du liebe Güte, wie feeeiiinfühlig!) ließ ich mich dann doch von dem Buch einfangen, wobei mir die kontrapunktischen Elemente (Einstreusel und Schweden) viel halfen. Am meisten wird derjenige oder diejenige von dem Roman profitieren, der oder die die Spannung zwischen dessen widerstreitenden Elementen reflektierend oder in sich hineinlächelnd aushält oder gar toll findet. Ganz nebenbei kann auch die Jagd auf die vielen im Buch versteckten, gekonnt verfremdeten Zitate Vergnügen bereiten.
[hrh 21.01.12]
Fournier, Jean-Louis
Der französische Schriftsteller, Humorist und Regisseur Jean-Louis Fournier (geb. 1938 in Arras) wurde auch in Deutschland bekannt durch sein Buch Où on va, papa? (Wo fahren wir hin, Papa?). Zeitweise arbeitete er mit seinem Freund Pierre Desproges zusammen.
Mehr Info zum Autor bietet Wikipédia unter Jean-Louis Fournier.
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Jean-Louis Fournier, Le pense-bêtes de Saint François d'Assise
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Spaßbuch, gelesen auf Französisch. Deutscher Titel: Meines Wissens gibt es (noch) keine deutsche Übersetzung dieses Buches. Wörtlich übersetzt: Der Merkzettel des Heiligen Franz von Assisi.
Die bedingungslose Verehrung des Heiligen Franz von Assisi, des Freundes der Tiere (ami des bêtes), gehe einfach zu weit, meint Fournier und zeigt, wie menschlich, allzu menschlich der Heilige sich in nach ihrem humoristischen Potenzial ausgewählten Lebenslagen verhalten haben könnte natürlich immer mit Rückendeckung von ganz oben.
Egal, ob der Heilige uns zeigt, wie man einen Tiger vor Mottenbefall schützt, einen brennenden Kauz löscht, Kinder von einem Löwe hüten lässt, einen Papst vervielfältigt oder eigenhändig die Eier einer Glucke ausbrütet, Fournier hat immer die Lacher auf seiner Seite.
Fazit: Mit scheinheiligem Humor und Stil vorgetragene religiöse Lockerungsübung. Kurz und bündig, in für die U-Bahn geeignetem Format. Die Texte sind zwar kurz, aber sprachlich anspruchsvoll, dennoch als Lektüre für fortgeschrittene Französischschüler denkbar.
Diskussion: Kontakt.
[hrh 04.03.15]
Jean-Louis Fournier, Trop
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Ernstes Spaßbuch, gelesen auf Französisch. Deutscher Titel: Meines Wissens gibt es (noch) keine deutsche Übersetzung dieses Buches. Wörtlich übersetzt: Zuviel.
Anhand kurzer Episoden zieht der Autor mit spitzer Feder über unsere Überflussgesellschaft her, in der es von allem zuviel gibt. Er zeigt, wie die Menschen durch den Überfluss auch in eigentlich einfachen Situationen zur Handlungsunfähigkeit erstarren, weil sie sich zwischen den vielfachen Angeboten nicht entscheiden können.
Jedes kleine Kapitel führt etwas anderes vor, von dem es zuviel gibt. Das fängt mit Alltagsgegenständen an und macht auch vor den heiligen Kühen unserer Kultur nicht halt. Selbst Bücher fallen unter das Urteil Trop ! (Zuviel!).
Fazit: Mit grimmigem Humor vorgetragene Gesellschaftsatire. Kurz und bündig, in für die U-Bahn geeignetem Format. Wegen der Kürze der Texte als Lektüre für fortgeschrittene Französischschüler denkbar.
Diskussion: Kontakt.
[hrh 02.03.15]
Jean-Louis Fournier, Umgebracht hat er keinen
(gebundene Ausgabe: Er hat nie jemanden umgebracht: mein Papa)
Erlebnisbericht, gelesen auf Französisch. Französischer Originaltitel: Il a jamais tué personne, mon papa.
Jean-Louis Fourniers Vater war Arzt, Kettenraucher und Alkoholiker, außerdem ein redseliger, aber nicht immer geschickter Witzbold. Aber die Leute mochten ihn, weil er ihr Arzt war, oft kein Geld verlangte und leicht mit einem alkoholischen Getränk abzuspeisen war. Die Frau des Doktors versuchte der Familie (mit zuletzt vier Kindern) ein möglichst normales Leben zu ermöglichen und die Trunksucht ihres Mannes zu verbergen, soweit es nur ging. Nach vielen Höhen und vor allem Tiefen seines Lebens starb der Mann mit 43 Jahren.
Der kleine Jean-Louis war ein ausgezeichneter Beobachter und behielt seine Erinnerungen bis ins Erwachsenenalter im Gedächtnis. Als erwachsener Schriftsteller nimmt er für dieses Buch wieder seine Kindersprache an und erzählt das ganze Drama der Familie mit dem ständig saufenden Vater, wie er es als Kind erlebt hat. Die ständige Angst vor der Schande, der ständige Geldmangel, die ständigen alkoholisierten Extravaganzen des Vaters bis hin zu Morddrohungen und vorgetäuschten Selbstmordversuchen.
Für die Kinder und die Ehefrau gab es viele Enttäuschungen im Laufe der Zeit, aber nicht alles war rabenschwarz. Es gab auch gute und schöne Tage. Der Sohn bezeichnet seinen Vater daher nie als Trinker oder gar Säufer, sondern als einen Mann, der, wenn er oft spät in der Nacht und auf wackligen Beinen nachhause kam, sehr oft sehr müde war (très fatigué). Dann hatte der Vater schon mal sein Fahrrad irgendwo liegen lassen oder sein Auto in einem Rübenfeld aufgegeben. Die Ehefrau und die Kinder lauschten ängstlich darauf, ob und wie der Vater den Schlüssel in das Haustürschloss bekam, denn wenn er zu müde war, hatte er üble Laune, und dann konnte viel Unangenehmes passieren. Man musste dann auf der Hut sein.
Das Buch endet, als der Vater stirbt und Jean-Louis 15 Jahre alt ist, ohne Häme, aber auch ohne Tränen. Es ist der Mutter gewidmet.
Zum Buch gehört ein Foto des Vaters, der lesend mit einem Kind (vermutlich Jean-Louis) auf der Couch liegt, ein Idyll aus frühen Zeiten. Außerdem ist da ein Wunschzettel von Jean-Louis an den Lieben Gott oder den Weihnachtsmann (Père Noël), der zeigt, wie sich der Junge um die Gesundheit des Vaters sorgt. Seinen Wunsch nach einem Revolver darf man nicht missverstehen. Er wollte keinen echten Revolver, um jemanden etwa den Vater umzubringen. Es handelte sich nur um einen typischen Bubenwunsch zum Spielen, den er übrigens wie so vieles andere nicht erfüllt bekam.
Fazit: Familien mit einem Alkoholiker haben immer wieder ähnliche Schicksale, eben wie in diesem Buch geschildert. Das Besondere ist hier, dass Fournier sich selbst als Kind mit den Augen und der Sprache eines Kindes berichten lässt, wie er das Ganze erlebt hat. Wegen der Kürze der Texte in Originalfassung als Lektüre für fortgeschrittene Französischschüler denkbar, doch die über weite Strecken des Buches verwendete kindliche Umgangssprache sollte zwar verstanden, aber nicht in der Schule angewandt werden. Unbedingt lesenswert!
Diskussion: Kontakt.
[hrh 02.03.15]
Goscinny, René
René Goscinny (1926 - 1977) ist in Deutschland heutzutage hauptsächlich duch seine Comics rund um die den antiken Römern widerstehenden Gallier Asterix und Obelix berühmt, zu denen er die Texte und Albert Uderzo (geb. 1927) die Bilder lieferte. Aber vorher schufen die Beiden schon die Geschichten um den jungen Indianerhäuptling Umpah-Pah, die den kaiserlich französischen Kolonialismus in Amerika auf die Schippe nahmen. Und außerdem schrieb Goscinny die Erzählungen um den kleinen Nick, für die er in dem international von Blättern wie Paris Match, L'Express, Pilote, Punch, New York Times und New Yorker her bekannten Zeichner Jean-Jacques Sempé (geb. 1932) einen kongenialen Illustrator fand. Die Zusammenarbeit wurde leider 1977 durch Goscinnys Tod beendet.
Mehr über den Autor: deutsche Wikipedia unter René Goscinny.
Mehr über den Illustrator: deutsche Wikipedia unter Jean-Jacques Sempé.
Eine Werkübersicht bringt amazon.de/at für René Goscinny und Jean-Jacques Sempé.
René Goscinny (Text) und Jean-Jacques Sempé (Illustrationen), Der kleine Nick
Erzählungen, gelesen auf Französisch. Originaltitel: Le petit Nicolas (gleichbedeutend mit dem deutschen Titel).
René Goscinny erzählt hier einfühlsam und humorvoll Erlebnisse und Ereignisse aus dem Leben eines kleinen französischen Jungen auf dem Lande, wobei jeder Band ein anderes Thema in den Mittelpunkt stellt und alles aus der Sicht des Jungen vorgetragen wird.
Dementsprechend werden diese Erzählungen im Allgemeinen für Leserinnen und Leser im Alter von 8 - 12 Jahren empfohlen, doch lesen sie auch viele Erwachsene immer wieder gern, zu denen ich mich auch selber rechne.
Daneben sind die Geschichten um den kleinen Nick in ihrer französischen Originalfassung schon lange zu einem beliebten Lesestoff für den Französischunterricht geworden.
Die Abenteuer des kleinen Nick spielen in einer - gar nicht so lange zurückliegenden - Zeit, in der Kinder noch Kinder waren und sein durften, Pisa nur als eine touristisch interessante Stadt in Italien bekannt war und noch kein ehemaliger Schüler in den Klassenräumen seiner Schule ein Blutbad angerichtet hatte. Ein Teil des Charmes der Geschichten kommt sicher auch daher.
Fazit: Unbedingt lesenswert, auch mehrmals und mit Vorliebe natürlich auf Französisch. Zwar sind die deutschen Übersetzungen ebenfalls gut zu lesen, aber Humor ist immer schwierig zu übertragen, so dass die (nicht zu schwer lesbare) Originalfassung einige Glanzlichter bietet, die im Deutschen etwas getrübt ankommen, ohne dass man das den Übersetzern anlasten könnte.
Übrigens: Es gibt eine Art modernes weibliches Gegenstück zum kleinen Nick, nämlich Janine Boissard, Allez, France !
[hrh 05.12.11]
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Titel der einzelnen Bände |
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deutsch: D01 - D01 - D01 - D01 - D01 - D01 (gebunden) - D01 (gebunden) - D01 (gebunden) - D01 (gebunden) - D01 (Kunststoffeinband) - D01 (Kunststoffeinband) - D01 (Pappbilderbuch) - D02 - D02 (gebunden) - D02 (gebunden) - D02 (gebunden) - D02 (gebunden) - D02 (gebunden) - D03 - D03 - D03 (gebunden) - D03 (gebunden) - D03 (gebunden) - D04 - D04 - D04 (gebunden) - D04 (gebunden) - D04 (gebunden) - D05 - D05 - D05 - D05 - D05 (gebunden) - D06 (gebunden) - D06 (gebunden) - D07 - D07 (Hörbuch-Download) - D08 - D08 - D08 (Hörbuch) - D08 (Hörbuch-Download) - D09 - D10 - D11 - D11 (Hörbuch) - D12 - D13 (Hörbuch) - D13 (Hörbuch-Download) - D14 (Hörbuch) - D14 (Hörbuch-Download) - D15 (Hörbuch) - D16 (enthält D05, D02, D17 und D18) - D16 (Hörbuch, enthält D05, D02, D17 und D18) - D19 - D19 (Hörbuch-Download) - D20 - D20 (Hörbuch-Download) - D21 - D22 (Hörbuch) - D23 (Hörbuch) - D23 (Hörbuch-Download) - D24 (Hörbuch) - D24 (Hörbuch-Download). Den vollen Titel der einzelnen Bände finden Sie rechts unter Deutschsprachige Ausgaben. englisch: E01 - E02 (gebunden) - E02 (gebunden) - E03 - E03 - E03 - E03 - E03 (gebunden) - E03 (gebunden) - E04 - E04 - E04 - E04 (gebunden) - E04 (gebunden) - E05 - E05 (gebunden) - E06 - E06 - E07 - E07 - E07 (gebunden) - E07 (gebunden) - E08. Den vollen Titel der einzelnen Bände finden Sie rechts unter Englischsprachige Ausgaben. französisch: F01 - F01 - F01 (Hörbuch) - F01 (Hörbuch) - F02 - F03 - F04 - F04 - F05 - F05 - F07 - F08 - F08 - F09 - F10/1 - F10/2 - F10/3 - F10/4 - F10/4 (Bildergeschichte) - F10/5 - F11/1 - F11/2 - F11/3 - F12 - F13 - F14 - F15 - F16 - F17. Den vollen Titel der einzelnen Bände finden Sie rechts unter Französischsprachige Ausgaben. italienisch: IT01 - IT08 (gebunden) - IT10. Den vollen Titel der einzelnen Bände finden Sie rechts unter Italienischsprachige Ausgaben. spanisch: SP01 - SP01 - SP01 - SP02 - SP02 - SP02 - SP02 (gebunden) - SP03 - SP03 - SP03 - SP03 (gebunden) - SP04 - SP04 - SP04 (gebunden) - SP04 (gebunden) - SP05 - SP06 - SP06 - SP07 - SP08 - SP08 - SP10 - SP12 - SP12 (gebunden). Den vollen Titel der einzelnen Bände finden Sie rechts unter Spanischsprachige Ausgaben. |
DEUTSCHSPRACHIGE AUSGABEN Laut dt. Wikipedia unter Der kleine Nick wurden die Erzählungen in den folgenden deutschsprachigen Bänden veröffentlicht. Näheres zur zeitlichen Abfolge siehe im dortigen Artikel. Ins Deutsche übersetzte Originalbände:
D01 = Der kleine Nick Deutsche Sammelbände:
D09 = Der kleine Nick auf dem Pausenhof Bei Wikipedia nicht genannt werden folgende Bände:
D13 = Der kleine Nick ist der Beste ENGLISCHSPRACHIGE AUSGABEN Laut engl. Wikipedia unter Le petit Nicolas wurden die Erzählungen in den folgenden englischsprachigen Bänden veröffentlicht. Näheres Angaben zur zeitlichen Abfolge fehlen leider im dortigen Artikel. Ins Englische übersetzte Originalbände:
E01 = Young Nicolas = Nicholas Bei Wikipedia nicht genannt werden die folgenden Bände:
E06 = Nicholas at large FRANZÖSISCHSPRACHIGE AUSGABEN Laut frz. Wikipédia unter Le Petit Nicolas wurden die Erzählungen in den folgenden französischsprachigen Bänden veröffentlicht. Näheres zur zeitlichen Abfolge siehe im dortigen Artikel. Französische Originalbände:
F01 = Le Petit Nicolas Französische Sammelbände:
F06 = Le petit Nicolas + Les récrés du petit Nicolas + Les vacances du petit Nicolas
+ Le petit Nicolas et les copains + Le petit Nicolas a des ennuis Französische Neuauflage in 5 Bänden:
F10/1 = Les Bêtises du Petit Nicolas Französische Neuauflage in 3 Bänden:
F11/1 = Le Petit Nicolas s'amuse Bei Wikipédia nicht genannt werden folgende Bände:
F12 = La vie est comme ça ITALIENISCHSPRACHIGE AUSGABEN Laut it. Wikipédia unter Le Petit Nicolas wurden die Erzählungen in den folgenden italienischsprachigen Bänden veröffentlicht. Nähere Angaben siehe im dortigen Artikel. Ins Italienische übersetzte Originalbände:
IT01 = Il piccolo Nicolas Italienische Sammelbände:
IT06 = Le ricreazioni di Nicolino SPANISCHSPRACHIGE AUSGABEN Laut span. Wikipedia unter El pequeño Nicolás wurden die Erzählungen in den folgenden spanischsprachigen Bänden veröffentlicht. Näheres Angaben zu den Entsprechnugen mit den Bänden der französischen Ausgaben fehlen leider im dortigen Artikel. Ins Spanische übersetzte Originalbände:
SP01 = El pequeño Nicolás Andere spanische Bände:
SP06 = La vuelta al cole |
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deutsch: D01 - D01 (gebunden) - D01 (gebunden) - D02 - D02 (gebunden) - D02 (gebunden) - D03 - D03 (gebunden) - D03 (gebunden) - D04 - D04 (gebunden) - D04 (gebunden) - D05 - D05 - D05 - D06 (gebunden) - D07 - D07 (Hörbuch) - D08 - D08 - D09 - D10 - D11 - D14 (Hörbuch) - D16 (Hörbuch, enthält D05, D02, D17 und D18) - D08 (Hörbuch) - D11 (Hörbuch) - D12 - D13 (Hörbuch) - D15 (Hörbuch) - D16 (enthält D05, D02, D17 und D18) - D19 - D20 (Hörbuch) - D22 (Hörbuch) - D23 (Hörbuch) - D24 (Hörbuch). Den vollen Titel der einzelnen Bände finden Sie rechts unter Deutschsprachige Ausgaben. englisch: E01 - E01 - E01 - E01 - E02 (gebunden) - E02 (gebunden) - E03 - E03 - E03 - E03 - E03 (gebunden) - E03 (gebunden) - E04 - E04 - E04 - E04 (gebunden) - E04 (gebunden) - E05 - E05 (gebunden) - E06 - E06 - E07 - E07 - E07 (gebunden) - E07 (gebunden) - E08. Den vollen Titel der einzelnen Bände finden Sie rechts unter Englischsprachige Ausgaben. französisch: F01 - F01 - F01 (Hörbuch) - F01 (Hörbuch) - F02 - F03 - F04 - F04 - F05 - F05 - F07 - F08 - F08 - F09 - F10/1 - F10/2 - F10/3 - F10/4 - F10/4 (Bildergeschichte) - F10/5 - F11/1 - F11/2 - F11/3 - F12 - F13 - F14 - F15 - F16 - F17. Den vollen Titel der einzelnen Bände finden Sie rechts unter Französischsprachige Ausgaben. italienisch: IT01 - IT08 (gebunden) - IT10. Den vollen Titel der einzelnen Bände finden Sie rechts unter Italienischsprachige Ausgaben. spanisch: SP01 - SP01 - SP01 - SP02 - SP02 - SP02 - SP02 (gebunden) - SP03 - SP03 - SP03 - SP03 (gebunden) - SP04 - SP04 - SP04 (gebunden) - SP04 (gebunden) - SP05 - SP06 - SP06 - SP07 - SP08 - SP08 - SP10 - SP12 - SP12 (gebunden). Den vollen Titel der einzelnen Bände finden Sie rechts unter Spanischsprachige Ausgaben. |
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Der kleine Nick (Film nach René Goscinny)
Nach den erfolgreichen Erzählungen um den kleinen Nick wurden auch verschiedene Filme gedreht. Diese sind schön und unterhaltsam wie die Bücher, müssen aber natürlich einige Episoden an das andere Medium anpassen und vor allem kürzen. Filme können nicht das Lesen der Bücher ersetzen, aber dem Französischlernenden können sie beim Trainieren seines Hörverständnisses helfen, und sie haben eben auch ihren ganz eigenen Charme.
Zum Autor siehe oben.
Kundera, Milan
Geboren 1929 in Brno (Brünn), doch seit 1975 im französischen Exil lebend und schreibend, gehört Milan Kundera zu den immer zahlreicheren Schriftstellern, deren Lebenswerk sprachlich zweigeteilt ist: Bis etwa Mitte der 80er Jahre schreibt er in seiner tschechischen Muttersprache, doch dann gewinnt die Sprache seines Gastlandes Frankreich die Oberhand. Aus der slawischen Welt kommend, taucht Kundera in die romanische ein.
Mehr über den Autor: deutsche Wikipedia unter Milan Kundera.
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Milan Kundera, Die Unwissenheit
Roman, gelesen auf Deutsch. Originaltitel: L'ignorance (gleichbedeutend mit dem deutschen Titel).
Zum Autor siehe oben.
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Die Tschechin Irena war nach der Niederschlagung des Prager Frühlings 1968 nach Paris emigriert, hatte sich mit ihrem Schicksal abgefunden und im Exil ein neues Leben aufgebaut. Doch zwanzig Jahre später steht sie vor der Frage, ob sie wieder in ihre von der kommunistischen Herrschaft befreite Heimatstadt Prag zurückkehren soll. Irena fühlt sich zwar in ihrem Exilland nur als bedauernswerte Asylantin anerkannt, die durch die positive politische Entwicklung im Heimatland ihre moralische Berechtigung zum weiteren Aufenthalt in Frankreich verliert. Aber eigentlich fühlt sie sich jetzt in Frankreich zuhause, und Böhmen ist ihr fremd geworden. Was tun? Da nimmt ihr ausgerechnet ihr skandinavischer Lebensgefährte die Entscheidung ab, indem er sich ein berufliches Standbein in Prag aufbaut...
Also zurück nach Prag, zu den dort zurückgebliebenen Verwandten und Bekannten, zur Muttersprache und zu all den alten Erinnerungen! Das Unglück nimmt seinen Lauf...
Unverkennbar arbeitet hier Kundera eigene Lebenserfahrungen auf, die er mit vielen Exilanten des gescheiterten Prager Frühlings teilt. Er greift als Autor immer wieder reflektierend in die Romangeschichte ein, so dass diese in ein enges Netz argumentierender Texte eingebettet ist. Mein Gesamteindruck: Wer an der Diskussion der Befindlichkeiten von Menschen interessiert ist, die zwischen zwei Ländern und Sprachen hin- und hergerissen sind, dem wird diese Doppelgleisigkeit des Buches gefallen. Wer sich dagegen gern vom Anfang bis zum Ende eines Romans in eine fremde Welt verführen lässt, den kann es stören, dass er durch das ständige Räsonnieren des Autors immer wieder aus seinen Träumen gerissen wird.
Zum Titel:
Zu Beginn des Romans bringt Kundera eine längere literarisch-linguistische Einleitung, welche die Unwissenheit in enge Beziehung zu Sehnsucht, Nostalgie und Heimweh setzt und so die Beziehung zum Romangeschehen herstellt.
[hrh August 2005]
Kristof, Agota
Agota Kristof (ungarisch Kristóf Ágota) lebte von 1934 bis 2011). In Ungarn geboren, nach der Verhaftung ihres Vaters durch die Kommunisten mit Ehemann und Kleinkind in die Schweiz geflüchtet, verbrachte den größeren Teil ihres Lebens im französischsprachigen Exil der Westschweiz. Sobald sie nach ihrer Exilierung Französisch gelernt hatte, fing sie an, in dieser für sie fremden Sprache zu schreiben, und blieb dabei erfolgreich bis zu ihrem Tod.
Mehr über den Autor: deutsche Wikipedia unter Ágota Kristóf (oder Agota Kristof), französische Wikipedia unter Agota Kristof sowie ungarische Wikipedia unter Kristóf Ágota.
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Agota Kristof, Die Analphabetin
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Autobiografische Erzählung, gelesen auf Deutsch. Französischer Originaltitel: L'analphabète (gleichbedeutend mit dem deutschen Titel).
In diesem schmalen Werk erzählt die Autorin ihre Lebensgeschichte von ihrer Kindheit in Ungarn über die dramatische Flucht nach dem Westen bis zum Beginn ihrer schriftstellerischen Tätigkeit in der Sprache ihres Exils.
In unverschnörkelten Sätzen betrachtet Agota Kristof zwar auch die äußeren Geschehnisse, aber ihr eigentliches Interesse liegt auf etwas Anderem, nämlich dem besonderen Problem der Leseratte und angehenden Schriftstellerin, deren muttersprachliche Fähigkeiten nach der Flucht aus der feindseligen Heimat auf einmal nichts mehr wert sind. Im Land ihres Exils kann sie zunächst weder lesen noch schreiben und fühlt sich durch diesen ihren Analphabetismus zweiten Grades in eine Art kuturelle Wüste verdammt, der sie nur durch schnelle Erlernung der Sprache dieses Landes entkommen kann. Das hat sie dann auch mit großen Erfolg getan und ist so zu einem wichtigen Vertreter der französischsprachigen Literatur geworden.
Name der Autorin: Wie viele andere Emigranten vor ihr und nach ihr, hat Agota Kristof ihren Namen nach der Flucht aus Ungarn an die Sprache und die typografischen Gepflogenheiten ihres Gastlandes angepasst. Die französische Sprache und die gängigen französischen Schreibmaschinen- und Computertastaturen kennen weder eine á-Taste noch eine ó-Taste, und eine Taste mit einem frei auf einem beliebigen Selbstlaut (Vokal) zu platzierenden Akzent gibt es auch nicht.
Fazit: Diese etwas andere Darstellung des Flüchtlingselends sollte man gelesen haben. Bei dem geringen Umfang des Buches ist das auch schnell geschehen.
Makin, Andreï
Geboren 1957 in Sibirien, durch seine französische Großmutter von klein auf mit französischer Sprache und Kultur vertraut; lebt seit 1987 in Frankreich.
Andreï Makin, Die Liebe am Fluss Amur
Roman, gelesen auf Deutsch. Originaltitel: Au temps du fleuve Amour.
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Diese Geschichte einer Kindheit und Jugend spielt in einer Welt, die mehr als das halbe Jahr unter meterhohem Schnee und klirrendem Polarfrost in mühsam und immer neu gegrabenen weißen Fußgängertunnels versinkt, im späten Frühling mit gewaltigen Eisgängen die Leinen losmacht und dann im kurzen Sommer unter kontinentaler Hitze brütet. Und über allem schwingt der riesige Pendel der Weltgeschichte, der diese Gegend mal nach Asien, mal nach Europa treibt, aber vor Ort vor allem Stacheldraht und Arbeitslager hervorbringt.
Vor dieser grandiosen bis deprimierenden Kulisse wachsen drei Freunde heran, von denen jeder auf seine Weise sich mit diesen extremen Lebensbedingungen auseinander setzt und letztlich aus ihnen herauswächst: der Ich-Erzähler (der sicher auch Autobiografisches vom Buchautor einfließen lässt) als Literat, der vom Eisgang Verkrüppelte als Journalist und der knapp einer Vergewaltigung Entronnene als kubanischer Freiheitskämpfer. Dabei spielen für jeden von ihnen die Themen Liebe, Westen und Pendel der Geschichte die überragenden Rollen und sind eng miteinander verknüpft.
Für den westlichen Leser beantwortet der Roman einige interessante Fragen zum Teil in höchst überraschender Weise:
- Wie war Liebe unter arktischen und realsozialistischen Bedingungen möglich und welche Formen nimmt sie an?
- Wie erlebte die sibirische Normalbevölkerung den Pendel der Geschichte und den allgegenwärtigen Gulag?
- Sahen sich die damaligen Sibiriaken als Europäer oder als Asiaten?
- Welche Vorstellung hatte die sibirische Bevölkerung vom Westen und wodurch wurde sie verbreitet?
- Welchen Einfluss hatte der kulturelle Kontakt mit dem Westen auf das Gefühls- und Liebesleben der Sibiriaken (oder zumindest mancher Sibiriaken)?
Hier sei nur angedeutet, dass nach Auskunft des Ich-Erzählers französische Filme mit Jean-Paul Belmondo in der Hauptrolle lange vor dem Fall des Eisernen Vorhangs bereits eine große kulturelle und affektive Bresche in den realsozialistischen Alltag geschlagen haben, deren Bedeutung für die mentale Vorbereitung der sowjetischen Bevölkerung auf ein Leben nach dem Tod der UdSSR vielleicht neu zu überdenken wäre. Ob das zur Rehabilitierung der linken westlichen, vor allem französischen Intellektuellen reicht, die jahrzehntelange gewisse unschöne Ereignisse und Entwicklungen in der damaligen UdSSR einfach nicht wahrhaben wollten, ist eine andere Frage. Tatsache dürfte jedoch sein, dass diese französischen Filmimporte ohne die in gewisser Weise privilegierten Beziehungen der französischen Intellektuellen zur UdSSR kaum möglich gewesen wären.
Sprachliche Anmerkungen
Der deutsche Titel ist ein gelungener Versuch, ein schwer wiederzugebendes Wortspiel des französischen Originaltitels herüber zu bringen. Wörtlich müsste man den Titel mit Zur Zeit des Flusses Amur oder Damals am Fluss Amur übersetzen. Im Französischen wird der Name dieses Flusses jedoch (bis auf den Großbuchstaben) genau so wie das Wort amour (Liebe) geschrieben. Es schwingt also eine Bedeutung mit wie Damals am/im Fluss der Liebe, die dann weiter interpretiert werden kann.
Was die damaligen Sibiriaken zweifellos NICHT wussten, ist die Tatsache, dass der korsisch-italienische Name des Schauspielers Belmondo schöne Welt bedeutet und damit genau das ausdrückt, was er für sie verkörperte. (Ob die Sibiriaken und andere russische Bürger den Westen jetzt immer noch als schöne Welt sehen, müsste man sie heute mal neu fragen.)
Némirovsky, Irène
Irène Némirovsky wurde 1903 in Kiew geboren, musste aber wegen der Oktoberrevolution mit ihrer großbürgerlichen Familie ins Exil nach Frankreich gehen. Von 1926 an veröffentlicht sie mehrere Bücher, die sie schnell berühmt machen, doch wird ihre literarische Karriere 1942 jäh gestoppt, da sie von der französischen Gendarmerie verhaftet und interniert wird. Es folgt ihre Verschleppung nach Auschwitz, wo sie wie unzählige andere Juden umgebracht wird.
Irène Némirovsky, Die Hunde und die Wölfe
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Roman, gelesen auf Französisch. Originaltitel: Les chiens et les loups (gleichbedeutend mit dem deutschen Titel).
Dieser Roman über die Macht des Schicksals und der familiären Abstammung trägt viele autobiografische Züge der Autorin. Er beginnt in der Ukraine, mit der armen, aber nicht unglücklichen Kindheit des jüdischen Mädchens Ada, die durch den Tod ihrer Mutter, den Einzug ihrer verwitweten Tante mit ihren beiden Kindern und schließlich durch ein Pogrom brutal beendet wird. Die Ukraine gehörte damals zum russischen Kaiserreich, und fast jedes größere Ereignis egal welcher Art führte zu Anschuldigungen gegen die ansässigen Juden und eine mörderische Hetzjagd auf sie. An dieser Stelle des Romans ist die Versuchung groß, dem Buchtitel eine Rollenverteilung zu entnehmen, die den Rest des Buches bestimmen sollte. Falsch!
Das Pogrom trifft nicht alle jüdischen Bewohner der Stadt gleichermaßen. Da gibt es zum Beispiel die großbürgerliche, steinreiche Familie des kleinen Harry, ferne Verwandte von Adas Vater, bei denen Ada auf der Flucht vor dem aufgebrachten Mob kurzzeitigen und eher unwilligen Schutz findet - und sich unsterblich in Harry verliebt.
Nach dem Pogrom beschließen Adas Eltern, dass die Mutter sicherheitshalber mit den drei Kindern und ohne ihren Mann nach Frankreich auswandert. Harry widmet sich in Paris vor allem der Malerei und scheint Harry vergessen zu haben. Schließlich heiratet sie Ben, den Sohn ihrer Stiefmutter, ohne diesen zu lieben. Aber dann sieht sie Harry wieder, und schon nehmen Glück und Unglück ihren Lauf. Die Rollen von Wölfen und Hunden werden völlig neu verteilt, und Bens Rache wird furchtbar sein...
Fazit: Der Roman glänzt durch ausgezeichnete Dialoge mit viel psychologischem Tiefgang und durch eine höchst modern wirkende Verknüpfung einer soziologischen Studie mit einer locker und spannend erzählten Romanhandlung. Das Erstaunlichste aber ist die Tatsache, dass die Autorin noch 1940 (im Weltkrieg und zwei Jahre vor Verhaftung und Ermordung im KZ) die Kraft hatte, eine so gelungene und unverkrampfte Innenansicht jüdischen Lebens in Europa zu schreiben. Lesen!
[hrh 16.07.09]
Oulipo
Oulipo" ist die Abkürzung von Ouvroir de la littérature potentielle" (Werkraum für potentielle Literatur) und bezeichnet eine lockere Vereinigung experimentierfreudiger Schriftsteller, die 1960 ins Leben gerufen wurde. Natürlich sind dabei die französischsprachigen Autoren in der Mehrzahl, aber auch anderssprachige sind/waren korrespondierende Mitglieder oder haben/hatten zumindest nennenswerte Kontakte mit Oulipo, z.B. Italo Calvino, Oskar Pastior.
Sammlung literarischer Experimente und auch theoretischer Texte zu diesen Experimenten, (immer wieder) gelesen auf Französisch. Originaltitel: Oulipo (zur Bedeutung siehe oben), Untertitel: la littérature potentielle (Potentielle Literatur). Die mir vorliegende Fassung des Buches stammt von 1973.
Man kann, muss aber nicht dieses Buch von vorn nach hinten durchlesen. Ich habe es einmal mit viel Vergnügen gemacht und komme seitdem immer wieder selektiv darauf zurück, um schmunzelnd eines seiner vielen Kabinettstückchen noch einmal zu lesen. Es ist unvorstellbar, mit wieviel verschiedenen literarischen Verfahren" die vertretenen Autoren experimentiert haben, mal auf der Grundlage der real existierenden französischen Sprache, mal mit allen möglichen Versuchen der Sprachverformung. Das Buch ist übersichtlich nach Theorie und Praxis sowie nach Experimentarten geordnet. (Selbst aus experimentellen Büchern ist der französische Drang nach clarté" (Klarheit) nicht wegzudenken.)
In der Liste der Autoren enthält naturgemäß einige Namen, die dem deutschsprachigen Publikum eher unbekannt sind; aber auch international bekannte Persönlichkeiten sind darunter, z.B. Georges Perec und Raymond Queneau.
Georges Perec steuert, neben einigen anderen Texten, auch eine Erklärung der Absichten bei, die er beim Schreiben seines berühmten Romans La disparition verfolgt hat. Falls Sie den Roman nicht kennen: Es geht darin oberflächlich um das Verschwinden eines Mannes, aber was vor allem verschwunden ist, ist der Vokal e" (sowohl im Original als auch in der Übersetzung!). Natürlich enthält der drei Seiten lange Perec'sche Erläuterungstext in Oulipo (außer dem Titel Un roman lipogrammatique") ebenfalls kein e"...
Von Georges Perec stammt auch das unglaubliche, fast sechs Seiten lange Palindrom mit dem (zunächst) rätselhaften Titel 9691". Dies übertrifft an Länge alles, was Hansgeorg Stengel in AnnasusannA an vorwärts und rückwärts zu lesenden Texten gefunden hat.
Nur zur Appetitanregung sei gesagt, dass das Buch auch schöne Beispiele für folgende Schreibweisen enthält:
Sprachliche Anmerkungen
Die Autoren des Oulipo haben den unschätzbaren Vorteil, auf Französisch zu schreiben. Aufgrund seiner Rechtschreibung, seiner Wortstrukturen und seiner Aussprache, die viele geschriebene Buchstaben einfach ignoriert, eignet sich diese Sprache besser als das Deutsche für viele der vorgestellten Experimente. Andererseits hat das Deutsche eine flexiblere Syntax, was ganz andere Experimente erleichtern kann.
Die schwierigste Übung, die man sich vorstellen kann, besteht darin, einen solchen experimentellen Text vom Französischen in eine andere Sprache zu übersetzen. Aber genau das wurde in kongenialer Weise für La disparition von Georges Perec geschafft, auf Deutsch von Eugen Helmlé unter dem Titel Anton Voyls Fortgang, auf Italienisch unter La scomparsa von Piero Falchetta, auf Spanisch von Marisol Arbués Castán, Mercè Burrel Argüís, Marc Parayre, Hermes Salceda Rodríguez und Regina Rodríguez Vega unter El secuestro. Man beachte, dass für die spanische Übersetzung fünf (!) Übersetzer notwendig waren!
[Ergänzt von hrh im April 2015]
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Potocki, Jan
Geboren 1761 bei Winnitza in Podolien (damals Russisches Kaiserreich, heute Ukraine), als polnischer Adliger von Jugend auf mit französischer Kultur und Sprache vertraut, in ganz Europa und in Nordafrika zuhause, von den Ideen der französischen Aufklärung überzeugt, zeitlebens wissenschaftlich mit der Geschichte der Slawen befasst, starb Potocki nach quälender Krankheit 1815 duch Selbstmord bei Berditschew in Podolien.
Jan Potocki, Die Abenteuer in der Sierra Morena oder Die Handschriften von Saragossa
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Roman, gelesen auf Deutsch. Originaltitel: Manuscrit trouvé à Saragosse (Eine Handschrift, gefunden in Saragossa).
Die banalste Erklärung für die Entstehung dieses Romans, der irgendwo zwischen 1001 Nacht und den Philosophen der französischen Aufklärung beheimatet ist, stammt lt. Nachwort vielleicht sogar vom Autor: Er habe Vorlesestoff für seine lange Zeit kranke Frau gebraucht. Aber gerecht wird diese Aussage dem Roman nicht. Auch enthält der Roman viel zuviel enzyklopädische und sicher nicht im Handumdrehen zu beschaffende intellektuelle Fracht, um nur mal so fürs Krankenlager erfunden worden zu sein.
Plausibler ist da schon der Hinweis darauf, dass Potocki mit seinem Werk auf Chateaubriands Versuch reagierte, mit dem Geist des Christentums (Génie du christianisme) das Rad der Geschichte von der französischen Aufklärung zum katholischen Mittelalter zurück zu drehen. In der Tat ist in all den Geschichten dieses Romans ein ständiges Bestreben zu verspüren, die Glaubensinhalte des Katholizismus genau so zu relativieren wie die Intrigen und das Ehrengehabe der adligen Gesellschaft mit ihren oft tödlichen Folgen.
Die oft mehr als fantastischen, aber die gesellschaftlichen Realitäten nicht aus den Augen verlierenden Geschichten spielen nicht umsonst in einem quasi gesetzlosen Raum, nämlich bei mythischen, ins Bergland geflohenen Nachkommen der in Spanien verbliebenen Araber. Dadurch ergibt sich ein Blick von außen auf die spanische Gesellschaft, der dem Autor immer wieder die Möglichkeit zur Relativierung gibt, mal ernsthaft, mal humorig, mal sarkastisch, mal burlesk. Fantasy vor ihrer Erfindung...
Aber auch die Kritik des Autors wird relativiert, denn alles, was man über die wirkliche spanische Gesellschaft erfährt, wird von Personen des Romans erzählt. Oder von Personen, die die Erzählung anderer Personen erzählen. Oder von Personen, die eine Geschichte erzählen, in der eine oder mehrere Personen ihrerseits Geschichten erzählen, in denen Leute erzählen, dass jemand von einem Mann erzählt hat, der von einer Erzählung her weiß... usw. Das raffinierte und augenzwinkernde Spiel mit mehreren ineinander verquickten Erzählebenen und häufigen Unterbrechungen auf allen Ebenen wird so weit getrieben, dass (auf S. 29 des zweiten Bandes) eine der Romanfiguren - ein Mathematiker - anfängt, sich Notizen über die Erzählstruktur zu machen, um den Überblick zu behalten: Der Herr Iñigo Suárez könnte in Amerika jemandem begegnet sein, der ihm die Geschichte eines anderen erzählt, der seinerseits wiederum eine Geschichte zu erzählen hat. Um mich zurechtzufinden, habe ich mir ein Schema ausgedacht, wie man es bei rekurrenten Folgen anwendet [...]. Bald darauf (auf S. 86/87 des zweiten Bandes) wird es einer der Hauptpersonen des Romans sogar richtig gehend zuviel: Ich hatte wohl vorhergesehen, daß die Geschichten des Zigeuners immer neue nach sich ziehen würden. Frasqueta Salero hat ihre Geschichte dem Busqueros erzählt, Busqueros dem López Suárez und dieser dem Zigeuner. Ich hoffe, daß dieser uns berichten wird, was aus der schönen Inés geworden ist. Aber wenn er abermals eine Geschichte einschiebt, werde ich mit ihm Streit bekommen [...].
Dass da für unseren heutigen Geschmack einige Längen und Wiederholungen auftreten, ist im Hinblick auf die Entstehungszeit des Werkes hinzunehmen und gibt dem Ganzen oft gerade dieses 1001-Nacht-Flair, das auch seinen Charme hat.
Die Entstehungs- und Überlieferungsgeschichte des Romans wäre übrigens ein eigenes Buch wert, wie das Nachwort erzählt. Die vorliegende Ausgabe ist ein Kompromiss zwischen dem unvollständig überkommenen französischen Original und einer ebenso unvollständigen und oft abweichenden polnischen Übersetzung. Im Anhang gibt es mehrere wichtige Varianten als Zugabe.
Sprachliche Hinweise
Der platte deutsche Haupttitel ordnet das Buch leider als bloßen Abenteuerroman ein. Das dahinter steckende verlegerische Kalkül übt Verrat an dem Roman, denn der Autor wollte mehr. Der nachgeschobene Untertitel nähert sich dem französischen Original, unterschlägt aber doch einiges von der Absicht des Autors. Der französische Titel besagt nämlich, dass es sich um eine Handschrift handle, die in Saragossa gefunden worden sei. Anscheinend lag dem Autor aus wer weiß welchen Gründen viel daran, den Abstand zwischen sich und seinem Werk sehr groß zu gestalten.
Semprun, Jorge
Jorge Semprun (eigentlicher spanischer Name: Jorge Semprún y Maura) ist 1923 geboren. Er schreibt vor allem auf Französisch, und die Hauptthemen seiner meist autobiografischen oder zumindest autobiografisch gefärbten Bücher kommen aus seinen Erfahrungen als Widerstandskämpfer gegen Franco und gegen Hitler, als Lagerinsasse im KZ Buchenwald und als Kämpfer gegen das Vergessen. Aber auch die Studentenrevolten von Mai 1968 haben ihren Niederschlag in Sempruns Werk gefunden (in Algarabía oder Die neuen Geheimnisse von Paris).
Mehr über den Autor: deutsche Wikipedia unter Jorge Semprun.
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Jorge Semprun, Schreiben oder Leben
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Roman, gelesen auf Französisch. Originaltitel: L’écriture ou la vie.
Bei Jorge Semprun hat sein Zwangsaufenthalt im KZ Buchenwald tiefe Spuren hinterlassen. Und dieses Buch handelt davon, auf vielfache Weise.
Bei der Lektüre dieses Buches ist mir wieder einmal aufgefallen, dass mehr oder wenige alle Häftlinge, die das Lager überlebt hatten, nur mit allergrößter Mühe ein normales Leben zu führen imstande waren, nach all dem, was sie dort erlebt hatten. Man weiß das von allem, was Semprun geschrieben hat, aber ich habe ständig das Beispiel eines Rabbiners vor Augen, den ich in den 1960er Jahren in Heidelberg kannte, und das eines meiner Onkel, der in Buchenwald eingesessen hatte, weil er gegen Hitler Propaganda gemacht hatte. Beide litten an unerklärlichen Panikanfällen, die jederzeit auftreten konnten, und je länger sie lebten, desto mehr litten sie. Und dann war da die Schwierigkeit, darüber zu sprechen ... zu Leuten, die nicht verstehen konnten ... und nicht verstehen wollten ...
Jorge Semprun spricht darüber (beim Schreiben), und das rettet ihm das Leben ... soweit das möglich ist.
Andere Bücher von Autoren, die das KZ überlebt haben:
Jorge Semprun, Der zweite Tod des Ramon Mercader
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Roman, gelesen auf Französisch. Originaltitel: La deuxième mort de Ramon Mercader
Jorge Semprun hat nicht nur eine einzige Vergangenheit zu verdauen. Neben seinem Aufenthalt in Buchenwald gibt es auch noch seine langen Jahre als kommunistischer Aktivist, mit denen er mit der Zeit immer schwieriger umgehen kann.
In diesem Buch, das man ebenso gut bei den Politthrillern einordnen könnte, obwohl es diese bei weitem überragt, lässt uns Jorge Semprun eine erstrangige politische und kriminelle Intrige miterleben, vor allem in Amsterdam, mit vielen Rückblenden in die Zeit des spanischen Bürgerkriegs, zwischen den zwei Weltkriegen, und mit dem immer wiederkehrenden Gegengewicht der Betrachtung des berühmten Gemäldes Ansicht von Delft von Vermeer. Und den Hintergrund bildet eine sarkastische Abrechnung mit dem Aktivismus der kommunistischen Art.
Die von Semprun angewandten stilistischen Mittel sind außerordentlich und auf angenehme Weise verwirrend. Man erlebt nicht nur packende innere Monologe, sondern oft kommt es zur Verschränkung zweier dieser Monologe, was dazu führt, dass das Seelenleben zweier Personen ineinander übergeht und zugleich im Wechselspiel bleibt ...
Fazit: Meiner Meinung nach ist dies der literarisch ausgereifteste Roman Jorge Sempruns und unbedingt lesenswert!
Querverweis: Eine ähnliche Technik des unerwarteten Perspektivenwechsels findet man bei Jaume Cabré, Die Stimmen des Flusses.
Jorge Semprun, Algarabía oder Die neuen Geheimnisse von Paris
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Roman, gelesen auf Französisch. Originaltitel: Algarabie.
Die 1968er Studentenrevolte ist völlig aus dem Ruder gelaufen, hat zunächst ganz Frankreich ins Chaos gestürzt, und die Auseinandersetzung mit dem Staat hat mehr und mehr gewaltsame Formen angenommen. Die französische Regierung samt Polizei und Militär muss erst einmal klein beigeben, erobert schließlich aber fast das gesamte Staatsgebiet zurück - bis auf einige Viertel im Zentrum von Paris, wo sich die Aufständischen hartnäckig halten. Was Asterix-Leser vielleicht an ein bestimmtes Dorf in der Bretagne erinnert, nimmt hier so gewalttätige und teils perverse Formen an, dass Semprun wohl eher die blutige Geschichte der Pariser Kommune von 1871 im Auge hatte, als er diesen Roman schrieb. Auf jeden Fall ist dies die Ausgangslage, in der die Romanhandlung beginnt.
Semprun stellt sich vor, wie sich das alltägliche Leben einer völlig eingekesselten, im Grunde hoffnungslosen, aber politisch völlig übermotivierten Gemeinschaft entwickelt, bis sie letztendlich innerlich und äußerlich zusammenbricht. Zugleich ist es der letzte Tag im Leben eines spanischen Immegranten... Das ist gewiss nicht immer lustig zu lesen, wird aber so gekonnt dargestellt, dass sich der literarische Genuss dennoch einstellt.
Titel: Das spanische Wort algarabía, das für die französische Ausgabe des Romans zu algarabie französisiert und erst durch diesen Romantitel in Frankreich bekannt wurde, bedeutet ein großes und unbegreifliches Durcheinander. Damit ist die Lage in dem eingekesselten Pariser Stadtteil ziemlich genau beschrieben. Die deutschen Verleger haben es vorgezogen, einen ihrer Meinung nach wohl verkaufsfördernden Untertitel dazuzuschreiben...
Fazit: Ein spannendes und gewagtes Leseexperiment, das mancher heute vielleicht als übertrieben empfinden wird. Vor allem wer Mai 1968 selbst miterlebt hat, wird aber zugeben müssen, dass Sempruns politische und soziale Extrapolationen nicht einfach an den Haaren herbeigezogen sind. Was hätte damals nicht alles passieren können!
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Tengour, Habib
Habib Tengour wurde 1947 in Mostaganem (Algerien) geboren, lebt aber als Schriftsteller in Paris. Sein preisgeköntes Wirken dreht sich immer wieder um Fragen der kulturellen Identität seines Herkunftslandes.
Habib Tengour, Der Fisch des Moses
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Roman, gelesen auf Deutsch in der Übersetzung von Regina Keil-Sagawe. Französischer Originaltitel: Le Poisson de Moïse (Der Fisch des Moses).
Drei Freunde aus Algerien, die für die Befreiung Afghanistans von der russischen Invasion in den Krieg gezogen waren, treffen sich nach Jahren wieder, und zwar in einem Trainingslager in Pakistan, wo sie sich auf den nächsten Befreiungskampf in Afghanistan vorbereiten. Jeder der drei geht mit seiner eigenen Lebensphilosophie an die Sache ran, doch nur der nachdenkliche Mourad wird von Zweifeln geplagt, ob das weitere Kriegführen überhaupt sinnvoll sei.
Mourad sucht immer wieder nach einer Möglichkeit, ins zivile Leben nach Algerien zurückzukehren, obwohl er weiß, dass auch dort der Bürgerkrieg tobt. Doch die Guerrilla hat ihn fest im Griff. Als ihm der Ausstieg schließlich dennoch zu gelingen scheint, stellt sich das Ganze als eine Falle heraus, die kein Entrinnen mehr zulässt.
Für den europäischen Leser bietet das Buch tiefe Einblicke in die Diskussionen in der Gesellschaft, unter Freunden und in der Familie, mit denen sich ein muslimischer Jugendlicher maghrebinischer Herkunft heute auseinandersetzen muss. Zugleich zeigt es die Ausweglosigkeit, die viele dieser Menschen immer tiefer in Guerillakrieg und Terrorismus verstrickt und letztlich umbringt.
Ein Buch, das bequeme Klischees zerstört.
van Cauwelaert, Didier
Didier van Cauwelaert ist 1960 in Nizza geboren. Er ist in Frankreich seit vielen Jahren als vielseitiger Drehbuch- und Romanautor sowie als Theater- und Fernsehregisseur bekannt.
Näheres zum Autor: dt. Wikipedia unter Didier van Cauwelaert
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Didier van Cauwelaert, Unknown identity
Roman, gelesen auf Französisch. Originaltitel: Hors de moi (Außer[halb von] mir) oder Sans identité (Ohne Identität). Warum man als deutschen Titel unbedingt einen englischen nehmen musste, bleibt ein Geheimnis des Verlegers. Die englischen Buchausgaben heißen entweder Unknown oder Unknown Identity oder Out of my head. Letzteres ist eine Annäherung an den hier erstgenannten französischen Titel. Die polnische Ausgabe ist betitelt mit Tożsamość (Identität), während die italienische und die spanische Ausgabe sich meist nach dem zweiten französischen Titel richten (Ohne Identität). Es gibt auch eine spanische Ausgabe mit dem Titel La doble vida de Martín Harris (Das doppelte Leben des Martin Harris).
Das Taxi, in dem der weltweit bekannte Botaniker Martin Harris sitzt, wird von einem Lastwagen gerammt und schleudert in den Fluss. Die Taxifahrerin kann sich und ihn zwar vor dem Ertrinken retten, aber er versinkt in ein tiefes Koma. Als er wider Erwarten doch wieder aufwacht, hat er zwar keine offensichtlichen Schäden davongetragen, aber als er nachhause kommt, erkennt ihn seine Frau nicht mehr, und er wird von deren Liebhaber unsanft aus der Wohnung befördert. Es beginnt ein immer aussichtsloserer Kampf um die Anerkennung seiner Identität. Niemand erinnert sich an ihn, und alle Papiere, die seine Identität beweisen könnten, sind wie vom Erdboden verschluckt oder geben sogar belastende Auskünfte. Und der Liebhaber seiner Frau weiß auch die letzten Details von Martins wissenschaftlichen Arbeiten. Ein Psychologe versucht mit eigenwilligen Methoden, Martin Harris in eine Wirklichkeit zurückzuführen, die vielleicht nicht die seine ist. Aber wirklich zu ihm hält nur die Taxifahrerin, die ein schlechtes Gewissen wegen des Verkehrsunfalls hat.
Nach hochfliegenden und packenden Diskussionen über die menschliche Identität, das Gefühls- und Sexualleben der Pflanzen (eine Spezialität des Botanikers Harris), menschliche Psyche und Hypnose kommt es dann zum brutalen Showdown. Der Aufprall ist für Harris ebenso heftig wie für den Leser, aber wie sollte die plötzliche Konfrontation mit einer Agententhrillerrealität anders ausfallen?
Fazit: Spannende Unterhaltung mit intellektuellem Tiefgang. Mir hat's gefallen!
[hrh 08.01.12]
Didier van Cauwelaert, Das Findelkind
Roman, gelesen auf Französisch. Originaltitel: Un aller simple (Eine Fahrkarte ohne Rückfahrt). Mit diesem Roman gewann der Autor 1994 den Prix Goncourt.
Aziz lebt in einer Roma-Familie am Stadtrand von Marseille und gilt bei seiner Familie und seinen Freunden als Spezialist für Autoradiodiebstähle. Er hat einen marokkanischen Pass, der genau so falsch ist wie sein Name, denn in Wirklichkeit ist er ein illegal adoptiertes Findelkind unbekannter Herkunft.
Dummerweise will die französische Regierung ausgerechnet an ihm ein Exempel für ihre neue Politik der Ausweisung zwecks Integration im Heimatland statuieren. Eine Razzia bringt ihn in die Händer der Justiz, die ihn zusammen mit einem Sozialarbeiter in ein Flugzeug nach Marokko steckt, wo sie sich in einem beiden unbekannten Land wiederfinden. Aziz muss nun den an der Trennung von seiner Liebsten laborierenden Sozialarbeiter nach Anweisung der französischen Regierung zu seinem Heimatort führen, von dem er erstens keine Ahnung hat und der zweitens wahrscheinlich gar nicht in Marokko ist.
Zum Glück (für ihn selbst) ist Aziz ein guter Geschichtenerzähler, und es gelingt ihm, den lebenskrisengeschüttelten Sozialarbeiter (und eine unterwegs aufgelesene, ebenso lebenskrisengeschüttelte Fremdenführerin) mit auf eine Reise zu einem nicht wirklich lokalisierbaren, mythischen Ort zu nehmen, zu dem sie nur nach einer langen, strapaziösen Reise durch das Atlas-Gebirge gelangen können. Oder auch nicht...
Fazit: Was hier den Anschein einer abenteuerlichen Initiationsgeschichte erweckt, erinnert nicht zufällig an die Politik der Sarkozy-Regierung, die mit sinnlosen Hauruck-Aktionen zur Rückführung illegaler Einwanderer in ihr Heimatland Wählerstimmen am rechten Rand des Wahlvolkes zu gewinnen versuchte. Aber das Buch ist kein politisches Traktat, sondern ein Roman, und das mit Recht. Und ich finde ihn lesenswert.
[hrh 08.01.12]
Vargas, Fred
Fred Vargas ist das Pseudonym der 1957 geborenen französischen Historikerin, Mittelalterarchäologin und Archäozoologin Frédérique Audoin-Rouzeau. Seit 1986 schreibt sie in ihrer Freizeit Kriminalromane und gilt heute in Frankreich als die Königin des Krimis (la reine du polard).
Näheres zur Autorin: dt. Wikipedia unter Fred Vargas
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Fred Vargas, Fliehe weit und schnell
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Kriminalroman, gelesen auf Deutsch. Französischer Originaltitel: Pars vite et reviens tard (Geh schnell weg und komm erst spät wieder).
Der bretonische Schiffskapitän Joss Leguern hatte seinen Reeder schon mehrmals gewarnt, dass sein altes Schiff nicht mehr seetauglich sei, aber er musste immer wieder damit auf See. Der dadurch unvermeidliche Schiffbruch kostete mehreren Menschen das Leben und Joss seine Karriere, denn ihm wurde die ganze Schuld zugeschoben und er ging vor Wut auf den Schiffseigner los. Er wurde verurteilt, und keiner der bretonischen Reeder wollte ihm mehr ein Schiff anvertrauen. So strandete er - wie so viele arme Bretonen im Laufe der Jahrhunderte - in Paris, wo er sich in der Not auf eine alte berufliche Tradition seiner Familie besann und den - inoffiziellen - öffentlichen Ausrufer machte.
Joss rief nunmehr auf einem Platz dreimal täglich Anzeigen aus, die ihm irgendwelche Leute mit einem kleinen Obolus in ein eigens dazu aufgehängtes Kästchen gesteckt hatten. Das ging erstaunlich gut, denn Joss erlaubte sich, allzu anstößige oder beleidigende Anzeigen auszusortieren und nicht vorzulesen. Seine wachsende Zuhörerschaft war immer wieder gebannt von seiner kräftigen Stimme; Obst, Gemüse und gebrauchte Gegenstände fanden ihre Abnehmer und Liebeserklärungen ihre Adressaten.
Doch dann treten immer häufiger etwas spezielle Anzeigen auf, die in mittelalterlichem Ton verfasst sind und irgendwie bedrohlich klingen. Einem Stammgast, der sich etwas im Mittelalter auskennt, wird die Sache mulmig, und er informiert die Polizei. Kommissar Adamsberg beginnt eine zunächst inoffizielle Untersuchung und befragt einige Spezialisten für das Mittelalter. Von nun an hört die Polizei immer beim Ausrufen mit. Und bald erhärtet sich der Verdacht, dass da jemand eine neue Pestepidemie ankündigt. Ist das der makabre Spaß eines Spinners?
Plötzlich tauchen seltsame Zeichen an den Türen verschiedener Wohngebäude auf. Immer mehr werden es. Und dann findet man den ersten Toten. Er trägt alle Anzeichen des schwarzen Todes, wie man die Pest im Mittelalter oft nannte. Und seine Wohnungstür trägt nicht das Pestzeichen. Der stärkste Verdacht fällt ausgerechnet auf die Kenner des Mittelalters, auf die der Kommissar zur Lösung des Rätsels angewiesen ist. Die Presse mischt sich ein, und die Panik nimmt ihren Lauf. Und weitere Tote werden folgen...
Erst damit beginnt die eigentliche Krimi-Handlung, die auf spannende Weise Mediävistik und Kriminalistik verknüpft und nach vielen überraschenden Wendungen zur Aufklärung des Falles führt. Aber wer wird die Zeche bezahlen? Mehr sollte man bei einem Krimi wohl nicht vorher verraten.
Übersetzung: Man spürt durch die deutsche Übersetzung hindurch die Alltagssprache der Franzosen, die in den Dialogen deftige Formen annehmen kann und ständig Anleihen beim Argot, der Pariser Gaunersprache, macht. Wer es sich zutraut, sollte den Roman in der Originalsprache lesen.
Titel: Wenn man den französischen und den deutschen Titel zusammen nimmt, bekommt man einen mittelalterlichen Spruch, der einem sagt, wie man einer ausbrechenden Pestepidemie am sichersten entgeht. Er besagt sinngemäß: Schnell abhauen, weit wegfahren und erst spät wieder zurückkommen.
Fazit: Die Königin des Krimis trägt ihren Titel zu Recht. Sie hat natürlich speziell in diesem Buch ein Heimspiel, denn sie kann aufgrund ihrer Berufserfahrung als Mittelalterspezialistin aus dem Vollen schöpfen. Man braucht aber weder Latein zu können noch sonstwie sich mit dem Mittelalter auszukennen, um diesen Krimi zu genießen.
[hrh 22.01.11]
Urlaub in der Provence oder an der Côte d'Azur? Toll! Aber wo wohnen? |
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Hans-Rudolf Hower 2002
Letzte Aktualisierung: 30.05.16