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Falsche Freunde

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Falsche Freundschaften gibt es nicht nur zwischen Menschen, sondern auch zwischen vielen Sprachen dieser Welt. Mal klingen die betreffenden Wörter und Ausdrücke nur mehr oder weniger gleich, mal werden sie sogar ganz ähnlich geschrieben. Aber eines haben sie alle gemeinsam: Sie haben nichts oder nur wenig gemeinsam. Sie bedeuten in den beiden zu vergleichenden Sprachen eben nicht das Gleiche. Auch zwischen den verschiedenen Varianten einer Sprache kann es falsche Freunde geben. Das erleichtert keinesfalls die Übersetzung von einer Sprache zur anderen. Oft meint man, den Sinn des fremden Wortes zu erahnen, ja, herleiten zu können - und schon liegt man daneben.

Freundschaften sind eine sehr persönliche Sache. Es gibt keine wissenschaftliche Festlegung, bis wohin Freundschaft geht und wo Feindschaft anfängt. Nicht umsonst gibt es den Spruch: Wer Freunde hat, braucht keine Feinde. Das ist auch auf sprachlichem Gebiet nicht anders. Dort kommt es auf die persönliche Anschauung oder auch Anhörung an. Und man kann noch nicht einmal sagen, dass eine fundierte linguistische Bildung das Problem löse. Ein Linguist kann auf falsche Freunde reinfallen, die ein Mensch mit weniger sprachlicher Vorbildung gar nicht bemerkt, weil er gleich im Wörterbuch nachschaut. Es bleibt also für jeden spannend!

Woher kommen die falschen Freundschaften der Wörter? Auch in dieser Frage ist die Lage ähnlich wie bei menschlichen Freundschaften: Bei manchen gibt es gute Gründe, und bei anderen spielen die eigenartigsten Zufälle und Neigungen eine Rolle. Hier einige Beispiele:

  • Zwei Wörter können sich trotz gemeinsamen Ursprungs inhaltlich auseinanderentwickelt haben, wie italienisch camino (Kamin) und spanisch camino (Weg).
  • Das eine Wort kann durch zeitversetztes Ausleihen von der anderen Sprache zustande gekommen sein und dann entweder stehengeblieben sein oder aber einen anderen Weg eingeschlagen haben. So hält das russische Substantiv бунт /bunt/ (Aufstand) immer noch die Erinnerung an die Buntschuhbewegung hoch, während das Wort im Deutschen nur noch als Adjektiv für „mehrfarbig“ in Gebrauch ist.
  • Oft hat die Lautentwicklung von Wörtern, die inhaltlich und sprachgeschichtlich überhaupt nichts miteinander zu tun haben, in zwei (oder mehr) Sprachen zufällig zum gleichen oder doch sehr ähnlichen Ergebnis geführt. Dies kann durch die Entwicklung der Rechtschreibung in den beiden Sprachen entweder verstärkt oder abgeschwächt worden sein. Beispiele: italienisch burro (Butter) und spanisch burro (Esel). Vergleiche auch das französische Substantiv basson (Fagott) und das samische Adjektiv basson (gebraten, gegrillt), bei denen die falsche Freundschaft nur in der Schrift besteht, weil das samische Wort /passon/ ausgesprochen wird – und dadurch aussprachemäßig in eine weitere falsche Freundschaft, nämlich mit der französischen Verbform passons (von passer) gerät...
  • Falsche Freundschaften gibt es nicht nur zwischen Wörtern zweier einzelner Sprachen. Manchmal sind im Laufe der Sprachgeschichte ganze Bündel falscher Freundschaften entstanden, sogar über die Grenzen von Sprachfamilien hinweg. Nehmen wir als Beispiel die Wörter boja / bója / boia / bóia / boya:

    Sprachfamilie

    Sprache

    Wort (Bedeutung)

    Finno-ugrisch

    Ungarisch

    bója S. (Boje)

    Romanisch

    Italienisch

    boia S.m. (Henker, Scharfrichter)

    Katalanisch

    boia S.f. (Boje, Bake, Tonne)

    Portugiesisch

    boia S.f. (Boje; Essen)

    Rumänisch

    boia S.f. (Farbe, Schminke)

    boia S.f. (roter Pfeffer)

    Spanisch

    boya S.f. (Boje, Schwimmer)

    boya V. von boyar (wieder flott werden; treiben, obenauf schwimmen)

    Slawisch

    Bulgarisch

    боя /boja/ S.f. (Farbe)

    Kroatisch

    boja S.f. (Farbe)

    Polnisch

    boja S.f. (Boje)

    Russisch

    боя /boja/ S.m.Gen.Sg. von бой (Gefecht, Kampf, Streit)

    Serbisch

    боја /boja/ S.f. (Farbe)

    Slowakisch

    bója S.f. (Boje)

    Slowenisch

    boja S.f. (Boje)

    Turksprachen

    Türkisch

    boya S. (Farbe)

    Falsche Freundschaften können nicht nur die Nennformen von Wörtern betreffen, d.h. die Formen, mit denen sie in Wörterbüchern genannt werden. Auch deklinierte und konjugierte Formen können zueinander in falscher Freundschaft stehen. Die Form eines bestimmten Falles eines Substantivs kann z.B. gleich sein mit der Form eines anderen Falles eines anderen Substantivs oder eines Adjektivs. Auch konjugierte Verbformen können falsche Freunde deklinierter Nomina sein. Außerdem können sich falsche Freundschaften mit beliebigen anderen Wortarten ergeben. Da sich noch dazu alle Sprachen nach ihren eigenen Gesetzen immer weiterentwickeln, ist die Suche nach falschen Freunden eine wahre Sisyphus-Arbeit.

    Mengengerüst: Wenn n die Anzahl der Sprachen ist, in denen ein möglicherweise von falschen Freunden umgebenes Wort vorkommt, dann ergibt sich für dieses Wort max, die größtmögliche Anzahl falscher Freundschaften, aus der Formel max = n x (n-1). Die daraus folgende Anzahl der Wortpaarungen in unserer Datenbank ist doppelt so groß, weil für jedes Wortpaar auch seine Umkehrung aufgenommen wird. Glücklicherweise gibt es unter den Wörtern auch wahre Freundschaften...

    Eine lange, internationale Liste solcher Übersetzungshemmer finden Sie übrigens in der deutschen Wikipedia unter Liste falscher Freunde.

    Sortierung: In den Sprachenmenüs stehen die Namen der einzelnen Sprachen in alphabetischer Reihenfolge gemäß deutscher Schreibweise. Innerhalb jeder Sprachpaarung stehen die einzelnen Wörter und Ausdrücke dagegen alphabetisch aufsteigend nach dem Alphabet der Ausgangssprache (Sprache in der linken Spalte), z.B. Georgisch, Griechisch, Hebräisch, Lateinisch oder auch Varianten davon.

    Nicht-lateinische Alphabete: Zu Wörtern, die in nicht-lateinischen Alphabeten geschrieben werden, machen wir bei Bedarf zwischen Schrägstrichen Angaben zur Aussprache, und zwar in einer am deutschen oder – wenn nötig – am tschechischen Alphabet orientierten Umschrift, z.B. /dam/, /kosch/ = /koš/. Unsere Lautumschrift orientiert sich dabei eher an der aktuellen Rechtschreibung, auch wenn die Aussprache sich inzwischen weiterentwickelt hat. Beispiel: Russisch спасибо /spasibo/ wird heute meist /spasiba/ ausgesprochen, aber wir geben hier weiterhin /spasibo/ an. Wenn – wie z. B. im Griechischen häufig der Fall – sich Schrift und Aussprache weit auseinanderentwickelt haben, stellen wir, sofern für das Verständnis hilfreich, eine buchstabengetreue Umschrift in eckigen Klammern der heutigen Aussprache gegenüber. Beispiel: σόμπα [sómpa] > /sóba/ S.f. (Ofen).

    Erläuterungen zu den im Folgenden gebrauchten Abkürzungen finden Sie im Abkürzungs- und Begriffsregister.

    Wenn Sie Fragen, Beschwerden, Verbesserungs- oder Erweiterungsvorschläge zu unseren Beispielen haben oder selbst weitere Beispiele beisteuern können, schreiben Sie mir bitte! Vielen Dank im Voraus!

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    Literatur

    AutorIn, Titel

    Anmerkungen

    Info / Kauf

    Henriette Walter, Honni soit qui mal y pense

    Mir ist keine bessere Darstellung der bitteren Liebesgeschichte der englischen und der französischen Sprache bekannt. Sie enthält auch eine lange Liste falscher Freunde zwischen den beiden Sprachen.

    Besprechung.. (auf Französisch)

    Hans-Rudolf Hower 2015

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    Danke!

    Für Anregungen zur Erweiterung dieser Seite danken wir Marzina (Radwandern in der Bretagne).

    doggy

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    Häufige Fragen - Webmaster

    Letzte Aktualisierung: 11.05.19